WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Auf dem Maschseefest.
3. August 2024. Der Tag begann mit einer Änderung der Pläne: Ursprünglich wollten wir mit Mascha nach Cuxhaven fahren, doch sie sagte kurzfristig ab, weil sie am Vorabend mit ihrer Freundin in einer Disko gewesen war. Mama war enttäuscht, da sie sich sehr auf den Strand und das Meer gefreut hatte, aber ich war eher gleichgültig.
Um 11 Uhr fuhren Mama und ich stattdessen zum Baumarkt. Dort gab ich die ausgeliehene Bohrmaschine zurück und besorgte schwarze Steckdosen und Lichtschalter für die Küche. Mama fuhr anschließend nach Hause, während ich um 13 Uhr den Zug nach Hannover nahm - zum Maschseefest.
Am Maschsee angekommen, gab es noch keine Musik zum Tanzen, also machte ich eine Runde um den See und setzte mich auf dem halben Weg an einem ruhigen Plätzchen auf eine Bank, um ein BioZisch zu trinken.
Dabei versuchte ich, Lena anzurufen und zu fragen, ob sie mit mir Zeit auf dem Maschseefest verbringen möchte, aber sie ging nicht ans Telefon. Sie geht nicht mehr ran, seit Anfang Juli.
Also stand ich wieder auf und schlenderte weiter barfuß um den Maschsee, schaute mir die verschiedenen Stände an und hörte mir die Musik an. Immer wenn ich auf einer Bank eine Pause machte, wurde ich angesprochen. Anscheinend sind die Menschen auf dem Maschseefest sehr gesprächig, oder ich fiel einfach als Barfüßler zu sehr auf.
Gegen späten Nachmittag fand ich mich an der großen Bühne wieder. Es spielte jetzt endlich der DJ. Sobald ABBA Song gespielt wurde, konnte ich nicht nur da stehen und mit dem Kopf wippen. Ich ging ab. Ich wurde an der Bühne angesprochen. Drei Typen aus Bayern, die Mädels auscheckten und bedauerten, dass kein bayerisches Bier verkauft wurde, gaben mir ein Becks aus. Leider kippte ich mir ein Teil davon beim Tanzen ausversehen auf meinen Kopf. Das Bier wirkte wie Haarspray.
Leute sprachen mich auch an und fragten, warum ich barfuß bin. Die meisten reagierten positiv darauf. Ein Brasilianer mit seiner Frau und Kind meinte, dass er in Brasilien auch gern barfuß war. Hier in Deutschland würde er sich das aber nicht trauen, weil es hier unüblich ist.
Der Platz vor der Bühne füllte sich schnell, sodass mein Tanzen sich in ein Hüpfen verwandelte, da ich mich nicht mehr so viel bewegen konnte.
Völlig verschwitzt schlängelte ich mich durch die Masse vor der Bühne ins Freie. Endlich an einem ruhigeren Ort angekommen, checkte ich mein Handy.
Zu meinem Erstaunen sah ich, dass ich eine SMS erhalten hatte und acht verpasste Anrufe. Ich öffnete die SMS und las: „Warum quälst du mich????? Wo bist du?“, schreibt mir meine Mutter. Obwohl ich ihr gesagt habe, dass ich auf dem Maschseefest bin, reicht es wie immer ihr nicht aus. Man muss ständig erreichbar sein. Ich hasse das. Ich will nicht ständig erreichbar sein oder schreiben, „alles gut, Mama“. Ich will die Zeit ohne Smartphone auf dem Maschseefest verbringen. Bei Mascha macht sie sich ja kaum Sorgen, warum nur bei mir und Laura? Ich verstehe das nicht und es triggert mich richtig.
Um 1 Uhr nachts kam ich zu Hause mit total erschöpften Füßen an. Es war ein schöner Tag, der trotz der anfänglichen Planänderungen sehr viel Spaß gemacht hat.