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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Die vierte Mitbewohnerin

5. Juni 2023. Es war Abend. Ich war völlig durchgeschwitzt auf dem Heimweg vom Karate. Beim Warten auf den Bus schaute ich auf mein Handy und bemerkte eine WhatsApp-Nachricht von einer unbekannten Nummer:

»Hey Alexander! Hier ist Marie. Wir könnten uns die nächsten Tage treffen. :)«

Ein Glücksgefühl durchströmte mich. Ich nahm sofort eine Sprachnachricht auf:

»Hey Marie. Es freut mich riesig, dass du dich gemeldet hast. Wollen wir uns morgen oder übermorgen in einem Café treffen? Wann passt es dir? Gib mir gerne Bescheid...«

Zu Hause spielte ich eine Harry Potter Playliste ab, legte mich aufs Bett und hatte ein Dauergrinsen im Gesicht. Dann klingelte es an der Tür. Es musste Chiara sein, unsere neue vierte Mitbewohnerin in der WG. Alles, was ich über sie wusste, war ihr Name und dass sie Doktorandin war. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, wie sie aussah.

Vanessa, Lina und ich empfingen sie an der Tür. Ich stellte mich vor und sie erzählte, dass sie gerade sieben Stunden vom Bodensee her unterwegs war. Plötzlich begannen die drei Mädels über kirchliche Feiertage in Bayern und Niedersachsen zu smalltalken. Ich stand nur da und versuchte diesem langweiligen Thema zuzuhören. Kurz darauf ging Vanessa an den Laptop, während Lina erklärte, wie man vom Jahnplatz mit dem Bus zum Conti-Campus kommt.

»Ich fahre auch immer dorthin«, kommentierte ich.

»Ach wirklich?«, sagte Chiara.

»Ja, ich arbeite in der Bibliothek dort. Also... ich bin nicht angestellt oder so. Ich sitze nur immer dort. Und die Mensa ist auch direkt vor der Tür. Perfekt, weil ich dann nicht kochen muss.«

»In der Mensa war ich tatsächlich noch nie. Aber irgendwann will ich auch mal hin.«

Lina verschwand möglichst unauffällig in ihrem Zimmer, sodass nur noch Chiara und ich im Flur standen.

»Bist du Doktorandin an der Uni?«, fragte ich sie.

»Ja, genau.«

»Ach so! Dann hast du auch das Privileg, zu studentischen Preisen zu essen.«

»Noch nicht ganz. Das muss erst eingerichtet werden. Aber ja, sobald ich offiziell als Doktorandin an der Uni eingeschrieben bin, sollte es klappen.«

»Hmm. War das auch der Grund, warum du hierher gezogen bist? Weil du hier eine Doktorandenstelle bekommen hast?«

»Ja, genau!«.

»In welchem Bereich?«

»Germanistik. Aber ich habe Italienisch und Spanisch studiert.«

»Italienisch? Warum das denn?«

Sie erzählte darüber, aber mein Interesse ließ nach, und ich wollte schnell wieder in mein Zimmer zurück, um Musik weiter zu hören und an die Marie zu denken. Chiara war nett, aber das Gespräch war einfach langweilig.

...