Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

November 2022: Die 1%-Methode, die mein Leben veränderte

November 2022. Nachdem ich mir einen Überblick über meine Ausgaben verschafft hatte, wechselte ich den Internetvertrag der WG auf einen günstigeren, um die Nebenkosten etwas zu senken. Alle anderen Ausgaben schienen auf den ersten Blick nicht weiter reduzierbar zu sein. Doch wie sich später herausstellen sollte, lag das nur daran, dass ich mich innerhalb meiner gewohnten Denkmuster bewegte – und das sollte sich an diesem Tag anfangen radikal zu ändern.

Es war ein sonniger Samstag, und ich schlenderte durch die Innenstadt, auf der Suche nach einem neuen Café. Ich machte einen kurzen Halt vor einem Buchladen, denn laut Google Maps sollte sich hier im ersten Stockwerk ein kleines Café befinden.

Ich betrat den Laden und ging die Treppe hinauf, die direkt beim Eingang lag. Neben der Kinderbuchabteilung befand sich das Café. Es war klein und gemütlich, bereits einige Gäste saßen mit ihren Heißgetränken da und waren in ihre Bücher vertieft.

Doch bevor ich mich dort auch niederließ, beschloss ich, kurz in den Regalen der Sachbuchabteilung zu stöbern, in der Hoffnung, auf etwas Interessantes zu stoßen. Schließlich hatte ich mir vorgenommen, mehr zu lesen. Ich durchforstete die Reihen von Büchern und stieß auf verschiedene Titel mit verlockenden Covern: »Eine kurze Geschichte der Menschheit«, »Gute Gewohnheiten, schlechte Gewohnheiten«, »101 Essays, die dein Leben verändern werden«. Am liebsten hätte ich alle diese Bücher sofort verschlungen, um daraus zu lernen.

Doch der Titel eines Buches weckte besonders mein Interesse: »Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung«. Ich nahm das Buch in die Hand und las den Text auf der Rückseite. Die Idee, dass kleine, positive Veränderungen im Leben im Laufe der Zeit eine beeindruckende Wirkung entfalten können, faszinierte mich auf Anhieb. Ich entschied mich, das Buch mit ins Café zu nehmen, um es dort genauer zu durchforsten.

»Hallo. Was darf es sein?«, fragte mich die junge Frau hinter dem Tresen.

»Mmm. Ich hätte gern einen Matcha Latte mit Hafermilch«, sagte ich, nachdem ich kurz das Schild mit den angebotenen Getränken durchgescannt hatte. Meine Schwester Lauri hatte mir empfohlen, das mal auszuprobieren. Sie liebte Matcha Latte. Daher wollte ich diesem grünen Getränk eine Chance geben.

»Du kannst gerne Platz nehmen. Meine Kollegin sagt Bescheid, sobald das Getränk fertig ist.«

Ich nickte und setzte mich auf ein Ledersofa an einen kleinen runden Einzeltisch, stellte meinen Rucksack neben mich und begann, durch das Buch zu blättern. Nach einigen Seiten wurde auch schon »Matcha Latte!« gerufen. Ich holte das Getränk am Tresen ab und platzierte es auf dem Tisch. Es sah unten hellgrün aus und oben drauf befand sich die aufgeschäumte Hafermilch. Es roch ein bisschen eigenartig nach Fisch. »Gut«, dachte ich mir, »nicht schlimm, der Geschmack wird es wettmachen.«

Ich rührte das Getränk kurz um und nahm dann einen kleinen Schluck. Das war der Moment, in dem ich dachte, dass wenn mich jemand nach dem ekligsten Getränk fragen würde, das ich je probiert hatte, ich sofort »Matcha Latte!« rufen würde. Der Geschmack war grauenhaft. Der Nachgeschmack im Mund fühlte sich an, als hätte ich gerade aus einem Sumpf geschlürft. Es war jedoch überhaupt nicht meine Art, Lebensmittel wegzuwerfen. Mit dem Gedanken, dass Matcha angeblich gesund sein soll, überwand ich mich dazu, den Latte Schritt für Schritt auszutrinken. Ich konzentrierte mich so stark darauf, diese grüne Plörre im Glas nach unten zu bekommen, als wäre es mein Lebensziel, sodass ich völlig vergaß, im Buch weiterzulesen. Es war ein befreiendes Gefühl, als ich den letzten Schluck meine Kehle hinunterlaufen ließ. Auch wenn der Inhalt des Buches mir unbekannt blieb, hatte mich der Titel sehr stark beeinflusst. Er hatte mich motiviert, mein Leben zu optimieren.

Während ich auf dem Weg nach Hause war, kam mir plötzlich Jule in den Kopf. Ich hatte in letzter Zeit zwar an sie gedacht, aber ohne sie zu vermissen. Mir wurde eher bewusst, wie sehr die Beziehung mich zurückgehalten hatte. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, mein Leben zu verändern, als ich mit Jule zusammen war. Über Jahre hinweg blieb ich immer derselbe Mensch, der sich in seiner Komfortzone eingerichtet hatte und aus der er auf keinen Fall herauskommen wollte. Erst ein radikaler Schritt, das Ende der Beziehung, löste in mir eine Selbstreflexion aus und den Willen zur Veränderung. Ich wollte aus meinen Fehlern lernen und besser für die nächste Beziehung gewappnet sein.

Während ich auf dem Heimweg war, hielt ich noch im Supermarkt an und überlegte dabei, welche ersten Veränderungen ich heute umsetzen könnte. Als ich vor dem Gemüseregal stand, kam mir die Idee, auch meine Ernährung zu optimieren. Ich griff nach einem Sack Kartoffeln und einem Sack Zwiebeln. Da ich heute Chili sin Carne kochen wollte, eilte ich noch zur Dosenabteilung, um Kidneybohnen und Mais zu besorgen. Beinahe vergaß ich dabei die roten Linsen, als ich kurz vor dem Süßigkeitenregal haltmachte, um meiner Lust auf Knoppers nachzugeben. Seit meinem Umzug hatte ich mir angewöhnt, zwei oder mehr Knoppers als Nachtisch zu essen. Ein leichtes Gefühl der Enttäuschung überkam mich, als ich dann ohne Knoppers im Einkaufskorb weiter zu den roten Linsen ging.

An der Kasse bildete sich eine lange Schlange, jedoch waren die Selbstbedienungskassen fast ungenutzt. Das kam mir gelegen, denn so konnte ich ohne Wartezeit bezahlen. Während der Pandemie hatte ich gehofft, dass die Supermarktmitarbeiter an den Kassen gänzlich verschwinden würden und durch Selbstbedienungskassen ersetzt werden. Irgendwie taten mir die Kassiererinnen und Kassierer leid, die ihre Zeit mit einer derart monotonen Aufgabe verbringen mussten. In meiner gedanklichen Utopie existierte der Beruf des Kassierers gar nicht.

Nach dem Scannen der Lebensmittel und meiner vor Kurzem eingerichteten Payback-Karte, um etwas Geld zu sparen, bezahlte ich direkt von meinem Lebensmittelkonto mit meiner Smartwatch. Als ich den Supermarkt verließ, setzte der Regen ein. In diesem Moment fühlte ich mich großartig. Mit Stolz rollte ich die Ärmel meiner Regenjacke ganz herunter und spazierte mit einem breiten Lächeln im Gesicht durch den Regen nach Hause. Obwohl ich nicht objektophil war, hatte ich mich irgendwie in meine neue schwarze Regenjacke verliebt. Sie war unglaublich bequem und vielseitig einsetzbar – egal ob bei Regen, Wind oder Schnee. Es war definitiv eine der besten Investitionen, die ich in letzter Zeit getätigt hatte.

Als ich schließlich zu Hause ankam, war es bereits sechs Uhr. Claudia war wie üblich in ihrem Zimmer, und Hanna bereitete etwas mit Knoblauch in der Küche zu. Der Duft war wirklich köstlich.

»Hallo, Hanna«, grüßte ich, während ich meine Schuhe auszog.

»Hallo, Sascha! Na, warst du heute in einem neuen Café?«, rief sie aus der Küche.

»Ja, ich habe heute Coffee Friends am Kröpcke besucht und dabei sowohl eine gute als auch eine weniger gute Erfahrung gemacht.«

»Wie das?«

»Ich habe das ekligste Getränk aller Zeiten ausprobiert, einen Matcha Latte.«

»Oh, wirklich? Matcha ist eigentlich sehr gesund. Ich trinke gerne Matcha Tee. Aber jetzt bin ich gespannt auf deine gute Erfahrung«, sagte Hanna, während sie eine Zucchini schnitt und ich meine Einkäufe auspackte.

»Ich habe ein interessantes Buch entdeckt, die '1% Methode' von James Clear.«

»Und, was macht dieses Buch so besonders?« Hanna richtete ihren Blick vom Schneidebrett auf mich.

»Ich habe den Inhalt noch nicht wirklich gelesen, aber der Titel hat in mir den starken Wunsch nach Veränderung geweckt. Heute habe ich bereits meine erste 1%-Verbesserung umgesetzt, nämlich keine Süßigkeiten nach dem Essen zu essen«, erklärte ich und begann, neben Hanna die Kartoffeln zu schälen. Mo kam herein und setzte sich auf den Tisch.

»Mo, runter vom Tisch«, befahl Hanna und schob Mo an die Tischkante.

In Gedanken bedankte ich mich bei Hanna. Mo war zwar ein lieber Kater, aber Haare im Essen, auf dem Tisch oder in der Pfanne, wenn Essen auf dem Herd war, störten mich immer sehr. Am liebsten wäre ich in eine WG ohne Haustiere gezogen, aber es war die einzige WG, bei der ich eine schnelle Zusage erhalten hatte.

»Du hattest doch neulich erwähnt, dass du jetzt Sachbücher liest«, sagte sie und begann, Zucchini in der Pfanne anzubraten.

»Ja, das stimmt. Hast du etwa eine Empfehlung?«

»Ich habe ein Buch über Gesundheit geschenkt bekommen. Es heißt »Der Ernährungskompass«. Ich denke, das könnte dir gefallen. Willst du mal reinschauen?«

»Sehr gerne!«

Hanna verschwand kurz in ihrem Zimmer und legte das Buch auf den Küchentisch.

Nach einem weiteren Gespräch über Hannas Bekanntschaft bei Bumble wünschte ich ihr einen schönen Abend und begab mich in mein Zimmer, während der Eintopf auf dem Herd vor sich hin köchelte.

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und begann, über mögliche Veränderungen in meinem Leben nachzudenken. Als ich mein E-Mail-Postfach öffnete, um nachzusehen, ob ich einen Termin für die nächste Besprechung meiner Masterarbeit mit Prof. Jeckelmann erhalten hatte, bemerkte ich die große Anzahl an Newsletter-Nachrichten, die ich im Laufe der Zeit von verschiedenen Websites erhalten hatte. In meinen vier Postfächern befanden sich insgesamt tausendvierhundertvierundsiebzig gelesene Nachrichten. Dabei kam mir sofort die nächste 1%-Verbesserung in den Sinn: die Organisation meines E-Mail-Postfachs.

Ich öffnete Google, suchte nach Tipps zur Organisation des E-Mail-Postfachs und stieß auf die Inbox-Zero-Methode. Bei dieser Methode geht es darum, das Postfach stets auf Null zu halten und nicht relevante E-Mails direkt zu löschen – etwas, das ich bisher noch nie bewusst umgesetzt hatte. Wichtige E-Mails werden in separaten Ordnern archiviert, und E-Mails, die eine Aktion meinerseits erfordern, landen im Ordner »Aktion erforderlich«. Ich holte mir eine Schüssel mit bereits gekochtem Eintopf und machte mich an die Arbeit.

Zuerst erstellte ich die Ordner »Aktion erforderlich« und »Archiviert« in meinem E-Mail-Programm und begann, unwichtige E-Mails zu löschen und wichtige in die entsprechenden Ordner zu verschieben. Da dies eine Weile dauerte, suchte ich nach Tastenkombinationen, um das Löschen effizienter zu gestalten. Während ich mich von Newslettern abmeldete, die ich sowieso nie las, befand ich mich fast in einem tranceartigen Zustand des Sortierens. Während dieses Prozesses kam mir eine weitere gute Idee: Ich könnte die vier Postfächer in einem einzigen zusammenfassen, indem ich die E-Mails aus den anderen drei Postfächern auf ein Hauptpostfach umleitete. Da ich die betreffenden E-Mail-Adressen nicht löschen konnte – schließlich war ich auf vielen Plattformen damit registriert oder hatte sie an Kontakte weitergegeben –, schien mir das eine praktikable Lösung.

Nach und nach wurden meine Postfächer leerer und nach etwa vier Stunden Arbeit hatte ich sie alle auf Null gebracht. Die wichtigen E-Mails verschob ich in einen Postfach-Ordner »Archiv«. Anschließend richtete ich die Umleitung der E-Mails auf eine Haupt-E-Mail-Adresse ein und war damit fertig. Erschöpft und zufrieden ließ ich mich auf mein Bett fallen. Trotz meiner anfänglichen Abneigung gegen Matcha Latte war dies ein erfolgreicher Tag, der erst den Anfang meiner größeren Reise zur Selbstoptimierung in Form von »Lebensupgrades« markierte.


Learning: Ich werde nie mehr auf eine Krise warten, um Veränderungen in meinem Leben einzuleiten. Jedes Mal überlege ich, welche Aspekte meines Lebens ich positiv transformieren könnte (egal wie unbedeutend diese Veränderungen erscheinen), um mehr Zeit, Geld, Unabhängigkeit, Gesundheit und Zufriedenheit im Leben zu haben.

Meine ersten, bewussten Lebensupgrades:

  1. Wie viel Geld am Ende des Monats übrig bleibt, hängt entscheidend davon ab, wie gut ich den Überblick über meine Einnahmen und Ausgaben behalte und wie effektiv ich meine Finanzen verwalte. Durch die Nutzung eines Girokontos bei der N26-Bank, die die Erstellung von Unterkonten ermöglicht, habe ich eine einfache, aber äußerst wirksame Lösung gefunden.

    Auf das Hauptkonto laufen alle geschäftlichen Einnahmen ein, und es fungiert als zentraler Verteilungspunkt. Zum Monatsende überweise ich automatisch ein festes Gehalt auf mein Privatkonto (Unterkonto). Von diesem Privatkonto erfolgt dann eine weitere Aufteilung auf separate Konten für Lebensmittel und Konsumausgaben (Unterkonten). Das verbleibende Geld auf dem Privatkonto ist für die Miet- und Nebenkosten vorgesehen.

    Auf einem Ersparnisse-Konto (Unterkonto) halte ich einen Betrag bereit, von dem ich ein halbes Jahr lang leben könnte, falls alle meine Einkommensquellen plötzlich wegfallen oder unerwartete Ausgaben auftreten würden. Dieses Konto dient als finanzielle Sicherheit für Notfälle und unvorhergesehene Ereignisse.

    Beim Einkauf von Lebensmitteln nutze ich das Handy und zahle ausschließlich mit dem Essen-Konto. Ähnlich verfahre ich beim Besuch eines Kinos, indem ich das Konsum-Konto über das Handy nutze. Dieses klare System ermöglicht es mir, meine Ausgaben präzise zu verwalten und hundertprozentig sicherzustellen, dass ich nie über meine Verhältnisse lebe.
  2. Ich nutze die Inbox-Zero-Methode – für ein aufgeräumtes E-Mail-Postfach und effiziente E-Mail-Bearbeitung. Wichtige Emails, die ich aufbewahren möchte, werden im E-Mail-Ordner »Archiv« aufbewahrt und alle unwichtigen werden direkt gelöscht.
  3. Ich habe alle Newsletter, die ich nicht aktiv lese, abbestellt. Auf diese Weise bekomme ich weniger Müll zugeschickt, wodurch ich beim Abarbeiten der Emails etwas Zeit spare. Auch die Kommunikation per E-Mail, besonders wenn große Anhänge involviert sind, trägt zur CO2-Emission und zum Energieverbrauch bei. Deshalb werde ich darauf achten, meinen E-Mail-Verkehr so nachhaltig wie möglich zu gestalten, indem ich meine Anhänge komprimiere, keine unnötigen Emails verschicke und empfange.