Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

Haftreibung, Gleitreibung und Rollreibung

Inhaltsverzeichnis
  1. Haftreibung
  2. Gleitreibung
  3. Rollreibung

Die Reibung spielt eine grundlegende Rolle in verschiedenen Bereichen unseres Lebens:

  • Beim Gehen: Reibung zwischen den Schuhen und dem Boden ermöglicht es uns, uns fortzubewegen, indem wir uns gegen die Oberfläche drücken und uns abstoßen.

  • Beim Bremsen eines Fahrzeugs: Reibung zwischen den Bremsbelägen und der Bremsrotoren erzeugt die erforderliche Kraft, um das Fahrzeug zum Stillstand zu bringen.

  • Beim Feuermachen: Reibung zwischen zwei Materialien, wie einem Feuerzeug und einer Streichholzschachtel, erzeugt Wärme, um das Streichholz zu entzünden.

  • Beim Spielen von Musikinstrumenten: Reibung zwischen den Saiten eines Instruments und den Fingern erzeugt den Klang.

Das sind nur einige Beispiele für Reibung. Die Reibung tritt fast überall in der Natur auf. Das Wissen über Reibung ermöglicht es dir, effizientere Systeme zu entwickeln, Verschleiß zu reduzieren und optimierte Bewegungen zu erreichen.

Im Folgenden schauen wir uns drei wichtige Typen der Reibung an: Die Haftreibung, Gleitreibung und die Rollreibung. Dabei wird in allen drei Fällen eine entscheidende Kraft eine Rolle spielen: die Normalkraft \( F_{\text N} \).

Normalkraft ist die Kraft, die von der Oberfläche, auf dem der Körper steht, auf den Körper ausgeübt wird. Auf diese Weise fällt der Körper nicht einfach durch die Oberfläche hindurch. Die Normalkraft wirkt senkrecht zur Oberfläche, auf dem der Körper steht. "Normal" ist im geometrischen Sinne gemeint und bedeutet orthogonal, also senkrecht.

Haftreibung

Schauen wir uns eine Kiste an, die auf einer schiefen Ebene steht und sich nicht bewegt (siehe Illustration 1). Warum rutscht sie nicht einfach nach unten? Dafür ist die Haftreibung (auch statische Reibung genannt) verantwortlich. Sie wirkt an der Kontaktfläche zwischen der Kiste und der schiefen Ebene und verhindert, dass die Kiste herunter gleitet. Die Haftreibung tritt immer dann auf, wenn zwei Oberflächen in Kontakt sind und versuchen, sich relativ zueinander zu bewegen, sich aber NICHT bewegen.

Die Haftreibung erzeugt eine Haftreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text s} \) (Index s steht für static friction), die stets ENTGEGEN der Bewegung wirkt. Da wir hier als Beispiel eine schiefe Ebene betrachten, wirkt eine bestimmte Kraft \( \boldsymbol{F} \), die die Kiste nach unten zu verschieben versucht. Die Kiste bewegt sich aber noch nicht, weil die Haftreibungskraft genauso groß ist, wie die Kraft \( \boldsymbol{F} \): \( \boldsymbol{F}_{\text s} = \boldsymbol{F} \). Wir können diese Kraft \( \boldsymbol{F} \) erhöhen, indem wir die Kiste anschieben. Je stärker wir drücken, desto größer wird die Kraft \( \boldsymbol{F} \). Auch die Haftreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text s} \) vergrößert sich um den gleichen Betrag und hebt die Kraft \( \boldsymbol{F} \) weg: \( \boldsymbol{F}_{\text s} = \boldsymbol{F} \). Das passiert bis zu einem Punkt, an dem die Kraft \( \boldsymbol{F} \) nicht mehr von der Haftreibungskraft kompensiert werden kann. Es gibt kein Kräftegleichgewicht mehr und die Kiste rutscht nach unten. In diesem Zustand ist \( \boldsymbol{F} \) größer als \( \boldsymbol{F}_{\text s} \).

Haftreibung an einer schiefen Ebene

Die maximal mögliche Haftreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text s} \), die gerade noch die Kraft \( \boldsymbol{F} \) ausgleichen kann, ist proportional zur Normalkraft \( \boldsymbol{F}_{\text N} \). Die Proportionalitätskonstante zwischen der Haftreibungskraft und der Normalkraft wird Haftreibungszahl \( \class{green}{\mu_{\text s}} \) (oder Haftreibungskoeffizient) genannt:

Diese dimensionslose Zahl \( \class{green}{\mu_{\text s}} \) gibt an, wie schwer es ist, einen Körper in Bewegung zu versetzen.

Die Haftreibungszahl hängt vom Material der Kiste und der Oberfläche ab, auf der sie steht. Die Haftreibungskraft variiert daher je nachdem, ob es sich um eine Holz- oder Metallkiste auf einer schiefen Ebene handelt. Die Beschaffenheit der schiefen Ebene, ob sie beispielsweise aus Holz oder Metall besteht, wirkt sich ebenfalls auf die Haftreibung aus. Die untenstehende Tabelle enthält einige Beispiele für verschiedene Materialien der Kiste (oder ein anderer Körper) und der Oberfläche auf der sie steht:

Tabelle : Haftreibungszahl für einige trockene Oberflächen.
Oberflächen Haftreibungszahl \( \class{green}{ \mu_{\text s}} \)
Stahl auf Stahl0.2
Holz auf Holz0.5
Stein auf Holz0.9
Stein auf Stein1.0
Beispiel: Haftreibungskraft berechnen

Eine Holzkiste mit einer Masse von 10 kg steht auf einer horizontalen Oberfläche aus Holz. Welche Kraft muss aufgewendet werden, um die Kiste in Bewegung zu versetzen?

Um die Haftreibungskraft \( F_{\text s} \) zu berechnen, multiplizieren wir die Haftreibungszahl \( \class{green}{ \mu_{\text s}} \) mit der Normalkraft \( F_{\text N} \). Die Haftreibungszahl entspricht hier 0.5, da sowohl die Kiste als auch der Boden auf dem sie steht, aus Holz bestehen. Die Normalkraft ist gleich der Gewichtskraft \( F_{\text g} = \class{brown}{m} \, g \) der Kiste, also der Masse \( \class{brown}{m} \) mal der Gravitationsbeschleunigung: \( g = 9.8 \, \mathrm{m}/\mathrm{s}^2 \).

Du musst also \( 49 \, \mathrm{N} \) auf die Kiste aufwenden, um sie in Bewegung zu versetzen.

Gleitreibung

Die Gleitreibung (auch dynamische Reibung genannt) tritt immer dann auf, wenn zwei Oberflächen aneinander vorbeigleiten. Wenn beispielsweise eine Kiste auf einer schiefen Ebene heruntergleitet (siehe Illustration 2), dann wirkt Gleitreibung an der Kontaktfläche zwischen der Kiste und der schiefen Ebene. Gleitreibung gibt es nicht, wenn die Kiste sich nicht bewegt.

Die Gleitreibung erzeugt eine Gleitreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text k} \) (Index k steht für kinetic friction), die stets ENTGEGEN der Bewegung wirkt. Experimentell kann festgestellt werden, dass die Gleitreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text k} \) proportional zur Normalkraft \( \boldsymbol{F}_{\text N} \) ist:

Das Verhältnis der Gleitreibungskraft zur Normalkraft wird Gleitreibungszahl \( \class{blue}{\mu_{\text k}} \) (oder Gleitreibungskoeffizient) genannt. Diese dimensionslose Zahl gibt an, wie schwer es ist, einen Körper auf einer bestimmten Oberfläche in Bewegung zu halten.

Gleitreibung an einer schiefen Ebene

Genauso wie bei der Haftreibungszahl, hängt auch die Gleitreibungszahl vom Material der Kiste und der Oberfläche ab, auf der sie steht. Die untenstehende Tabelle enthält einige Beispiele für verschiedene Materialien der Kiste (oder ein anderer Körper) und der Oberfläche auf der sie steht und die sich dadurch ergebende Gleitreibungszahl:

Tabelle : Gleitreibungszahl für einige trockene Oberflächen.
Oberflächen Gleitreibungszahl \( \class{blue}{\mu_{\text k}} \)
Stahl auf Stahl0.1
Holz auf Holz0.4
Stein auf Holz0.7
Stein auf Stein0.9
Beispiel: Gleitreibung berechnen

Eine 20 Kilogramm schwere Steinkiste gleitet über eine horizontale Oberfläche, die aus Holz besteht. Welche Gleitreibungskraft wirkt entgegen der Gleitbewegung?

Um die Gleitreibungskraft \( F_{\text k} \) zu berechnen, multiplizieren wir die Gleitreibungszahl \( \class{blue}{ \mu_{\text k}} \) mit der Normalkraft \( F_{\text N} \). Die Gleitreibungszahl entspricht hier 0.7, da die Kiste aus Stein und der Boden auf dem sie steht, aus Holz bestehen. Die Normalkraft ist gleich der Gewichtskraft \( F_{\text g} = \class{brown}{m} \, g \) der Kiste, also der Masse \( \class{brown}{m} \) mal der Gravitationsbeschleunigung: \( g = 9.8 \, \mathrm{m}/\mathrm{s}^2 \).

Während der Bewegung wirken \( 137.2 \, \mathrm{N} \) entgegen der Bewegungsrichtung.

Rollreibung

Die Rollreibung tritt auf, wenn ein Körper (zum Beispiel eine Kugel oder ein Rad) auf einer Oberfläche rollt. Wenn beispielsweise eine Kugel auf einer schiefen Ebene hinunterrollt (siehe Illustration 3), dann wirkt Rollreibung an der Kontaktfläche zwischen der Kugel und der schiefen Ebene. Rollreibung gibt es nicht, wenn die ein runder Körper nicht rollt.

Die Rollreibung erzeugt eine Rollreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text r} \) (Index r steht für rolling friction), die stets ENTGEGEN der Bewegung wirkt. Experimentell kann festgestellt werden, dass die Rollreibungskraft \( \boldsymbol{F}_{\text r} \) proportional zur Normalkraft \( \boldsymbol{F}_{\text N} \) ist:

Das Verhältnis der Rollreibungskraft zur Normalkraft wird Rollreibungszahl \( \class{red}{\mu_{\text r}} \) (oder Rollreibungskoeffizient) genannt. Diese dimensionslose Zahl gibt an, wie schwer es ist, einen runden Körper auf einer bestimmten Oberfläche zu rollen.

Rollreibung an einer schiefen Ebene

Die Rollreibungszahl hängt vom Material des runden Körpers und von der Oberfläche ab, auf dem dieser roll. Die untenstehende Tabelle enthält einige Beispiele für verschiedene Materialien des runden Körpers und der Oberfläche auf der dieser roll sowie die sich dadurch ergebende Rollreibungszahl:

Tabelle : Rollreibungszahl für einige Oberflächen.
Oberflächen Rollreibungszahl \(\mu_{\text r}\)
Autoreifen auf Asphalt0.011 bis 0.015
Eisenbahnrad auf Schiene0.001 bis 0.002
Autoreifen auf Beton0.01 bis 0.02
Autoreifen auf Sand0.2 bis 0.4
Beispiel: Rollreibung berechnen

Ein Reifen mit der Masse von 10 kg rollt über einer ebenen Asphalt-Straße. Welche Rollreibungskraft wirkt entgegen der Bewegung? (Rollreibungszahl ist 0.015).

Um die Rollreibungskraft \( F_{\text r} \) zu berechnen, multiplizieren wir die Rollreibungszahl \( \class{red}{ \mu_{\text r}} \) mit der Normalkraft \( F_{\text N} \). Die Normalkraft ist gleich der Gewichtskraft \( F_{\text g} = \class{brown}{m} \, g \).

Während der Rollbewegung wirken 1.47 N entgegen der Bewegungsrichtung. Wie du siehst: Die Rollreibungskraft ist im Vergleich zur Gleitreibung vernachlässigbar.