WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Gelegenheitsrauchen gesund? Stadtbibliothek. Von der Transeuropa Abschlussparty rausgeschmissen. Anzeige gegen Zora Hildesheim.
14. September 2024. Guten Morgen! Ich habe gerade geduscht. Das musste ich tun, denn nach dem Schwitzen gestern juckt meine Kopfhaut am Hinterkopf, und ich bekomme einen Ausschlag auf der Brust.
Ich bin auf dem Weg zum Kulturfrühstück im Literaturhaus St. Jakobi. Unterwegs frage ich mich: Ich habe gestern geraucht, so wie ich das beim Feiern ab und zu mache. Es wird gesagt, dass Rauchen schädlich ist, aber erstens rauche ich ja nicht regelmäßig und auch nicht viel. Schließlich macht die Dosis das Gift. Was ich aber widersprüchlich finde, ist, dass zeitlich begrenzte Stressoren wie Sport oder kaltes Duschen sich positiv auf den Körper auswirken. Aber der Stressor „Rauchen“, der ja ebenfalls nur in Maßen auftritt, soll nicht gut sein? Das ergibt für mich keinen Sinn. Gelegentliches Rauchen ist ja auch eine Art Stress für den Körper, der dadurch lernt, besser mit Toxinen aus der Luft umzugehen, die ja ohnehin überall vorkommen. Gelegenheitsrauchen stellt einfach nur eine kurzzeitige erhöhte Belastung dar. Analogie: So wie ich beim Duschen nicht lauwarmes Wasser benutze ( = moderate Luftverschmutzung), sondern eiskaltes Wasser (= Gelegenheitsrauchen). Ist das verständlich? 😇
Am Bahnhof habe ich zufällig das Schauspiel namens Terminus vom Transeuropa Festival entdeckt.
Mir ist beim Bargeldabheben in der Sparkasse aufgefallen, dass dort Star Wars-Musik läuft. Wie cool ist das denn?
Ich komme am Literaturhaus an und sehe, dass dort von zehn bis elf Uhr das Frühstück stattfindet. Ich gehe rein und sehe einen riesigen, gedeckten Tisch, an dem viele Menschen sitzen, und die meisten schauen nach unten. Sie hören einer jungen Frau zu, die einen Stapel Blätter vor sich hält und mit sanfter, entspannter Stimme einen Text ins Mikrofon vorliest.
Leise gehe ich hinein, schaue mich um – ich war noch nie im Literaturhaus – und finde einen freien Platz. Ich setze mich hin, höre ein wenig zu, gehe dann zur Theke und nehme mir einen Kaffee (leider nicht ausgehalten) und eine Banane.
Während ich den Kaffee trinke, endet die Lesung. Die Leute klatschen, und ich sitze nur dumm da und weiß nicht, worum es in dem Text ging. Schade, dass ich die Uhrzeit verpeilt habe. 🥲 Naja, wenigstens habe ich einen Kaffee getrunken, eine Banane gegessen und das Literaturhaus von innen gesehen.
Ich gehe zur Stadtbibliothek. Hinter mir läuft ein Pärchen.
„Ich habe richtig Lust auf einen Kaffee oder etwas Süßes“, sagt der Mann zu der Frau.
„Sag mal, bist du schwanger?“ erwidert sie.
„Nein, ich genieße das Leben“, antwortet er.
Ich musste so breit grinsen und konnte nicht widerstehen, mich umzudrehen und zu sagen: „So muss das sein.“
Ich bin zum ersten Mal in der Hildesheimer Stadtbibliothek. Die Frau am Infostand war super freundlich und hat mir alles Wichtige über die Bibliothek mitgeteilt. Das ist ein perfekter Ort um zu lernen und zu schreiben. Die Abteilung für Physik liegt sogar direkt im ruhigen Arbeitsbereich. Ich verfalle in Ekstase bei so viel unerforschtem Wissen aus dem Bereich der Naturwissenschaften, Medizin, und Psychologie um mich herum. Mein neuer Lieblingsort in der Innenstadt.
Ich setze mich gleich in die Bibliothek, aber zuerst muss ich dringend etwas essen. Bei Noosou war ich noch nie. In der Curry-Kategorie hat mich das „Gemüsecurry der Buddhisten“ direkt angesprochen – glutenfrei und vegan. Die Sonne ist herausgekommen, und ich habe einen tollen sonnigen Platz draußen zum Essen bekommen. Ah, das Leben ist so schön. Ich warte auf mein Essen in der Sonne und fühle mich in dem Moment so glücklich, wie schon lange nicht mehr.
Danach bin ich wieder in die Stadtbibliothek gegangen, habe Tagebuch geschrieben und das Buch von Dr. Strunz gelesen. Ich liebe seine Einstellung, dass viele Krankheiten, die von der Schulmedizin als unheilbar abgestempelt werden, doch heilbar sind. Das gibt mir Hoffnung, meine Hauterkrankung (Rötungen, Schuppen, Haarausfall, Ekzeme auf der Brust nach dem Schwitzen) zu heilen. Die erste wichtige Aufgabe ist es, den Darm in Ordnung zu bringen.
Bei einem Selbsttest zur Ballaststoffaufnahme ist mir bewusst geworden, dass ich sehr wahrscheinlich zu wenige wasserlösliche Ballaststoffe zu mir nehme. Von fünf Fragen dazu habe ich vier mit „Nein“ beantwortet. Mir war auch nicht klar, dass Ballaststoffe nicht gleich Ballaststoffe sind (so wie 40 g Eiweiß nicht gleich bedeuten, dass das Eiweiß gut ist – es könnten 40 g Gluteneiweiß sein 😝).
Die wasserlöslichen Ballaststoffe stecken hauptsächlich in Obst und Gemüse. In Getreideprodukten sind sie eher wasserunlöslich und damit vom Mikrobiom kaum zu gebrauchen. In jeder Obst- und Gemüsesorte stecken außerdem verschiedene Ballaststoffe. Daher sollte man vielfältig Obst und Gemüse essen. Vielfältiges Obst und Gemüse resultiert in einem vielfältigen Mikrobiom.
Auch beim Test zur ausreichenden Einnahme von sekundären Pflanzenstoffen habe ich erschreckenderweise alle Fragen mit „Nein“ beantwortet. Ich nehme wahrscheinlich auch nicht genug sekundäre Pflanzenstoffe zu mir.
Heute findet das Dance Gathering um 16:30 Uhr statt, am gleichen Ort wie gestern das Konzert. Ich bin etwas früher aus der Bibliothek gegangen, um im Buchladen vorbeizuschauen. Ich habe mir einen Räucherstäbchenhalter gekauft, damit die Asche nicht ständig auf den Boden fällt, und dazu noch andere Räucherstäbchen namens “Duft der Götter”. Bin gespannt, welche Wirkung sie auf mich haben werden.
Die Bettelbanden haben jetzt auch Hildesheim erreicht. Unterwegs nach Hause wurde ich dreimal angesprochen. „Excuse me, do you speak English?“, haben mich alle drei gefragt. Der gleiche Satz, mit dem ich immer in Hannover angesprochen wurde. Oh je. 😨
Gegen 16:00 Uhr bin ich zum Dance Gathering gegangen. Allerdings war niemand da, was mich etwas verwirrt hat, also bin ich weiter in die Innenstadt gegangen. Dort, in der Nähe des Zeugen-Jehovas-Stands, sah ich eine tanzende Gruppe auf mich zukommen. Ich habe eine Person vom Awareness-Team gefragt, was hier passiert. Das ist Dance Gathering. Sie sind einmal um einen großen Block herumgegangen und haben dabei verschiedene Tanzmoves gemacht. Ich bin ein Stück mit der Gruppe bis zum Angoulêmeplatz mitgelaufen, habe mich dann auf eine Bank gesetzt und die tanzende Gruppe aus der Ferne beobachtet. Morgen ist noch einmal das Dance Gathering, da mache ich dann mit.
Danach bin ich nach Hause gegangen und habe die Zeit bis 21:00 Uhr dort verbracht. Dann ging es los zur Abschlussparty des Transeuropa Festivals, die im Theaterhaus in der Nähe stattfand.
Zwei Jungs an der Ottostraße, die auf einer Bank saßen, haben mir hinterhergepfiffen, als wäre ich eine heiße Braut. Ich bin zu ihnen rübergegangen. Sie hatten zu zweit eine ganze Kiste Becks gesoffen. Sie haben mir ein Becks angeboten, und ich habe es mit zum Theaterhaus genommen.
Als ich bei der Abschlussparty ankam, stand davor der Wagen “Die rollende Bühne”, wo es Kaffee gab. Da habe ich direkt Lust auf einen entkoffeinierten Cappuccino bekommen. Etwas Bargeld hatte ich dabei und konnte mir einen kaufen.
Am Eingang hat mich eine junge Frau, die an einem Tisch saß, angeschaut. „Der Eintritt ist frei, oder?“ fragte ich sie.
„Der Eintritt ist auf Spendenbasis“, sagte sie und zeigte auf ein Glas mit einem Schlitz, in das man Geld werfen konnte. Ich habe fünf Euro gespendet.
Es waren kaum Leute da, nur ein paar vom Awareness-Team, die Leute an der Bar und eine ältere Dame, die mit einem Lächeln im Gesicht wie eine orientalische Tänzerin getanzt hat.
Nadine vom Awareness-Team hat mich angesprochen und gefragt, ob ich derjenige bin, der sie heute wegen des Dance Gatherings gefragt hat. Wir haben ein paar Worte ausgetauscht, und dann bin ich rausgegangen, um die Tasse zurückzubringen.
Draußen habe ich mich an eine Bank gelehnt. Es kamen zwei Mädels und zwei Jungs und stellten sich neben mich. Einer von ihnen war der DJ, der um 23:00 Uhr spielen sollte. Er nennt sich Hebûn Music. Er hat mir eine Zigarette gedreht, und wir haben beim Rauchen ein bisschen gequatscht.
Nach der Zigarette bin ich reingegangen und wollte mir noch einen Kaffee holen, weil der Kaffee drinnen viel billiger war. Allerdings gab es heute keinen Kaffee zu kaufen, also habe ich mir stattdessen ein Becks geholt. Ich habe mich an die Tanzfläche gestellt, die bunten Lichter beobachtet und der noch etwas leise eingestellten Musik, zu deren Pegel ich nicht tanzen würde, zugehört.
Wolfgang und seine Frau kamen dazu. Wir haben kurz geredet, und dann kam ein bekanntes Gesicht auf uns zu.
„Eddy? Vom Poco Loco Festival?“, frage ich ihn.
„Jaaa, und dich erkenne ich auch“, erwidert das Bandmitglied von Makatumbe, das mir mit seinem schamanischen Gesang auf dem Poco Loco Festival Gänsehaut verpasste.
Nach einem kurzen Gespräch mit ihm ging er zur Bar, um sich etwas zu trinken zu holen. Ich dagegen bin auf die Tanzfläche gegangen und habe zu der mittlerweile lauter gewordenen Musik getanzt. Schon nach kurzer Zeit habe ich geschwitzt, also habe ich meinen Pullover ausgezogen und zur Garderobe gebracht. Dann habe ich weiter getanzt.
Nach einer Weile ging ich von der Tanzfläche und stellte mich daneben, um eine kleine Pause zu machen. Zwei junge Frauen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte, sprachen mich an.
“Du bist doch der Typ, der in einem Blog über Frauen schreibt.“
„Ja, ich habe einen Blog und schreibe auch über Frauen.“
„Du bist so widerlich. Verschwinde hier.“
„Okay, wo ist das Problem?“
„Das, was du über Frauen schreibst, ist erbärmlich und ekelhaft.“
Ich habe nicht einmal geschafft, darauf zu antworten, da kam schon der nächste Satz: „Wir gehen zum Awareness-Team, damit du hier verschwindest.“
Die beiden gingen weg. Ich bin wieder auf die Tanzfläche und habe weiter zu Hebûn Music getanzt, der mittlerweile seine DJ-Ausrüstung fertig aufgebaut hatte. Die eine der beiden Mädels war ziemlich aggressiv, dachte ich. Ich versuchte, die Situation zu vergessen und mich wieder ins Hier und Jetzt zu begeben – und das habe ich dann auch geschafft.
Etwa 10 Minuten später kam der Veranstalter des Transeuropa-Festivals auf mich zu.
„Hi, kann ich dich kurz sprechen?“ sagte er.
„Ja“, erwiderte ich und folgte ihm nach draußen hinter die Ecke.
Er war ruhig und nett. Er erklärte, dass sich jemand beim Awareness-Team gemeldet hat. Die Personen fühlen sich unwohl und in ihrer Privatsphäre verletzt, wenn ich hier bin.
Ich habe versucht, die Situation zu erklären. Er schien mir zwar zuzuhören, wollte mich aber wohl nicht wirklich verstehen, denn meinen Vorschlag, mit dem Awareness-Team und den beiden Frauen zu reden, hat er nicht akzeptiert. Sein Ziel war es wohl, mich lediglich von der Abschlussparty wegzubekommen.
„Ich dachte, das Transeuropa-Festival ist ein Fest für alle“, sagte ich und spürte, wie mich die Ausgrenzung verletzte.
Er wollte nichts von der Hintergrundgeschichte wissen und auch nicht die beiden Frauen holen, die mich zuvor angesprochen hatten, um die Situation sachlich zu klären. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehen, dachte ich in dem Moment. Martin Wehrle wäre sicher enttäuscht von mir, dass ich mir diese ungerechte Ausgrenzung gefallen lasse.
Der Veranstalter hat mich noch zur Garderobe begleitet, wo ich mein Longshirt geholt habe. Auf dem Weg zum Ausgang habe ich es noch geschafft, Eddy und Wolfgang Tschüss zu sagen.
Enttäuscht gehe ich nach Hause. Die willkürliche Ausgrenzung vom Transeuropa-Festival hat mich sehr verletzt. Ich mag die Menschen, die dort dabei sind. Ich habe mich in der Vielfalt unterschiedlicher Menschen wohlgefühlt. Die Traurigkeit hat sich schnell in Wut verwandelt. In dem Moment dachte ich daran, ein großes Plakat zu erstellen, auf dem steht: „Transeuropa 2024 – Ein Festival der Ausgrenzung“, und dann morgen mit diesem Plakat zum Dance Gathering zu gehen, um mich in der Öffentlichkeit hinzustellen und den Spruch laut zu schreien.
Als ich zu Hause ankam, ist meine Wut abgeklungen. Ich habe die ganze Zeit an Martin Wehrle gedacht und daran, wie er wohl handeln würde. Er würde sich diese Ungerechtigkeit sicher nicht gefallen lassen. Ich habe beschlossen, morgen eine E-Mail an Transeuropa zu schicken und um eine schriftliche Stellungnahme zu diesem Vorfall zu bitten. Außerdem habe ich eine Anzeige gegen Zora Hildesheim erstattet, die auf der Schuhstraße Zettel mit meinem Namen und Foto verteilt und üble Nachrede betrieben hat.