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Der minimalistische Umzug.

18. Mai 2023. Es war Himmelfahrt, und morgen stand der Umzug an. Deshalb begann ich heute damit, meine Sachen zu packen. Als ich die Kleidung zusammenlegte, reflektierte ich über die vergangene Zeit und mir fiel auf, dass ich mittlerweile offener gegenüber fremden Menschen war. Ich war weniger zurückhaltend, lächelte Fremde öfter an und zeigte mehr Interesse an ihnen. Genau konnte ich nicht sagen, welche Lebensupgrades dazu geführt hatten, aber ich freute mich darüber.

Der Umzug

19. Mai 2023. Gegen Mittag kamen Mascha und Tobi mit ihrem PKW bei mir an. Ich hatte fast alles vorbereitet. Als sie in mein Zimmer kamen, waren die beiden etwas überrascht.

»Krass. Hier ist ja nichts«, reagierte Mascha erstaunt.

»Hast du alles verkauft?«, fragte mich Tobi mit offenem Mund.

»Verkauft oder verschenkt«, antwortete ich grinsend.

Mascha und ich begannen, die Sachen nach unten zu tragen und das Auto zu beladen. Tobi baute währenddessen mit seinem mitgebrachten Werkzeug die Kleiderstange ab.

»So, wir sind fertig«, sagte Mascha zu Tobi.

»Ich habe leider kein passendes Werkzeug für den Tisch. Passt er vielleicht noch so ins Auto rein?«, fragte Tobi, während er mit einem Messer versuchte, den übrig gebliebenen Schreibtisch abzubauen.

»Mmm, könnte passen, aber es wird kritisch«, antwortete ich skeptisch.

Wir trugen den Tisch nach unten und versuchten, ihn ins Auto zu bekommen.

»Lasst uns ihn einfach erstmal hier stehen und zuerst die beladenen Sachen in die neue Wohnung bringen. Sie ist nicht weit von hier entfernt«, schlug ich vor.

Die beiden waren einverstanden, also fuhren wir zunächst in die neue Wohnung, um die Sachen abzuladen. Dann kehrten wir zurück, um den Tisch abzuholen. Die beiden halfen mir dann noch dabei die Kleiderstange aufzubauen. Als wir mit dem Aufbau fertig waren, standen wir alle in meinem neuen kleinen Zimmer.

Tobi schaute aus dem Fenster in den Garten. »Das war der schnellste Umzug meines Lebens«, sagte er.

»Wir haben nur eine Stunde gebraucht«, antwortete ich, während ich auf mein Handy blickte.

»Beim nächsten Umzug könntest du ruhig den Tisch verkaufen, dann wären wir in einer halben Stunde fertig«, scherzte Mascha.

»Nein, Mascha, wo soll ich dann arbeiten?! Das wäre mir zu krass«, antwortete ich grinsend. »Danke euch für die Hilfe! Gebt Bescheid, wenn ihr das nächste Mal in Hannover seid. Ich gebe euch ein Eis oder einen Kaffee aus«, fuhr ich fort.

»Gerne! Wir sind sogar morgen in Hannover. Wir wollen ein paar Sachen für unseren Urlaub in Griechenland shoppen«, erwiderte Mascha.

»Perfekt, dann schreibt mir morgen, sobald ihr da seid, und ich zeige euch ein schönes Café.«

Ich verabschiedete mich von Mascha und Tobi und wandte mich meinem Zimmer zu. Ich klappte mein Bett in einer Ecke aus, legte das Bettlaken, das Kissen und die Bettdecke darauf, hängte die Kleidung an die Kleiderstange und stellte den Tisch samt Stuhl ans Fenster. Dann war ich fertig.

»So, jetzt muss ich nur noch mein Fahrrad holen«, flüsterte ich und blickte aus dem Fenster in einen grünen Gemeinschaftsgarten mit einer Wäscheleine.

»Die probiere ich gleich aus«, dachte ich und betrachtete die Wäscheleine.

Ich nahm den kleinen Korb mit meiner Schmutzwäsche in die eine Hand und den Waschpulverbehälter in die andere, ging durch den Flur, etwas zurückhaltend, in die Küche. Es war still. Wahrscheinlich war heute niemand da. In der Küche packte ich die Wäsche in die Waschmaschine und startete einen schnellen 40-Grad-Waschgang. Während die Waschmaschine sich 30 Minuten lang um meine Wäsche kümmerte, schaute ich mich in der Wohnung ein wenig um.

Die Küche hatte bereits alles, was mein nicht-minimalistisches Herz begehrte: Von unterschiedlichen Küchenutensilien über einen Geschirrspüler bis hin zu einem gemütlichen, mit Pflanzen dekorierten Mini-Wintergarten, in dem ein kleiner Tisch und ein Sessel standen.

Das Badezimmer hatte im Vergleich zu meiner vorherigen WG zwar keine Dusche, dafür aber ein Fenster zum Lüften. Mir war es ohnehin gleichgültig, ob ich mich in einer Dusche oder Badewanne wusch.

Als die Wäsche fertig war, wollte ich mich auf den Weg in den Garten machen, um sie aufzuhängen. Plötzlich hörte ich aus der Küche jemanden die Tür aufschließen. Ich schaute in den Flur.

»Hallo, Vanessa«, winkte ich meiner neuen Mitbewohnerin zu.

»Hallo, Alexander. Na, wie ich sehe, hast du dich schon eingerichtet«, antwortete sie und blickte dabei von der Eingangstür direkt in mein Zimmer, das mit offener Tür direkt gegenüber lag. Sie war gar nicht überrascht von meinem minimalistischen Lebensstil, weil ich ihr das während des WG-Castings damals erzählt hatte.

»Ja, genau. Ich probiere hier schon mal die Waschmaschine aus«, erwiderte ich.

»Perfekt, mach das. Ich fahre jetzt noch zu einer Veranstaltung von meiner neuen Arbeitsstelle. Wir sehen uns dann sicher später wieder«, antwortete sie, nahm etwas aus einem kleinen Korb heraus und wollte wieder gehen.

»Ja, sicher! Viel Spaß, bis dann!«, winkte ich Vanessa zu und holte danach die Wäsche aus der Waschmaschine in den Korb heraus. Im Flur nahm ich meinen Hausschlüssel von der Kommode und mit dem Wäschekorb in der Hand machte ich mich auf den Weg in den Keller, durch den ich gehen musste, um in den Garten zu gelangen.

Als ich die Kellertür aufschloss, herrschte Finsternis. Eine Treppe führte steil hinab. An der Wand befand sich ein Lichtschalter, den ich sofort drückte. Doch das Licht blieb aus.

»Na toll«, dachte ich frustriert, »jetzt muss ich wohl in diese finstere Dunkelheit hinabsteigen.« Ich zog mein Handy aus der Tasche und nutzte dessen Blitzlicht als Taschenlampe. Das kalte Licht der Lampe beleuchtete die Treppe vor mir, während ich mich behutsam abwärts tastete.

Als ich den Keller erreichte, leuchtete ich aufgeregt in alle Richtungen. Die Gänge schienen sich wie ein undurchdringliches Labyrinth auszubreiten. Ich entschied mich für den rechten Gang, da am Ende ein schwacher Lichtschein zu erahnen war. Vermutlich führte dieser Weg zum Garten. Schritt für Schritt folgte ich dem langen Gang. Links und rechts von mir lagen kleine, verschlossene Kellerräume. Als ich schließlich das Ende des Gangs erreichte und nach links abbog, traf mich beinahe der Schlag.

»Ach, shit. Wie konnte den vergessen«, dachte ich, als mein Lichtstrahl auf den an einer Leine hängenden, schäbigen dunklen Angleranzug fiel. Das Sonnenlicht schien durch ein schmales Fenster über der Tür hinter dem Anzug hindurch und verlieh ihm eine gruselige Aura.

Ich atmete tief durch und schlängelte mich behutsam an dem unheimlichen Anzug vorbei zur Tür. Ich stellte den Korb kurz auf den Boden ab und zog meinen Schlüssel aus der Hosentasche. Das Handy leuchtete auf das Türschloss, während ich zuerst den Kellerschlüssel versuchte. Er passte nicht. Eine leichte Nervosität überkam mich, und ich warf einen Blick zurück auf den direkt hinter mir hängenden Angleranzug. Dann probierte ich den Hausschlüssel. Doch auch dieser funktionierte nicht.

»Was mache ich jetzt?«, fragte ich mich, während ich den Türgriff nach unten drückte. Die Tür öffnete sich.

»Ich bin so dumm«, murmelte ich leise vor mich hin und grinste.

Als ich die Treppe dahinter hinaufstieg, begrüßte mich endlich die wärmende Umarmung der Sonne.

»So ein schönes Wetter. Ich gehe gleich ins Café«, dachte ich und hängte meine Bettwäsche, Unterhosen, Socken und T-Shirts auf. Dann brachte ich noch schnell den Wäschekorb zurück, nahm meinen Rucksack mit und machte mich auf den Weg zur alten Wohnung, um mein Fahrrad abzuholen.

Als ich in der alten Wohnung ankam, stellte ich fest, dass ich meinen Fahrradschlüssel, den ich in einem kleinen Tässchen aufbewahrt hatte, vergessen hatte mitzunehmen. Ratlos stand ich kurz da und entschied mich dann ein letztes Mal nach oben in die dritte Etage in mein Zimmer zu gehen. Es war nun komplett leer. Ich schloss hinter mir die Zimmertür. Langsam ging ich in die Mitte des Zimmers, setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und blickte mich im Zimmer um. Ich schloss die Augen. Gedanken wirbelten durch meinen Kopf: »Minimalismus als Schlüssel zur Leere. Draußen wurde ich von verschiedensten Eindrücken bombardiert, sei es das Geräusch der Fahrzeuge, das Stimmengewirr der Menschen, das Gezwitscher der Vögel, die Bewegungen, die verschiedenen Lichtquellen, das Rascheln der Bäume. Es war viel los draußen. Dieses minimalistische Zimmer dagegen stellt die Leere dar - ohne ständige Reize, ohne überflüssige Dinge. Und doch irgendwie erdrückend diese vollkommene Leere.«

Ich holte meinen Laptop aus dem Rucksack heraus und hörte mir die Reichtumsaffirmation in dieser Leere an.

Als ich fertig war und meine Sachen wieder einpackte, betrachtete ich mein Zimmer an der Tür ein letztes Mal.

»Tschüss, du warst ein gutes Zimmer«, verabschiedete ich mich in Gedanken und ging dann zum Bus, mit dem ich zurück nach Hause fuhr. Während ich im Bus saß, blickte ich aus dem Fenster und bemerkte einen Dönerladen mit einer langen Schlange, und auf dem Schaufenster stand »Bekannt aus der Werbung«. Das machte mich neugierig, also stieg ich an der nächsten Haltestelle aus, um dort zu essen. Ich reihte mich dann in die Schlange vor dem Laden ein. Während ich wartete, kam die Kellnerin mit einem Tablett und kleinen Bechern und verteilte Apfeltee mit Zimt. Es schmeckte wirklich gut.

Als ich an der Reihe war, bestellte ich mir eine Falafelrolle mit Pommes für elf Euro und setzte mich draußen hin, um zu essen und die Sonne zu genießen. Die Rolle schmeckte gut, aber nicht besser als in all den anderen Dönerläden, die ich bis jetzt besucht hatte. Auf der gegenüberliegenden Straße war auch ein Dönerladen und dort stand fast niemand an. »Marketing ist so wichtig. Ich muss es unbedingt lernen«, dachte ich, während ich in die Falafelrolle biss.

Nach dem Essen fuhr ich weiter in mein neues Zuhause. Als ich die Haustür aufschloss und in mein Zimmer ging, stellte ich den Rucksack an der Wand ab und schmiss mich ins Bett.

»Aua«, gab ich von mir und hielt mir meine schmerzende Hüfte. Ich hatte die Härte des Betts vergessen... Mit verschränkten Armen hinter dem Kopf, schaute ich aus dem Fenster auf die Baumkronen und den blauen Himmel.

Wieder überkam mich dieses unbehagliche Gefühl, das sich immer dann einstellte, wenn ich mich in einer neuen Situation befand. Eine neue Wohnung, eine neue Umgebung, neue Leute - all das musste ich noch verarbeiten. Besonders am Abend wurden diese Unsicherheitsgefühle intensiver. Ich dachte an Jule und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. In diesem Moment sehnte ich mich nach der emotionalen Geborgenheit, die sie mir schenkte. In solchen Momenten, wenn alles noch so neu war, wünschte ich mir zurück in ihre Arme, zu ihren beruhigenden Worten: »Alles wird gut, Saschi. Ich bin hier bei dir.« Ich vermisste ihre Wärme, wenn sie mir durch die Haare strich und ich auf ihrem Schoß lag. Auch beim Umzug in die Hinüberstraße vermittelte sie mir das Gefühl, dass meine ganze Welt nicht zusammengebrochen war und alles in Ordnung sein würde. Sie war immer mein Anker inmitten des Sturms.

Trotz dieser Melancholie wusste ich, dass dieses Gefühl nach ein paar Wochen wieder verschwunden sein wird. Der Umzug hatte sich auf jeden Fall gelohnt, denn das kleinere Zimmer passte nun besser zu meinem neuen minimalistischen Lebensstil.

Am nächsten Tag, einem Samstag, wachte ich um sechs Uhr morgens auf. Mein Wecker sollte um sieben Uhr klingeln, daher blieb ich noch im Bett und schlummerte, bis er geklingelt hatte. Ich fühlte mich ausgeschlafen und die gestrigen abendlichen Gedanken an Jule belasteten mich nicht mehr. Meine erste Nacht in der neuen Wohnung war besser als ich gedacht hatte.

Im Bad führte ich meine typische Morgenroutine durch: Ich putzte die Zähne mit Natron und wusch die Achseln. Dann befeuchtete ich die Finger der einen Hand, streute etwas Natron darauf und massierte die körnig-feuchte Konsistenz in die eine Achsel ein. Dann machte ich das Gleiche mit der anderen Achsel.

In der Küche aß ich noch zwei Scheiben Brot und machte mich zu Fuß auf den Weg in Richtung Conti-Campus Bibliothek. Ich hätte auch den Bus nehmen können, aber ich wollte mir den Weg und die Umgebung etwas genauer anschauen. Als ich zur Bibliothek schlenderte, war ich fasziniert von den Straßennamen. Offenbar war ich in einen Stadtteil gezogen, in dem alle Straßen nach Wissenschaftlern benannt waren: Von der Keplerstraße über die Voltastraße und Helmholtzstraße bis zur Kopernikusstraße. »Jetzt muss nur noch eine Straße nach mir benannt werden«, scherzte ich schmunzelnd.

In der zweiten Etage der Bibliothek sitzend, bekam ich bereits vormittags Hunger. Ich hörte auf zu arbeiten und beschloss, nach Essen zu suchen. Die Mensa hatte leider am heutigen Brückentag geschlossen. Also machte ich mich auf den Weg zur HanoMacke, um mir einen Kaffee zu holen. Doch auch dort war niemand da. Als ich die HanoMacke verließ, erkannte ich Luisa, die gerade an der HanoMacke vorbeiging. Ich beobachtete sie kurz, ob sie in die Bibliothek lief oder sich draußen hinsetzen wollte. Sie setzte sich auf eine Bank. Ich entschied mich, zu ihr zu gehen und kurz Hallo zu sagen.

»Hey Luisa! Na, was machst du hier an einem Samstag?«

»Hey! Ich habe heute ein Kolloquium. Und was machst du so?«, sagte sie, während sie ein Brötchen aß.

»Ich habe hier in der Bibliothek entspannt an meiner Website gearbeitet. Dein Brötchen sieht lecker aus. Wo hast du es her?«

»Habe ich beim Bäcker in Bothfeld gekauft.«

»Oh, Bothfeld wäre mir zu weit. Ich versuche es erstmal in der Cafeteria beim Hauptgebäude«, erwiderte ich.

»Mach das.«

»Viel Spaß beim Kolloquium. Vielleicht sieht man sich wieder. Ciao!«

»Ich sehe dich hier öfter. Sicher sehen wir uns wieder. Tschüss!«

Ich spazierte dann zum Welfengarten zur Cafeteria und hoffte, dass sie offen war, denn mein Bauch knurrte bereits. Die Cafeteria hatte zum Glück geöffnet. Dort wollte ich mir ein veganes Brötchen holen, aber leider gab es nur vegetarische. Also nahm ich ein Bagel mit Frischkäse, Tomaten und Mozarella und ein Schokobrötchen dazu.

Ich setzte mich auf eine Bank hinter der Uni und schaute mir die riesige grüne Wiese an, während ich in Gedanken versunken war und meinen Bagel aß: »Irgendwie ist es schwerer als gedacht, vegan zu leben. Ich entwickle mich kaum weiter in Richtung Veganismus.« Doch ich fühlte mich nicht schlecht. Vegan zu leben, bedeutete für mich nicht, komplett auf tierische Produkte zu verzichten, sondern es ging mir darum, das Leid anderer Spezies zu minimieren, und dazu trug ich bereits viel bei. Während ich da saß, kam mir die Idee, wie ich meinen Grad an Veganismus quantitativ definieren könnte. Ich würde die Anzahl der Tage im Jahr zählen, an denen ich etwas Nicht-Veganes gegessen hatte. Dieser Prozentsatz würde dann bestimmen, wie konsequent ich dieses Jahr vegan gelebt hatte. Je höher der Prozentsatz, desto geringer war das Leid, das ich Nutztieren zugefügt hatte.

Mein Telefon klingelte. Es war Tobi.

»Hey Sascha. Wir können uns in einer halben Stunde am Kröpcke treffen.«

»Guten Tag, Herr Gellmann! Ja, gerne, ich mache mich gleich auf den Weg! Lass uns an der Kröpcke Uhr treffen«, spinnte ich rum.

Da ich noch genug Zeit hatte und nicht am Kröpcke warten wollte, spazierte ich langsam durch den Georgengarten und dachte an Luisa. Vielleicht würden wir doch zusammenpassen? Doch ihre zwei Katzen hielten mich davon ab, den Schritt zu wagen und sie mehr als nur eine Bekannte zu sehen. Und sie war keine Vegetarierin. Ich konnte mich nach der Beziehung mit Jule irgendwie nicht vorstellen, mit einer Fleischesserin zusammen zu sein. Aber abgesehen davon war sie ein interessantes, einzigartiges und vor allem äußerst kluges Mädchen, von dem ich viel lernen könnte.

Aus Neugier ging ich am Conti-Campus vorbei, in der Hoffnung, Luisa noch einmal zu treffen. Tatsächlich saß sie vor der HanoMacke und unterhielt sich mit einer Kommilitonin.

»Hey Luisa, da sieht man sich wieder. Kannst du mir vielleicht nochmal deine Nummer geben? Ich habe ein neues Handy und leider meine Kontaktdaten nicht gespeichert.«

Sie trug ihre Nummer in mein Handy ein. Danach fuhr ich zum Kröpcke, wo ich mich mit Mascha und Tobi traf. Gemeinsam genossen wir leckeren Kaffee im Kreipes Coffee Time. Sie erzählten mir, dass sie von meiner Lebensweise inspiriert waren. Sie wollten nun ihre beiden Kleiderschränke verkaufen, ihre Kleidung ausmisten und auf Kleiderstangen umsteigen. Ich war in dem Moment sehr stolz, dass mein Lebensstil sie am Tag des Umzugs so stark beeinflusst hatte.

Nach dem Kaffeetrinken fuhr ich zurück in die WG, traf dort Vanessa und lernte sie ein wenig besser kennen. Ich hatte vor, demnächst auf einem Wochenmarkt einzukaufen und komplett auf Verpackung zu verzichten. Vanessa empfahl mir den Klagesmarkt.

Als ich mich zurückziehen wollte, um mich nach diesem intensiven sozialen Kontakt wieder aufzuladen, kam Viola in die Küche, begleitet von ihrem italienischen Freund Alessandro. Ich begrüßte die beiden und verließ den Raum, denn meine soziale Batterie war fast aufgebraucht.

Am nächsten Tag wachte ich gegen fünf Uhr auf. Als ich das Fenster öffnete, war ich erstaunt, wie ruhig es in dieser Gegend war. Kein Quietschen von Zugbremsen, kein Autolärm. Das einzige, was ich hörte, war das Vogelgezwitscher. Ich schlief noch bis acht Uhr und genoss die Stille sowie die frische Luft, die in das durch das offene Zimmerfenster strömte.

Dann machte ich mich für den Klagesmarkt bereit, der in der Nähe der Christuskirche lag. Mein Ziel war es, komplett unverpackt einzukaufen und einen Wochenmarkt kennenzulernen, auf dem ich noch nie gewesen war.

Der Wochenmarkt erinnerte mich an den Asowschen Bazar. Händler feilschten, riefen ihre Angebote aus, »Frische Tomaten«, »Günstiger Preis«. Es roch nach Fisch, Gemüse und Milchprodukten, genauso wie in Asow. Ich schlenderte zwischen den Ständen hindurch und ließ mich inspirieren. Bei einem Stand mit einem arabisch aussehenden Händler kaufte ich fünf Äpfel. Er versuchte mir noch zwei Bananen anzudrehen, um mir scheinbar Wechselgeld zu sparen. An einem anderen Stand kaufte ich Radieschen, Paprika und ein Laib Dinkelbrot - alles komplett unverpackt, sogar ohne Aufkleber auf dem Gemüse. Für alles gab ich über zehn Euro aus. Im Vergleich zum Netto nebenan zwar teurer, aber für das erste Erlebnis auf einem Wochenmarkt durchaus akzeptabel.


Learning: Es ist unglaublich leicht, schnell und kostengünstig, als Minimalist umzuziehen. Es eröffnet mir die Freiheit, spontan umziehen zu können.

Lebensupgrade:

  1. Ich reduzierte den alltäglichen Input, um meinem Gehirn die Möglichkeit zu geben, das Gelernte zu verarbeiten oder aus dem Gelernten neue Ideen zu generieren. Ich versuche die Informationen möglichst bewusst zu konsumieren und lasse mich nicht einfach durch das Radio oder Fernsehen berieseln.
  2. Ich habe alle Etiketten von meiner Kleidung abgeschnitten. Um zu vermeiden, wie ein wanderndes Werbeschild für andere Unternehmen auszusehen, kaufe ich keine Kleidung, die auffällige Logos oder Sprüche tragen. Damit können andere Menschen nicht auf den ersten Blick erkennen, wie viel Wert meine Kleidung ist.
  3. Ich besitze gar keine Accessoires wie Armbanduhren, Ringe, Krawatten, Fliegen, Ketten, Armbänder oder andere ähnliche Gegenstände. Dadurch vermeide ich unnötigen Müll und habe mehr Geld.
  4. Ich trinke nur noch Wasser zu Hause. Dadurch vermeide ich Teebeutel sowie Kaffee- und Teesatz als Biomüll und die Papierverpackung des Tees. Ich benötige somit auch keine Kaffeemaschine, keinen Wasserkocher, keine Becher und keine Untersetzer für Tassen.
  5. Durch meine minimalistische Lebensweise konnte ich in ein kleineres WG-Zimmer ziehen und dadurch meine Miete von 459 Euro auf 254 Euro reduzieren. Damit musste ich 55% weniger Miete bezahlen.



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