Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

27 und 28 Mai 2023: CSD: Knutschen mit einem Mann als Heterosexueller?

27. Mai 2023. Es war ein sonniger Samstag. Ich hatte gerade den Conti Campus verlassen, meine Yoga-Matte unter dem Arm, auf der ich heute im Welfengarten entspannt hatte. Plötzlich hörte ich Pfeifen und lautes Gegröle in der Ferne. Ich schaute mich um und sah auf der nicht weit entfernten Brühlstraße, dass gerade ein Demonstrationszug in meine Richtung kam. Frauen strömten aus der Demo heraus auf den benachbarten Neustädter Friedhof. Eine Frau auf dem Friedhof stand mit dem Rücken zu mir, zog ihre Hose herunter und pinkelte an einen Baum. Das zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Als zwei Mädchen an mir vorbeiliefen auf dem Weg zum Friedhof, hielt ich sie an.

»Hey Mädels, was ist das eigentlich für eine Demo?«

»CSD?!« antwortete eine von denen, als ob es selbstverständlich wäre, dass man das wusste. Ich bedankte mich und die beiden liefen weiter auf den Friedhof.

Ich beschloss, mir die Demo näher anzusehen. Ich reihte mich in die Menge ein neben einem Fahrzeug mit lauten Lautsprechern, aus denen Musik dröhnte. Es lief gerade das Lied »Rasputin«. Ich fragte einen Kerl neben mir nach einer Zigarette.

»Kannst du eine drehen?«

»Nein.«

Er drehte mir eine Zigarette.

»Hast du denn Feuer?«

»Nein.«

Der Typ lachte und zündete meine Zigarette zwischen meinen Lippen an.

»Danke«, antwortete ich und spürte, wie die Musik bereits mein Selbstbewusstsein steigen ließ.

Die Demo zog in Richtung Steintor. Als wir am Opernplatz ankamen, hatte sich bereits eine große Menschenmenge vor einer Bühne versammelt, wo ein DJ die beliebtesten Chart-Hits spielte. Ein Stück weiter gab es eine kleinere Bühne mit Techno-Musik. Vor den Bühnen erstreckten sich Bierbänke mit Tischen, an denen eher ältere Leute saßen.

Es beeindruckte mich, wie hier die Leute beim Tanzen so viel individueller und kreativer waren. Die Tanzbewegungen waren ausgefallen und einzigartig. Auf der Tanzfläche fühlte ich mich wie zu Hause. Ich war bereits in Tanzstimmung. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken und der Yoga-Matte in der Hand, die ich bei meiner Performance mitbenutzte, tanzte ich vor mich hin. Dabei fiel mir eine Frau, wahrscheinlich mitte dreißig auf, die sich mit ihrem Tanzstil deutlich von den anderen abhob. Das faszinierte mich. Ich tanzte in ihrer Nähe, doch sie schien so in ihrem Tanz vertieft zu sein, dass sie ihre Umgebung kaum wahrnahm. Nach einer Weile in der heißen Sonne wurde es mir zu viel. Ich gönnte mir eine Pause im Schatten.

Ein Mann um die Mitte vierzig, mit indischem Aussehen und einem bunten Hawaii-Hemd, sprach mich an. »You’re a really good dancer«, sagte er mit britischem Akzent.

»Thank you«, erwiderte ich.

»You’re a good dancer too«, fügte ich hinzu, da ich ihn auch auf der Tanzfläche gesehen hatte. »Where are you from?« fragte er.

»I'm from Hanover. And you?«

»I’m from London, just visiting Germany. Today is my last day here. Tomorrow I’m heading back.«

»Oh, I hope you had an exciting time at the CSD today!«

»Well, aside from the awesome techno party, not yet.«

»You’re a very charming guy«, fuhr er fort.

Ich wurde leicht rot.

»Oh, I didn’t expect that compliment«, entgegnete ich.

Er trat näher und sah mir tief in die Augen.

»Do you wanna kiss?« fragte er mich plötzlich.

Ich zögerte.

»Nah, sorry, I’m straight«, brachte schließlich aus mir heraus.

»Too bad. Have fun partying!«, gab er mir ein High Five und ging.

Zwei Männer, knapp in Leder gekleidet und mit Schweinemasken auf dem Gesicht, stellten sich neben mich. Einer drückte mir einen Flyer in die Hand. Der Text darauf war lang. Ich drehte den Zettel um und sah einen Mann, der mit Ketten gefesselt war. Ich erschrak.

»Oh, das ist mir zu krass. Aber danke« erwiderte ich, während mich ein schwarzes Schweinegesicht anschaute.

Sie standen immer noch neben mir. Es wurde mir unangenehm, also stellte ich mich etwas weiter weg von ihnen in den Schatten, neben ein Zelt. Ein Mädchen in meinem Alter stellte sich neben mich. Ohne ein Wort zu sagen, reichte ich ihr den Flyer.

Sie betrachtete den Zettel und begann zu lachen.

»Das wäre nichts für mich«, sagte sie.

»Das habe ich mir auch gedacht, als man mir diesen Flyer in die Hand gedrückt hat«, kommentierte ich scherzhaft.

So kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte ihr, wie ich zum CSD gekommen war, und sie erzählte mir, dass sie mit ihrem schwulen Freund hier war und dass er gerade auf der Tanzfläche abging. Sie selbst wollte nicht tanzen, meinte sie. Sie kam vom Dorf und war zu schüchtern dafür. Im Gespräch wirkte sie jedoch überhaupt nicht schüchtern.

Sie zündete sich eine Zigarette an und reichte mir auch eine, aber wir hatten kein Feuer. Also fragten wir einen dicken Kerl, der auf der Bank nebenan saß. Sie setzte sich daneben und zündete ihre Zigarette an. Da auf der Bank nicht genug Platz war, blieb ich daneben stehen.

»Komm doch zu mir auf die Bank«, sagte sie und rutschte noch weiter zu dem Kerl. Ich setzte mich neben sie und zündete meine Zigarette an.

»Hast du schonmal auf dem CSD geknutscht?«, fragte ich sie.

»Nein. Und du?«, blickte sie in meine Richtung und sah mich an. Sie war so nah bei mir, dass ich ihren Atem spüren konnte, während sie mich das fragte.

»Ich auch nicht«

Plötzlich küssten wir uns einfach auf die Lippen. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und verwandelte sich in einen Zungenkuss.

»Wow, mit meinem längeren Bart, habe ich noch nie eine Frau geküsst«, flüsterte ich.

Marie lehnte sich zu mir und küsste mich erneut.

»Marie, du geile Sau!«, unterbrach uns ein Kerl.

Es war ihr Kumpel, der gerade von der Tanzfläche kam.

»Wollt ihr auch einen Kuss?«, fragte sie uns und sah erst mich, dann ihn an.

»Puh, ich weiß nicht. Eher nicht«, antwortete ich, während ich dachte: Wenn er aussehen würde wie George Clooney, würde ich vielleicht zustimmen.

»Deine Freundin meinte, dass du mit jedem Typen knutschen kannst. Wie wäre es mit ihm?«, fragte ich ihren Freund und zeigte auf einen gut aussehenden, brünetten Mann, der offensichtlich schwul war.

Ohne ein Wort zu sagen, ging er zu dem Mann. Sie unterhielten sich kurz und verschwanden dann in der Menge. Ein anderer Typ, den Marie kannte, holte sie auf die Tanzfläche. Sie verabschiedete sich von mir mit einer Umarmung, und die beiden verschwanden ebenfalls im Getümmel.

Ich saß allein auf der Bank und konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war. Plötzlich hörte ich ein Stöhnen. Ich drehte mich um und sah eine Frau, die an einem dicken Ast mit Seilen gefesselt war. Ich drehte mich wieder um, mit weit aufgerissenen Augen. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich wäre in einer völlig anderen Welt, in der es kaum Tabus gab. Das gefiel mir. Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.

Ich warf einen Blick zur großen Bühne und ging dann auch dorthin. Dort spielte ein Lied von Shakira. Ich tat so, als wäre ich auch Shakira und schwang meine Hüften. Dann zurück auf die Techno-Tanzfläche. Es war etwas umständlich, mit der Yoga-Matte zu tanzen, also legte ich sie beiseite. Meinen Rucksack mit dem teuren Laptop wollte ich nicht unbeaufsichtigt lassen, also tanzte ich damit herum. Ich tanzte mit vielen Frauen, flirtete, scherzte und verteilte kurze Küsschen. Einer Verheirateten gab ich einen Kuss auf die Wange. Mehr wollte sie nicht.

»Sei mal nicht so aufdringlich, okay?«, sagte ein Kumpel der verheirateten Frau zu mir.

»Okay, tut mir leid«, antwortete ich dem Mann und tanzte sofort mit einer anderen Frau.

Ich fühlte mich überhaupt nicht gekränkt. Der Zungenkuss hatte mein Selbstbewusstsein und Glücksgefühl so gestärkt, dass mir nichts peinlich war.

Und so blieb ich bis zweiundzwanzig Uhr auf der CSD-Party. Meine Beine waren vom Tanzen erschöpft. Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Vor den Treppen des Opernhauses entdeckte ich eine Frau mit einer Bratwurst, die mir sehr bekannt vorkam. Es war die exotische, in sich gekehrte Tänzerin.

»Hey, du warst die beste Tänzerin auf der Techno-Party«, sprach ich sie an.

»Hey, oh danke. Ich liebe Techno-Partys. Viel besser als diese 0815 Musik, die auf der großen Bühne lief.« Ich kam ins Gespräch mit Lina. Sie war brünett, hatte Sommersprossen, eine süße kleine Nase mit einem Nasenpiercing. Sie war mit ihren Freunden hier, hatte sie aber aus den Augen verloren. Sie erzählte mir, wie sehr sie CSD-Partys liebte. Sie war schon bei vielen dabei gewesen. Am liebsten mochte sie die CSD-Party in Berlin.

»Bist du morgen auch hier?«, fragte sie mich.

»Eigentlich wollte ich produktiv sein. Geht die Party morgen auch bis spät in die Nacht?«

»Ja! Ich werde da sein.«

»Cool, dann sehen wir uns bestimmt morgen wieder. Ich komme vorbei«, sagte ich.

Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung, und mit einem intensiven Glücksgefühl fuhr ich mit der Straßenbahn nach Hause. Ich war so gesprächig und extrovertiert wie schon lange nicht mehr. Es war, als wäre ich eine völlig andere Person. Mir war aber bewusst, dass ich diesen extrovertierten, geselligen Zustand erreichte, wenn ich keine bestimmten Erwartungen hatte, sei es eine Nummer zu bekommen oder jemanden abzuschleppen. Wenn ich einfach nur da war und Spaß hatte, verwandelte ich mich in eine extrovertierte, kontaktfreudige Persönlichkeit, die die Menschen anzog. Ich war so froh, dass ich mich der Demo angeschlossen hatte.

Cristopher Street Day

28. Mai 2023. Am nächsten Tag weckten mich erneut die warmen Sonnenstrahlen. Aus der Küche hörte ich Stimmen - offensichtlich hatte Lina wieder Besuch. Es war ihre Freundin Helen. Gemeinsam mit Vanessa bereiteten sie zu dritt das Frühstück vor.

Ich machte mich ans Putzen des Badezimmers - mein erstes Mal in der neuen WG. Ich verwendete lediglich Wasser, Natron und Zitronensäure. Die Abflüsse waren leicht verstopft, also gab ich etwas Zitronensäure in den Abfluss der Badewanne, des Waschbeckens und der Toilette, und streute noch etwas Natron dazu. Es kam zu einer chemischen Reaktion. Es zischte. Während die Stoffe einwirkten, besprühte ich die Badewanne, das Waschbecken, die Armatur und den Toilettensitz mit einer Mischung aus Wasser und zwei Esslöffeln Zitronensäure. Anschließend verteilte ich mit der Klobürste den entstandenen Schaum im Inneren der Toilette und schrubbte leicht. Mit einem Lappen wischte ich die Emaille und die Armatur ab. Ich war beeindruckt, wie effektiv man das Badezimmer mit nur drei Mitteln reinigen konnte. Die Armatur glänzte genauso gut wie nach einer Behandlung mit Scheuermilch. Den Badezimmerspiegel wischte ich zunächst mit einem leicht angefeuchteten Tuch ab und dann mit einem trockenen Mikrofasertuch. Ein Glasreiniger war überhaupt nicht nötig.

Kurz bevor ich mit dem Putzen fertig war, schlug Lina mir vor, gemeinsam mit ihnen zu frühstücken. Der Duft nach Kaffee war verlockend, da konnte ich nicht widerstehen.

Während des Frühstücks schwärmte Vanessa von einem großen Kerl, der gestern auf dem Bierfest mit einer braun karierten Jacke und schulterlangen Locken herumgelaufen war, aber sie hatte sich nicht getraut, ihn anzusprechen.

Dann tauschten wir Kindheitserinnerungen aus. Helen erzählte von ihrer Einschulung und ihrem Opa, der wie Einstein aussah und von jedem auf der Straße erkannt wurde. Vanessa konnte sich kaum an ihre Einschulung erinnern, außer daran, wie ihre Klassenlehrerin ihr gezeigt hatte, wie man einen Schnellhefter öffnet und schließt. Lina erinnerte sich lebhaft an ihr Pyjama-Outfit mit den süßen Giraffen und wie sie mit dem Fahrrad gestürzt war. Das Gespräch drehte sich dann auch um Brüste und Bikinis, zu denen ich nichts beitragen konnte.

Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Bus zurück in meine alte WG, um noch eine letzte Unterschrift zu hinterlassen, damit ich mich offiziell von der alten Wohnung abmelden konnte. Diesmal nahm ich weder einen Rucksack noch eine Yogamatte mit, um mehr Freiheit beim Tanzen auf dem CSD-Fest zu haben. Ich trug eine lange schwarze Hose und meine schicken schwarzen Schuhe.

Hanna war da, als ich geklingelt hatte. Sie zeigte mir ihren umgestalteten Balkon, auf dem sie nun gemütlich sitzen und ein Buch lesen konnte. Sie erzählte mir, dass sie für Tim eigentlich keine romantischen Gefühle mehr hegte, obwohl er sich bereits große Hoffnungen machte und vorhatte, mit ihr einen Hund zu kaufen. Ich sagte ihr, dass sie ihm so schnell wie möglich von ihren fehlenden Gefühlen erzählen sollte, damit er später nicht so sehr leidet. Sie stimmte dem zu und erwähnte, dass sie heute Abend mit Annika auch auf dem CSD-Fest sein wird.

Es war gerade Mittag und mit einundzwanzig Grad und der prallen Sonne zu heiß, um schon Party zu machen. Also setzte ich mich erst einmal gemütlich bei Kreipes Coffee Time hin und genoss einen Latte Macchiato. Ich dachte über die gestrige Demo nach, bei der Frauen und Männer, Männer und Männer, Frauen und Frauen, jung und alt tanzten und knutschten, wo jeder sich so kleidete, wie es ihm gefiel, oder sogar halbnackt herumlief. Jeder machte sein Ding. Niemand wurde schräg angeguckt, nur weil er sich anders kleidete - im Gegenteil, das Anderssein wurde bewundert. Es war genau meine Welt.

Danach schlenderte ich durch die belebte Stadtmitte und aß dabei einen Falafel-Dürum. Ich schaute am Opernplatz vorbei und hielt Ausschau nach Lena. Es war sehr warm und auf der Techno-Tanzfläche tanzte ein einziger alter Mann oberkörperfrei. Auf den Bierbänken saßen Menschen und lauschten verschiedenen Politikern. Weit und breit war keine Lena zu sehen. Ich setzte mich am Bordstein in den Schatten und schloss die Augen. Ich fühlte mich irgendwie müde und es war mir ziemlich langweilig.

Ein komplett in Schwarz gekleidetes Mädchen mit einer Bartbemalung, das wahrscheinlich gerade mal achtzehn war, sprach mich an und fragte, wie es mir ging und ob ich mich ihrer Gruppe dort drüben anschließen wollte. Ich bedankte mich, meinte aber, dass es mir gut ging und ich nur meine Energie für die spätere Party sparte. Um dort nicht komplett einzuschlafen, schlenderte ich in die Altstadt ins Teestübchen und aß dort einen veganen Rhabarber-Streuselkuchen und trank dazu einen Cappuccino mit Hafermilch, während ich dem Wasserrauschen des Brunnens lauschte. Danach setzte ich mich noch nah am Brunnen, zog meine Schuhe aus und ließ meine Füße ins Wasser baumeln. Ich tat nichts, saß nur da und starrte auf die Fontäne, bis eine Mutter mit einem kleinen Kind kam und begann, den Brunnen und mich zu umkreisen. Das ging mir auf die Nerven, also machte ich mich auf den Weg zurück zum CSD-Fest.

Es waren schon mehr Leute dort. Auf der großen Bühne wurde eine Rede gehalten, auf der Techno-Tanzfläche tanzten bereits mehrere Leute. Ich setzte mich auf eine Bierbank und schaute nach Lena aus. Danach tanzte ich ein bisschen, um in Stimmung zu kommen.

Annika und Hanna begegnete ich am Abend an der großen Bühne, doch Lena war weit und breit nicht zu sehen. Auf der Techno-Tanzfläche sah ich eine mir bekannt vorkommende junge Frau. Ich erinnerte mich, dass wir während des Bachelorstudiums im Philosophie-Seminar zusammen waren. Sie war eine beeindruckende Poetry-Slammerin mit blonden, lockigen Haaren und wahrscheinlich meiner größten Schwäche - einem breiten Becken in einer eng anliegenden Hose.

Bis einundzwanzig Uhr verweilte ich dort. Ich tanzte, dachte aber die ganze Zeit an Lena. Es machte nicht so wirklich Spaß, wenn ich ständig in Gedanken war. Ab und zu ging ich zur großen Bühne zu Annika und Hanna und unterhielt mich mit ihnen über Geldanlagen und den steigenden Kurs meiner Knock-Out-Zertifikate. Nach der Gehirnwäsche durch die Affirmation von Bodo Schäfer hätte ich nichts dagegen, ein Millionär zu werden, meinte ich zu Annika. Der Kurs durfte ruhig weiter steigen.

Auf dem Weg nach Hause kaufte ich am Bahnhof noch ein paar Äpfel, Tofu und Erdnussbutter und stieg leicht enttäuscht in die Straßenbahn. Ich hatte mir wohl zu große Hoffnungen gemacht, heute Lena wiederzusehen. »Je größer die Erwartung, desto größer die Enttäuschung«, dachte ich und stieg in die Straßenbahn.

Zu Hause spielten Helen, Lina und Vanessa in der Küche ein Spiel namens »Erzählt euch mehr«. Es klang cool, aber ich war schon müde und nicht wirklich in der Laune, sozial zu interagieren. Ich schmiss mich ins Bett und schlief schnell ein...

Ergebnis der Masterarbeit

29. Mai 2023. Ewar zehn Uhr morgens. Helen war immer noch da, das konnte ich an ihren Schuhen sehen. Wahrscheinlich schliefen sie noch. Ich wusste nicht, ob ich noch bleiben sollte oder doch ins Café gehen sollte. Vielleicht würden sie mich heute ebenfalls zum Frühstück einladen. Ich fand es schön gestern. Trotzdem entschied ich mich, ins Coffee Time zu gehen. Vielleicht würde ich ja unterwegs meiner Liebe, meinem Schatz begegnen.

Im Coffee Time übersetzte ich bei einer Tasse Kaffee meine Lebensgeschichte ins Englische. Mein Fachenglisch für Physik war zwar ganz gut, jedoch nicht das alltägliche Englisch, das sehr oft in meiner Lebensgeschichte vorkam. Daher nahm ich Deepl zur Hilfe.

Heute bekam ich auch das Ergebnis meiner Masterarbeit. Sie wurde mit 1.7 bewertet. Ich war sehr zufrieden, dass ich bestanden hatte. Die Note war mir nicht so wichtig.

Zum Mittagessen war ich wieder zu Hause und hatte zum allerersten Mal ein sehr minimalistisches Gericht mit nur fünf Zutaten zubereitet und gegessen: Tofu mit Zucchini, Zwiebeln, Knoblauch und etwas Leinöl oben drauf. Klar, es schmeckte nicht so intensiv wie ein Gericht mit tausenden Zutaten und Gewürzen, aber ich denke, dass ich mich daran gewöhnen könnte. Ein positiver Punkt des minimalistischen Kochens war mir beim Abwaschen aufgefallen. Ich hatte kaum Geschirr beim Kochen und Essen gebraucht. Ich wusch alles schnell mit der Hand ab, weil die Spülmaschine bereits voll war, und kam auf die Idee, in Zukunft komplett auf den Geschirrspüler zu verzichten, wenn ich weiterhin minimalistisch koche und Single bleibe.

Ich überlegte mir heute auch, meine Garderobe komplett in Schwarz zu verwandeln, um meinen Kleidungsstil farblich maximal minimalistisch zu gestalten. Mit meinen bunten Socken würde ich dem schwarzen Outfit einen verrückten Akzent setzen. Ich besaß noch helle Pullover und eine helle Alltagshose, die ich ersetzen müsste, um diese Idee umzusetzen. Statt die hellen Pullover durch schwarze zu ersetzen, entschloss ich mich, sie loszuwerden und nur meinen schwarzen Baumwollpullover zu behalten. Wenn ich mit einem Pullover in Not geraten sollte, kann ich mir ja einfach zusätzliche schwarze Pullover kaufen.


Learning: Die CSD-Demo hat mich offener für intimen Kontakt mit Männern gemacht. Sie hat mir noch einmal verdeutlicht, dass es gar nicht schlimm ist, sondern sogar cool ist, anders zu sein.

Lebensupgrade:

  1. Ich kaufe keinen WC-Reiniger, Glasreiniger, Allzweckreiniger, Küchenreiniger, Abflussreiniger und auch keinen Essigreiniger. Ich putze die gesamte Wohnung nur noch mit Wasser, Zitronensäure und Natron. Dadurch vermeide ich sehr viel Verpackungsmüll und habe mehr Geld.
  2. Ich koche minimalistisch, indem ich unnötige Zutaten, wie zum Beispiel mehrere Gewürze, weglasse.