WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Kleidung und Schuhe selbst herstellen? Zero Waste möbelfreies Café? Buch über guten Schlaf. Spontanes Wiedersehen. Erstes Mal Speeddating
18. September 2024. Guten Morgen! 🤗 Ich habe heute wieder etwas geträumt: Auf einer Karte habe ich die Nordsee gesehen und daneben einen Strand namens Spiekeroog. Im Traum habe ich gedacht: “Ach, da liegt der Spiekeroog-Strand. Da war ich doch schon mal.” Dann hat sich die Traumszene geändert. Ich war in einer kleinen Steinhöhle, wo ich einen Unterschlupf gefunden hatte. Wenn man aus der Steinhöhle herausgeht, führt ein Weg nach unten zum Strand. Ich bin diesen Weg entlanggegangen und habe links und rechts auf den Pflanzen Schmetterlinge gesehen. Ich kam in die Nähe eines der Schmetterlings, weil ich es genauer betrachten wollte. Er flog ab und setzte sich auf mich. Ich wollte ihn verscheuchen, aber es ging nicht. Dann bekam ich Angst und fasste ihn an den Flügeln, um ihn von meiner Haut zu ziehen. Doch er hielt sich so stark an mir fest, dass ich den Schmetterling nicht losbekam. Erst mit sehr großer Kraft gelang es mir, ihn abzunehmen. Das war der Traum.
Als ich am Morgen aufgewacht bin, ist mir direkt eine mögliche Lösung für Zero-Waste-Schuhe und generell Kleidung eingefallen. Manchmal ist es schwierig, das perfekte Kleidungsstück oder die perfekten Schuhe zu kaufen. Ich mag zum Beispiel die Leguano Classics sehr gerne, weil sie einfach wie eine Socke mit einer Sohle sind. Aber dass die Socke aus Plastik besteht, gefällt mir überhaupt nicht. Und die Sohle lässt sich bestimmt auch durch ein biologisch abbaubares Material ersetzen. Mein Gedanke ist: Warum stelle ich nicht einfach meine eigenen Schuhe her? Ich nehme dazu eine Socke aus passendem Material, eine Sohle aus einem geeigneten Material und klebe oder nähe sie aneinander. So kann ich meine eigenen Schuhe gestalten, die perfekt auf meine Bedürfnisse abgestimmt sind. Das Gleiche gilt für Kleidung. Und wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht klappen sollte, könnte ich zum Beispiel zum Schneider gehen, mit einer Entwurfsskizze, und mir das Kleidungsstück anfertigen lassen. Die Idee finde ich genial!
Es sind 15° draußen und grau. Meine Fußsohle ist von der kürzlich durchgeführten Selbstoperation wieder verheilt, das bedeutet, ich kann jetzt wieder barfuß in die Stadt gehen und die Erde weiter als Antioxidans nutzen. 👍
Ich schlendere durch den Wochenmarkt. Wurst, Fisch, Käse, Brot, unverpacktes Obst und Gemüse, Säfte in Glasflaschen, Kuchen und Tee (in Papier verpackt), Salate erstrecken sich in und an den Ständen. Es riecht wie damals in Asow auf dem Basar. Allerdings ist nicht alles aus Deutschland und in Bio-Qualität.
„Welche Äpfel sind bei euch die sauersten?“, habe ich gefragt.
Er hat mir zwei Sorten genannt und dann gefragt, ob ich sie probieren möchte. Ich habe zugestimmt. Daraufhin hat er mir ein Stück von der ersten Sorte abgeschnitten, und ich war sofort zufrieden. Genau so einen sauren Apfel wollte ich haben, und dazu noch aus Deutschland, was den Transportweg verkürzt. Der Apfel war außerdem knackig und frisch – perfekt. Ich habe mich für die sauren Äpfel aus Deutschland entschieden, weil die regionalen sauren Äpfel im Buch von Dr. Strunz empfohlen wurden. Sie sollen gut für den Darm und das Mikrobiom sein.
Ich habe fünf große Zwetschgen und vier saure Äpfel gekauft, unverpackt und aus Deutschland, für insgesamt 4,70 €. Für die riesigen Zwetschgen und Äpfel finde ich das einen fairen Preis.
Dann zu meine Lieblingscafé, um dort zu lesen. Ich habe mir einen Flavored Latte mit Salted Caramel gegönnt. Eigentlich wollte ich die Caramel Gold Chocolate ausprobieren, aber die ist mit weißer Schokolade und nicht vegan.
Ich habe aus dem Stoizismus-Buch Folgendes mitgenommen:
- Das Selbstmitgefühl beginnt damit, eigene schmerzhaften Gefühle und Erfahrungen zuzulassen. Eigenes Leid anerkennen, sich klar machen, dass jeder Mensch schwierige Zeiten durchlebt und sich liebevoll in dieser Zeit umsorgen.
- Nicht die ganze Zeit auf das eigene Schicksal starren. Besser: Perspektive einnehmen, in der ich mich mit der gesamten Menschheit verbunden fühle.
- Lernen, mir Gutes zu tun und das Gute in mir zu sehen. In schwierigen Zeiten mich als eine Person ansehen, der ich Hilfe leisten muss.
- Wenn ich mich mit anderen Menschen und Dingen verbunden fühle, fühle ich mich weniger einsam.
- Zu meinen Ängsten und Schwächen stehen und Verletzlichkeit zeigen. Das vertieft die Beziehungen zu anderen Menschen. Ich werde für andere mehr greif- und erlebbar.
- Freundschaft mit mir selbst ist die wichtigste Freundschaft, die ich habe.
- Zugehörigkeit zu allen Menschen spüren. Andere Menschen anlächeln, sie begrüßen oder gar mit „Bruder“ und „Schwester“ bezeichnen (würde ich mich noch nicht trauen 😇).
- Überwinde die Falle „Wie du mir, so ich dir“, um mich mehr mit anderen Menschen verbunden zu fühlen.
Mir ist im Espresso House beim Verinnerlichen der stoischen Lebensweise und Umherschauen eine Idee eingefallen: Wie wäre es, wenn ich ein Zero Waste Café eröffne? Dort sitzt man nicht auf Stühlen, sondern auf dem Boden an niedrigen Tischen. Nebenbei kann man hier unverpackte Lebensmittel einkaufen. Im Hintergrund qualmt ein Räucherstäbchen und es erklingen Klangschalentöne. 😍
Ich habe bei den Hildesheimer Nähwelten vorbeigeschaut und gefragt, ob es möglich ist, dort ein T-Shirt aus einem Stoff nähen zu lassen. Sie machen das leider nicht, da sie nur Stoffe verkaufen. Ich könnte jedoch bei einer Schneiderei nachfragen, allerdings wird das wahrscheinlich teuer sein, ein T-Shirt nähen zu lassen.
Danach habe ich mir den Nussladen „Nazar Kuruyemis“ an der Bahnhofsallee angeschaut... und oh mein Gott, da kann man alle möglichen Nüsse, geröstet und ungeröstet, unverpackt kaufen. 😍
Ich habe den Ladenbesitzer gefragt, ob er mir Nüsse empfehlen kann, die besonders gut schmecken, und er hat mir drei verschiedene Nussmischungen empfohlen, von denen er mir einige zum Probieren gegeben hat.
“Wenn du diese Nussmischungen probiert hast, dann kennst du alle Nüsse“, sagte er.
Ich habe jeweils 100 g von den drei Mischungen gekauft, was mich insgesamt fünf Euro gekostet hat – ein total fairer Preis. Ich werde hier auf jeden Fall regelmäßig Nüsse einkaufen. Das ist ein wahrer Nusstraum!
Ich habe im Bücherladen nach neuen, interessanten Büchern Ausschau gehalten und ein spannendes Buch aus dem Bereich der Gesundheit entdeckt. Es heißt „Guter Schlaf: Die eigenen Schlaf- und Lebensgewohnheiten verstehen und bewusst verändern“ von Heather Darwall-Smith. Dieses nützliche Wissen, das jahrelange Forschung und alle Erkenntnisse über den Schlaf auf etwa 200 Seiten vereint, hat mich nur 16 Euro gekostet. Der Schlaf ist ein weiterer Bereich der Gesundheit, den ich angehen und verbessern möchte. Das Buch enthält verschiedenste Fragen und Antworten zum Thema Schlaf, und ich hoffe sehr, dass es meinen Schlaf auf das nächste Level bringen wird.
Danach bin ich nach Hause gefahren, um Essen zu kochen. Ich habe die Zwetschgen gegessen: Sie SCHMECKEN nach etwas! Von dem Gemüse aus den Supermärkten kann man das ja nicht immer behaupten. Und ich habe ja gelernt, dass Obst und Gemüse, die nach etwas schmecken, ein Anzeichen dafür ist, dass dort Nährstoffe enthalten sind. Das ist ein weiterer Grund, lieber auf dem Wochenmarkt einzukaufen.
Ich habe Porree mit Tomaten und eine Handvoll Nüsse minimal angebraten. Dazu habe ich eingeweichte rote Linsen gekocht, die nur 2 Minuten gebraucht haben, um gar zu werden (ein weiterer Vorteil des Einweichens von Hülsenfrüchten: Sie garen schneller, und man spart Energie).
Nach dem Abwaschen habe ich mich auf den Weg nach Hannover gemacht, denn heute um 19:30 Uhr habe ich eine ganz besondere Veranstaltung, für die ich mich vor ein oder zwei Monaten angemeldet habe. Eigentlich ist sie nicht mehr nötig. Ich bin nicht mehr so verzweifelt wie zum Zeitpunkt der Anmeldung. 😅 Ich probiere das Speeddating aus reiner Neugier aus. Das heißt ich gehe ohne irgendwelche Erwartungen hin. Natürlich barfuß. 😎
Ich hatte noch viel Zeit bis 19:30, also bin ich zum Conti-Campus gegangen und habe dort die abendliche Sonne auf dem Rasen genossen.
Nach dem Campus bin ich ein bisschen durch die Stadt geschlendert und habe am Bahnhof einen Straßenmusiker namens Anthony entdeckt.
Er hat so gut gesungen, dass ich einfach Gänsehaut bekommen habe. Also blieb ich dort, hörte ihm zu und wartete, bis das Speeddating losgeht. Ich schnorrte mir eine Zigarette von einem Mann in einem schicken Anzug. Er gab mir sogar zwei und schenkte mir sein Feuerzeug dazu. Na toll. 😆
Dann setzte ich mich neben den Straßenmusiker und genoss seine Musik. Nach jedem Lied fing ich an zu klatschen, und die anderen folgten meinem Beispiel. Anthony lächelte und bedankte sich. Ich fand es witzig, wie ich schleichend die Gewohnheit entwickelt habe, mich zu trauen, als Erster zu klatschen (danke an meine alte Mitbewohnerin, die mir das Buch ausgeliehen hat, durch das ich das gelernt habe).
Mein Handy klingelt. Es ist Lena. Das hab ich jetzt nicht erwartet. Ich habe ihr gesagt, dass ich heute zum Speeddating gehe und gerade noch ungefähr eine Stunde am Bahnhof warte. Sie meinte, dass sie in der Nähe sei und spontan vorbeikommen könnte. Das hat mich sehr überrascht, denn bisher hatte ich immer den Eindruck, dass sie echte Treffen eher meiden und lieber telefonieren wollte.
Ich hörte weiter die Musik des jungen Straßenmusikers und wartete auf Lena. Die Aufregung stieg ganz leicht, was ich an meinem trocken werdenden Hals merkte. Ich hatte die Augen oft geschlossen, um die Musik intensiver zu genießen, und schaute ab und zu in Richtung Bahnhof, um nach Lena Ausschau zu halten.
Und dann sah ich sie endlich, mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf mich zukommen. Ich hatte fast vergessen, wie sie aussah, aber jetzt wusste ich es wieder. Ich blieb an meinem Platz stehen und lächelte zurück. Als sie ankam, umarmten wir uns.
„Lass uns woanders hingehen, wo es ein bisschen ruhiger ist“, schlug sie nach der Begrüßung vor. Dort, wo ich stand, musste man lauter sprechen, um sich zu verstehen, da der Musiker einen Lautsprecher benutzte.
„Lass uns dort hinsetzen“, sagte ich und zeigte auf einen Absperrzaun, der aufgestellt war, weil scheinbar bald etwas am Bahnhof stattfinden würde.
Wir gingen dorthin, doch Lena schien auch damit nicht zufrieden.
„Wollen wir uns mal dort hinsetzen?“, fragte sie und zeigte auf die Stühle des Espresso House draußen.
Ich stimmte zu, und wir setzten uns an einen freien Tisch. Doch kaum hatten wir uns niedergelassen, äußerte Lena wieder einen Einwand.
„Mmm, ich spüre hier den Vibe nicht wirklich. Vielleicht ist es da besser?“, sagte sie und zeigte auf einen rechteckigen Stein neben den Taxiständen, auf dem man sitzen konnte.
Ich fand es faszinierend, wie sensibel sie die Umgebung wahrnahm und wie wichtig ihr die passende Atmosphäre für ein tiefgründiges Gespräch war.
Schließlich setzten wir uns auf den Stein. So waren wir viel näher beieinander, unsere Gesichter nur etwa 30 cm voneinander entfernt. Hier war es deutlich ruhiger, leise und ohne das ständige Gemurmel im Hintergrund. Die Atmosphäre war viel angenehmer, und es fühlte sich sofort intimer an.
Sie holte ihr Drehzeug für die Zigaretten heraus, und ich nahm die zweite Zigarette aus meiner Hosentasche, die mir der Mann vorher gegeben hatte. Während sie den Tabak gleichmäßig auf dem Blättchen verteilte, rutschte ihr die Verpackung aus der Hand, und der Tabak fiel auf meinen Rucksack und auf den Boden.
„Ich habe kein Feuerzeug. Hast du vielleicht eins?“, fragte Lena, während sie sich eine Zigarette drehte.
Das nenne ich mal Schicksal, dachte ich und zog das Feuerzeug hervor, das mir der Mann vorhin geschenkt hatte. Ich zündete ihre Zigarette an und dann meine.
Mit der Hand wischte ich den Tabak von meinem Rucksack auf den Boden.
Wir führten ein tiefgründiges Gespräch über das, was in den letzten beiden Monaten passiert war, in denen wir keinen Kontakt hatten. Im Nachhinein kann ich nun verstehen, warum Lena mich geghostet hat. Es lag wirklich nicht an mir.
Ich habe ihr auch von Julia erzählt, die ich auf dem Festival kennengelernt habe und dass wir uns sehr gut verstehen. Dann habe ich das Thema Beziehungen angesprochen und ihr erklärt, dass ich mir unsicher bin, welche Beziehungsform für mich die richtige ist. Deshalb bin ich offen, Polyamorie auszuprobieren, und wenn es mir nicht gefällt, kann ich jederzeit zur Monogamie zurückkehren.
Sie hat mir daraufhin offen gesagt, dass sie sich nur eine freundschaftliche Beziehung mit mir vorstellen kann. Das hat mich innerlich sehr gefreut, denn genau das wünsche ich mir auch von Lena. Sie ist ein interessanter Mensch, der offen für spirituelle Themen ist und von dem ich noch viel lernen kann.
Besonders beeindruckt mich, dass sie das Buch Emotion-Code gelesen hat und in der Lage ist, aufgestaute Emotionen im Körper zu lösen. Diese Emotionen können echte körperliche Symptome verursachen, wie bei mir zum Beispiel Schuppen. Ich bin sehr neugierig, ob diese Methode funktioniert, und freue mich darauf, mich von Lena heilen zu lassen.
Nach unserem Gespräch hat sie mich zur Bar begleitet, in der das Speeddating stattfindet. Unterwegs hat sie mir vorgeschlagen, dass wir uns regelmäßig für Energieheilungen treffen. Ich bin gespannt darauf und habe dem gerne zugestimmt.
Was mich besonders an Lena begeistert hat, war, als sie mir unterwegs erzählte, dass sie auf eine Veranstaltung von Eckhart Tolle geht und ihn sehr mag. Ich war einfach sprachlos, als sie das gesagt hat, denn Eckhart Tolle ist ebenfalls mein Vorbild. Es ist erstaunlich, wie viele spirituelle Gemeinsamkeiten wir teilen.
Als wir bei der Bar „My Way Altstadt“ angekommen waren, verabschiedeten wir uns mit einer Umarmung, und ich ging hinein. Ich schaute mich links und rechts um und sah nur gemischte Tische, die überhaupt nicht nach Speeddating aussahen. Also fragte ich den Barkeeper an der Theke, wo das Speeddating stattfindet.
„Speeddating? Hier die Treppe runter“, sagte er, stellte das Glas ab und zeigte mit einem Finger nach rechts. Ich folgte seinem Blick und sah die Treppe, die nach unten führte.
Unten angekommen, sah ich Männer und Frauen zwischen 25 und 40, die sich gegenüber saßen und miteinander sprachen. Ein Mann stand in der Mitte des Raumes ohne Partnerin – er schien der Veranstalter zu sein.
„Hi, ich bin für das Speeddating angemeldet. Sorry, dass ich etwas zu spät bin“, sagte ich zu ihm und schaute auf das Handy. Ich war 7 Minuten zu spät.
Er warf einen Blick in seine Liste, fand meinen Namen und kreuzte ihn an, um zu bestätigen, dass ich nun da war. Dann läutete er eine Glocke, die – wie ich später herausfand – das Ende eines Gesprächs und den Partnerwechsel signalisierte.
Ich musste noch meinen Namen und die Nummer sechs, die mir zugewiesen wurde, auf einen Zettel schreiben und diesen auf meinen Pullover kleben. Die Frauen blieben an ihren Plätzen sitzen, während die Männer nach jeder Runde wechselten.
Rebecca, Nummer 17, schaute mich schon erwartungsvoll an, als ich zu ihr kommen sollte.
„Warte kurz, ich hole mir schnell etwas zu trinken“, sagte ich, da mein trockener Hals dringend Wasser brauchte.
Ich lief schnell die Treppe hoch, griff in meine Hosentasche – und spürte plötzlich eine krasse Panik. Ich tastete hektisch in allen Taschen nach, vorne, hinten, überall, aber das Handy war nirgends zu finden. Mist, wahrscheinlich war es mir beim Sitzen am Bahnhof herausgefallen. Ein unangenehmes Gefühl überkam mich, doch ich entschied mich, den Abend trotz des verlorenen Handys zu genießen. Amor Fati, dachte ich, bezahlte das Glas Wasser mit dem Fünf-Euro-Schein statt ApplePay, den ich noch hatte, und nahm mir vor, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind.
Als ich wieder unten ankam, spürte ich sofort große Erleichterung: Mein Handy lag auf dem Tisch bei Rebecca. So wurde das verlorene und wiedergefundene Handy direkt das erste Gesprächsthema mit Rebecca.
Die Glocke läutete wieder – Zeit für den nächsten Wechsel. Dieses Mal war es Aylin, gerade mal 25 Jahre alt, also die jüngste Teilnehmerin des heutigen Speeddatings. Es war unglaublich laut im Raum, und wir mussten regelrecht schreien, um uns zu verstehen. Überall hörte man die Stimmen der anderen Teilnehmer, die ebenfalls versuchten, trotz des Lärms zu kommunizieren.
So hektisch und laut ging es weiter. Alle fünf Minuten pendelte ich von einer Frau zur nächsten. Nach Aylin kam Laura, dann Sandra, gefolgt von Sina (meine Güte, sie sah wirklich gut aus), dann Verena, Isabel und schließlich Anna. Irgendwann war die Veranstaltung dann zu Ende.
„Ihr könnt gerne noch bleiben und den Abend hier genießen. Die Barbesitzer würden sich sehr darüber freuen“, sagte der Veranstalter und setzte sich prompt zu Sina.
Es war noch eine letzte Frau da, die ich während des Speeddatings nicht mehr kennengelernt hatte. Sie schaute mich an und fragte: „Wollen wir uns auch noch kennenlernen?“
„Klar, warum nicht!“ antwortete ich und zog meinen Pullover aus – das Speeddating war anstrengender gewesen als ein Workout!
Sie schaute zuerst auf meine Füße und war die erste Frau des Abends, die fragte, warum ich barfuß unterwegs sei. Die anderen hatten es vermutlich gar nicht bemerkt, weil sie alle am Tisch saßen. So kamen wir ins Gespräch über das Barfußlaufen, und sie hörte erstaunlich gut zu, was mich zunächst überraschte. Dann erzählte sie mir, dass sie Psychologie studierte – das erklärte ihr aufmerksames Zuhören. Wir redeten deutlich länger als die vorgesehenen fünf Minuten.
Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, mit Julia – so hieß sie – eine Beziehung einzugehen, wie sie sich das vielleicht wünschte, und sie optisch auch nicht mein Typ war, empfand ich sie dennoch als einen wirklich lieben und interessanten Menschen. Allerdings musste ich gestehen, dass mir niemand auf dem Speeddating wirklich gefiel. Die meisten Frauen schienen so "normal" zu sein. Sie interessierten sich weder für Spiritualität, Sachbücher noch für andere Themen, die mich ansprachen. Auf die Frage, was sie in ihrer Freizeit machten, bekam ich fast immer dieselben Antworten: "Freunde treffen" und "Reisen". Oh Gott, wirken die Antworten abtörnend auf mich… 💤
Ich bin nach draußen gegangen, habe mir eine Zigarette bei den Leuten an einem Tisch geschnorrt und erst mal eine geraucht, um wieder runterzukommen. Die Veranstaltung war zu stressig für mich. Man konnte sich nicht wirklich auf die Frauen einlassen, und die 5 Minuten waren viel zu wenig. Die Veranstaltung ist auf jeden Fall cool, um zu lernen, mit verschiedenen Menschen schnell ins Gespräch zu kommen, aber es ist sicherlich nicht so gut geeignet, um die Liebe des Lebens zu finden. Es kann aber auch sein, dass ich mich irre, denn wenn dort eine Rothaarige mit Dreadlocks sitzen würde, und dann auch noch barfuß in einem naturfarbenen Leinenkleid, würde ich das vielleicht anders sehen.
Bevor ich die Zigarette zu Ende rauchen konnte, kamen Luisa und Anna ebenfalls nach draußen. Die beiden schlugen vor, in die Bar nebenan, das Enchilada, zu gehen und etwas zu trinken. Ich stimmte zu und ging mit ihnen in die andere Bar.
Es war deutlich entspannter mit den beiden. Luisa empfahl uns, Face-to-Face-Dating auszuprobieren, eine andere Form des Datings. Dabei geht es nicht so hektisch zu. Man besucht mit einer Gruppe verschiedene Bars und lernt auf diese Weise verschiedene Leute kennen. So hat sie nicht nur ihren Exfreund kennengelernt, sondern auch zwei Freunde.
Gegen Mitternacht war ich wieder zurück in Hildesheim. Das war ein toller, ereignisreicher Tag. Ich habe mich gefreut, Lena wiederzusehen. In diesem Sinne: Gute Nacht! 🌙