WIEDERGEBURT .
.
.
LEBEN:
Ausgrenzung auf dem transeuropa Festival.
15. September 2024.
Guten Morgen! Die gestrige Situation beschäftigt mich immer noch. Das, was ich gemacht habe, nachdem mich die beiden Frauen aggressiv angesprochen haben, war Erstarren und dann Flucht. Ich bin einfach auf die Tanzfläche geflohen. Eine Sache, die ich in solchen hitzigen Situationen niemals tun sollte, ist laut Martin Wehrle die typische Reaktion: Flucht, Erstarren oder Kampf. Die andere Sache, die ich nicht gut gemacht habe, war, mich beim Veranstalter zu rechtfertigen. Immer wieder habe ich versucht, sachlich die Situation klären zu wollen, insbesondere die Frage zu klären, warum das Transeuropa-Festival, das alle Menschen inkludieren soll, mich ohne weitere Anhörung oder Diskussion ausgrenzt – nur weil zwei Frauen ein paar polarisierende Tagebucheinträge von mir gelesen haben, die ihnen nicht gefallen. Warum wird deren Wohlbefinden berücksichtigt, obwohl es nichts mit der Party an sich zu tun hat, während mein Wohlbefinden, das ebenfalls durch die beiden beeinträchtigt wurde, nicht zählt? Warum ist deren Wohlbefinden wertvoller als meines? Nur weil sie als Erste zum Awareness-Team gegangen sind?
Ich war für das Kulturfrühstück um 10:00 Uhr angemeldet. Kurzzeitig hatte ich Bedenken, ob ich überhaupt hingehen soll. Es fühlte sich an, als müsste ich eine riesige Komfortzone verlassen, weil ich Angst hatte, diesen Frauen, die mich unsachlich angegriffen haben, erneut zu begegnen. Doch dann habe ich an Martin Wehrle und sein Buch gedacht, in dem steht, dass ich nicht flüchten soll, wie es mein Instinkt verlangt, sondern hingehen und zu meinem Tagebuch sowie zu dem, was darin steht, stehen soll. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich nichts verbrochen habe und keine Frau diskriminiert habe. Wenn das der Fall ist, können die betroffenen Frauen auf mich zukommen und mir das sachlich erklären. Ich bin jederzeit bereit, die entsprechenden Stellen zu löschen oder meine Sichtweise bezüglich der „Übergriffigkeit“ zu überdenken. Und so habe ich mich barfuß auf den Weg zum St. Jakobi Literaturhaus gemacht.
Es ist recht kühl draußen, aber die warmen Sonnenstrahlen machen die Kälte auf der nackten Haut der Füße angenehm. Ich bin sogar bereit, glutenhaltige und koffeinhaltige Dinge beim Frühstück zu konsumieren. Aber ich werde sicher nicht das Kulturfrühstück meiden!
Vor dem Literaturhaus melde ich mich an und gehe rein. Direkt im Foyer werde ich von den Veranstaltern der Kunstausstellung freundlich begrüßt. Ich biege nach links zum gedeckten Tisch ab und schaue mich um. Es sind deutlich weniger Menschen da als gestern. Eine ältere Frau geht auf mich zu und fragt mich mit gebrochenem Deutsch, ob es mir nicht kalt an den Füßen sei. Die freundliche, stets lächelnde Frau habe ich gestern bei der Abschlussparty zum ersten Mal getroffen. Wir haben auf der Party kurz zusammen getanzt.
Ich habe den gestrigen Mann gesehen, der mich von der Abschlussparty rausgeschmissen hat . Ich habe ihn angesprochen und gesagt, dass ich eine E-Mail schreiben werde und von den Veranstaltern gern eine schriftliche Stellungnahme dazu lesen will.
Diesmal war er mir gegenüber nicht so freundlich gesinnt (zumindest habe ich das gespürt), als er gesagt hat, dass er das jetzt nicht besprechen möchte.
Ich habe gespürt, wie wieder eine leichte Wut in mir aufstieg als er nach dem Satz dann weitergegangen ist. Ich habe mir eine Tasse Kaffee und ein bisschen Porridge mit Apfel geholt. Neben einem niedrigen kleinen Tischchen habe ich mich auf dem Boden hingesetzt und gegessen. Der Veranstalter ist irgendwohin weggegangen.
Kurze Zeit später kamen die Frau von der Kunstaustellung und eine Frau vom Awareness-Team auf mich zu und haben mich gebeten das Literaturhaus zu verlassen. Ihr wurde mitgeteilt, dass ich hier nicht willkommen bin und deswegen bitte gehen muss.
„Gut, ich esse den Porridge auf und dann gehe ich,“ antwortete ich in einer sehr entspannten Stimme. Diesmal konnte ich meine Emotionen unter Kontrolle halten, sachlich und entspannt reagieren.
Ich habe in Ruhe den Porridge gegessen, den Kaffee ausgetrunken und habe mit gehobenem Kopf das Literaturhaus verlassen. Dabei dachte ich an einen Spruch der Kunstausstellung, den ich leise vor mich hin geflüstert habe: „Und unsere Herzen werden leichter, je näher unsere Köpfe dem Himmel kommen.“
Ich bin kein Feigling und auch kein Problemflüchtling. Ich bin jetzt sogar recht froh, dass mir diese Situation widerfahren ist. Sie kommt zum perfekten Zeitpunkt nach dem Lesen des Buchs von Martin Wehrle, um das Gelernte auch zu üben.
Ich bin dann nach Hause gelaufen, um das Buch von Martin Wehrle zu holen, und danach nach Borsum gefahren. Ich wollte mit meiner Mutter sprechen und wissen, was sie von der Situation hält. Das Buch von Martin Wehrle möchte ich noch einmal durchblättern, da das Wissen zu wertvoll ist, um aus meinem Langzeitgedächtnis zu verschwinden.
Beim Brunch mit meiner Mutter erklärte ich ihr, was passiert ist. Obwohl sie sich Sorgen machte, dass mir etwas passieren könnte, konnte sie nachvollziehen, dass ich eine Anzeige erstattet und eine E-Mail an TransEuropa geschickt habe, um eine Stellungnahme zu diesem Vorfall zu erhalten. Wir sprachen auch über sie und Julien. Sie hat es leider nicht geschafft, mit ihm Schluss zu machen und fühlt sich gefangen in einem Hamsterrad aus Abhängigkeit und Liebe.
Außerdem habe ich es endlich geschafft, den Holzsplitter aus meiner Fußsohle zu entfernen, der beim Barfußgehen Schmerzen verursacht hat. Ich hatte mir den Splitter auf dem Weg zum PocoLoco Festival geholt. Ich habe die Stelle desinfiziert, die Haut leicht aufgekratzt und ein Stück der Sohle abgeschnitten. Dabei kam Eiter heraus, und der Holzsplitter war ebenfalls sichtbar. Ich habe ihn mit einer Pinzette herausgeholt und Mutti hat ein Pflaster draufgeklebt.
Wieder in Hildesheim. Ich habe 80 Minuten mit Julia telefoniert. Es tat gut, wieder von ihr zu hören und über das zu sprechen, was uns gerade beschäftigt, aber auch Smalltalk über Anime, die Bibel, Bücher und so weiter zu führen. Ich mag sie sehr. Sie hat gesagt, dass sie nach unserem letzten Treffen gute Laune bekommen hat, weil wir uns gut unterhalten konnten. Das hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ich habe ihr auch die Webadresse meines Tagebuchs gegeben, damit sie es sich anschauen kann. Ich hoffe sehr, dass es sie nicht wie manche anderen Menschen abschreckt. In diesem Sinne: Gute Nacht! 🙏
Es ist 23:10. Ich bin aufgewacht, weil ich dringend pinkeln musste. Ich habe durcheinander geträumt, und ich kann mich nur an Bruchstücke erinnern. Ich war im Auto mit Opa Jura. Hinter mir saß Mama. Wir suchten nach einem verlorenen Hund und fuhren durch verschiedene Wege. Es war eher dunkel draußen, vielleicht Abend.
Ich bin ausgestiegen und habe „Mara!“ geschrien, weil sie zuvor aus dem Auto gegangen war. Sie drehte sich um und sagte zu mir, dass sie ihre Liebe weiter suchen wird. Plötzlich kannte sie mich nicht mehr. Sie war fröhlich und wirkte, als wäre sie auf Drogen, und hüpfte durch die Gegend.
Es gab Traumszenen, in denen ich die Straßen überquerte, als wäre es in einer riesigen Tiefgarage.
Ich kletterte auf eine Leiter zu einem Bett, das an der Wand festgenagelt war. Auf dem Bett waren Menschen, die mich um Hilfe baten, um gegen fliegende Mädchen zu kämpfen. Es gab große Holzklötze, auf die man steigen konnte, um weiter nach oben zu gelangen. Ich brachte die Klötze auf das Bett, damit die fliegenden Mädchen nicht darauf klettern konnten. Doch es hat nichts gebracht. Die fliegenden Mädchen haben es geschafft nach oben zu kommen. Sie haben uns auf dem Bett (wen eigentlich genau?) erobert. Ich erinnere mich noch daran, dass ich oben auf dem Bett mit einem Mann geküsst habe, der irgendwie auch zu den fliegenden Mädchen gehörte. Aus seiner Nase kam graues Glitzerpulver nach dem Kuss. Ich fühlte mich jetzt auch wie ein fliegendes Mädchen. Und dann bin ich aufgewacht. Puh. Was für ein Wirrwarr-Traum. Gute Nacht nochmal! 😅