Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

März 2022 - Juni 2022: Mara und Shinshu kommen in meine Beziehung und das Ende meiner Computerspielsucht

Im März ließen die unerträglichen Schmerzen endlich nach. Sodbrennen, Blähungen und Völlegefühl begleiteten mich aber noch bis Ende März. Die Hausärztin meiner Mutter beauftragte mich, ein Ernährungsprotokoll zu führen, um herauszufinden, ob meine Bauchbeschwerden mit meiner Ernährung zusammenhängen könnten. So begann ich vom 12. März bis zum 28. März meine Ernährung zu dokumentieren.

Zum Frühstück zwischen neun und elf Uhr aß ich meistens Toasts mit vegetarischen Aufstrichen wie Paprikaaufstrich, Mandelcreme, Schokoaufstrich oder Marmelade. Dazu gab es eine Tasse Kaffee oder etwas gegen Bauchbeschwerden, einen Fenchel-Anis-Tee. Zum Mittagessen nahm ich ein vegetarisches Gericht in der Mensa und gönnte mir nur gelegentlich einen Becher Pepsi dazu. Nach dem Essen gab es in der Cafeteria oft einen Kuchen als Nachtisch, begleitet von einem Becher Kaffee. Abends gab es meistens Toast mit Aufstrichen oder die Reste vom Mittagessen, das meine Mutter gekocht hatte. Die Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, breiiger Stuhlgang und Sodbrennen traten eher am Nachmittag und Abend auf. Schmerzen traten nur an einigen Tagen nach dem Mittagessen auf, wie zum Beispiel nach dem Nudelauflauf und Bratkartoffeln.

In den letzten drei Tagen vor der Abgabe des Ernährungsprotokolls an meine Ärztin verschwand plötzlich das Sodbrennen, und das Völlegefühl trat nicht mehr bei jeder Mahlzeit auf. Dies teilte ich der Ärztin mit, und sie konnte nichts Kritisches an meiner Ernährung finden.

Eine Woche vor der Abgabe des Ernährungsprotokolls hatte ich eine Besprechung mit Prof. Jeckelmann bezüglich meiner Masterarbeit in seiner Arbeitsgruppe. Er schlug mir das Thema »Charge density waves in alternating spinless fermion ladders« vor. Dabei ging es darum, eindimensionale und zweidimensionale Ketten zu modellieren, die mit quantenmechanisch wechselwirkenden Teilchen ohne Spin gefüllt sind. Je nach Stärke der Wechselwirkung der Teilchen trat ein Phasenübergang auf, der numerisch ermittelt werden sollte. Dies machte ich mit der Programmiersprache »Python«. Es war eine komplexe Aufgabe, da der Phasenübergang nicht einfach numerisch zu bestimmen war. Trotzdem entschied ich mich für dieses Thema.

Die alte Bekannte

Ende März 2022. Als ich durch meinen LinkedIn-Feed scrollte, stieß ich auf den Abschnitt, in dem mir Profile von anderen Personen vorgeschlagen wurden. Nach einem kurzen Blick sah ich eine Gruppe von in Anzügen gekleideten Männern mittleren Alters, von denen ich niemanden kannte. Während ich weiterblätterte, fiel mir eine hübsche rothaarige Person auf. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich sie sofort: Es war Mara. Vor einigen Jahren hatte sie mich in der Universität zu meiner Erfahrung mit dem Schreiben auf dem Tablet interviewt – zu einer Zeit vor der Corona-Pandemie, als das Schreiben auf dem Tablet in der Uni noch nicht so verbreitet war wie heute. Schon beim Interview dachte ich, wie schön ihre zum Dutt geflochtenen roten Haare waren. Ich fantasierte sogar damals eine Weile lang davon, wie wir Sex hatten. Ich war in diesem Moment irgendwie überrascht, dass sie mir hier vorgeschlagen wurde.

Ich bewegte den Mauszeiger über den Button »Kontakt hinzufügen«. Ich zögerte. Warum sollte ich das tun? Würde sie meine Anfrage überhaupt akzeptieren? Nachdem ich meine Bedenken beiseitegeschoben hatte, spürte ich ein Kribbeln im Bauch, als ich die Kontaktanfrage abschickte. In der Vergangenheit hatte es immer eine seltsame Fügung gegeben: Jedes Mal, wenn ich intensiv über eine Person über mehrere Tage fantasierte, begegnete ich dieser Person ein zweites Mal mit Zeitverzögerung von einigen Wochen oder Monaten. Und nun, hier war ich wieder in einer ähnlichen Situation.

Ich telefonierte heute Abend mit Jule, und sie erzählte mir, dass sie versucht, Zeit mit ihren neuen Kollegen zu verbringen, um nicht alleine zu sein. Ihre Airbnb-Unterkunft bei einer Frau mit einem fünfjährigen Kind erwies sich als kleines und recht ungemütliches Zimmer. In der Unterkunft herrschte ständiges Geschrei und Streit zwischen der Mutter und dem Kind - und das auch noch mit einem britischen Dialekt. Es ist verständlich, dass Jule nach der Arbeit immer motiviert war, etwas in London zu unternehmen, wie beispielsweise den Besuch von Theatern und Museen.

Nach zwei Tagen, als ich mich erneut bei LinkedIn einloggte, fielen mir die roten Symbole oben in der Ecke auf. Hauptsächlich handelte es sich um eine Vielzahl von Jobvorschlägen, aber mitten in diesem Sammelsurium befand sich die Benachrichtigung, dass Mara meine Kontaktanfrage angenommen hatte. Ein kleines Glücksgefühl durchströmte meinen Körper. Als ich auf das Nachrichtensymbol klickte, bemerkte ich, dass Mara mir eine ausführliche Nachricht geschrieben hatte. Bevor ich damit begann, sie zu lesen, dachte ich, dass sie mich vielleicht fragen würde, ob wir uns kennen. Ich vermutete, dass sie mich möglicherweise schon vergessen hatte. Doch als ich anfing, die Nachricht zu lesen, spürte ich einen regelrechten Dopaminschub. Sie erinnerte sich noch an mich und war fasziniert von meiner Profilbeschreibung auf LinkedIn, in der ich von meinem Projekt universaldenker.org schwärmte und Werbung für mein bald erscheinendes Biografiebuch machte.

»Schickst du mir das Manuskript, sobald du fertig bist?«, fragte sie mich neugierig am Ende der Nachricht.

Ich antwortete ebenfalls ausführlich auf ihre Nachricht und bejahte ihre Frage. Von da an begannen wir regelmäßig über LinkedIn zu schreiben, bis sie kurz vor ihrem Urlaub an der Nordsee mir ihre Handynummer gab. Von diesem Zeitpunkt an tauschten wir über WhatsApp regelmäßig Sprachnachrichten aus, in denen wir uns über unsere alltäglichen Erlebnisse, Hobbys, Ziele und Träume austauschten.

Ich telefonierte mehrmals in der Woche mit Jule, und mittlerweile hat sie sich gut in ihrer Arbeitsgruppe eingelebt und unternimmt regelmäßig etwas mit ihren Kollegen. Sie verabredete sich sogar mit einem indischen Arbeitskollegen, der früher seine Doktorarbeit in Hannover geschrieben hatte und in London zu Besuch war. Zusätzlich arbeitete sie eng mit einem chinesischen Masterstudenten namens Shinshu zusammen. Shinshu zeigte Interesse an Jule, doch sie erklärte ihm, dass sie bereits in einer Beziehung war, woraufhin er sein Interesse zurückzog.

Ich erzählte Jule auch von Mara und davon, dass wir uns gut verstanden und uns in einem Katzencafé getroffen hatten. Sie war begeistert, dass ich endlich auch etwas mit anderen unternahm und nicht mehr alles allein machte.

Das Ende meiner Computerspielsucht

Das Jahr 2022 war das Ende meiner Computerspielsucht. Unbewusst und nach und nach habe ich immer weniger Computerspiele gespielt, vor allem seit ich Mara kennengelernt habe. Es war viel schöner, mit Mara zu schreiben und Zeit zu verbringen, als mich in die Welt der Computerspiele zu flüchten.

Verliebt in Shinshu

April 2022. Mit jedem weiteren Telefonat zwischen Jule und mir spürte ich, wie sehr sie die Zeit mit Shinshu genoss. Sie war verliebt. Eines Tages erzählte sie mir, wie sie schlaflos in ihrem Bett lag und ihre Gedanken sich nur um Shinshu drehten. Sie konnte sich nicht einmal auf ihre Arbeit konzentrieren, wenn er vor ihr an einem optischen Tisch herumtüfelte. Noch schlimmer war, dass sie diese Gefühle mir gegenüber nicht länger geheimhalten konnte. Ich war sehr überrascht, als ich das zum ersten Mal hörte, und ich bedankte mich bei Jule dafür, dass sie mir ihre Gefühle anvertraute. In diesem Moment spürte sie eine große Erleichterung, dass sie es mir erzählen konnte, ohne dass ich ihr Vorwürfe machte oder die Beziehung direkt beendete.

»In solchen Momenten merke ich, wie wichtig du für mich bist, Sascha«, sagte sie mit verheulter Stimme. Unser Gespräch zog sich bis spät in die Nacht hinein.

»Lass uns versuchen zu schlafen, Jule. Ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden«, waren meine vorletzten Worte.

»Ich liebe dich, Saschi«.

»Ich dich auch, mein Schatz.«


Learning aus dieser Zeit: Mit meinem Partner über Gefühle zu sprechen ist die beste Möglichkeit, sich mit ihm emotional zu verbinden.

Im gleichen Bett schlafen

April 2022. Während wir am Ende unseres Stadtausflugs nach Osnabrück auf einer Bank am Fluss saßen, erzählte ich Mara von Jules Verliebtheit. Sie war erstaunt über unsere offene Kommunikation in der Beziehung und den starken Zusammenhalt, den wir hatten. Im Laufe der Zeit hatten Jule und ich gelernt, offen über unsere Gefühle zu sprechen, und diese Fähigkeit war eine der Grundlagen, die unsere Beziehung auch in schwierigen Zeiten stabil hielt.

Doch unsere Beziehung befand sich in einem großen Tief, noch bevor Jule nach England reiste. Obwohl wir regelmäßig über unsere Gefühle sprachen, konnten wir das Tief nur vorübergehend überwinden, um dann einige Wochen oder Monate später erneut hineinzufallen. Wir besprachen zwar unsere Probleme, aber wir lösten sie nicht wirklich.

Dann trat ein viel größeres Problem auf, mit dem wir noch nie zuvor konfrontiert waren: Ein anderer Mann war in unsere Beziehung eingetreten, in den sich Jule verliebt hatte. Am 3. Mai erreichte dieses Problem seinen Höhepunkt: Jule fragte mich über WhatsApp, ob sie mit Shinshu im selben Bett schlafen dürfte. Sie planten einen dreitägigen Ausflug nach Wales. Sie konnte nicht ausschließen, dass dort mehr passieren würde als nur gemeinsames Übernachten im Bett.

Ich gestattete es ihr. Es war keine leichte Entscheidung, aber ich wollte ihr diese Erfahrung ermöglichen, da sie im Gegensatz zu mir noch nie mit einem anderen Menschen intime Erfahrungen gemacht hatte. Jule war unendlich dankbar und versicherte mir, dass wir nach ihrer Rückkehr nach Deutschland endlich zusammenziehen würden. Ich wäre nicht so offen dafür gewesen, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, diese Chance ebenfalls zu nutzen. Daraufhin fragte ich sie, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich theoretisch eine intime Beziehung mit Mara eingehen würde.

»Sascha, ich kann dir doch nicht das verbieten, was du mir erlaubst. Natürlich darfst du das«, antwortete sie mir gelassen. Ihre Antwort überraschte mich nicht, denn Jule war nie eifersüchtig, wenn ich andere Frauen erwähnte oder über meine vorherigen weiblichen Kontakte sprach.

Die Insulinpumpe

Mai 2022. Am nächsten Samstag machte ich mich auf den Weg zu Mara. Allerdings stieg ich versehentlich in den falschen Zug ein und konnte nicht mehr aussteigen. Die Panik überkam mich, als ich befürchtete, dass ich am Abstellgleis landen würde. Zum Glück kam der Schaffner und öffnete mir die Tür mit einem Schlüssel.

Heute fuhr der Zug zu Mara nicht von Gleis zwölf, sondern von Gleis dreizehn ab. Auf meiner Zugfahrt hielt ein rhetorisch begabter, gut schauspielender Mann eine Rede, in der er deutlich machen wollte, dass er dringend Geld benötigte. Alle hörten nur zu, was er zu sagen hatte. Ich machte den ersten Schritt und drückte ihm einen Zehn-Euro-Schein in die Hand. Ein Haufen anderer Passagiere sahen mein Beispiel und spendeten direkt nach mir. Ich war so schon gut gelaunt, dass ich heute Mara mit allen möglichen Freiheiten wiedersehe und die Tatsache, dass die Passagiere meine Wohltat nachahmten, machte mich noch glücklicher. Es machte mich auch ein bisschen stolz, dass meine kleine Wohltat eine Kettenreaktion auslöste und andere Menschen dazu inspirierte, Gutes zu tun.

Als ich schließlich in Bielefeld ankam, wartete Mara bereits am Bahnhof auf mich. Ich war unsicher, in welche Richtung ich gehen sollte, nachdem ich das Gleis verlassen hatte. Sollte ich nach links oder nach rechts gehen? Ein kurzer Blick in den WhatsApp-Chat von Mara und mir, verriet mir, ich solle nach links gehen. Mara warete auf mich an der Treppe. Dies erinnerte mich an eine Geschichte, die ich Mara bereits im Park in Osnabrück erzählt hatte, in der Jana immer an der Treppe auf mich wartete.

Wir gingen dann kurz zu Maras Wohnung, um die Zutaten abzulegen, die ich für unser gemeinsames Kochprojekt mitgebracht hatte. Heute wollten wir Hirse mit gebratenem Gemüse nach einem Rezept von Ben zubereiten, der auf YouTube kochte.

»Wie findest du mein neues schwarzes Latzkleid?«, fragte sie mich, angelehnt an der Tür, als wir in der Wohnung ankamen.

»Du siehst toll aus in dem Kleid.«

»Ich habe es gestern auf dem Flohmarkt gekauft.«

Zu dem schwarzen Kleid, das bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel reichte, trug sie eine gestreifte Bluse, eine dunkle Strumpfhose und schwarze Stiefel. Es war ihr wichtig, Kleidung gebraucht zu kaufen, denn so, wie sie immer sich selbst bezeichnete, war sie eine Öko-Tante. Nachdem auch mir Nachhaltigkeit wichtig wurde, hatte sich mein Geschmack, was Frauen angeht, etwas verändert: Öko-Tanten waren genau mein Typ. Insbesondere so eine sexy Öko-Tante, die gerade mit ihrem Kleid verführerisch posierte.

»Lass uns noch Badmintonschläger aus dem Keller holen«, sagte Mara, während ich das Gemüse aus dem Rucksack auspackte und in ihre kleine Küche brachte.

Anschließend gingen wir in den Park. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen unter einem Baum und spielten dann eine Weile Badminton. Leider löste sich dabei der Bommel vom Federball, und wir beendeten das Spiel. Nach etwa zehn Minuten war ich leicht verschwitzt.

»Na, bist du schon außer Atem?«, rief Mara mir zu und wedelte mit dem Badmintonschläger herum. »Nein, es ist nur sehr heiß. Wie wäre es stattdessen mit einer Runde Karten spielen?«, rief ich leicht keuchend zurück.

Mara erklärte mir geduldig noch einmal die Regeln von Rommé. Das letzte Mal hatte ich Rommé in Dänemark mit Jule und ihren Eltern gespielt, während wir einen teuren albanischen Cognac genossen, der ein Geschenk von Gogi für Jules Eltern war.

Nach der ersten Runde setzte der Regen ein. Da wir unter einem Baum saßen, störte uns der Regen jedoch nicht weiter. Mara nahm im Schneidersitz Platz, fand es jedoch etwas unangenehm, dass ich unter ihren Rock sehen konnte. Sie legte eine Stofftüte zwischen ihre Beine, um dies zu verhindern. Während wir die dritte Runde Rommé spielten, wurde der Regen so stark, dass wir beschlossen, zu Mara nach Hause zu gehen.

Angekommen, bereitete Mara einen Filterkaffee zu, und wir setzten uns ins Wohnzimmer, wo wir vegane Schokolade mit Haselnüssen genossen, die ich mitgebracht hatte. Mara trank schnell ihren Kaffee aus und spielte mir einige Songs vor, die sie kürzlich auf Spotify entdeckt hatte, während ich langsam meinen Kaffee schlürfte. Ein Song, der »Sisters of the Light« hieß, beeindruckte mich besonders, da er eine faszinierende Mischung aus orientalischen und Gothic-Elementen hatte.

Nach einem musikalischen Kaffeekränzchen kochten wir gemeinsam. Während Mara sich um die Hirse kümmerte, schnitt ich das Gemüse mühevoll mit einem stumpfen Messer. Mara gab mir noch eine Möhre aus dem Kühlschrank, die noch aufgebraucht werden musste.

»Die habe ich beim Containern ergattert. Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn gutes Essen im Müll landet«, sagte sie zu mir, während sie die Hirse umrührte und ich die Pfanne erhitzte.

»Das finde ich wirklich lobenswert!«, antwortete ich und betrachtete skeptisch die etwas komisch gekrümmte Möhre. Sie sah immer noch sehr frisch aus.

»Wenn ich mal im Supermarkt einkaufe, nehme ich immer das am hässlichsten aussehende Gemüse. Ich weiß, dass es sonst wie diese Möhre im Müllcontainer landen wird«, erzählte sie weiter.

»Kein Wunder! Die meisten Menschen wollen nur das schönste und frischeste Gemüse kaufen«, stimmte ich zu. Als das Essen endlich auf dem Tisch stand, holte ich noch eine kleine Flasche Weißwein aus meiner Tasche, den wir zum Essen genossen. Mara bot mir auch einen Anis-Kräuterschnaps zum Probieren an, der nach Lakritz schmeckte. Ich mochte zwar kein Lakritz, aber der Schnaps war gut. Seitdem ist Sambuca zu meinem Lieblings-Schnaps geworden.

Leider war das Essen nicht optimal gewürzt, das Gemüse schmeckte etwas fade. Wahrscheinlich hatte ich nicht genug Aufmerksamkeit daraufgelegt, da ich während des Scharfbratens mit Mara gequatscht hatte. Wir bewerteten unser Essen mit 3.5 von 5 Sternen.

Mit unseren vollen Bäuchen ließen wir uns auf das Sofa fallen. Mara klappte ihr Laptop auf und suchte nach einem guten Film bei Netflix. Sie fand die Beschreibung vom Thriller The Nightingale interessant, weshalb wir ohne groß zu überlegen, direkt den Film starteten. Die grelle Sonne schien durch die Fenster und blendete den Bildschirm des Laptops. Mara stand kurz auf, senkte die Jalousien herunter und legte sich wieder mit angewinkelten Beinen auf das Sofa hin, während ich mich auf dem freien Platz am Ende des Sofas niederließ, nahe bei ihren Füßen. Da das Sofa klein war, konnten wir es nicht vermeiden, uns in unseren Sitz- und Liegepositionen zu berühren. Meine angewinkelten Füße kamen leicht mit ihren Zehen in Kontakt. Während des Films wechselten wir immer wieder unsere Positionen und berührten uns dabei mal mehr und mal weniger. Die Sexszenen im Film erzeugten eine anziehende Spannung zwischen Mara und mir. Im Laufe des Films wurde diese Spannung immer stärker und ab einem Punkt wurde sie so stark, dass ich einfach meine Hand auf ihre Wade legte, während ihre Beine angewinkelt auf dem Sofa lagen. Ich warf einen kurzen Blick auf sie, um sicherzugehen, dass es sie nicht störte. Mara lächelte mich süß an, als ich in ihre Richtung schaute und ihr durchscheinendes Höschen durch die Strumpfhose erkennen konnte. Kurz vor dem Ende des Films begann meine Hand sanft von ihrer Wade bis zu ihrem Oberschenkel zu streicheln.

»Mmm ich mag es, wenn du mich so streichelst«, sagte Mara mit geschlossenen Augen und einem Lächeln im Gesicht.

Ich traute mich immer mehr, denn es wurde mir klar, dass Mara der Intimität mit mir keineswegs abgeneigt war. Ich erkundete immer mehr Körperstellen mit meinen streichelnden Händen, während Mara mit geschlossenen Augen genoss und ihr leichtes Grinsen verriet, wie sehr sie es mochte. Meine Hände drangen bereits unter ihr Kleid bis zu ihrem Po und zu den Innenseiten ihrer Oberschenkel vor.

»Lass uns ins Bett gehen«, flüsterte Mara mir zu und zog mich an der Hand zu ihrem Doppelbett. Dort setzte ich meine Streicheleinheiten fort, diesmal an allen Stellen ihres Körpers - von den Ohren bis zu den Zehenspitzen. Zusätzlich dazu gaben meine Küsse ihr zusätzliches Vergnügen: am Hals, an den Händen, an den Oberschenkeln, am Po und an den Waden.

»Du riechst so gut«, flüsterte ich, während ich ihren süßen Körpergeruch mit meiner Nase aufnahm. Mara lag mit geschlossenen Augen da und genoss die Küsse. Ein Grinsen zierte ihr Gesicht.

Ich zog ihr das Latzkleid aus und streichelte auch ihren Oberkörper durch ihre Bluse. Nachdem ich auch ihre Bluse ausgezogen hatte und ein paar Küsse auf ihren nackten Bauch gegeben hatte, wollte ich auch ihren BH ausziehen, aber sie stoppte mich.

»Nein, besser nicht. Ich finde sie zu klein.«

Also widmete ich mich den noch nicht ausgezogenen Kleidungsstücken: Ihrer Strumpfhose und dann ihrem roten Höschen. Anschließend zog ich mein Hemd aus und legte mich mit meinem nackten Oberkörper auf ihren fast nackten Oberkörper und spürte ihre Wärme.

»Du bist so wunderschön«, flüsterte ich, von Hormonen erfüllt, während ich in ihre glänzenden blauen Augen schaute und sanft ihre Wange mit meinen Fingern streichelte. Ich küsste sie auf die eine, dann auf die andere Wange. Dann auf die Stirn und anschließend ihre weiche Oberlippe.

»Kann ich heute bei dir übernachten?«, flüsterte ich leise ihr zu.

»Ja, du kannst bleiben. Aber wir müssen morgen um zehn Uhr das Haus verlassen«

Sie hatte ein Bumble-Date, mit dem sie sich bereits zum dritten Mal trifft und wandern geht.

Ich rückte nach unten in Richtung ihrer nackten Vagina, küsste und streichelte sie an den Oberschenkeln. Dann küsste ich ganz sanft ihre Schamplippen. Sie stöhnte und hob ihren Unterkörper nach oben. Offensichtlich genoss sie den letzten Kuss. Also küsste ich erneut - diesmal länger und viel intensiver. Sie fasste mich fest am Hinterkopf an und drückte gegen ihre Muschi. Nun setzte ich meine Zunge und Spucke mit ein. Dabei stöhnte ich ebenfalls und schmatzte leidenschaftlich. Es bereitete mir Vergnügen, sie zu verwöhnen. Sie war in vollkommener Ekstase.

»Mmm, du schmeckst so gut«, sagte ich zu ihr und leckte weiter.

Dann verwöhnte ich sie mit einem Saugspielchen. Sie stöhnte noch intensiver und hob ihren Körper noch weiter nach oben.

»Oh Gott, warte! Bitte. Setz dich an die Wand.«

Ohne zu zögern lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand und streckte meine Beine aus, während Mara vom Bett aus auf allen Vieren und mit dem Po zu mir gedreht ein Kondom aus der Nachttischschublade holte. Mein Penis war schlaff, da ich mich voll und ganz auf das Verwöhnen von Mara konzentriert hatte. Sanft streichelte Mara mit ihren Fingern meinen Penis, bis er nach einigen Sekunden wieder steinhart wurde. Dann zog ich das Kondom über. Mara nahm Platz auf meinem Schoß und führte den Penis in ihre Vagina ein. Sie fühlte sich nicht so eng an, wie ich ursprünglich vermutet hatte. Ich hob meinen Kopf leicht an, um in Maras Augen zu schauen. Ihr wunderschöner blauäugiger Blick, ihre Sommersprossen und ihre zerzausten roten Haare verzauberten mich. Ich könnte sie stundenlang betrachten. Es war lange her, dass ich einen derart verführerischen und liebevollen Blick von einem Menschen erhalten hatte.

Mara bewegte leicht ihren Po, mal seitlich, mal nach oben und unten, um sicherzustellen, dass mein Penis nicht erschlaffte. Sie legte ihre Hände hinter ihren Rücken und plötzlich fiel ihr BH zwischen uns. Mein Blick wanderete in Richtung ihrer Brüste, während ich den BH beiseitelegte.

»Sie sehen wunderschön aus«, gab ich ihr aufrichtig mein Kompliment in Bezug auf ihre Brüste und küsste den Bereich unterhalb ihrer Brust, dann neben ihrer Brustwarze.

Ich umarmte sie fest mit beiden Armen und unterstützte ihre Bewegungen mit meinem Becken. Unsere Geschwindigkeit steigerte sich immer weiter. Die Hitze nahm zu, trotz heruntergelassener Jalousien und des Ventilators, der hinter uns blies. Unsere Körper waren von Schweiß bedeckt. Sie ritt mich wie eine stolze Eroberin auf ihrem Ross und rieb dabei ihre Klitoris gegen meinen Unterbauch. Ich griff mit meinen großen Händen fest nach ihren Pobacken und saugte sanft an ihren Nippeln, während sie unermüdlich weiterritt. Nach etwa zehn oder zwanzig Minuten erlebte sie einen Höhepunkt. Ich hingegen konnte es nicht erreichen, da dies nicht meine bevorzugte Sexposition war und die Situation so ungewohnt für mich war.

Nachdem Mara gekommen war, fiel sie erschöpft auf das Bett, halb auf ihren Bauch und halb auf die Seite. Sie lag nun fast in der richtigen Position für meine Lieblingsstellung. Ich half ihr, indem ich sie komplett auf den Bauch drehte. Dann stützte ich mich mit beiden Armen am Bett ab und drang von hinten in ihre Vagina ein. In dieser Position fühlte sie sich viel enger an. Ich fickte sie minutenlang weiter und war trotzdem noch weit entfernt vom Höhepunkt. Meine Gedanken ließen mich in diesem Moment nicht los. Das, was gerade geschah, schien so surreal zu sein.

Plötzlich begann Maras Insulinpumpe zu piepen. Wir mussten den Sex unterbrechen. Mara hatte mit neunzehn Jahren Typ-1-Diabetes entwickelt und trug deswegen eine Insulinpumpe. Ein unbekannter Fehler wurde angezeigt, der bei ihr noch nie vorkam.

»Du hast wohl die Pumpe und mich um den Verstand gebracht«, sagte sie scherzhaft und streckte sich in Richtung des Nachtschranks aus. Die Insulinpumpe piepte weiter und funktionierte nicht. Nach einigen Minuten des Kramens im Nachtschrank wurde Mara etwas hektischer und griff nach ihrem Handy. Sie versuchte den Notfalldienst anzurufen, aber niemand nahm ab. Das hektische Verhalten von Mara und das anhaltende Piepen der Pumpe machten mich etwas nervös.

»Lass mich mal versuchen«, sagte ich zu Mara und rief den Notfalldienst von meinem Handy aus an.

»Ähm, Mara? Du musst die Eins drücken«, führte ich fort, nachdem ich die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.

Jemand nahm ab und ich reichte Mara mein Handy. Sie las den Fehlercode vor und begann, im Schrank etwas zu suchen, während sie das Handy zwischen Schulter und Ohr festhielt und mit dem Notfalldienstmitarbeiter sprach. PIEP PIEP PIEP PIEP. Schließlich holte sie Batterien aus dem Schrank und tauschte sie in der Insulinpumpe aus. Das Piepen hörte endlich auf.

»Okay, jetzt funktioniert sie wieder. Vielen Dank für Ihre schnelle Hilfe. Tschüss«, verabschiedete sie sich und gab mir mein Handy zurück.

»Die Batterien waren wohl leer«, sagte sie erleichtert zu mir. Dann setzte sie sich auf das Sofa und füllte die Pumpe mit Insulin nach. Ich setzte mich direkt daneben auf den Boden. Als jemand, der zuvor noch nie gesehen hatte, wie eine Insulinpumpe gefüllt wird, beobachtete ich neugierig, was Mara tat, und küsste dabei ihre Beine.

»Sascha, du bist so ein empathischer Mensch.«

»Wie kommst du darauf?«

»Das kann ich dir nicht erklären. Ich spüre es einfach gerade«, antwortete sie und warf mir einen schnellen Blick mit einem supersüßen Lächeln zu.

»So, jetzt sollten wir keine Probleme mehr mit der Pumpe haben. Lass uns fertig machen fürs Bett«, sagte Mara, gab mir einen Kuss auf den Mund und ging ins Badezimmer.

Ein glückliches Gefühl durchströmte meinen ganzen Körper und ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich legte mich kurz auf das Bett, stützte mich auf meinen Arm und starrte die Decke an, während mein Grinsen einfach nicht verschwand. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt.

Kurz darauf kam Mara zurück und reichte mir eine Zahnbürste.

»Du solltest dich auch mal abduschen«, sagte sie zu mir, während ich einen Kussmund formte. Sie beugte sich zu mir hinunter und wir küssten uns mehrmals auf die Lippen.

Ich holte noch eine saubere Unterhose und ein T-Shirt aus meiner Tasche im Flur und ging ins Bad. Als ich unter der Dusche stand und das kalte Wasser meinen verschwitzten Körper hinabströmte, fühlte es sich an, als ob es die Sehnsucht nach aufrichtiger Liebe, die sich über die letzten zwei Jahre bei mir aufgestaut hatte, wegspülte. Mara gab mir das, wonach ich mich immer gesehnt hatte: Einen tiefen, liebevollen Blick in meine Augen, der direkt in meine Seele zu dringen schien. Kein Blick in die Unendlichkeit, der durch mich hindurchging, so wie ich es in letzter Zeit von Jule gewohnt war.

Als ich nach dem Bad ins Zimmer zurückkehrte, war das Licht aus und die Jalousien waren hochgezogen. Das Mondlicht drang durch die Fenster und beleuchtete Mara, die dort in einem T-Shirt und neuen Höschen lag. Ich ging langsam auf sie zu, so nah, dass ich ihren Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Ihre Augen funkelten im Mondlicht. Es schien mir unwirklich, dass ich gerade mit diesem wunderschönen Mädchen Intimitäten geteilt hatte. In diesem Moment war es mir egal, dass ich selbst nicht zum Höhepunkt gekommen war. Zum ersten Mal in meinem Sexleben empfand ich mehr Freude daran, meine Partnerin zu verwöhnen, als an meinem eigenen Vergnügen.

Ich legte mich hinter sie ins Bett und umarmte sie von hinten. Ich atmete den Duft ihres Halses und ihrer Haare ein und genoss ihre Nähe.

»Mara, was ist gerade geschehen?«, flüsterte ich ihr zu, während wir beide zum Fenster schauten und den Mond betrachteten.

»Ich weiß es nicht. Aber ich mochte es sehr.«

»Ich fand es auch wunderschön«, erwiderte ich, umarmte sie fester und küsste sie hinter dem Ohr.

Keiner von uns hatte ein schlechtes Gewissen. Wir sprachen auch darüber, wie sie es dem Bumble-Typen erklären würde, wenn er sie nach ihren Aktivitäten am Wochenende fragen würde. Sie wollte auf keinen Fall lügen.

»Es fühlt sich irgendwie falsch an, morgen auf ein Date zu gehen. Ich hätte nicht erwartet, dass wir heute im Bett landen. Vielleicht sollte ich das Date absagen?«

»Nein, tu das nicht«, antwortete ich, »geh hin und genieße die Wanderung. Wenn er dich danach fragt, was du gestern gemacht hast, dann sag ihm einfach die Wahrheit, wenn du Gefühle für ihn hast. Wenn nicht, dann sag, dass du mit einem Freund im Park warst und lass das, was danach passiert ist, weg.«

Mara stimmte zu.

Wir lagen eng umschlungen da und sprachen noch über Jule und was sie gerade in Wales mit Shinshu unternahm.

»Wahrscheinlich schläft Jule tief und neben ihr liegt Shinshu«, warf ich eine Vermutung in den Raum.

»Oder sie liegt jetzt auch schlaflos mit ihm im Bett und stellt sich die gleiche Frage über dich«, kommentiere Mara.

Es war schon spät. Nach unserem Gespräch versuchten wir einzuschlafen. Mara öffnete noch schnell die Fenster, um etwas kühlere Luft in das Zimmer zu lassen, da es heiß war. Ich wechselte meine Position und drehte mich zur Wand, wobei mein Fuß ihren Fuß berührte. Ich mochte es immer im Schlaf Körperkontakt zu haben.

Wir lagen beide noch wach da, ohne ein Wort zu sagen. Draußen liefen feiernde, alkoholisierte Männer vorbei und verursachten lallende Geräusche. Wir lachten. Kurze Zeit später döste ich ein und wurde vom heulenden Motor eines vorbeifahrenden Protzautos wieder geweckt.

Mara stand kurz auf und schloss die Fenster. Dann nahm sie ihr Handy in die Hand.

»Wie spät ist es?«, fragte ich sie mit einer erschöpften, müden Stimme.

»Halb vier.«

»Ich stelle den Wecker auf zehn Uhr, sonst werden wir um acht Uhr total müde sein«, fuhr sie fort. Ihr Treffen am nächsten Tag war um elf Uhr geplant.

»Einverstanden.«

»Wenn du willst, kannst du morgen weiterschlafen. Mach einfach die Tür zu, wenn du gehst«, schlug sie vor. Ich akzeptierte sofort ihren Vorschlag.

»Wollen wir eine Hörbuchgeschichte anhören?«, fragte sie mich in der Hoffnung, dass wir endlich einschlafen könnten.

»Gerne!«

Es erklang eine tiefe, männliche Erzählerstimme. Es funktionierte. Bereits nach den ersten Worten schlief ich ein.

Ich hatte einen Traum von Mara...

Wir hüpften Hand in Hand entlang des langen Petrovsky Boulevards, auf dem Weg zum Fluss Don. Immer wieder schauten wir uns an und lachten. Hinter Mara befand sich das Riesenrad, und auf meiner Seite war der Hirsch auf dem Berg zu sehen. Am Ende der Allee schaute ich wieder nach rechts, doch Mara war nicht mehr da. Panik überkam mich.

»Wo bist du?«, rief ich und suchte nach ihr.

Eine Passantin in einem schwarzen Gewand und einem Kopftuch kam mir entgegen.

»Wissen Sie, wo Mara ist?«, fragte ich ungeduldig.

Die Frau schaute mich nur an und antwortete nicht. Verzweifelt suchte ich weiter.

»Maraaaaaa?«

»Ich bin hier«, ertönte plötzlich Maras Stimme direkt hinter mir.

Ich wachte auf. Es dämmerte bereits draußen. Mara lag ganz nah hinter mir, ihren Körper in meine Richtung gewandt. Ihre Hand lag auf meiner Hüfte. Ich drehte mich zu ihr und spürte ihren sanften Atem in meinem Gesicht. Ich atmete leise, um den Duft ihrer Ausatmung einzuatmen. Ich hätte nie gedacht, dass man süchtig nach Kohlendioxid werden könnte. Sie schien zu dösen und nicht richtig zu schlafen. Schließlich drehte sie sich auf die andere Seite. Ich folgte ihr und umarmte sie vorsichtig von hinten.

»Mara, bist du noch wach?«

»Ja, ich konnte nur ganz kurz schlafen.«

Ich begann sanft, ihren Arm zu streicheln.

»Ist es okay, wenn ich dich streichle, oder möchtest du lieber schlafen?«

»Ich finde es schön. Es ist schon so lange her, dass ich diese Zärtlichkeit gespürt habe«, flüsterte sie.

Sie drückte ihren Po gegen meinen Unterleib. Ich drückte entgegen. Meine Hand glitt entlang ihres Arms zum Po, von dort aus in kreisenden Bewegungen zu ihrem weichen Bauch unter dem T-Shirt. Dann folgte ich erneut derselben Route in Richtung des Pos. Von einer Pobacke zur anderen spürte ich, dass ihr Höschen feucht war. Ich zog es auf einer Seite bis zur Hälfte ihres Oberschenkels herunter. Mara half mir bei der anderen Seite, indem sie ihren Unterkörper leicht anhob.

Ich tauchte spielerisch unter die Decke ein.

»Was machst du da?«, hörte ich Maras neugierige Stimme. Ich antwortete nichts.

»Hmm«, gab Mara von sich, als ich mein Gesicht von hinten in ihr Schambereich drückte.

Ihre Muschi war glattrasiert und duftete so gut. Zum allerersten Mal in meinem Sexleben empfand ich den Duft des Intimbereichs wie eine Droge. Mit kreisenden Bewegungen massierte ich ihren Schambereich mit meinem Gesicht. Ich fing an, ihre Schamlippen mit der Zunge von außen und innen zu streicheln. Sie drehte sich auf den Rücken. Ihre Muschi war sehr feucht. Ich steckte den Zeigefinger in sie und kraulte sie von innen, während ich ihre Klitoris und Schamlippen mit dem Mund immer wieder einsog und dann losließ. Ihr Stöhnen wurde lauter, aber dennoch leise genug, um die Nachbarn nicht zu wecken.

Ich verwandelte mein Einsaugen in ein sanftes Küssen ihrer Scheide sowie Innenoberschenkel und legte kurze Zeit später meinen Kopf leicht zwischen ihre Beine.

»Hat es dir gefallen?«

»Das war das erste Mal, dass ich durch Lecken gekommen bin«, antwortete Mara erleichtert.

»Hast du noch ein Kondom da?«

»Ich habe noch ganz viele da«, erwiderte sie und holte eines aus dem Nachtschrank. Sie reichte es mir. Ich öffnete die Verpackung und streifte das Kondom über meinen erigierten Penis. Mara lag schon breitbeinig auf dem Rücken mit angewinkelten Beinen. Mit etwas Mühe konnte ich meinen halbsteifen Penis in ihre Vagina einführen. Mit sanften Vor- und Zurück-Bewegungen wurde er allmählich härter. Mara legte ihre Beine auf meine Schultern. Ich spürte, wie die Lust in mir immer intensiver wurde, während ich tiefer und härter in sie eindrang. Mein Penis war jetzt sehr steif und konnte mühelos bis zum Anschlag in sie eindringen. Unsere verschwitzten Körper erzeugten klatschende Geräusche bei jedem Stoß. Ich wurde immer schneller. Meine Hände umklammerten noch fester ihre Oberschenkel. Ich schaute Mara tief in die Augen, während ich sie fickte. Und dann spritzte ich endlich ab.

Völlig verschwitzt ließ ich mich auf das Bett fallen und fühlte mich erschöpft wie nach einem intensiven Workout. Mara umschlang meinen Unterkörper mit ihren nackten, glatten Beinen wie eine Pythonschlange, als wäre ich ihre Beute. Ich drehte meinen Kopf nach rechts zu Mara und sah, dass sie mit geschlossenen Augen lächelte.

Kurze Zeit später ertönte ein schönes Vogelgezwitscher. Es war der Wecker, der uns sanft aus unserem Zustand der Ekstase, Leidenschaft und Zärtlichkeit in die Realität zurückholte.

»Wir müssen leider aufstehen«, flüsterte Mara mir tief in die Augen schauend. »Holst du Brötchen und ich mache währenddessen Kaffee?«

»Klingt gut«, antwortete ich, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wälzte mich über Mara auf die andere Seite, um aus dem Bett zu kommen.

»Wo ist denn hier der nächste Bäcker?«, fragte ich Mara, die noch eingekuschelt im Bett lag.

»Geh in diese Richtung der Straße entlang, bieg dann nach rechts ab und an der nächsten Kreuzung nach links«, antwortete sie, während ich den nächsten Bäcker bereits bei Google Maps gefunden hatte.

»Welche Brötchen magst du?«

»Körnerbrötchen. Egal welche Sorte.«

Ich zog mir schnell die Jeans an und machte mich auf den Weg.

Es war kühl draußen. Ab und zu schaffte es die Sonne, sich durch die Wolken zu kämpfen und warf ihre wärmenden Strahlen auf meine Arme und mein Gesicht. Als ich beim Bäcker ankam, stellte ich fest, dass die meisten Brötchen bereits ausverkauft waren. Ich holte alle drei übrig gebliebenen Sorten, darunter zwei mit Körnern, damit Mara später eine Auswahl hatte.

Als ich zurück zur Wohnung kam und an der Tür klingelte, öffnete Mara lächelnd die Tür. Oben angekommen gab ich ihr einen Kuss. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllte den Flur. Mara eilte ins Badezimmer, und ich folgte ihr, um meine Hände zu waschen. Sie stand vor dem Spiegel und trug Mascara auf, um sich für das bevorstehende Treffen mit dem Bumble-Typen zurechtzumachen. Ich beobachtete sie aufmerksam, während ich meine Hände wusch.

»Ich mag es nicht, wenn man mich beim Schminken beobachtet. Geh schonmal in die Küche«, reagierte sie etwas gereizt.

Ich folgte ihrer Anweisung, ging in die Küche und setzte mich am Tisch. Dieser war bereits gedeckt mit zwei vegetarischen Aufstrichen, einer Margarine, zwei Bechern, einem Teller und einem Messer, einer Kaffeekanne und einem bereits fertig zubereiteten Müsli, das mit einem Apfel dekoriert war, den Mara wahrscheinlich beim Containern ergattert hatte. Die letzten Tropfen des heißen Wassers sickerten noch durch den mit Kaffee gefüllten Filter in die Kanne. Ich schenkte den Kaffee in die beiden Becher auf dem Tisch ein, als Mara in die Küche kam. Sie setzte sich mir gegenüber und begann direkt, ein Brötchen zu schmieren.

»Ich nehme lieber ein Brötchen mit und esse jetzt Müsli, sonst verhungere ich noch während des Wanderns«, kommentierte sie ihr Vorgehen.

»Möchtest du vielleicht auch Müsli?«, fragte sie mich.

»Nein, danke. Ich probiere lieber diesen Avocado-Aufstrich«, erwiderte ich und holte mir ein weißes Brötchen aus der Tüte.

Kurze Stille.

»Ich finde es gut, was gestern passiert ist«, sagte Mara und schaute mich dabei an, während sie das fertig geschmierte Brötchen in eine Brotdose legte.

»Ich fand es auch sehr schön.«

»Wie interessant, du machst es auch«, sagte sie.

»Was meinst du?«

»Du kneifst auch die Augen zusammen und lächelst dabei, als würdest du mich aus der Ferne auf diese Weise umarmen wollen.«

»Oh, das war mir nicht bewusst. Aber du hast recht. Ich möchte dich tatsächlich jetzt umarmen«, sagte ich, ging zu Mara, setzte mich auf den Boden und umarmte ihren Unterleib, während ich meinen Kopf auf ihren Schoß legte.

Wir beide fühlten uns gut. Wir hatten kein schlechtes Gewissen und ich verspürte keine Eifersucht bezüglich des Bumble-Typen oder Shinshu. Es gab kein Verliebtsein und keinen Drang oder Ziel, das alte Leben hinzuschmeißen und ein neues mit Mara anzufangen.

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von Mara mit einem Kuss.

»Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Und berichte mir gerne, wie das Date mit dem Bumble-Typen verlief«

Wir umarmten uns ganz fest und ich atmete noch ein letztes Mal den anziehenden, körpereigenen Duft an ihrem Hals ein.

»Natürlich sehen wir uns wieder.«

Am Bahnhof angekommen, nahm ich den Zug nach Hannover um halb zwölf und stieg dann spontan in Löhne aus, weil die Ansage kam, dass am gegenüberliegenden Gleis der Zug nach Hildesheim fuhr. Meine Mutter meinte, sie könnte mich von Hildesheim abholen. Im Zug schrieb ich Notizen darüber auf, was ich heute Neues über Mara gelernt hatte. Mein Handy vibrierte. Ich bekam eine Nachricht von Kirsten, einer damaligen Bekannten von mir aus dem Philosophiekurs, die Politikwissenschaft studierte und die ich schon lange nicht gesehen hatte. Sie schlug mir vor, am Donnerstag nächster Woche am Hohnsensee in Hildesheim zu treffen. Ich hatte zwar an dem Tag Karate, aber ich meinte, ich könnte es auch mal ausnahmsweise weglassen.

Mama wartete bereits am Parkplatz in ihrem frisch gewaschenen, strahlend weißen VW Golf, den sie vor nicht allzu langer Zeit auf Pump gekauft hatte, weil ihr alter Peugeot ständig kaputt ging und die Reparaturkosten den Wert des Autos bei Weitem überstiegen.

»Hallo, Mama! Danke, dass du mich abholst!«, begrüßte ich sie, als ich in das Auto stieg.

»Privet Saschul, wie geht es dir?«, fragte sie mich und fuhr los.

»Gut, und wie geht es dir?«

»Ich hatte wieder Stress im Dienst, musste einspringen, weil viele krank geworden sind. Und ab morgen bin ich fünf Tage im Nachtdienst«, klagte meine Mutter über ihre Arbeit im Pflegeheim.

»Und was hast du in Bielefeld gemacht?«, fuhr sie neugierig fort.

»Ich habe eine gute Freundin besucht. Sie heißt Mara.«

Sie schaute mich im Rückspiegel an.

»Sasch, tue das Jule nicht an.«

»Keine Sorge. Mara und ich sind nur Freunde«, versuchte ich, meine sexuelle Beziehung zu Mara zu vertuschen.

»Fahre nicht mehr zu Mara. So jemanden wie Jule wirst du nirgendwo finden. Sie ist ein so tolles Mädchen und gehört zu unserer Familie.«

»Mama, Jule weiß bereits von Mara. Sie ist damit einverstanden, dass ich sie besuche. Wir haben darüber gesprochen.«

Mama gab sich mit meiner Antwort zufrieden, obwohl sie noch skeptisch war.

Zuhause angekommen, breitete sich der Geruch nach Essen aus, der mich daran erinnerte, dass ich schon wieder Hunger hatte. Schnell wusch ich mir die Hände und dann ging ich in die Küche, um mir das von Mama zubereitete Püree mit veganen Zivapcici auf den Teller zu packen. Meine Mutter schminkte sich am Spiegel.

»Wo fährst du hin?«, fragte ich sie.

»Zu Sascha«

Ich dachte, dass sie nicht mehr mit diesem Russen zusammen war, aber ich fragte nicht weiter nach, weil das ein typisches Verhalten meiner Mama war: Erst Schluss zu machen und dann am nächsten Tag sich wieder zu versöhnen. Stattdessen ging ich auf den mit warmer Sonne beleuchteten Balkon, setzte mich hin und biss in den Zivapcici rein. Die kleinen Insekten schwirrten um die von meiner Mutter gepflanzten Blumen herum. Es war Anfang Mai, und die Natur erwachte langsam aus ihrem Winterschlaf. In dem Moment fing ich an Mara zu vermissen. Ich hatte einen emotionalen Nachklang. Diesen Begriff hatte ich gelernt, als ich nach dem Essen etwas über die Hochsensibilität las, von der ich noch nicht so viel wusste. Gegen siebzehn Uhr fuhr meine Mutter nach Northeim zu Sascha weg.

»Saschul, ich komme morgen wieder und erzähle dir, wie es war. Und pass auf die Wohnung auf«, sagte sie zu mir, während ich sie aus dem Balkonfenster beobachtete, wie sie noch einmal alles überprüfte, ob alles aus war. Dann hörte ich noch, wie sie die Tür zumachte und daran hin und her zog, um nochmal sicherzustellen, dass sie verschlossen war. Ich verbrachte den Rest des Tages auf dem Balkon und verarbeitete das Erlebte mit einem langen Tagebucheintrag.

Techtelmechtel

16. Mai 2022. Am Montag blieb ich zu Hause und verspürte schon am Morgen eine Sehnsucht nach Mara. Das erste, was ich vor dem Aufstehen tat, war, Mara eine Nachricht zu schreiben und sie zu fragen, wie das Date mit dem anderen Typen verlief. Sie antwortete nicht so schnell. Erst einige Stunden später, als ich einen Spaziergang durch die Borsumer Felder machte, vibrierte mein Handy in der Hosentasche. Endlich erhielt ich eine Sprachnachricht von Mara, auf die ich die ganze Zeit gewartet hatte.

»Er roch gar nicht gut. Er stank nicht oder so. Ich mochte einfach nicht, wie er roch«, erzählte Mara, wie sie den Typen beim Wandern wahrnahm, als der Wind aus seiner Richtung auf sie wehte.

»Und hat stundenlang nur über sich geredet. Ich will ihm absagen, aber ich weiß nicht wie.«

Nachdem ich die vierminütige Sprachnachricht angehört hatte, antwortete ich, nach einigen Schritten weiter entlang des Feldweges, ebenfalls mit einer Sprachnachricht.

»Das war das dritte Date mit ihm. Sag ihm so früh wie möglich, dass du nichts für ihn empfindest, bevor er sich große Hoffnungen aufbaut und du ihm unnötigen Schmerz zufügst.«

Am Montagabend telefonierte ich mit Jule und erzählte ihr alles, was passiert war.

»Und dann habe ich sie geleckt«, sagte ich ihr am Hörer, in der Hoffnung, dass meine Mutter und Schwester bereits schliefen.

»Sascha, ich möchte es nicht so genau wissen«, antwortete sie gelassen, aber mit leichter Traurigkeit, die man nur heraushören konnte, wenn man mit einem Menschen lange zusammen ist.

»Wie war denn das Wales-Wochenende? Ist es zum Techtelmechtel gekommen?«, fragte ich Jule mit meiner typischen Brise Humor, die ich immer gern dazu gab, insbesondere, wenn die Situation zwischen uns emotional angespannt war. Jule lachte.

Es war passiert. Sie und Shinshu hatten miteinander geschlafen. Mehrmals. Als mir Jule von ihrem Sex erzählte, spürte ich gar keine Eifersucht. Es fühlte sich so an, als würde mir eine gute Freundin und nicht meine große Liebe von ihrer neuesten Sexgeschichte erzählen.

»Denkst du, dass dieser Vorfall unsere Beziehung stärken wird?«, fragte ich sie neugierig.

»Ja, ich bin fest davon überzeugt.«

Hormonverseucht

20. Mai 2022. Es war ein Freitag. Der Wetterbericht hatte für heute ein Unwetter vorhergesagt. Als ich am Bahnhof ankam und Mara in der Ferne an der Treppe stehen sah, sprühte ich nur so vor Glück. Sogar die Sonne kam aus den Wolken hervor. Von weitem konnte ich erkennen, wie Mara lächelte. Das Sonnenlicht reflektierte an ihren Haaren und ließ sie wie einen Engel erstrahlen. Je näher ich ihr kam, desto breiter wurde mein Lächeln und desto mehr Freude verspürte ich in meinem Herzen. Eine lange, innige Umarmung folgte.

»Lass uns in den Park gehen und die Sonne tanken, solange sie noch da ist«, sagte sie, nachdem wir uns umarmt hatten.

Im Park, auf einer von Mara mitgenommenen Decke in der prallen Sonne sitzend, redeten wir über die vergangene Woche, über den Fortschritt meiner Masterarbeit, über ihre bevorstehende Klausurphase in Epidemiologie, ihre Reisepläne nach Bratislava nächstes Jahr, über meine Telefonate mit Jule und über uns. Im Laufe unseres Gesprächs schob der Wind dunkle Wolken über uns, und von einem Augenblick auf den nächsten fing es an zu regnen. Also machten wir uns auf den Weg zu ihr.

Bei Mara bereiteten wir einen Salat mit Hirse zu, den sie morgen zum Geburtstag mitnehmen wollte, und ein Teil davon war für uns bestimmt. Beim Essen erzählte sie mir von ihrem Konflikt mit ihrer Mutter, die sie früher ständig finanziell ausgenutzt hatte. Einst fragte ihre Mutter Mara nach Geld, und als Mara es verweigerte, brach ihre Mutter den Kontakt zu ihr ab. Ich empfahl ihr, einen Neuversuch zu starten, auf ihre Mutter zuzugehen und ihr vorzuschlagen, einen gemeinsamen Tag miteinander zu verbringen. Sie akzeptierte meinen Vorschlag.

Nach dem Essen saßen wir beide im Wohnzimmer auf dem Sofa, im Schneidersitz, nah beieinander und schauten uns gegenseitig an. Während wir uns in die Augen sahen, wurde mir klar, dass ich bis über beide Ohren in Mara verliebt war. Ich war noch nie in meinem Leben so verliebt wie in diesem Moment. Und das Schöne war, dieses Verliebtheitsgefühl wurde von Mara erwidert. Das war nicht zu übersehen an ihren Augen, die langsam jede Stelle in meinem Gesicht ertasteten. Ihr Lächeln, das sie mir dabei schenkte, und ihre sanften Küsse, die sie mir zwischendurch gab, während wir dasaßen.

»Ich habe da ein paar Fragen vorbereitet, die sich im Laufe der Wochen angesammelt haben und die ich dir gerne stellen würde. Darf ich?«, fragte ich sie.

»Klar, gerne!«

Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche heraus und öffnete die Notizen mit meinen Fragen.

»Was war dein Lieblingsfach in der Schule?«

»Welches Erlebnis war so schön, dass du es nochmal erleben würdest?«

»Was ist deine größte Angst?«

»Was ist dein größter Traum?«

...

»Sascha, ich möchte, dass du die Fragen auch beantwortest.«

»Oh, okay, da muss ich kurz überlegen.«

Ein lauter Donner unterbrach kurz unsere Fragerunde. Stille entfaltete sich. Es donnerte noch einmal. An Maras Gesichtsausdruck war es nicht zu übersehen, dass sie den Donner genauso mochte wie ich. Beim Lauschen dieses Naturspiels fing ich an, ihre nackte Wade zu streicheln, die aus ihrer Jeans beim Sitzen im Schneidersitz hervorkam. Ihe Wade war nicht mehr so glatt wie letztes Mal. Diesmal hatte sie leicht kratzige Stoppeln. Diese Unvollkommenheit der echteren Mara, mochte ich irgendwie sogar noch mehr.

Sie schloss ihre Augen und lehnte sich zurück auf das Sofa und umklammerte mich mit ihren gestreckten Beinen. Ich legte mich auf sie drauf und küsste sie am Nacken. Sie roch wieder so gut.

»Was ist deine Lieblingssexstellung?«

»Wir hatten sie schon mal, aber komm, ich zeige sie dir gerne noch einmal«, antwortete ich und reichte ihr meine Hand, um sie zu einem bequemeren Ort für diese Angelegenheit, zu ihrem Bett, zu führen.

Wir waren sehr verschwitzt danach. Anschließend ging ich duschen. Während ich mich mit meinem nach Zitrone duftenden Duschgel einseifte, stand Mara komplett nackt am Waschbecken angelehnt und betrachtete mich, wie ich das Gel über meinen Körper verteilte. Mit eiskaltem Wasser wusch ich mich ab - etwas, was ich normalerweise niemals über mich ergehen lassen würde, wenn ich allein wäre. Mara reichte mir ein Handtuch und stieg mit mir zusammen in die Dusche. Zwei Küsse auf die Lippen gab sie mir, bevor ich aus der Dusche ins Wohnzimmer ging, um mir die dort liegenden sauberen Unterhosen und ein T-Shirt anzuziehen. Anschließend legte ich mich aufs Sofa und wartete auf das süße Kätzchen, wie ich sie gerne beim Kuscheln nannte, und sie es liebte.

Kurze Zeit später kam sie, nur in einem BH und in einem roten Höschen.

»Lass uns einen Film gucken«, schlug Mara vor und band ihre Haare zu einem Dutt.

»Gerne, weißt du schon welchen?«

»Ich habe mir letztens den Film Tenet notiert. Der würde dir sicherlich gefallen. Da geht es auch um Physik.«

»Oh, wie cool. Gerne!«

Wenn ein Film etwas mit Physik zu tun hatte, sagte ich nie Nein.

Nachdem sie den Film auf ihrem Laptop gestartet hatte, legte sie sich zu mir aufs Sofa, in meinen Arm, auf meine Schulter. Ich küsste sie auf die Stirn und den Kopf. Der Film war sehr verwirrend, und wir schenkten dem Inhalt wenig Beachtung. Vielmehr konzentrierten wir uns auf uns und starrten nur auf den Bildschirm des Laptops. Nebenbei streichelte ich ihren Arm und gab ihr immer wieder Küsse auf jede Stelle in ihrem Gesicht. Es fühlte sich so an, als wären wir glücklich zusammen. Als der Film zu Ende war, lagen wir noch still weiter eingekuschelt auf dem Sofa.

»Was wird aus uns, wenn Jule aus England zurückkehrt?«, stellte mir Mara eine unerwartete Frage, die auch mich sehr beschäftigte.

»Ich weiß es nicht. Hast du schon mal von Polyamorie gehört?«

»Natürlich. Ich habe sogar ein Buch darüber gelesen. Es wäre interessant, eine derartige Erfahrung zu machen. Frag doch Jule, was sie davon hält.«

»Gute Idee, ich frage sie, sobald wir das nächste Mal miteinander telefonieren«, versicherte ich ihr, während mein Verstand immer noch mit der Komplexität der Situation kämpfte.

Kurze Stille breitete sich zwischen uns aus, während ich sanft ihren Unterarm streichelte.

»Ist es eigentlich Liebe, was wir gerade erleben, oder sind wir nur hormonverseucht?«, fragte mich Mara nachdenklich.

»Ich bin eindeutig hormonverseucht. Aber die Wirkung der Hormone ist stark genug, um dich, in diesem Moment, mehr zu lieben als Jule«, entfuhr es mir spontan, und ich spürte eine Mischung aus Verwirrung und Verunsicherung darüber, was ich gerade gesagt hatte.

Mara kuschelte sich noch mehr in meine Schulter ein.

Ich bekam ein bedrückendes Gefühl. Es war so bedrückend, dass ich anfing still zu weinen. Eine Träne glitt entlang meiner Wange und fiel direkt auf Maras Stirn. Sie schaute zu mir hinauf, und auch in ihren Augen sah ich Tränen. Wir umarmten uns ganz fest.

Im Laufe des Abends, während meine Witze uns die Last von der Seele nahmen und wir anfingen zu lachen, bewegten wir uns in Maras Lieblingsstellung an die Wand. Sie mochte diese Stellung ganz besonders, weil hier alle Körperstellen angefasst werden können und sie dabei mit der Klitoris an mir reiben konnte. Nach dem Sex putzten wir die Zähne, lüfteten das Zimmer und gingen dann wieder ins Bett. Irgendwann gegen drei Uhr nachts schliefen wir ein.

I still want your hands up on my body

21. Mai 2022. Der nächste Tag - ein Samstag. Um halb neun erwachte ich langsam aus dem sanften Schlummer. Der Hunger machte sich deutlich bemerkbar, denn gestern hatten wir das Abendessen gänzlich ausgelassen. Also widmete ich mich Maras leckerem Pfirsich zu und verwöhnte sie solange mit der Zunge, bis sie kam. Erschöpft fielen ihre angewinkelten Beine durch die Schwerkraft nach links und rechts. In Maras breitbeiniger Stellung drang ich mit meinem halbschlaffen Penis in sie ein und versuchte zwanghaft zu kommen. Es klappte nicht, ich war bereits außer Atem, und es war sehr heiß. Ich legte mich auf das Bett neben Mara, und sie, liegend auf meiner Schulter, holte mir einen runter. Ich war noch lange nicht so weit zu kommen, denn ich stand unter starkem Druck, unbedingt kommen zu müssen. Nach einer Weile der Masturbation bekam Mara einen Krampf im Arm, und ich musste übernehmen. Mit einer hohen Frequenz, bei der die Auf- und Abbewegung kontinuierlich erschien, gelang es mir schließlich zu kommen.

»Endlich«, sagte ich erschöpft und begab mich ins Badezimmer, um kurz meinen Intimbereich sauber zu machen. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, stand Mara etwa zwei Meter entfernt vor dem großen Spiegel und betrachtete ihren nackten Körper. Ich schloss mich ihr an und sah ebenfalls unser Spiegelbild.

»Wir sehen muskulös aus«, bemerkte sie.

»Kein Wunder, nach so einem harten Workout. Ich hole schnell leckere Brötchen, dann können wir frühstücken. Ich habe nämlich richtig Hunger«, antwortete ich.

»Ausgezeichnete Idee, ich werde mich abduschen und das Frühstück vorbereiten.«

Als ich mit vier noch warmen Körnerbrötchen vom Bäcker zurückkam, durchströmte der energiegeladene Song von Alligatoah das Wohnzimmer.

»Lass uns etwas Entspannteres hören«, schlug ich Mara vor.

»Okay«, antwortete sie und wechselte am Handy zu einer sanften Hintergrundmusik.

Ich machte es ihr nach und genoss mein Brötchen mit Margarine, Avocado und bestreut mit Kala Namak Salz. Dazu schlürfte ich meinen Kaffee mit Hafermilch. Es blieb noch wenig Zeit bis 12:24 Uhr, denn um diese Uhrzeit fuhr mein Zug nach Hildesheim. Im Wohnzimmer stellte sich Mara mit ihren Füßen auf meine Füße, und wir versuchten so herumzugehen.

»Es ist Zeit. Ich muss zum Zug«, sagte ich, während wir fröhlich herumalberten.

»Ich begleite dich zum Bahnhof. Ich wollte sowieso einen Spaziergang machen.«

Am Bahnhof verabschiedeten wir uns mit einer innigen Umarmung.

»Ich wünsche dir viel Spaß beim Geburtstag morgen«, waren meine letzten Worte, bevor ich mich langsam zum Gleis begab.

Mein Zug hatte dreißig Minuten Verspätung, was meine Mutter, die mich abholte und dann zu Sascha fahren wollte, wütend machte.

Sie fuhr hektisch und schnell.

»Ich hasse mein Leben. Wegen euch kann ich nicht mein Leben führen!«, rief sie laut aus.

»Ich kann doch nichts dafür, dass der Zug Verspätung hatte. Du hast mir doch selbst gesagt, dass du mich abholen kannst«, versuchte ich sie zu beruhigen.

Die Zugfahrt war schon emotional anstrengend gewesen, und die Fahrt im Auto meiner Mutter verstärkte meine Traurigkeit nur noch mehr. Sobald wir zu Hause ankamen, legte ich meinen Rucksack schnell in meinem Zimmer ab, zog mir angesichts der sich ansammelnden Wolken einen leichten Pullover über und machte mich wütend wegen des Theaters meiner Mutter direkt auf den Weg in die Felder.

Die Sonne wurde mittlerweile komplett von den dichten, dunklen Wolken verschlungen. Der Wind wehte noch stärker, als ich die riesigen Weizenfelder erreichte. Meine Hand strich im Gehen entlang der Weizenähren, während der mir entgegenblasende Wind meine Tränen wegwischte. Die Natur zeigte Empathie, indem sie aus den Wolken kleine Regentröpfchen auf mich fallen ließ. Ein Spaziergang in der Natur war immer in der Lage, meine starken Emotionen der Wut und Traurigkeit zu besänftigen.

Die Wut wegen meiner Mutter verging, obwohl ich immer noch sauer auf sie war. Was ich jedoch nicht verstand, war, warum ich mich so traurig fühlte, obwohl die Situation eigentlich nicht besser sein konnte. Der Vorfall mit Shinshu und Mara hatte meine Beziehung zu Jule nicht zerstört. Ich sollte mich freuen, dass ich mit Jule endlich zusammenziehen kann, sobald sie zurückkommt. Außerdem hatte ich eine wunderschöne sexuelle Erfahrung gemacht, die vielleicht sogar weiterbestehen würde, wenn wir uns alle auf eine polyamore Beziehung einigten.

Nach dem Spaziergang wartete meine Mutter vor der Tür, als ich die Wohnungstür aufschloss.

»Saschul, Entschuldigung. Du hast es nicht verdient«, sagte sie und gab mir eine Umarmung.

»Ach Mam, hab dir schon verziehen.«

Als meine Mutter weggefahren war, verbrachte ich den Rest des Tages auf dem Balkon unter der Markise, die mich vor starkem Regen schützte, und las über Polyamorie und die Post-Festival-Depression, die mich wohl ergriffen hatte.

Am Samstagabend erreichte mich eine Sprachnachricht von Mara. Ihre Stimme klang aufgeregt und fröhlich, als sie mir von der Geburtstagsparty erzählte, auf der sie sich gerade befand.

»Und jetzt gehe ich auf die Tanzfläche...«, sagte sie als letztes und nahm noch ein Stückchen der im Hintergrund laufenden Musik auf.

I still want your hands up on my body
You still make my heart beat fast, Ferrari
With me in the wave, but in the morning
Do you still want me?

»Wie heißt dieses Lied?«, schrieb ich ihr als Nachricht.

»Moment. Ich frage mal nach«, antwortete sie, und ich konnte mir vorstellen, wie sie durch die Menschenmenge navigierte, um den DJ nach dem Titel des Songs zu fragen.

Während ich auf ihre Antwort wartete, spürte ich eine gewisse Aufregung in mir. Es war, als ob ich einen Teil der Party und des Spaßes durch ihre Nachricht miterlebte.

Punkt Punkt Punkt... Mara schrieb etwas.

»Es heißt Ferrari von James Hype«, erschien die Antwort schließlich auf meinem Display.

Kommst du vorbei?

22. Mai 2022. Am Sonntagmorgen wollte ich Mara mit dem Lied von gestern überraschen, von dem ich durch mehrmaliges Anhören einen Ohrwurm hatte. Ich sang den eingängigen Refrain in mein Handy:

»I still want your hands up on my body. You still make my heart beat fast, Ferrari. With me in the wave, but in the morning. Do you still want me?«

»Guten Morgen, du süßes Kätzchen. Wann sehen wir uns?«, fügte ich hinzu, während ich gespannt auf ihre Antwort wartete.

Nach nur zehn Minuten bekam ich eine Nachricht von ihr.

»Hättest du Lust, mich am kommenden Mittwoch zu besuchen? Es gibt hier das Leineweberfest«, schrieb sie. Mein Herz machte vor Freude einen kleinen Sprung. Ich liebte es, mit Mara Zeit zu verbringen, und das Leineweberfest klang nach einer großartigen Gelegenheit, eine tolle Zeit zusammen zu haben. Ohne zu zögern, sagte ich ihr begeistert zu.

Das Leineweberfest

25. Mai 2022. Um neunzehn Uhr erreichte ich endlich Maras Wohnung. Die Vorfreude auf den Abend prickelte in der Luft, als wir uns direkt auf den Weg zur Kirmes in der Stadtmitte machten. Die bunten Lichter und fröhlichen Klänge der Fahrgeschäfte versetzten uns sofort in eine ausgelassene Stimmung. Nach einer kleinen Bummelrunde entlang der Stände beschlossen wir, uns eine Pizza zu holen.

»Ich hätte gerne die mit Pilzen«, sagte ich zum Verkäufer hinter der Theke, während mein Magen schon vor Freude knurrte.

»Das macht dann vier Euro fünfzig«, antwortete der Verkäufer, während er die köstlich aussehende Pizza in ein Pappbehälter steckte.

»Alle Pizzen haben so viel Käse drauf«, bemerkte Mara und lehnte sich zu mir, um die Auswahl zu kommentieren.

»Und du, junge Dame«, reichte der Mann mir meine Pizza und fragte, was Mara haben möchte.

»Mmm. Ich nehme wohl Pizza Margherita.«

Wir setzten uns abseits des Getümmels auf eine Steintreppe.

»Ich dachte, du bist eine Veganerin?«, fragte ich sie skeptisch und biss in meine Pizza rein.

»Ich bin nicht so streng mit mir. Wenn es keine vegane Alternative gibt, greife ich ausnahmsweise auch zum Käse. Aber Fleisch würde ich natürlich auf keinen Fall essen.«

»Darf ich deine Pizza probieren? Die Pilze sehen lecker aus«, fragte sie, und ich konnte nicht anders, als ihr mein Pizzastück vor den Mund zu halten, damit sie kosten konnte.

»Gehen wir los. Das Frida Gold Konzert fängt um einundzwanzig Uhr an«, sagte Mara, während sie noch kauend sprach.

Das Konzertgelände lag etwas weiter entfernt, und wir mussten ein Stück laufen. Als wir dort ankamen, hatte sich bereits eine beachtliche Menschenmenge von wahrscheinlich zweihundert oder mehr Leuten um die Bühne versammelt, und noch viel mehr standen in einem größeren Radius etwas weiter von der Bühne entfernt.

»Ich möchte so nah wie möglich an die Bühne ran. Dort spürt man die Energie der Musik viel intensiver«, schlug Mara mir eifrig vor und nahm meine Hand.

Wir bahnten uns unseren Weg durch die dichte Menschenmenge und erreichten schließlich die Nähe der Bühne. Nur wenige Meter trennten uns von der Bühne, auf der ein Mann Werbung für die Sparkasse machte.

Sie strahlte und ich konnte ihre Begeisterung förmlich spüren.

»Ich muss zugeben, ich bin nicht der größte Frida Gold Fan. Ich kenne sie nicht wirklich.«, gestand ich Mara.

»Das macht nichts. Warte nur ab, das Lied 'Wovon sollen wir träumen?' ist einfach wunderschön.«

»Es ist das einzige Lied, das ich von ihr kenne«, lächelte ich.

»Warst du schon mal auf einem Festival?«, fragte sie mich.

»Nein, das ist mein erstes Mal.«

»Dann müssen wir unbedingt zusammen zu einem richtigen Festival! Die Stimmung, die Musik, das Gefühl von Freiheit - du wirst es lieben.«

»Gern! Ein kühles Radler wäre jetzt perfekt, oder?«, fragte ich mit einem breiten Grinsen.

»Ich hätte nichts gegen ein Bier, aber es ist so teuer auf den Festivals.«

»Ich gebe aus«, erwiderte ich und sie nickte.

Ich steuerte den nächsten Campinganhänger, an dem Bier verkauft wurde, an und stellte mich in die Schlange. Es schien, als hätten sich hier mehr Leute versammelt als an der Bühne.

Endlich kam ich dran.

»Zwei Radler, bitte«, rief ich der Verkäuferin zu.

»Das macht zwölf Euro. Zwei Euro Pfand«, schrie sie über das laute Gemurmel hinweg.

Das war der Moment, in dem ich meinen Vorschlag, Bier zu holen, bereute.

Mit den Getränken in der Hand kämpfte ich mich zurück zu Mara, die auf mich wartete. Die Menschenmenge hatte sich während meiner Abwesenheit noch etwas verdichtet.

»Bitte einen Applaus für Frida Gold, meine Damen und Herren«, schrie ein Mann eifrig ins Mikrofon, als ich Mara den Becher in die Hand reichte.

»Dankeschön«, lächelte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Dann begann Frida Gold in einem komplett weißen, stylischen Anzug einen Song zu singen, den sie bisher noch nicht veröffentlicht hatte. Irgendwie konnte mich die Musik nicht ganz mitreißen. Meine Aufmerksamkeit schweifte ab, und ich fand die bunten Lichter der sich hin und her bewegenden Scheinwerfer faszinierender als die Musik. Die Farben verschmolzen miteinander und malten ein lebendiges Gemälde auf der Bühne und um die Bühne herum. Mara bemerkte mein Desinteresse, nahm meine herunterhängende Hand, schaute mich liebevoll an und lächelte. Ihre Augen leuchteten im Licht der Scheinwerfer. Sie sah bezaubernd aus.

Ich bin mitten drin und geb mich allem hin
Aber schaut man hinter die Kulissen

Endlich war es soweit - das lang erwartete Lied begann und die Menschenmenge brach in lauten Jubel aus. Mara war voller Begeisterung und stimmte sofort in den Gesang ein. Ich machte mit.

Das Lied war zu Ende.

»Es war doch gar nicht so übel, oder?«, fragte sie mich mit einem verschmitzten Lächeln, als das Konzert endete.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und antwortete mit einem Hauch von Ironie: »Ja, es war in Ordnung.« »Komm schon, sei ehrlich! Du hast es genauso genossen wie ich«, entgegnete sie mit einem Augenzwinkern. Ich musste schmunzeln und gab schließlich zu: »Okay, vielleicht ein bisschen weniger als 'in Ordnung'.«

»Ich geh noch ganz kurz aufs Klo«, erklärte ich ihr, »dann können wir uns gerne noch etwas zu essen auf der Kirmes gönnen.«

Sie nickte zustimmend und wir trennten uns für einen kurzen Moment. Nach meinem kurzen Besuch im Plumpsklo fanden wir uns wieder und hielten Händchen, während wir gemeinsam zurück in die Stadtmitte schlenderten.

Es war bereits dreiundzwanzig Uhr, aber die Kirmes war in vollem Gange, und die Straßen pulsierten vor Leben. Die grellen Lichter der Fahrgeschäfte und die fröhlichen Rufe der Schausteller füllten die Luft. Es roch verführerisch nach gebrannten Mandeln.

Mara und ich schlenderten durch die Gassen, als ein vorbeigehender Typ uns mit den Worten »Heiße Schnecke« ansprach und dabei augenzwinkernd auf Mara deutete.

Ein genervter Seufzer entkam Maras Lippen, während sie die Augen verdrehte.

»Genau das ist einer der Gründe, warum ich Feministin bin.«

Sie war immer schon eine Frau, die sich nicht in Schubladen stecken ließ und gegen die Klischees ankämpfte.

»Lass uns Crepés essen, damit ich mich wieder abregen kann«, schlug sie vor und wir machten uns auf den Weg zum nächsten Stand, an dem die köstlichen Pfannkuchen zubereitet wurden. Ich entschied mich für eine Variante mit Nutella, während Mara den Mut hatte, etwas Neues auszuprobieren und sich für Crepés mit Erdnussbutter entschied.

Wir suchten uns eine freie Bank in der Nähe, auf der wir Platz nahmen und unsere Leckereien genossen. Als ich herzhaft in meinen Crepés biss, konnte ich mir ein begeistertes

»Geil, sie schmecken ja wie Mamas Pfannkuchen« nicht verkneifen.

Mara nickte. »Crepés sind mein absolutes Lieblingsessen auf der Kirmes«, verriet sie und verzog glücklich das Gesicht, als sie genussvoll ihren Pfannkuchen verschlang.

»Lass uns gleich noch umschauen, ob hier irgendwo ein DJ spielt. Ich habe Lust zu tanzen«, schlug ich vor, und Mara stimmte begeistert zu.

Schnell entdeckten wir den auflegenden DJ in unmittelbarer Nähe. Sein Sound füllte die Luft mit geilen Technobeats. Doch obwohl die Musik pulsierend durch den Raum strömte, schien niemand in Bewegung zu geraten – alle standen wie angewurzelt da und schlürfte an ihren Getränken. Doch dann fiel mir ein dunkelhäutiger Mann auf, der sich von der Trägheit der Menge unbeeindruckt zeigte. Er tanzte mit einer Leidenschaft, als ob jeder Moment sein letzter auf Erden wäre. Seine Energie und seine Freude sprühten förmlich und zogen mich in ihren Bann.

Ich konnte nicht anders, als mich von seinem Rhythmus mitreißen zu lassen und tanzte mit ihm. Mara traute sich nicht. Die Menschen um uns herum wandten sich uns beiden Tänzern zu und beobachteten uns. Plötzlich hörte die Musik auf zu spielen.

»Tut mir leid, Leute, aber es ist Mitternacht. Wir müssen Rücksicht auf die Anwohner nehmen«, erklärte der DJ mit bedauernder Stimme, und die Menschenmenge seufzte laut enttäuscht.

»Du bist echt cool«, sagte ich zu meinem Tanzpartner und reichte ihm begeistert ein High Five, bevor ich mich zurück zu Mara begab. Sie stand einige Meter entfernt und sah mich mit verschränkten Armen grinsend an.

»Ich wollte schon immer sehen, wie du tanzt«, gestand sie, während sie mich immer noch angrinste. »Ich kenne es nur aus deinen Erzählungen von deinen Clubgeschichten«, fügte sie hinzu.

»Ich hoffe, dass mein Tanz nicht wie ein epileptischer Anfall aussah.«

»Überhaupt nicht«, erwiderte sie lachend.

Unterwegs zu ihr nach Hause kamen wir auf ein Thema, mit dem ich mich noch nie beschäftigt hatte.

Wir gingen entlang einer menschenleeren, mit Laternen beleuchteten Gasse.

»Hast du mit Jule schon mal ein Sexspielzeug ausprobiert?«

»Nein, ich denke, Jule würde das nicht mögen. Aber was ist mit dir? Hast du jemals einen Vibrator benutzt?«

»Natürlich. Ich habe einen in meiner Schublade«, sagte sie und sah mich beim Gehen so an, als würde sie ihn gleich mit mir ausprobieren wollen.

»Zeigst du mir gleich, wie du das machst? Ich will es auch lernen!«

Mara nickte.

Endlich waren wir bei ihrer Wohnung angekommen, und erschöpft ließen wir uns auf das gemütliche Sofa fallen. Mara nahm auf einer Lehne Platz, während ich mich auf die gegenüberliegende mit dem Kopf anlehnte.

»Lust auf einen Gin Tonic?«, fragte sie mich und startete eine Spotify-Playlist namens Lover’s Food.

»Ich könnte ein Gläschen vertragen, aber nur eins, sonst werde ich noch betrunken«, meinte ich.

»Das ist nicht schlimm. Wir können morgen ausschlafen. Ich schwänze morgen die Uni.«

Mara verschwand kurz in der Küche, um uns die Getränke zu mixen. Als sie zurückkam, reichte sie mir ein volles Glas.

»Oh, der ist ganz schön stark.«

»Ich habe aus Versehen etwas mehr Gin reingekippt«, gestand sie und lachte herzlich.

»Wollen wir tanzen?« fragte sie und drehte die Musik lauter.

Ohne weiteres Zögern sprang ich vom Sofa auf und fing an, mich albern herumzubewegen. Mit einem Fingerzeig lud ich Mara ein, sich mir anzuschließen. Ihre Augen funkelten, als sie lachend zu mir kam, und wir tanzten ausgelassen und unbeschwert.

Nach und nach verloren wir beim Tanzen all unsere Klamotten, bis wir nur noch in Unterwäsche waren. Wir alberten herum, küssten uns und fassten uns überall an. Ich begab mich auf alle Viere, und Mara setzte sich auf meinen Rücken, ritt mich und gab mir dabei leichte Klapse auf den Po. Wir lachten und tanzten bis spät in die Nacht hinein, ohne Sorge um das Morgen, voller Spaß und Verbundenheit in diesem Moment des unendlichen Glücks. Diese Nacht würde unvergesslich bleiben, wie ein Kapitel in einem fesselnden Roman, in dem wir die Hauptrollen spielten.

Der Brunch

26. Mai 2022. Am nächsten Tag, einem Donnerstag, wurde ich gegen halb zwölf durch die sanfte Berührung von Maras Hand auf meiner Schulter geweckt. Ich küsste sie von hinten am Hals.

»Guten Morgen, Maus. Wie wäre es, wenn wir in einem Café frühstücken?«, fragte ich mit einer leicht verkaterten Stimme, während Mara noch halb im Land der Träume verweilte.

»Du meinst brunchen«, erwiderte sie verschlafen, »wir könnten in den Moccaklatsch gehen. Ich rufe mal kurz an und frage, ob sie noch freie Plätze haben.«

Sie schnappte sich ihr Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer ihres Lieblingscafés. Zum Glück hatten sie noch freie Tische. Wir beeilten uns, zogen uns rasch an, putzten unsere Zähne und machten uns direkt auf den Weg ins Café.

Draußen an einem lauschigen Zweiertisch nahmen wir Platz und bestellten ein köstliches komplett veganes Frühstück für zwei. Es bestand aus Rührei aus Tofu, frischen Brötchen, cremigem Frischkäse, Oliven, getrockneten Tomaten, Butter, herzhaften Käsescheiben und zum süßen Abschluss Marmelade, Nuss-Nugatcreme und erfrischendem Obstsalat. Mara genoss ihren klassischen schwarzen Kaffee, während ich mich für einen schaumigen Cappuccino mit Hafermilch entschied. Als kleines Geschenk zu ihrem Geburtstag übernahm ich die Bezahlung.

Beim Brunchen erzählte sie stolz von all den fernen Orten, die sie bereits in der Welt bereist hatte: Schweden, Dänemark, Tschechien, die Niederlande, verschiedene Orte in Deutschland und all die anderen Orte, die sie aufgezählt hatte - die ich angesichts des erstaunlich guten veganen Rühreis überhört hatte.

»In welches Land möchtest du eines Tages unbedingt reisen?«, fragte ich sie neugierig.

»Ich habe schon immer von einer Reise in die USA geträumt«, antwortete sie, und ihre Augen strahlten vor Freude.

»Dann musst du beim nächsten Leineweber-Fest auf den Käse auf der Pizza verzichten, um den CO2-Ausstoß beim Langstreckenflug zu kompensieren.«

Mara lachte.

»Ich war bisher nur in Usbekistan, Russland, Dänemark und Tschechien.«

»Wo möchtest du irgendwann mal reisen?«

»Ich würde sagen Ägypten oder Griechenland«, antwortete ich nach einer kurzen Überlegung.

»Warum?«

»Ich weiß nicht so genau. Mich faszinieren die ägyptischen und griechischen Götter«, versuchte ich eine Erklärung für meine Reiseziele zu finden, »aber im Moment verspüre ich keinen starken Drang, dieses Ziel so schnell wie möglich zu verwirklichen.«

»Hast du denn keine Lust, die Welt zu entdecken?«

»Doch, ich habe nichts dagegen, aber die Abenteuerlust in mir ist wohl nicht so stark ausgeprägt wie in dir.«

»Wir sollten mal gemeinsam auf Reisen gehen. Ich werde schon deine Abenteuerlust wecken«, schlug Mara mit einem verschmitzten Lächeln vor.

»Gerne! Ich wäre sofort dabei«, stimmte ich freudig zu und nahm einen Schluck Kaffee.

Nachdem wir nach Hause zurückgekehrt waren, musste Mara noch etwas Arbeit erledigen. Währenddessen saß ich ruhig auf dem Sofa, las an meinem Tablet das Buch von Giamarchi über eindimensionale Quantensysteme und verstand rein gar nichts.

»Ich finde es cool, dass wir zusammen sein können, ohne uns dabei zu stören oder aneinander zu klammern«, kommentierte Mara die aktuelle Lage.

»Mit meinem letzten Freund war das überhaupt nicht möglich«, fuhr sie fort.

»Für mich ist das völlig normal. Ich hänge oft mit Jule ab, und jeder von uns hat die Freiheit, sein eigenes Ding zu machen.«

Mara nickte verständnisvoll. »Das klingt nach einer gesunden und respektvollen Beziehung. Cool, dass ihr euch so gut versteht.«

Nach zwei Stunden der fokussierten Arbeit wurde mir plötzlich bewusst, dass ich dringend aufs Klo musste. Der sich im Laufe des Tages angestauter, unterdrückte Pups war nicht mehr zu halten. Mit einem Blick auf Mara, die konzentriert in ihr Projekt vertieft war, schlich ich mich heimlich hinter ihrem Rücken vorbei und machte mich auf den Weg zur Toilette. Ich bewegte mich wie eine schleichende Katze, um nicht den Hauch eines Verdachts aufkommen zu lassen, dass ich das Sofa verlassen hatte.

In der Sicherheit des Badezimmers schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich auf die Toilette in eine entspannte Hocke. Meine Bemühungen, leise zu sein, waren vergebens... Ein lautes Geräusch entkam mir, das sich anhörte wie eine verirrte Trompetenfanfare. Panisch blickte ich zur Tür, in der Hoffnung, dass Mara nichts gehört hatte.

»Oh nein, sie hat es sicherlich gehört«, schoss es mir durch den Kopf. Mein Bauch schien noch immer mit einer Fülle von Gasen gefüllt zu sein. Mein zweiter Versuch war nicht besser und endete mit einem langgezogenen Geräusch, das sich anhörte wie ein startender Düsenjet.

Egal, dachte ich mir, es ist menschlich. Es hätte schlimmer kommen können. Ich ließ den Rest der Konzertvorstellung über die Bühne gehen und versuchte, mich nicht allzu sehr zu schämen.

Nachdem ich meine geschäftlichen Angelegenheiten erledigt hatte, schlich ich mich so unauffällig wie möglich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa, als wäre ich nie verschwunden gewesen.

Mara stand auf und ging grinsend auf mich, der auf dem Sofa am Tablet las, zu.

Ich legte mein Tablet zur Seite.

»Ich will einen Film mit dir gucken«, sagte sie, als sie sich in meinen Arm kuschelte.

»Weißt du schon, welchen?«

»Noch nicht genau, aber auf jeden Fall einen romantischen Liebesfilm.«

Gemeinsam stöberten wir durch die Auswahl auf Netflix und entschieden uns schließlich für den Film Love, Rosie. Er erinnerte mich ein bisschen an Mara und mich: Es ging um zwei beste Freunde. Obwohl eine gegenseitige Anziehung zwischen den beiden besteht, finden sie den Weg zueinander in der Liebe einfach nicht. Doch trotzdem haben sie keine Geheimnisse voreinander und tauschen sich offen über ihre sexuellen Erfahrungen aus. Ihre Freundschaft, die sich zu einer Liebesbeziehung entwickeln will, wird auf eine harte Probe gestellt.

Nach dem Film verging die Zeit mit Mara wie immer wie im Flug, und als ich auf die Uhr schaute, war es schon halb acht.

»Darf ich hier übernachten?«, fragte ich sie, da es sonst sehr spät werden würde, bis ich nach Hause nach Borsum zurückkäme.

»Ja, aber wir sollten früher schlafen gehen. Ich habe morgen um neun eine Vorlesung. Machen wir einen Spaziergang?«

»Oh ja, gern! Ich liebe abendliche Spaziergänge«, stimmte ich begeistert zu.

Wir spazierten entlang ihrer Lieblingsroute durch einen Park. Es dämmerte bereits, und wir blieben an einer Slackline stehen, die zwischen zwei Metallstangen gespannt war, und versuchten darauf das Gleichgewicht zu halten. Anschließend schlenderten wir entlang einer wild wuchernden kleinen Wiese. »Mara, lauf doch nicht so schnell!«, rief ich ihr hinterher, als sie schon einige Schritte weiter war, während ich kurz an der Wiese stehen blieb, um mir die dort wachsenden Pflanzen anzuschauen und zu berühren.

Mara kam zurück zu mir und stellte sich daneben.

»Stimmt, wir wollten spazieren und nicht joggen«, kommentierte sie und beugte sich zu mir hinüber, um gemeinsam eine Pflanze näher zu betrachten.

Nach unserem erfrischenden Spaziergang machte Mara in der Küche entspannte Musik an und ging duschen, während ich mich daran machte, aus den Resten im Kühlschrank Nudeln mit Tomatensauce und gebratenem Gemüse zu kochen.

Als ich fertig war, setzte ich mich bereits am Esstisch und hörte mir eine Sprachnachricht meiner Mutter an, die mich morgen abholen konnte. Kurze Zeit später kam Mara in die Küche.

»Oh, lecker! Danke fürs Kochen!«, sagte sie und lehnte sich zu mir herüber, um mir einen Kuss auf den Mund zu geben. Anschließend holte sie zwei Duftkerzen aus einer Schublade und stellte sie auf den Esstisch.

»Machen wir daraus ein Date«, kommentierte sie ihr Vorhaben lächelnd und zündete die Kerzen an. Ich schaltete das Licht aus, und im Schein der Kerzen genossen wir unser Dinner.

Es war eine gemütliche Stille zwischen uns.

»Wann ist eigentlich Jule wieder da?«, fragte sie mich plötzlich, während wir aßen.

Ich überlegte kurz.

»In einem Monat. Ein paar Tage bevor meine Schwester heiratet.«

»Sie kommt mit zur Hochzeit«, fuhr ich fort.

»Bin ich auch eingeladen?«

»Naja, Dascha und Tobi kennen dich nicht. Sonst wärst du sicherlich eingeladen worden.«

»Was ist mit deiner Mutter? Weiß sie, was wir hier treiben?«, fragte sie weiter neugierig.

»Nicht ganz. Wir haben mit Jule beschlossen, unseren Eltern nichts darüber zu erzählen. Ich habe meiner Mutter nur gesagt, dass du eine gute Freundin von mir bist.«

Nachdem wir unsere Bäuche vollgeschlagen hatten, legte ich mich im Wohnzimmer aufs Sofa, während Mara allein das Geschirr abwusch. Sie meinte, dass sie meine Hilfe nicht bräuchte und ich mich ausruhen könne.

Als sie dann fertig war, legten wir uns ins Bett und deckten uns mit einer leichten Decke bis zur Taille zu. Ich legte mich auf das Kissen, sie auf meine Brust. Von einem Augenblick zum nächsten schob sie ihre Hand in meine Unterhose und legte sie auf meinen schlaffen Penis. Mit leichten Massagebewegungen machte sie ihn hart.

»Kannst du dich auf meinen Bauch legen?«, fragte ich sie in einem sehr erregten Zustand.

Ohne etwas zu sagen, legte sie ihr Ohr auf meinen Bauchnabel und schaute mich grinsend an.

»Und jetzt dreh deinen Kopf um«, forderte ich weiter, während mein Herz raste und mein Atem schneller wurde.

Ihre weichen, warmen Lippen berührten die Spitze meiner Eichel. Mein Herz raste noch schneller. Mara ließ es zu und öffnete leicht ihren Mund. Ich hob mein Becken leicht an, sodass die Eichel vollständig in ihren Mund eindringen konnte.

Sie nahm den Penis wieder aus ihrem Mund heraus und wandte sich mit einem intensiven Blick zu mir.

»Das würde ich nur bei einem Menschen zulassen, dem ich sehr vertraue«, sagte sie, bevor sie sich zu mir hoch kam und mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte.

»Hast du eigentlich auch schon Sperma probiert?«, flüsterte sie, während ich gerade meinen Glückshormonenspiegel mit geschlossenen Augen und einem breiten Grinsen ausklingen lasse.

»Nein, ich glaube, ich fände es eklig.«

»Warum erwarten dann Männer, dass Frauen Sperma schlucken?«

»Es liegt wahrscheinlich an den gesellschaftlichen Normen. Beim nächsten Mal probiere ich mein Sperma«, versicherte ich ihr.

Sie legte ihren Kopf auf meiner Brust ab und kurze Zeit später schliefen wir ein.

Zeitung lesen

27. Mai 2022. Am nächsten Morgen, um acht Uhr, weckte uns der klingelnde Wecker aus unserem Schlaf. Zum Frühstück gab es ein leckeres Müsli mit Äpfeln, das wir uns auf dem Sofa schmecken ließen. Während Mara die Regionalzeitung auf ihrem iPad las, nervte ich sie gern mit kitzelnden Küssen am Hals und meinen Streicheleinheiten am Arm und genoss dabei meinen Kaffee.

Nach einem gemütlichen Frühstück verabschiedeten wir uns, und ich machte mich auf den Weg. Es war eine schöne Zeit bei Mara gewesen, und ich freute mich schon auf unser nächstes Treffen.

Das nicht eingelöste Geburtstagsgeschenk

14. Juni 2022. Heute, an einem Dienstag, war meine Stimmung den ganzen Vormittag über ausgelassen, denn am Abend fuhr ich wieder zu Mara.

Als ich bei ihr ankam, öffnete sie mir die Tür und als ich ihr süßes Lächeln sah, spürte ich, wie mir warm ums Herz wurde und ich aufgeregt war.

»Ich habe dich so vermisst«, begrüßte sie mich mit einer herzlichen Umarmung.

»Ich dich auch, Maus«, erwiderte ich, sie noch fester in meine Arme schließend.

Nach einigen innigen Kuschelmomenten bereitete Mara mir einen köstlichen Kaffee zu, während sie sich selbst einen Kräutertee gönnte.

»Überraschung! Ich habe für dich den Maulwurfkuchen aufgetaut, den ich von meinem Geburtstag eingefroren hatte. Du wolltest ihn doch unbedingt probieren«, verriet sie mir freudig, während sie den Tee aufgoss.

»Das ist so lieb von dir«, strahlte ich vor Freude, denn der Maulwurfkuchen war einer meiner absoluten Favoriten unter den Kuchen.

»Und es tut mir leid, dass ich dich nicht zu meinem Geburtstag eingeladen habe. Es war eine kleine Feier nur mit meinen Mädels.«

»Kein Problem, wirklich. Ich habe mich sehr gefreut, dass du mir Fotos von deinem Geburtstag geschickt hast, und es war wirklich schön, dich glücklich zu sehen«, versicherte ich ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe, als sie mir den Kaffee einschenkte.

Mit dem Kaffee in der einen Hand und dem köstlich aussehenden Kuchen in der anderen, machten wir es uns auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich. Heute stand der Film auf dem Programm, den Mara schon immer sehen wollte: Der Vorleser.

Das war der erste Film, bei dem wir uns mehr auf den Inhalt statt auf das Kuscheln konzentrierten. Im Film geht es um einen Jugendlichen namens Michael, der eine Liebesbeziehung zu einer älteren Frau namens Hanna entwickelt. Jedes Mal, wenn er sie besucht, liest ihr etwas vor und sammelt dabei seine erste sexuelle Erfahrung.

»Übrigens, Mara, Jule kommt diesen Freitag«, sagte ich am Ende des Films und spürte eine leichte Traurigkeit, da ich immer noch nicht wusste, wie es weitergehen würde.

»Oh, der Tag ist also gekommen. Hast du sie schon bezüglich einer polyamoren Beziehung gefragt?«, fragte sie mit einer leicht enttäuschten Stimme.

»Ja, ich habe mit ihr gesprochen, aber sie kann sich das nicht vorstellen. Zumindest vorerst möchte sie, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist. Ich darf dich treffen und sie möchte weiterhin Kontakt zu Shinshu haben«, erzählte ich von meinem letzten Telefonat mit Jule.

»Ich muss zugeben, dass ich ein wenig eifersüchtig bin. Du hast mir zwar schon viel von Jule erzählt, und sie scheint eine Person zu sein, mit der ich mich gut verstehen könnte. Aber wenn ich daran denke, dass du dann mit einer anderen Frau im Bett liegst... Ich weiß nicht, ob mir unsere Beziehung dann guttut. Wäre es denn okay für dich, wenn ich auch Kontakt zu anderen Männern habe?«, sagte Mara und starrte nachdenklich durch das Fenster, wo die Wolken im Mondschein schimmerten.

»Ich verstehe deine Gefühle vollkommen. Es fühlt sich auch komisch an, wieder neben Jule aufzuwachen und nicht neben dir«, gestand ich. »Und natürlich darfst du auch Kontakt zu anderen Männern haben, auch wenn ich dadurch ein wenig eifersüchtig werde. Aber ich denke, ich kann damit umgehen. Das Wichtigste ist, dass du dich glücklich fühlst.«

Nach einem emotional schwierigen Gespräch hatten wir Sex und schliefen danach direkt auf dem Sofa ein. In der Nacht wurden wir von Maras piependen Insulinpumpe geweckt, die an ihrem Bauch befestigt war. Das veranlasste uns, unseren Schlaf ins Bett zu verlagern, wo wir fest bis neun Uhr schliefen.

Am Esstisch deutete Mara auf eine graue Stofftüte, die auf einem Stuhl lag.

»Das ist dein Geburtstagsgeschenk.«

»Oh, Dankeschön! Ich werde das Geschenk dann an meinem Geburtstag öffnen«, bedankte ich mich und nahm das Geschenk in die Hand.

»Es wird dir gefallen«, kommentierte sie, während ich das Geschenk bereits in meinen Rucksack packte. Ich gab ihr einen Kuss.

Nach dem Frühstück, gegen elf Uhr, begleitete sie mich zum Bahnhof.

»Viel Spaß morgen beim Campus Festival«, wünschte ich ihr bei unserer Verabschiedung.

»Danke! Freust du dich eigentlich, Jule in drei Tagen wiederzusehen?«

»Ja, ich freue mich! Vor allem freue ich mich darauf, dass wir dann zusammenziehen. Ich mache mir nur Sorgen um deine Gefühle. Ich möchte dich auf keinen Fall verletzen.«

»Es wird nicht einfach sein, das spüre ich«, kommentierte sie nachdenklich.

Wir umarmten uns und ich gab ihr einen letzten Kuss, bevor ich ging. Als ich auf dem Weg zum Gleis immer wieder zurückblickte, stand Mara noch an der Treppe, blickte in meine Richtung und winkte mir zu. In diesem Moment wusste ich noch nicht, dass es unser letztes Treffen sein würde.


Was ich aus diesem Lebensabschnitt gelernt habe:
  1. Es reicht nicht, Beziehungsprobleme regelmäßig zu besprechen; man muss sie auch lösen.
  2. Wenn ich Gutes tue (zum Beispiel Geld spenden) und mich dabei von vielen Menschen beobachten lasse, kann ich eine Kettenreaktion der guten Taten auslösen.
  3. Anstatt abgelaufene Lebensmittel sofort wegzuwerfen, sollte ich prüfen, ob sie noch gut sind. Meistens sind sie es noch.
  4. Die meisten Menschen wählen aus den Regalen des Supermarkts nur das schönste und frischeste Gemüse und Obst aus. Ich sollte ein Vorbild sein und mich für Lebensmittel entscheiden, die weniger schön oder weniger frisch sind, und sie vor dem Müll retten.
  5. Ich bevorzuge Second-Hand-Produkte gegenüber Neuware, um der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken und die Kreislaufwirtschaft zu fördern.
  6. Von Mara habe ich auch viel über Typ-1-Diabetes gelernt. Vorher wusste ich gar nicht, was Typ-1-Diabetes ist. Sie hat mir auch die Begriffe Cismann und Cisfrau beigebracht. Und von ihr habe ich zum ersten Mal über Chakren gehört.
  7. Wenn ich verliebt bin, sollte ich darauf achten, keine irrationalen und voreiligen Entscheidungen zu treffen. In diesem hormonverseuchten Zustand bin ich dafür sehr anfällig.
  8. Ich muss beim Sex nicht unbedingt zum Höhepunkt kommen. Ich sollte mich nicht unter Druck setzen.
  9. Wenn ich emotional aufgewühlt bin, hilft es mir, in die Natur zu gehen und mich von ihr trösten zu lassen.
  10. Beim Veganismus geht es darum, das Leid aller Spezies zu minimieren. Das Erreichen von Null Leid ist, wie ein Physiker sagen würde, nur ein Idealfall.