Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

März 2023 - April 2023: Abgabe der Physik-Masterarbeit und der Umstieg auf Macbook

März / April 2023. Nach all den Veränderungen, die ich im Laufe der Monate vorgenommen hatte, wirkte mein riesiges Zimmer nun sehr leer. In einer Ecke des Zimmers stand mein Arbeitstisch mit einem Stuhl, unten drunter mein PC, auf dem Tisch ein professionelles Mikrofon auf einem Mikrofonarm, ein Kaktus, Maus und Tastatur, sowie ein 27-Zoll-Bildschirm mit einer Bildschirmlampe, die am Rand des Bildschirms befestigt war. Am Fenster in der anderen Ecke lag auf dem Boden meine Matratze, auf der ich schlief, und daneben thronte eine riesige Monstera, deren Blätter über der Matratze hingen. Auch eine Bodenlampe fand hier Platz.

An der Wand stand meine Kleiderstange mit zwei Körben - einer für Socken und Unterwäsche, der andere für Schmutzwäsche. Auf dem Regal darunter lagen meine Hosen, Bettwäsche und ein Stoffbeutel mit meinem Mantel und anderen Kleidungsstücken, die ich gerade nicht trug. Neben der Kleiderstange befand sich mein Werkzeugkoffer, den ich schon bald verkaufte.

Angesichts der wenigen Dinge im Raum im Verhältnis zur Größe des Zimmers kam mir der Gedanke, in ein kleineres Zimmer umzuziehen…

Tag der Abgabe

7. April 2023. Es war ein sonniger Apriltag am Vormittag. Ich schlenderte zur Druckerei am Steintor, meinen USB-Stick in der Hand, auf dem sich mein letzter Schlüssel zur endgültigen Freiheit befand: Die fertige Masterarbeit. Als ich den Laden betrat, begrüßte mich ein Mann hinter dem Tresen.

»Du siehst aus wie ein Student. Möchtest du eine Doktorarbeit drucken?«

»Erstmal die Masterarbeit«, antwortete ich grinsend und übergab ihm meinen USB-Stick. »Zwei Exemplare hätte ich gern«, führte ich fort und zeigte mit dem Finger auf die PDF-Datei auf dem zu mir gedrehten Bildschirm.

»Das wären dann 80 Euro«, erwiderte er und gab etwas auf der Tastatur ein.

Ich legte ihm zwei fünfzig Euro Scheine auf den Tresen, die ich vorhin abgehoben hatte, denn ich wusste nicht, ob der Laden Kartenzahlung akzeptierte.

»Vielen Dank. In zwei Stunden kannst du die Exemplare abholen.«

»Alles klar. Dankeschön. Bis später!«, antwortete ich und ging zu Fuß in die Conti Mensa, die achthundert Meter entfernt war.

In der Mensa erstreckte sich mal wieder eine riesige Menschenschlange. Alle wollten Schnitzel mit Pommes. Auf der einen Seite gut für mich, weil ich an den Wartenden vorbei, direkt zum vegetarischen Linsen Curry gehen konnte. Auf der anderen Seite traurig, weil die Mehrheit der Studenten am Conti Campus gern Schweineschnitzel konsumierte. Arme Schweine.

Die Mensa war voll. Ich suchte nach einem freien Platz.

»Ist hier noch frei?«, fragte ich eine Männergruppe an einem langen Tisch.

»Ja, klar«, erwiderte ein blonder Typ mit einer eckigen Brille.

Sie schienen über Rechtswissenschaften zu reden. Wahrscheinlich waren es Jura-Studenten. Ich hörte nicht wirklich zu. Stattdessen schaute ich aus dem Fenster auf die in die Mensa eindringende Menschenschlange, auf die Ärsche der anstehenden Mädels. Die meisten hatten hier am Conti Campus eine eng anliegende Leggings an. Das war einer der Gründe, warum ich hier gern in die Mensa ging. Der andere Grund warum ich gern in die Conti und nicht die Hauptmensa ging, war, dass hier keine Physikstudenten herumlungerten. In der Hauptmensa wurde ich mehrmals von Physikstudenten bezüglich meiner Website oder YouTube-Kanals angesprochen und wurde so ungewollt in Diskussionen verwickelt.

Kurz bevor ich die letzten Löffel des leckeren, gelb gefärbten Blumenkohls in mich hineinschaufelte, entdeckte ich eine Studentin mit zwei großen Freundinnen, die draußen standen und über etwas sprachen. Mit ihren lockigen, dunkelroten Haaren und der positiven Aura, die sie durch ihre fröhliche Art ausstrahlte, zog sie mich in ihren Bann. Ich aß langsamer, um noch eine Weile da zu sein und sie zu beobachten. Erst als sie dann zusammen mit ihren Freundinnen in Richtung der Bibliothek marschierte, wandte ich meine Augen wieder meinem Teller zu.

Nach der Mensa ging ich noch kurz zur Cafeteria nebenan.

»Einen Kaffee?« fragte mich die Mitarbeiterin hinter dem Tresen, weil sie schon wusste, was ich immer nahm.

»Genau! Und ich hätte gern noch einen Schokokuchen dazu.«

Ich setzte mich an einen freien Tisch, holte mein Laptop heraus und notierte weitere mögliche 1%-Verbesserungen, die mir heute auf dem Weg zur Mensa eingefallen waren, und dachte dabei nach, während ich am Kaffee nippte.

»To-do: Handyvertrag wechseln!«

Ich überprüfte die Nutzung meiner mobilen Daten auf dem Smartphone. Seit meinem digitalen Ausmisten hatte sich mein mobiler Datenverbrauch fast um die Hälfte reduziert. Warum also für das bezahlen, was ich nicht nutze, dachte ich mir.

»Karateanzug wegminimalisieren?«

Während ich über den an meiner Kleiderstange hängenden Karateanzug nachdachte, wurde ich plötzlich von zwei hereinkommenden Mädels unterbrochen. Mein Herz begann zu rasen. Mein Atem wurde schneller. Die rothaarige Studentin kam herein. Sie strahlte. Sie strahlte so sehr, als wäre sie ein Superstar. Ein Diamant unter all den Menschen in der Cafeteria. Sie ging mit ihrer Freundin zur Theke und bestellte sich einen Kaffee. Sie kamen auf mich zu und unterhielten sich dabei.

»Bitte. Bitte setzt euch an meinen Tisch«, schwirrte ein Gedanke durch meinen Kopf.

Sie bogen an meinem Tisch vorbei und setzten sich an den gerade frei werdenden übernächsten Tisch links von mir. Ich starrte auf meinen Laptop und warf bei jedem Kaffeeschluck unauffällig Blicke in ihre Richtung. Die beiden Mädels saßen sich gegenüber und hörten einfach nicht auf zu quatschen.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, trank den letzten Schluck, tupfte mir meinen Mund mit der Serviette ab und stellte das Geschirr auf dem Tablett an der Theke ab. Ich schmiss die zusammengeknüllte Serviette in den Mülleimer und während sie fiel, tauchte bei mir der Gedanke auf: »Jetzt oder nie.«

Entschlossen ging ich auf die rothaarige Studentin zu und blieb vor ihr stehen. Sie hob ihren Kopf zu mir und lächelte mich an. Sie sah mich mit ihren großen blauen Augen an und wartete auf meine Worte.

»Du siehst bezaubernd aus. Als wärst du aus einem Märchen«, kam aus mir spontan heraus.

»Oh, das ist so lieb von dir!«

»Hättest du Lust, demnächst mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?«

»Leider habe ich einen Freund...«

»Oh okay, schade.«

»Aber danke, dass du mich angesprochen hast. Dein Kompliment hat mir den Tag versüßt.«

»Ja, gerne! Mach's gut!«, verabschiedete ich mich mit einem Winken und spazierte aus der Cafeteria. Vor dem Eingang hielt ich kurz inne, schloss die Augen und sah immer noch ihr markantes Gesicht vor mir. Danach machte ich mich auf den Weg zur Druckerei. Dort holte ich meine beiden Exemplare ab, packte sie ein und gab sie in der nächsten Postfiliale ab.

Als ich die Postfiliale verließ, überströmte mich ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich wusste, dass ich seit diesem Moment meine beinahe grenzenlose Freiheit erreicht hatte. Es blieb nur noch den Masterarbeit-Vortrag in einigen Monaten zu halten. Nie wieder würde ich arbeiten und studieren müssen. Von nun an hatte ich noch mehr Zeit am Tag, alles zu tun, was mein Herz begehrte. In dieser Zeit begehrte ich vor allem den Minimalismus und widmete mich ihm voll und ganz im gesamten April und Mai.

In der nächsten Zeit änderte sich so einiges an meinem Lebensstil. Den Abschluss meines Studiums sah ich als Anlass, den Alkohol aus meinem Leben zu streichen. Das fiel mir sehr leicht, da ich Alkohol nur ab und zu in Clubs, in einer Bar mit Nico oder zu Silvester konsumierte oder hin und wieder einen Radler in Borsum trank. Um mich noch stärker davon zu überzeugen, mit dem Alkohol aufzuhören, recherchierte ich all die gesundheitlichen Vorteile, die sich ergeben, wenn ich auf Alkohol verzichte. Von einem Tag auf den nächsten war es vorbei mit gelegentlichen Alkoholgetränken.

Lebensupgrade: Ich habe aufgehört Alkohol zu trinken. Ohne Alkohol werden Leber, Herz und Gehirn gesünder. Ich behalte stets die Kontrolle über meinen Körper. Ich lerne, mich auch ohne Alkohol entspannen zu können und dazuzugehören. Das Geld, das ich für Alkohol ausgeben würde, investiere ich lieber in ein interessantes Sachbuch, das mich im Leben weiterbringt.

Neues Arbeitsgerät

April 2023. Am Wochenende besuchte ich mein derzeitiges Lieblingscafé, Kreipes Coffee Time, und nahm mir die Zeit, gründlich darüber nachzudenken, ob ich mir ein 14- oder 16-Zoll MacBook zulegen sollte. In der Mittagspause versuchte ich Jule anzurufen, doch sie ging nicht ans Telefon. Trotzdem durchströmte mich irgendwie ein gutes Gefühl. Als ich ihr heute Morgen zwecks einer Verabredung schrieb, befand sie sich bereits auf dem Weg nach Hude. Sie war mir gegenüber freundlich gesinnt. Ich hegte von Herzen den Wunsch, dass wir wieder zusammenfinden. Nachdem ich sie letzten Donnerstag beim Karate traf und wir die Partnerübung zusammen gemacht hatten, war ich mal wieder in einer Phase, in der ich überzeugt war, dass wir füreinander bestimmt waren. Wir könnten einen Neuanfang wagen - ohne Mara und Shinshu.

Nach dem Café besuchte ich den Saturn am Bahnhof, um mir die 14- und 16-Zoll MacBooks genauer anzusehen. Als ich vor dem 16-Zoll MacBook stand, spielte sich in meinem Kopf eine Szene ab: Mit großer Mühe zog ich das große Laptop im Zug aus meiner Tasche. Als ich es auf meinem Schoß platzierte, war es so breit, dass es sogar bis zum Schoß meines Sitznachbarn reichte. Das überzeugte mich schließlich, ein 14-Zoll MacBook zu wählen.

Ich hatte nicht vor, meine Notfallrücklagen für den Kauf des MacBooks anzuzapfen, obwohl ich einen starken Drang verspürte, es möglichst bald zu erwerben, um meinen sperrigen PC vor dem Umzug loszuwerden. Deshalb entschied ich mich dazu, meine Kryptocoins mit einem Verlust von über fünfzig Prozent zu veräußern. Die Vorfreude auf das MacBook überwog dabei das schlechte Gewissen aufgrund des 50%-igen Verlustes.

Mit dem Erlös kaufte ich mir auf Ebay mein zuvor favorisiertes Macbook Pro M2 und investierte den Rest in hochriskante Knock-Out-Zertifikate. Ich hatte gelesen, dass man damit viel Geld verdienen könnte und war vor allem daran interessiert, dieses Finanzprodukt besser kennenzulernen. Mir machte es in dem Moment auch irgendwie keine Angst, den restlichen Betrag zu verlieren – vermutlich, weil ich genug Puffer für schlechte Tage hatte.


Learning: Meine Rücklagen schenken mir die Freiheit, riskante Dinge mit meinen Geldanlagen auszuprobieren und nehmen mir komplett die Angst, diese Geldanlagen zu verlieren.