Direkt zum Inhalt


WIEDERGEBURT .
.
.
LEBEN:

Kernseife statt Waschmittel. Achseln mit Natron ohne Wasser erfrischen. Wäsche ohne Wäscheständer aufhängen. Müllbeutel statt Mülleimer. Die Entscheidung fürs Leben im Auto.

10. November 2024.

Hi! Ich ich bin heute um 8:30 Uhr aufgewacht, weil ich vom Wecker geweckt wurde, denn heute frühstücke ich mit der Familie.

Gestern Abend, vor dem Schlafengehen, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich das wirklich wagen sollte: Carlife, das Leben in einem Auto.

Ich habe mir vorgestellt wie ich an einem schönen Ort mit dem Auto stehe. Mehr in der Natur bin aber auch andere Städte oder Länder bereise, wenn ich Lust drauf habe. Ich habe noch einige Sorgen, was Carlife angeht: Was mache ich, wenn ich auf Toilette muss? Wie wasche ich Wäsche? Wie schlafe ich im Auto im Winter?

Vor dem Fahren zum Frühstück habe ich T-Shirt und Unterhose mit Kernseife statt mit Waschmittelpulver gewaschen. Das habe ich früher auch gemacht, dann aber allerdings nach dem Umzug in die eigene Wohnung wieder verworfen und auf Waschmittel umgestiegen, um für meine Mutter etwas mehr "normaler Mensch" zu sein. Eigentlich eine feige Entscheidung.

Kernseife ist fürs Duschen, Händewaschen und Kleidung waschen vollkommen ausreichend. Ich werde nach und nach die alte Gewohnheit wieder etablieren, mit Kernseife Wäsche zu waschen. Warum nochmal?

  • Weniger "Chemie" bleibt an der Kleidung haften. Es wird nicht das gesamte Waschmittel von der Kleidung abgewaschen. Es bleiben Waschmittelreste dran und erzeugen unnötige Entzündgsreaktionen an der Haut.
  • Ich habe mehr Geld, da ich nie wieder Waschmittel kaufen muss.
  • Ich erzeuge keinen Waschmittel-Verpackungsmüll.
  • Ich muss mir nie wieder Gedanken darüber machen, ob ich noch genug Waschmittel habe und gegebenfalls es nachkaufen.
  • Beim mehrtägigen Wandern (das ich hoffentlich beim Carlife machen werde) brauche ich nur eine Kernseife mitzunehmen, um die gesamte Hygiene (außer dem Zähneputzen) damit zu erledigen. Ich muss nicht noch Wachmittel mitnehmen. Ich spare also an Gewicht und Platz.
  • Ich bin unabhängiger von physischen Dingen, um das Leben zu bestreiten. Wenn es also kein Waschmittel zu kaufen gibt, dann hat das keinen Einfluss auf mein Leben.
Kleidung ohne Wäscheständer trocken bekommen

Nach dem Waschen der Kleidung im Waschbecken, habe ich mir überlegt, wie ich beim Leben im Auto, Wäsche trocknen werde. So wie ich das jetzt mache, Wäsche auf einem Kleiderständer aufhängen, wird nur bedingt funktionieren. Um Platz im Wohnauto zu sparen, würde ich die Kleidung nicht auf dem Wäscheständer trocknen, sondern auf den Türen oder, wenn es nicht geht auf einer Wäscheleine. Damit brauche ich den Wäscheständer nicht mehr. Insbesondere in der Wohnung brauche ich den Wäscheständer als Minimalist nicht. Hier kann ich die wenige Kleidung, die ich habe, auf den Türen, Fenstern, Heizungskörpern oder an der Wäscheleine draußen aufhängen. Das habe ich früher in der WG auch gemacht. Zurückgekehrt zum Wäscheständer bin ich nur wegen der Ängste, als extremer Minimalist nicht von meiner Mutter und der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Jetzt wird es mir klar, dass das auch eine dumme Entscheidung war, sich beeinflussen zu lassen. Kleidung auf der Tür aufhängen

Beim Frühstück mit der Familie haben sich die Ängste, im Auto zu leben, nicht verkleinert. Die Familie ist sehr skeptisch.

Nach dem Frühstück, im Café sitzend, habe ich mich gefragt: Wovor habe ich Angst? Geht die Welt unter, wenn es mit dem Carlife nicht klappt? Was kann Schlimmes passieren? Wenn ich morgen sterbe, was würde ich eher bereuen, sich getraut zu haben oder sich nicht getraut zu haben?

Das Leben im Auto kann ich auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Ich werde keine Miete, keine Heizkosten und Stromkosten bezahlen müssen. Ich werde nicht mehr auf Bürgergeld, das im Januar ausläuft, angewiesen sein. Ich muss also nicht eine Arbeit weitersuchen, um Geld verdienen zu müssen, um die Wohnung bezahlen zu können. Ich bin unabhängiger vom Geld. Ich bin freier. Ich kann jederzeit an einem anderen Ort aufwachen, wenn ich will. Ich kann die Welt bereisen. Ich bin mehr draußen, weil ich wahrscheinlich ungern auf so einem engen Raum (im Auto) mich aufhalten werde. Und es ist eine total neue Erfahrung, die ich machen werde. Dafür sind wir doch hier, Lebenserfahrungen machen, oder?

Beim Durchstöbern der Auto-Inserate bin ich auf ein perfektes Auto gestoßen, das bereits als Minicamper ausgebaut ist, ein Skoda Fabia aus dem Jahr 2002, mit frisch gemachtem TÜV und bereits als Minicamper ausgebaut. Ich habe Ann-Kathrin, die Besitzerin, angeschrieben und hoffe, dass das Auto noch da ist. Skoda Fabia für Carlife als Minicamper

Voller Begeisterung von dem Minicamper, habe ich zu Hause die Küchennische zum Verkauf reingestellt. Es ist also wirklich so weit, ich wage es. Ich kann es selbst noch nicht fassen, aber ich habe mich, nach dem ich das schöne rote Auto entdeckt habe, für Carlife entschieden.

Auf dem Weg nach Hause bin ich auf die Idee gekommen, statt eines Mülleimers für Biomüll lieber einen Müllbeutel zu benutzen. Ich könnte entweder kompostierbare Müllbeutel kaufen oder, was noch günstiger ist, zum Beispiel die Brötchentüte vom heutigen Frühstück bei Mama dafür nutzen. Oder irgendeine andere Tüte, die keine Verwendung hat oder die ich irgendwo auf der Straße finde. So muss ich kein Geld für die Müllbeutel ausgeben und mache damit auch die Natur / Stadt sauber. Müllbeutel statt Mülleimer verwendenEine Brötchentüte, die sonst nur zum einmaligen Brötchentransport verwendet wurde, wird nicht sofort weggeschmissen, sondern bekommt einen neuen Lebenssinn - als Müllbeutel.

Warum ist für mich ein Müllbeutel sinnvoller als ein Mülleimer?

  • Im Auto zu leben, bedeutet platzsparend zu leben. Ein Müllbeutel kann ich leichter verstauen als einen Mülleimer.
  • Bei einer starken Bremsung wünsche ich mir lieber, wenn mir ein Müllbeutel statt ein Mülleimer gegen den Kopf fliegt.
  • Das Wasser im Auto fließt nicht so selbstverständlich wie aus einem Wasserhahn in einer Wohnung. Daher sollte ich so sparsam wie möglich mit dem Wasser umgehen. Ein Mülleimer muss im Gegensatz zum Müllbeutel ausgewaschen werden. Den Müllbeutel schmeiße ich mit dem Müll direkt weg oder verwende ihn mehrmals - ohne ihn zu waschen.
  • Ein Mülleimer ist schwerer als ein Müllbeutel. Ich habe mich aus dem Ultraleicht-Trekking inspirieren lassen und würde das "ultraleicht" auch auf das Leben im Auto anwenden. Schließlich verbraucht ein stärker beladenes Fahrzeug mehr Sprit. Ich gehe nach dem Motto der Ultraleicht-Trekking-Community: Kleinvieh macht auch Mist.
  • Auch beim Wandern würde ich lieber einen Müllbeutel statt einen Mülleimer mitschleppen. 😉

Die Waschmaschine wurde heute endlich abgeholt. Der Gedanke, die schwere Waschmaschine nie wieder nach oben schleppen zu müssen, erzeugt ein Lächeln auf den Lippen. Der Mann, der die Waschmaschine abgeholt hat, war fasziniert, dass ich so minimalistisch lebe. Er könnte das nicht, sagte er. Da bin ich anderer Meinung. Er kann es. Die Kompfortzone, die er verlassen müsste, ist einfach viel zu groß. Er müsste so wie ich in kleinen Schritten in diesen minimalistischen Zustand kommen, um zu erfahren, wie befreiend es ist, so zu leben.


Ich bin heute dankbar:

  • Dafür, dass ich den Mut habe, etwas Neues zu wagen.
  • Dafür, dass ich auf die Idee gekommen bin, den Müll einfach in irgendeinem Beutel aufzubewahren.
  • Dafür, dass Tobi mir gesagt hat, dass ich nicht so frisch rieche. Jetzt weiß ich, dass ich mich etwas mehr um Körpergeruch kümmern sollte. Ziel: Möglichst geruchlos sein.
  • Dafür, dass ich einen wunderschönen Minicamper gefunden habe.
  • Dafür, dass ich auf eine wassersparende Idee gekommen bin, Achseln geruchsfrei zu machen.
  • Dafür, dass ich mich endlich von der Waschmaschine befreit habe.

Weiterlesen

...