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Der Brunch

26. Mai 2022. Am nächsten Tag, einem Donnerstag, wurde ich gegen halb zwölf durch die sanfte Berührung von Maras Hand auf meiner Schulter geweckt. Ich küsste sie von hinten am Hals.

»Guten Morgen, Maus. Wie wäre es, wenn wir in einem Café frühstücken?«, fragte ich mit einer leicht verkaterten Stimme, während Mara noch halb im Land der Träume verweilte.

»Du meinst brunchen«, erwiderte sie verschlafen, »wir könnten in den Moccaklatsch gehen. Ich rufe mal kurz an und frage, ob sie noch freie Plätze haben.«

Sie schnappte sich ihr Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer ihres Lieblingscafés. Zum Glück hatten sie noch freie Tische. Wir beeilten uns, zogen uns rasch an, putzten unsere Zähne und machten uns direkt auf den Weg ins Café.

Draußen an einem lauschigen Zweiertisch nahmen wir Platz und bestellten ein köstliches komplett veganes Frühstück für zwei. Es bestand aus Rührei aus Tofu, frischen Brötchen, cremigem Frischkäse, Oliven, getrockneten Tomaten, Butter, herzhaften Käsescheiben und zum süßen Abschluss Marmelade, Nuss-Nugatcreme und erfrischendem Obstsalat. Mara genoss ihren klassischen schwarzen Kaffee, während ich mich für einen schaumigen Cappuccino mit Hafermilch entschied. Als kleines Geschenk zu ihrem Geburtstag übernahm ich die Bezahlung.

Beim Brunchen erzählte sie stolz von all den fernen Orten, die sie bereits in der Welt bereist hatte: Schweden, Dänemark, Tschechien, die Niederlande, verschiedene Orte in Deutschland und all die anderen Orte, die sie aufgezählt hatte - die ich angesichts des erstaunlich guten veganen Rühreis überhört hatte.

»In welches Land möchtest du eines Tages unbedingt reisen?«, fragte ich sie neugierig.

»Ich habe schon immer von einer Reise in die USA geträumt«, antwortete sie, und ihre Augen strahlten vor Freude.

»Dann musst du beim nächsten Leineweber-Fest auf den Käse auf der Pizza verzichten, um den CO2-Ausstoß beim Langstreckenflug zu kompensieren.«

Mara lachte.

»Ich war bisher nur in Usbekistan, Russland, Dänemark und Tschechien.«

»Wo möchtest du irgendwann mal reisen?«

»Ich würde sagen Ägypten oder Griechenland«, antwortete ich nach einer kurzen Überlegung.

»Warum?«

»Ich weiß nicht so genau. Mich faszinieren die ägyptischen und griechischen Götter«, versuchte ich eine Erklärung für meine Reiseziele zu finden, »aber im Moment verspüre ich keinen starken Drang, dieses Ziel so schnell wie möglich zu verwirklichen.«

»Hast du denn keine Lust, die Welt zu entdecken?«

»Doch, ich habe nichts dagegen, aber die Abenteuerlust in mir ist wohl nicht so stark ausgeprägt wie in dir.«

»Wir sollten mal gemeinsam auf Reisen gehen. Ich werde schon deine Abenteuerlust wecken«, schlug Mara mit einem verschmitzten Lächeln vor.

»Gerne! Ich wäre sofort dabei«, stimmte ich freudig zu und nahm einen Schluck Kaffee.

Nachdem wir nach Hause zurückgekehrt waren, musste Mara noch etwas Arbeit erledigen. Währenddessen saß ich ruhig auf dem Sofa, las an meinem Tablet das Buch von Giamarchi über eindimensionale Quantensysteme und verstand rein gar nichts.

»Ich finde es cool, dass wir zusammen sein können, ohne uns dabei zu stören oder aneinander zu klammern«, kommentierte Mara die aktuelle Lage.

»Mit meinem letzten Freund war das überhaupt nicht möglich«, fuhr sie fort.

»Für mich ist das völlig normal. Ich hänge oft mit Jule ab, und jeder von uns hat die Freiheit, sein eigenes Ding zu machen.«

Mara nickte verständnisvoll. »Das klingt nach einer gesunden und respektvollen Beziehung. Cool, dass ihr euch so gut versteht.«

Nach zwei Stunden der fokussierten Arbeit wurde mir plötzlich bewusst, dass ich dringend aufs Klo musste. Der sich im Laufe des Tages angestauter, unterdrückte Pups war nicht mehr zu halten. Mit einem Blick auf Mara, die konzentriert in ihr Projekt vertieft war, schlich ich mich heimlich hinter ihrem Rücken vorbei und machte mich auf den Weg zur Toilette. Ich bewegte mich wie eine schleichende Katze, um nicht den Hauch eines Verdachts aufkommen zu lassen, dass ich das Sofa verlassen hatte.

In der Sicherheit des Badezimmers schloss ich die Tür hinter mir und setzte mich auf die Toilette in eine entspannte Hocke. Meine Bemühungen, leise zu sein, waren vergebens... Ein lautes Geräusch entkam mir, das sich anhörte wie eine verirrte Trompetenfanfare. Panisch blickte ich zur Tür, in der Hoffnung, dass Mara nichts gehört hatte.

»Oh nein, sie hat es sicherlich gehört«, schoss es mir durch den Kopf. Mein Bauch schien noch immer mit einer Fülle von Gasen gefüllt zu sein. Mein zweiter Versuch war nicht besser und endete mit einem langgezogenen Geräusch, das sich anhörte wie ein startender Düsenjet.

Egal, dachte ich mir, es ist menschlich. Es hätte schlimmer kommen können. Ich ließ den Rest der Konzertvorstellung über die Bühne gehen und versuchte, mich nicht allzu sehr zu schämen.

Nachdem ich meine geschäftlichen Angelegenheiten erledigt hatte, schlich ich mich so unauffällig wie möglich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa, als wäre ich nie verschwunden gewesen.

Mara stand auf und ging grinsend auf mich, der auf dem Sofa am Tablet las, zu.

Ich legte mein Tablet zur Seite.

»Ich will einen Film mit dir gucken«, sagte sie, als sie sich in meinen Arm kuschelte.

»Weißt du schon, welchen?«

»Noch nicht genau, aber auf jeden Fall einen romantischen Liebesfilm.«

Gemeinsam stöberten wir durch die Auswahl auf Netflix und entschieden uns schließlich für den Film Love, Rosie. Er erinnerte mich ein bisschen an Mara und mich: Es ging um zwei beste Freunde. Obwohl eine gegenseitige Anziehung zwischen den beiden besteht, finden sie den Weg zueinander in der Liebe einfach nicht. Doch trotzdem haben sie keine Geheimnisse voreinander und tauschen sich offen über ihre sexuellen Erfahrungen aus. Ihre Freundschaft, die sich zu einer Liebesbeziehung entwickeln will, wird auf eine harte Probe gestellt.

Nach dem Film verging die Zeit mit Mara wie immer wie im Flug, und als ich auf die Uhr schaute, war es schon halb acht.

»Darf ich hier übernachten?«, fragte ich sie, da es sonst sehr spät werden würde, bis ich nach Hause nach Borsum zurückkäme.

»Ja, aber wir sollten früher schlafen gehen. Ich habe morgen um neun eine Vorlesung. Machen wir einen Spaziergang?«

»Oh ja, gern! Ich liebe abendliche Spaziergänge«, stimmte ich begeistert zu.

Wir spazierten entlang ihrer Lieblingsroute durch einen Park. Es dämmerte bereits, und wir blieben an einer Slackline stehen, die zwischen zwei Metallstangen gespannt war, und versuchten darauf das Gleichgewicht zu halten. Anschließend schlenderten wir entlang einer wild wuchernden kleinen Wiese. »Mara, lauf doch nicht so schnell!«, rief ich ihr hinterher, als sie schon einige Schritte weiter war, während ich kurz an der Wiese stehen blieb, um mir die dort wachsenden Pflanzen anzuschauen und zu berühren.

Mara kam zurück zu mir und stellte sich daneben.

»Stimmt, wir wollten spazieren und nicht joggen«, kommentierte sie und beugte sich zu mir hinüber, um gemeinsam eine Pflanze näher zu betrachten.

Nach unserem erfrischenden Spaziergang machte Mara in der Küche entspannte Musik an und ging duschen, während ich mich daran machte, aus den Resten im Kühlschrank Nudeln mit Tomatensauce und gebratenem Gemüse zu kochen.

Als ich fertig war, setzte ich mich bereits am Esstisch und hörte mir eine Sprachnachricht meiner Mutter an, die mich morgen abholen konnte. Kurze Zeit später kam Mara in die Küche.

»Oh, lecker! Danke fürs Kochen!«, sagte sie und lehnte sich zu mir herüber, um mir einen Kuss auf den Mund zu geben. Anschließend holte sie zwei Duftkerzen aus einer Schublade und stellte sie auf den Esstisch.

»Machen wir daraus ein Date«, kommentierte sie ihr Vorhaben lächelnd und zündete die Kerzen an. Ich schaltete das Licht aus, und im Schein der Kerzen genossen wir unser Dinner.

Es war eine gemütliche Stille zwischen uns.

»Wann ist eigentlich Jule wieder da?«, fragte sie mich plötzlich, während wir aßen.

Ich überlegte kurz.

»In einem Monat. Ein paar Tage bevor meine Schwester heiratet.«

»Sie kommt mit zur Hochzeit«, fuhr ich fort.

»Bin ich auch eingeladen?«

»Naja, Mascha und Tobi kennen dich nicht. Sonst wärst du sicherlich eingeladen worden.«

»Was ist mit deiner Mutter? Weiß sie, was wir hier treiben?«, fragte sie weiter neugierig.

»Nicht ganz. Wir haben mit Jule beschlossen, unseren Eltern nichts darüber zu erzählen. Ich habe meiner Mutter nur gesagt, dass du eine gute Freundin von mir bist.«

Nachdem wir unsere Bäuche vollgeschlagen hatten, legte ich mich im Wohnzimmer aufs Sofa, während Mara allein das Geschirr abwusch. Sie meinte, dass sie meine Hilfe nicht bräuchte und ich mich ausruhen könne.

Als sie dann fertig war, legten wir uns ins Bett und deckten uns mit einer leichten Decke bis zur Taille zu. Ich legte mich auf das Kissen, sie auf meine Brust. Von einem Augenblick zum nächsten schob sie ihre Hand in meine Unterhose und legte sie auf meinen schlaffen Penis. Mit leichten Massagebewegungen machte sie ihn hart.

»Kannst du dich auf meinen Bauch legen?«, fragte ich sie in einem sehr erregten Zustand.

Ohne etwas zu sagen, legte sie ihr Ohr auf meinen Bauchnabel und schaute mich grinsend an.

»Und jetzt dreh deinen Kopf um«, forderte ich weiter, während mein Herz raste und mein Atem schneller wurde.

Ihre weichen, warmen Lippen berührten die Spitze meiner Eichel. Mein Herz raste noch schneller. Mara ließ es zu und öffnete leicht ihren Mund. Ich hob mein Becken leicht an, sodass die Eichel vollständig in ihren Mund eindringen konnte.

Sie nahm den Penis wieder aus ihrem Mund heraus und wandte sich mit einem intensiven Blick zu mir.

»Das würde ich nur bei einem Menschen zulassen, dem ich sehr vertraue«, sagte sie, bevor sie sich zu mir hoch kam und mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte.

»Hast du eigentlich auch schon Sperma probiert?«, flüsterte sie, während ich gerade meinen Glückshormonenspiegel mit geschlossenen Augen und einem breiten Grinsen ausklingen lasse.

»Nein, ich glaube, ich fände es eklig.«

»Warum erwarten dann Männer, dass Frauen Sperma schlucken?«

»Es liegt wahrscheinlich an den gesellschaftlichen Normen. Beim nächsten Mal probiere ich mein Sperma«, versicherte ich ihr.

Sie legte ihren Kopf auf meiner Brust ab und kurze Zeit später schliefen wir ein.

Am nächsten Morgen, um acht Uhr, weckte uns der klingelnde Wecker aus unserem Schlaf. Zum Frühstück gab es ein leckeres Müsli mit Äpfeln, das wir uns auf dem Sofa schmecken ließen. Während Mara die Regionalzeitung auf ihrem iPad las, nervte ich sie gern mit kitzelnden Küssen am Hals und meinen Streicheleinheiten am Arm und genoss dabei meinen Kaffee.

Nach einem gemütlichen Frühstück verabschiedeten wir uns, und ich machte mich auf den Weg. Es war eine schöne Zeit bei Mara gewesen, und ich freute mich schon auf unser nächstes Treffen.