Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

September 2022: Ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

23. September 2022. Es regnete stark. Ich wartete eine Weile unter dem Dach am Kröpcke, um nicht komplett durchnässt zu werden. Während dieser Wartezeit kam mir eine Idee, wie man auf eine andere Art und Weise mit Frauen auf der Straße in Kontakt treten könnte: anstatt sie anzusprechen, könnte man eine Nachricht auf dem Handy verfassen und es der Frau zeigen. Sie könnte dann ihre Antwort ins Handy tippen. Diese Idee wollte ich direkt ausprobieren.

Nachdem der Regen nachgelassen hatte, begab ich mich zum Bahnhof und hielt Ausschau nach Frauen, die mir gefielen und die an einem Ort verweilten, der mir genug Zeit gab, eine individuelle Nachricht für sie zu schreiben. Im Bahnhof fiel mir eine junge, recht groß wirkende Frau im Body Shop auf, die dort als Verkäuferin arbeitete. Sie hatte glatte blonde Haare, trug ein schickes schwarzes Oberteil und eine helle Jeans. Ich stand vor dem Body Shop und beobachtete sie eine Weile, wie sie mit den Kunden interagierte. Wenn der Laden leer war, stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich. Ich fühlte mich fast schon wie ein Stalker, also griff ich zum Handy und verfasste eine Nachricht in einem Telegram-Chat: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Hey, ich bin Sascha! Ich habe dich hier beim Warten vor dem Body Shop entdeckt. Wollte dir sagen, dass du einfach bezaubernd aussiehst – ein bisschen wie Elsa aus dem Film 'Die Eiskönigin'. Ich würde dich gerne kennenlernen. Lass uns die Nummern tauschen! Schreib deine Antwort einfach hier unten.«

Nachdem ich die Nachricht fertig verfasst hatte, betraten zwei Kunden den Laden. Die leichte Aufregung, die ich verspürte, wurde mit jeder Sekunde intensiver, während ich wartete. Als die beiden Kunden den Laden verließen, steuerte ich direkt auf sie zu, während sie Beauty-Produkte auf einem Regal sortierte. Als ich vor ihr stand, bemerkte sie mich und lächelte freundlich. Aus dieser Nähe konnte ich ihre beeindruckende Größe wahrnehmen – sie war sicherlich zwanzig Zentimeter größer als ich. Zudem konnte ich einen angenehmen, süßen Vanilleduft wahrnehmen, der von ihr auszugehen schien.

Ich reichte ihr schweigend mein Handy, damit sie meine Nachricht lesen konnte. Während sie die Nachricht las, bildete sich langsam ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Dann begann sie mit ihren langen, rotlackierten Fingernägeln zu tippen. Die Art und Weise, wie ihre Finger schnell über das Handy flogen, ließ es wie eine Ewigkeit wirken, obwohl es wohl nur wenige Augenblicke waren.

Plötzlich betrat eine Kundin den Laden.

»Bitte warten Sie einen Moment«, unterbrach sie kurz das Tippen und schaute dabei die Kundin an.

Einige Sekunden später beendete sie ihre Nachricht und reichte mir mein Handy zurück: »Das freut mich wirklich sehr :) Ich hatte einen anstrengenden Tag und das hat ihn versüßt. Ich habe allerdings einen Freund und sogar einen Sohn, deshalb würde ich meine Nummer keinem Mann geben, tut mir Leid! Bleib so, wie du bist!«

Ich nickte, ohne etwas zu sagen, und erwiderte ihr freundliches Lächeln. Erfüllt von einem Gefühl des Glücks setzte ich meinen Weg nach Hause fort und war begeistert von der Methode, die anscheinend funktioniert hatte.

Zu Hause war es ruhig. Claudia war wahrscheinlich da, doch sie war immer so leise, dass ich nie sicher war, ob sie anwesend war. Hanna hatte ich vorher in ihrem Zimmer mit dem Akkuschrauber gehört – sie bastelte wohl wieder an ihrem Zimmer herum.

Ich ließ mich ins Bett fallen und installierte Bumble-App auf meinem Handy. Dann lud ich ein professionelles Foto von mir hoch, das Dascha von mir gemacht hatte, und begann mit dem Swipen. Ohne mir die Profile der Frauen anzusehen, wischte ich alle nach rechts – so nach dem Motto, es wird sicherlich eine Frau geben, die Interesse zeigt.

Einige Minuten später hatte ich bereits ein Match mit einer Katharina. Sie war fünf Jahre älter als ich, brünett, schlank und hatte schöne, volle Lippen. Ihr Profil war leer, aber immerhin stand dort, dass sie nicht auf der Suche nach einer Beziehung war.

Am Abend schrieb sie mich endlich an und wir begannen zu chatten. Es ging um belanglose Dinge – unsere beruflichen Tätigkeiten, unsere Wohnorte und unsere Hobbys.

Erst eine Woche später kamen wir auf das Thema Sex zu sprechen und begannen eine gemeinsame Sexgeschichte zu erfinden. Wir füllten die Geschichte abwechselnd mit unseren Fantasien aus.

Ich begann: »Es war ein Abend. Schick angezogen und mit einer Weinflasche in der Hand klingelte ich bei dir an der Tür. Als du mir die Tür öffnetest, sah ich eine hübsche Dame in einem schwarzen Kleid und einer schwarzen Strumpfhose. Deine Lippen trugen einen dunkelroten Lippenstift, der perfekt zu deinen dunkelbraunen Augen und Haaren passte...«

Dann setzte Katharina ihre Fantasie für den weiteren Verlauf der Geschichte fort: »Ich nahm dir die Weinflasche ab und stellte sie auf der Kommode ab. Du kamst mir näher, so nah, dass ich deinen Atem spüren konnte, und schautest mir tief in die Augen. Ohne ein Wort zu wechseln, spürte ich dein sexuelles Verlangen nach mir. Deine Lippen kamen noch näher an mich heran, und du küsstest meine Unterlippe, ohne sie wieder loszulassen. Du hieltest sie zwischen deinen Lippen fest, während meine Lippen deine Oberlippe umschlossen. Ich konnte fühlen, wie deine Hände langsam von beiden Seiten entlang meiner Rippen hinabglitten, bis zur Taille und dann zum Po. Deine Hände waren so groß, dass sie meinen gesamten Po umfassten. Deine massierenden Bewegungen am Po, kombiniert mit einem Kuss, der allmählich in einen subtilen Zungenkuss überging, erregten mich ungemein. Mein Höschen war bereits feucht...«

»Katharina, ich habe jetzt schon einen Steifen bekommen«, schrieb ich ihr als Antwort, »Kannst du mir ein heißes Foto von dir schicken? Ich muss mich erlösen.«

Kurze Zeit später erhielt ich ein Foto. Darauf war Katharina in einem schwarzen Rock zu sehen, seitlich liegend, mit angewinkelten Beinen und dem Po zum Spiegel. Der Rock war hochgerutscht, sodass man Katharinas rotes Höschen sehen konnte.

»Lass uns dann später weiterschreiben. Ich habe gerade etwas Dringendes zu erledigen«, schrieb ich mit einem Zwinkersmiley.

»Viel Spaß dabei. Ich hoffe, dass wir unsere Geschichte bald real werden lassen können.«

»Das werden wir«, erwiderte ich und wechselte zum Foto, um es mir gut einzuprägen. Anschließend legte ich das Handy neben mich aufs Bett.

Meine Hand glitt in die Unterhose und umklammerte meinen erigierten Penis. Mit langsamen Auf- und Abbewegungen begann ich zu masturbieren, während ich mit der anderen Hand meine Jeans aufknöpfte, den Reißverschluss öffnete und sowohl die Jeans als auch die Unterhose herunterzog. Ich stellte mir vor, wie ich im Neunzig-Grad-Winkel zu Katharinas Oberkörper liege. Ihre Füße sind auf meinen Beinen platziert. Mein nackter Intimbereich presste an ihr rotes Höschen. Ich stellte mir weiter vor, wie ich das Höschen zur Seite schob und meinen Penis langsam einführen ließ. Ich nahm mir Zeit und masturbierte langsam. Ich genoss die Fantasie und die starke Erregung. Das Bild von Katharina im Kopf war so real. Trotz der langsamen Bewegungen kam ich schneller und hatte einen länger andauernden Höhepunkt als wenn ich die Sache mit einem eisernen Griff mit Überlichtgeschwindigkeit erledigt hätte.

Dieser Tanz dauerte sechs Jahre an

25. September 2022. Sonntags waren Jule und ich immer in den Genuss eines besonderen Frühstücks gekommen. Ich ging stets Brötchen holen und wir frühstückten ausgelassen. Anschließend ließen wir uns auf dem Sofa nieder, genossen einen Kaffee mit aufgeschäumter Hafermilch und lasen entweder jeder für sich oder Jule las mir Neuigkeiten aus der Region Hannover oder interessante Fakten aus Wikipedia vor.

Jedoch an diesem Sonntag verlief das Frühstück etwas anders. Die Sonne schien, während wir in der Küche saßen und Jules neues Lieblingsessen, Spiegelei mit Baked Beans und Tomaten, genossen. Seit ihrer Rückkehr aus England neigte sie wieder vermehrt zu tierischen Produkten, besonders zu Eiern, wohl inspiriert vom leckeren englischen Frühstück.

»Sascha«, begann Jule, und schon allein die Art, wie sie meinen Namen aussprach, ließ mich aufhorchen. Normalerweise nannte sie mich so nicht, wenn wir alleine waren. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie etwas Bedeutendes zu sagen hatte. »Emotional empfinde ich nichts mehr für dich«, fuhr sie fort.

Der Satz traf mich so unerwartet, dass ich das Kauen stoppte und sie einfach nur anstarrte, ohne zu wissen, wie ich reagieren sollte.

Nach einer längeren Pause, in der sie mich direkt ansah – nicht abgewandt oder ins Leere schauend – sprach sie erneut: »Ich habe mich entschieden, unsere Beziehung zu beenden.«

»Oh, wow, das kam unerwartet«, konnte ich nur erwidern.

Einige Sekunden später fiel eine Träne von meinem Auge auf meinen Teller.

»Jule, ich dachte, wir wären beide Ökotanten. Wir versuchen immer, alles zu reparieren, bevor wir etwas Neues kaufen«, versuchte ich, die angespannte emotionale Situation mit einem scherzhaften Kommentar aufzulockern.

Jule, die mittlerweile ebenfalls Tränen in den Augen hatte, konnte trotzdem lachen.

»Uns re Be…ung ist w...l nicht m m mehr zu re re p a rieren«, versuchte sie mit verheulter Stimme, mir etwas zu sagen.

»Was hast du gesagt?«, fragte ich kichernd nach, da ich die schluchzende, stotternde Jule nicht richtig verstand. Sie putzte kurz ihre Nase und machte einen erneuten Versuch.

»Ich sagte, unsere Beziehung ist wohl nicht mehr zu reparieren.«

Ich wurde wieder ernst.

»Ja, wahrscheinlich hast du Recht.«

Es schien so unmöglich, einen Teil meiner Familie loszulassen.

»Jule, ich denke, dass ich einen großen Teil dazu beigetragen habe, dass unsere Beziehung nicht mehr zu reparieren ist«, gestand ich.

»Wie meinst du das?«, fragte Jule und wischte die Tränen weg.

»Ich habe dich in den letzten Jahren nicht aufrichtig geliebt.«

Ich senkte den Blick. Ein Moment der Stille folgte. Dann fuhr ich fort.

»Wenn ich dir in die Augen geschaut habe, habe ich nicht die Liebe gespürt, die ich gefühlt habe, als ich Mara ansah.«

»Ich habe keinen Drang verspürt, mit dir Zeit zu verbringen. Stattdessen arbeitete ich lieber an meiner Website.«

»Und wenn wir draußen in einem Café oder Restaurant saßen oder einfach in der Straßenbahn unterwegs waren, habe ich dir nie wirklich zugehört. Stattdessen habe ich lieber heißen Frauen in engen Leggings hinterhergeschaut.«

»Es war mir unangenehm, dich in letzter Zeit in der Öffentlichkeit zu umarmen oder Händchen zu halten. Es fühlte sich nicht ehrlich an.«

»Ich habe dich nicht einmal wirklich vermisst, als du in England warst.«

»Du hast es nicht verdient, so von mir behandelt zu werden, Jule.«

Mittlerweile konnte ich durch meine tränenüberströmten Augen kaum noch etwas sehen. Die Tränen tropften auf meine Hose, direkt in den Schritt.

»Jule, schau mal, ich habe mir in die Hose gemacht«, stand ich auf und zeigte auf den großen nassen Fleck auf meiner Hose.

Jule weinte und lachte gleichzeitig.

Ich setzte mich neben Jule auf den Boden und legte meinen Kopf in ihren Schoß, während sie mir durch die Haare strich. Wir sprachen bis in den Nachmittag hinein über unsere Beziehung, über das Gute und das Schlechte, über Dinge, die wir einander bisher nicht erzählt hatten. Es war ein schmerzhafter Abschied, als wir uns im Flur fest und lange umarmten.

»Tschüss, mein Schatz. Ich wünsche dir noch ein geiles Leben. Mit knallharten Champagnefeten …«, sang ich mit verheulter Stimme, eine Anspielung auf den Song von der Band Glasperlenspiel.

Jule lachte.

»Tschüss, Saschi.«

Wir umarmten uns ein letztes Mal, und ich verließ die Wohnung. Im Treppenhaus blickte ich noch einmal zurück und winkte Jule zu. Ein paar Stufen weiter tat ich es noch einmal. Jule winkte zurück. Dann verlor ich sie aus den Augen.

Ich wischte mir mit dem T-Shirt die Tränen aus dem Gesicht, atmete tief durch und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Die Sonne brach durch die Wolken, als ich auf den Haupteingang des Hauptbahnhofs zulief. Gleichzeitig rieselte leichter Regen herab, doch er war so sanft, dass es keinen Grund gab, vor ihm Schutz zu suchen. Ich setzte mich draußen in ein Café, beobachtete die Menschen, die aus dem Bahnhof strömten, und genoss einen Latte Macchiato mit Hafermilch.

Die Traurigkeit in mir ließ nach, und tief in mir hegte ich die Hoffnung, dass wir nach Jules Italienreise einen Neuanfang wagen könnten und uns ineinander verlieben würden. Doch ich wusste, dass es nicht so einfach sein würde, wie ich es in diesem Moment erhoffte. Der Tanz der Liebe mit Jule endete heute nach sechs Jahren.


Learnings aus meiner langjährigen Beziehung: Wenn ich mit Jule über meine Gefühle sprach, ließ ich manchmal gewisse Dinge weg, von denen ich befürchtete, dass diese Dinge sie verletzen könnten (wie das unangenehme Gefühl, wenn wir Händchen hielten) oder die ich für weniger bedeutsam hielt (wie mich von attraktiven Frauen ablenken zu lassen oder mir vorzustellen, mit anderen Frauen Sex zu haben). Wenn ich in Zukunft eine Beziehung beginne, werde ich gar keine Informationen verschweigen, sondern sie gemeinsam mit meiner Partnerin besprechen.

Erst jetzt, nachdem unsere Beziehung beendet ist, erkenne ich, dass Jule möglicherweise so distanziert war, weil ich sie nicht aufrichtig als die Frau fürs Leben geliebt habe. Stattdessen habe ich mich egoistisch verhalten, indem ich in einer Beziehung blieb, nur um nicht allein zu sein. Dieses mangelnde vollständige Engagement für die Person führte dazu, dass ich ihr insbesondere in letzter Zeit nicht richtig zugehört habe und nur zustimmende Laute von mir gab. Selbst während der Zugfahrten oder in unserer Familienzeit saß ich lieber am Laptop oder Handy, anstatt die Zeit mit Jule mit meiner vollen Aufmerksamkeit zu verbringen.