WIEDERGEBURT .
.
.
LEBEN:
Ich bin hormonverseucht
20. Mai 2022. Es war ein Freitag. Der Wetterbericht hatte für heute ein Unwetter vorhergesagt. Als ich am Bahnhof ankam und Mara in der Ferne an der Treppe stehen sah, sprühte ich nur so vor Glück. Sogar die Sonne kam aus den Wolken hervor. Von weitem konnte ich erkennen, wie Mara lächelte. Das Sonnenlicht reflektierte an ihren Haaren und ließ sie wie einen Engel erstrahlen. Je näher ich ihr kam, desto breiter wurde mein Lächeln und desto mehr Freude verspürte ich in meinem Herzen. Eine lange, innige Umarmung folgte.
»Lass uns in den Park gehen und die Sonne tanken, solange sie noch da ist«, sagte sie, nachdem wir uns umarmt hatten.
Im Park, auf einer von Mara mitgenommenen Decke in der prallen Sonne sitzend, redeten wir über die vergangene Woche, über den Fortschritt meiner Masterarbeit, über ihre bevorstehende Klausurphase in Epidemiologie, ihre Reisepläne nach Bratislava nächstes Jahr, über meine Telefonate mit Jule und über uns. Im Laufe unseres Gesprächs schob der Wind dunkle Wolken über uns, und von einem Augenblick auf den nächsten fing es an zu regnen. Also machten wir uns auf den Weg zu ihr.
Bei Mara bereiteten wir einen Salat mit Hirse zu, den sie morgen zum Geburtstag mitnehmen wollte, und ein Teil davon war für uns bestimmt. Beim Essen erzählte sie mir von ihrem Konflikt mit ihrer Mutter, die sie früher ständig finanziell ausgenutzt hatte. Einst fragte ihre Mutter Mara nach Geld, und als Mara es verweigerte, brach ihre Mutter den Kontakt zu ihr ab. Ich empfahl ihr, einen Neuversuch zu starten, auf ihre Mutter zuzugehen und ihr vorzuschlagen, einen gemeinsamen Tag miteinander zu verbringen. Sie akzeptierte meinen Vorschlag.
Nach dem Essen saßen wir beide im Wohnzimmer auf dem Sofa, im Schneidersitz, nah beieinander und schauten uns gegenseitig an. Während wir uns in die Augen sahen, wurde mir klar, dass ich bis über beide Ohren in Mara verliebt war. Ich war noch nie in meinem Leben so verliebt wie in diesem Moment. Und das Schöne war, dieses Verliebtheitsgefühl wurde von Mara erwidert. Das war nicht zu übersehen an ihren Augen, die langsam jede Stelle in meinem Gesicht ertasteten. Ihr Lächeln, das sie mir dabei schenkte, und ihre sanften Küsse, die sie mir zwischendurch gab, während wir dasaßen.
»Ich habe da ein paar Fragen vorbereitet, die sich im Laufe der Wochen angesammelt haben und die ich dir gerne stellen würde. Darf ich?«, fragte ich sie.
»Klar, gerne!«
Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche heraus und öffnete die Notizen mit meinen Fragen.
»Was war dein Lieblingsfach in der Schule?«
»Welches Erlebnis war so schön, dass du es nochmal erleben würdest?«
»Was ist deine größte Angst?«
»Was ist dein größter Traum?«
...
»Sascha, ich möchte, dass du die Fragen auch beantwortest.«
»Oh, okay, da muss ich kurz überlegen.«
Ein lauter Donner unterbrach kurz unsere Fragerunde. Stille entfaltete sich. Es donnerte noch einmal. An Maras Gesichtsausdruck war es nicht zu übersehen, dass sie den Donner genauso mochte wie ich. Beim Lauschen dieses Naturspiels fing ich an, ihre nackte Wade zu streicheln, die aus ihrer Jeans beim Sitzen im Schneidersitz hervorkam. Ihe Wade war nicht mehr so glatt wie letztes Mal. Diesmal hatte sie leicht kratzige Stoppeln. Diese Unvollkommenheit der echteren Mara, mochte ich irgendwie sogar noch mehr.
Sie schloss ihre Augen und lehnte sich zurück auf das Sofa und umklammerte mich mit ihren gestreckten Beinen. Ich legte mich auf sie drauf und küsste sie am Nacken. Sie roch wieder so gut.
»Was ist deine Lieblingssexstellung?«
»Wir hatten sie schon mal, aber komm, ich zeige sie dir gerne noch einmal«, antwortete ich und reichte ihr meine Hand, um sie zu einem bequemeren Ort für diese Angelegenheit, zu ihrem Bett, zu führen.
Wir waren sehr verschwitzt danach. Anschließend ging ich duschen. Während ich mich mit meinem nach Zitrone duftenden Duschgel einseifte, stand Mara komplett nackt am Waschbecken angelehnt und betrachtete mich, wie ich das Gel über meinen Körper verteilte. Mit eiskaltem Wasser wusch ich mich ab - etwas, was ich normalerweise niemals über mich ergehen lassen würde, wenn ich allein wäre. Mara reichte mir ein Handtuch und stieg mit mir zusammen in die Dusche. Zwei Küsse auf die Lippen gab sie mir, bevor ich aus der Dusche ins Wohnzimmer ging, um mir die dort liegenden sauberen Unterhosen und ein T-Shirt anzuziehen. Anschließend legte ich mich aufs Sofa und wartete auf das süße Kätzchen, wie ich sie gerne beim Kuscheln nannte, und sie es liebte.
Kurze Zeit später kam sie, nur in einem BH und in einem roten Höschen.
»Lass uns einen Film gucken«, schlug Mara vor und band ihre Haare zu einem Dutt.
»Gerne, weißt du schon welchen?«
»Ich habe mir letztens den Film Tenet notiert. Der würde dir sicherlich gefallen. Da geht es auch um Physik.«
»Oh, wie cool. Gerne!«
Wenn ein Film etwas mit Physik zu tun hatte, sagte ich nie Nein.
Nachdem sie den Film auf ihrem Laptop gestartet hatte, legte sie sich zu mir aufs Sofa, in meinen Arm, auf meine Schulter. Ich küsste sie auf die Stirn und den Kopf. Der Film war sehr verwirrend, und wir schenkten dem Inhalt wenig Beachtung. Vielmehr konzentrierten wir uns auf uns und starrten nur auf den Bildschirm des Laptops. Nebenbei streichelte ich ihren Arm und gab ihr immer wieder Küsse auf jede Stelle in ihrem Gesicht. Es fühlte sich so an, als wären wir glücklich zusammen. Als der Film zu Ende war, lagen wir noch still weiter eingekuschelt auf dem Sofa.
»Was wird aus uns, wenn Jule aus England zurückkehrt?«, stellte mir Mara eine unerwartete Frage, die auch mich sehr beschäftigte.
»Ich weiß es nicht. Hast du schon mal von Polyamorie gehört?«
»Natürlich. Ich habe sogar ein Buch darüber gelesen. Es wäre interessant, eine derartige Erfahrung zu machen. Frag doch Jule, was sie davon hält.«
»Gute Idee, ich frage sie, sobald wir das nächste Mal miteinander telefonieren«, versicherte ich ihr, während mein Verstand immer noch mit der Komplexität der Situation kämpfte.
Kurze Stille breitete sich zwischen uns aus, während ich sanft ihren Unterarm streichelte.
»Ist es eigentlich Liebe, was wir gerade erleben, oder sind wir nur hormonverseucht?«, fragte mich Mara nachdenklich.
»Ich bin eindeutig hormonverseucht. Aber die Wirkung der Hormone ist stark genug, um dich, in diesem Moment, mehr zu lieben als Jule«, entfuhr es mir spontan, und ich spürte eine Mischung aus Verwirrung und Verunsicherung darüber, was ich gerade gesagt hatte.
Mara kuschelte sich noch mehr in meine Schulter ein.
Ich bekam ein bedrückendes Gefühl. Es war so bedrückend, dass ich anfing still zu weinen. Eine Träne glitt entlang meiner Wange und fiel direkt auf Maras Stirn. Sie schaute zu mir hinauf, und auch in ihren Augen sah ich Tränen. Wir umarmten uns ganz fest.
Im Laufe des Abends, während meine Witze uns die Last von der Seele nahmen und wir anfingen zu lachen, bewegten wir uns in Maras Lieblingsstellung an die Wand. Sie mochte diese Stellung ganz besonders, weil hier alle Körperstellen angefasst werden können und sie dabei mit der Klitoris an mir reiben konnte. Nach dem Sex putzten wir die Zähne, lüfteten das Zimmer und gingen dann wieder ins Bett. Irgendwann gegen drei Uhr nachts schliefen wir ein.