Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

Mai 2023: YouTube-Kanal »Universaldenker« ist für immer weg und ich zupfe keine Haare mehr.

21. Mai 2023. Ich putzte zum ersten Mal die Küche in der neuen WG und gab, wie Bodo Schäfer sagen würde, 110%. Die Putzaktion dauerte ganze drei Stunden, danach erstrahlte die Küche in einem Zustand, als wäre sie neu. Ich wollte bei meinen neuen Mitbewohnerinnen einen guten Eindruck hinterlassen, und das gelang mir offensichtlich - Vanessa war regelrecht überrascht, warum die Küche so glänzte. Sie sagte, dass die Küche in den sechs Jahren, die sie hier lebte, noch nie so sauber war.

Von gestern blieb mir ein YouTube-Video in Erinnerung, in dem eine Frau erzählte, dass sie ihre Augenbrauen nicht mehr zupfte. Das brachte mich zum Nachdenken. Die junge Frau stammte aus dem arabischen Raum und trug eine Monobraue, die sie zu ihrem Markenzeichen gemacht hatte. Sie kam mir sehr sympathisch vor und sah irgendwie cool mit der Monobraue aus. Ich war fasziniert von ihrem Mut, gegen das gesellschaftliche Schönheitsideal anzugehen. Ich selbst zupfte immer meine Augenbrauen, insbesondere zwischen den Brauen, weil es mir immer unangenehm war, wenn sie zusammengewachsen waren - auch wenn man es vermutlich nur aus nächster Nähe sehen würde.

Diese mutige Frau motivierte mich, den Schritt zu wagen und meine Pinzette zu verschenken. Das Zupfen meiner Augenbrauen sollte ich sowieso besser lassen, um eingewachsene Haare zu vermeiden. Mit einer Nagelschere konnte ich sie auch gut in Form bringen.

Meine mehrjährige Arbeit vernichtet

22. Mai 2023. Ich wollte meinen Gaming-YouTube-Kanal entfernen. Auf diesem Kanal teilte ich meine besten Momente aus »League of Legends« als Veigar. Da ich seit geraumer Zeit keine Spiele mehr spielte und auch keinerlei Absicht hegte, wieder damit anzufangen, war es an der Zeit, diesen Kanal loszuwerden. Also klickte ich auf »Erweiterte Einstellungen«, dann auf »YouTube-Inhalte entfernen« und gab meine Anmeldedaten ein. Ein Fenster tauchte auf, in dem der auffällige Text »Ich möchte meine Inhalte endgültig löschen« zu sehen war. Ich setzte das Häkchen und drückte auf »Meine Inhalte löschen«. Als ich dann zur YouTube-Hauptseite wechselte und in der oberen rechten Ecke auf mein Profil klickte, bemerkte ich, dass nur mein englischer Physik-Kanal angezeigt wurde. Ich aktualisierte die Seite kurz, aber es wurde weiterhin nur ein Kanal angezeigt. Ein Gefühl der Unruhe durchströmte mich, und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich entschied mich, mich auszuloggen und wieder einzuloggen. Dennoch war weiterhin nur ein Kanal vorhanden. Ich tippte »youtube.com/@universaldenker« in die Adressleiste ein, um auf meinen deutschen Kanal zuzugreifen. Sofort erschien eine rot markierte Nachricht: »Dieser Kanal existiert nicht«.

Nach einer Recherche realisierte ich, dass ich meinen deutschen YouTube-Kanal unwiderruflich gelöscht hatte. Ich wurde etwas traurig, mein Kopf wurde heiß, ich blieb aber dennoch ruhig. Es war das Ende meiner mühevollen Arbeit, die ich in den deutschen YouTube-Kanal mit über zwanzig Tausend Abonnenten, seit der Oberstufe reingesteckt hatte. Ein Teil meiner monatlichen Werbeeinnahmen fiel weg.

Ich legte mich ins Bett und starrte fassungslos an die Decke. »Toll, jetzt habe ich eine Einkommensquelle wegminimalisiert«, sagte ich und musste hysterisch lachen.

Dieser Kanal war für mich mit so vielen Erinnerungen verbunden. Er hatte im Bereich der Physik sogar mit SimpleClub konkurriert und war zu einem Kult unter den Physik-Abiturienten geworden. Von den frühen humorvollen Videos mit meinem Akzent bis hin zu den professionellen, ausführlichen Erklärungen über Maxwell-Gleichungen, Schrödinger-Gleichung und Differentialgleichungen, in die ich wochenlange Arbeit gesteckt hatte. Alles war verschwunden. Ich stand erneut an einer Wegkreuzung meines Lebens und musste überlegen, ob ich den Kanal wieder aufbauen oder ob ich die Zeit stattdessen komplett in meinen englischen YouTube-Kanal investieren sollte, um diesen schneller wachsen zu lassen.

Ich stand auf und überprüfte meinen PC, ob ich die alten deutschen Videos noch auf meiner Festplatte hatte. Einige waren noch da, aber bedauerlicherweise nicht alle. Vielleicht hatte noch irgendein Physiklehrer oder Professor die Videos für den Lehrgebrauch von YouTube heruntergeladen, aber zu diesem Zeitpunkt waren viele gute Videos nicht mehr verfügbar.

Immer noch unter dem Schock stehend, legte ich mich wieder ins Bett. Ich war in dem Moment so dankbar, dass ich mehrere passive Einkommensquellen hatte, da ich auf keinen Fall für Geld malochen gehen wollte.

»Okay, dann werde ich mich vollständig auf meinen englischen Kanal konzentrieren. Auch gut.«, dachte ich mir.

Steißbein

23. Mai 2023. Ich traf Viola beim Frühstück in der Küche und wir unterhielten uns über unsere beruflichen Tätigkeiten. Wir verstanden uns unglaublich gut. Mir gefiel an ihr besonders ihre offensichtliche Unabhängigkeit von der Meinung anderer Menschen über sie. Es war ihr egal, was ich von ihr dachte. Sie schien einfach sie selbst zu sein. Das ermutigte mich, authentisch zu sein und nicht zu versuchen, besonders nett zu sein, nur weil wir uns noch nicht so gut kannten.

Nach dem Frühstück verbrachte ich den Großteil des Tages im Café Bobo, arbeitete am Laptop und verbesserte die Website. Zum Mittagessen ging ich in die Mensa und traf dort auch Luisa. Wir sprachen über Minimalismus und meine Fortschritte. Bevor ich gehen wollte, schlug ich vor:

»Kommst du heute Abend mit ins Unikino?«

»Eine Freundin besucht mich heute Abend. Aber dein Vorschlag klingt gut. Welcher Film läuft denn heute?« »Don't worry darling. Der scheint laut der Beschreibung ganz gut zu sein. Erinnert mich ein bisschen an Shutter Island«, erklärte ich.

»Oh, Shutter Island ist mein Lieblingsfilm.«

»Wie cool, meiner auch«, freute ich mich über unseren ähnlichen Filmgeschmack.

»Ich überlege es mir noch«, antwortete sie.

Ich hatte schon das Gefühl, dass es ein Nein sein könnte. Mir war es jedoch egal, da ich so oder so ins Unikino gehen wollte.

»Alles klar. Sag mir gerne Bescheid, ob du dabei bist«, erwiderte ich und ging noch kurz auf die Toilette, bevor ich nach Hause fuhr.

Als ich aus der Toilette kam, kam mir eine dunkelhäutige Studentin in einer heißen Leggings entgegen und fiel genau vor mir auf der Treppe auf ihren Po und rutschte ein paar Stufen hinunter.

»Ah, mein Steißbein«, saß sie wie erstarrt da und weinte.

Ich half ihr aufzustehen. »Vorsichtig, langsam« sagte ich ihr, während sie sich an meiner Hand abstützte. Heulend und stöhnend ging sie dann weiter in die Toilette und hielt sich am Steißbein.

Mir tat sie sehr Leid. Ich hoffte, dass sie sich nichts Schlimmes zugezogen hatte. Dieser Vorfall beschäftigte mich irgendwie den restlichen Tag, bis ich im Audimax saß, mein Popcorn und eine Holunder Bionade neben mir, und auf den Start des Films wartete. Allein. Luisa war weder erschienen noch hatte sie mir geschrieben, dass sie nicht kommen würde. Erst nach dem Film, als ich bereits auf dem Weg nach Hause war, schrieb sie mir über WhatsApp, dass sie meinen Vorschlag vergessen hatte. Ich nahm es ihr nicht übel. Trotzdem hatte ich einen schönen Filmabend.


Learning: Für finanzielle Freiheit ist es nicht nur wichtig, Ersparnisse zu bilden, sondern auch mehrere passive Einkommensquellen zu haben. Sollte aus irgendeinem Grund eine dieser Quellen wegfallen, bleibe ich dennoch weiterhin finanziell frei.

Lebensupgrade: Ich zupfe meine Haare nicht mehr heraus. Damit vermeide ich eingewachsene Haare und die daraus resultierenden Probleme. Daher brauche ich keine Pinzette mehr.