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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Strom und Wasser sparen. Kalt duschen.

Dezember 2022. Es war ein Nachmittag, an dem Hanna und ich in der Küche gekocht hatten. Ich bereitete eine Reispfanne zu, während Hanna eine Möhrensuppe zubereitete. Plötzlich hörten wir Claudia aus dem Flur kommen.

»Hallo«, begrüßte sie uns und setzte sich mit einem Brief auf einen Stuhl.

Wir erwiderten den Gruß und warteten gespannt darauf, was Claudia zu sagen hatte.

»Wir haben die Jahresabrechnung für den Strom bekommen«, verkündete Claudia und begann, den Inhalt des Briefes zu studieren.

Ich unterbrach meine Kochtätigkeit und drehte mich mit einem Pfannenwender in der Hand zu ihr um. »Und? Müssen wir nachzahlen?«

Es entstand eine kurze Stille, während Claudia wohl noch nach den genauen Zahlen suchte.

»Im Gegenteil, wir bekommen sogar eine Rückzahlung«, antwortete Claudia mit einem freudigen Ton.

Das waren definitiv erfreuliche Neuigkeiten, dachte ich.

»Wie gut!«, sagte Hanna.

Ich ließ die Zucchini in der Pfanne braten und neigte den Kopf, um über Claudias Schulter hinweg auf die Stromrechnung zu schauen. Auf der Seite, die Claudia gerade vor sich hatte, waren der durchschnittliche Jahresverbrauch für verschiedene Haushaltsgrößen in Form von Balkendiagrammen dargestellt sowie unser eigener Jahresverbrauch daneben.

»Wow, wir haben sogar weniger Energie verbraucht als ein Zwei-Personen-Haushalt!«, bemerkte ich, während ich die Balkendiagramme auf der Abbildung betrachtete.

Dieses Gefühl, dass wir unter dem Durchschnitt geblieben waren, spornte mich dazu an, noch energieeffizienter zu werden. Nach dem Essen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann, nach Möglichkeiten zu recherchieren, wie ich noch mehr Energie sparen könnte. Ich notierte meine Erkenntnisse in der Notion-App auf meinem PC und setzte sie bei nächster Gelegenheit um. Als erstes schaltete ich den unnötigen WLAN-Repeater in meinem Zimmer ab, der direkt neben dem Router stand. Mir kam sogar der Gedanke, das WLAN des Routers nachts automatisch auszuschalten oder den Router aus der Steckdose zu ziehen, wenn Claudia keine Nachteule wäre. Ich senkte meine beiden Heizkörper auf Stufe zwei und wischte den Staub darauf ab, um eine bessere Wärmeleitung zu ermöglichen. Zusätzlich platzierte ich meinen Wäscheständer weg von der Heizung.

Als ich kurz in der Küche war, um mir eine Tasse Tee zu machen, kam mir der Gedanke, dass jemand in der WG regelmäßig zwei Liter Wasser im Wasserkocher erhitzte und es danach einfach stehenließ, ohne es vollständig zu verwenden. Um das zu ändern, schrieb ich eine Nachricht in unserer »Alles hinüber« WG-Gruppe auf WhatsApp und bat meine Mitbewohnerinnen höflich darum, beim nächsten Mal darauf zu achten, nicht unnötig viel Wasser zu erhitzen. Ich fügte sogar eine Berechnung hinzu, wie viel wir dadurch an Energie und Geld sparen könnten, um sie besser zu überzeugen.

In meinem Zimmer zog ich den Fernseher aus der Steckdose, den ich bislang kaum genutzt hatte, und begann, die Steckleiste meines PC-Setups immer abzuschalten, wenn ich sie nicht brauchte. In der Küche stellte ich den Durchlauferhitzer, der sich unter dem Waschbecken befand, auf eine niedrigere Temperatur ein, damit das Leitungswasser nicht unnötig heiß erhitzt wurde. Zusätzlich drehte ich alle Wasserhähne auf kalt, um beim Händewaschen oder Zähneputzen stets kaltes Wasser zu verwenden.

Beim nächsten Mal, als ich meine Wäsche wusch, entschied ich mich, für alle meine Kleidungsstücke mit der Waschtemperatur von vierzig Grad zu experimentieren. Meine Mutter hatte zwar empfohlen, Unterwäsche und Socken aus hygienischen Gründen bei sechzig Grad zu waschen, aber ich probierte trotzdem aus, sie bei vierzig Grad zu waschen. Dadurch konnte ich die Trommel voller befüllen, indem ich die Unterwäsche und Socken zusammen mit anderen Kleidungsstücken wusch.

Nachdem ich die recherchierten Tipps erfolgreich umgesetzt hatte, legte ich mich auf mein Bett und dachte weiter darüber nach, wie ich meine Gewohnheiten noch ändern könnte, um Energie zu sparen. Mein leistungsstarker PC verbrauchte sicherlich eine Menge Strom, dachte ich, während ich die Decke anstarrte. Ich stand auf und erstellte zwei Verknüpfungen auf meinem Desktop, die den Energiesparmodus meines PCs ändern konnten. Ein Doppelklick auf die eine Verknüpfung aktivierte den Turbomodus, in dem weder der Prozessor noch andere Komponenten des PCs gedrosselt wurden. Diesen Modus nutzte ich, wenn ich an einem neuen YouTube-Video arbeitete. Die andere Verknüpfung war für den extremsten Energiesparmodus vorgesehen, den ich in den Einstellungen konfiguriert hatte. Standardmäßig verwendete ich diesen Modus, wenn ich beispielsweise nur im Internet surfte.

Während ich meine neuen Verknüpfungen ausprobierte, musste ich dringend auf die Toilette. Im Bad bemerkte ich erneut, dass die Klopapierrolle schon wieder leer war. Unser Verbrauch an Klopapier war enorm. So etwas hatte ich bis jetzt noch nie erlebt. Wenn ich morgens eine neue Klopapierrolle aufhängte, war sie bereits am Abend des nächsten Tages leer. Mit Fassungslosigkeit fragte ich mich, wofür meine Mitbewohnerinnen so viel Klopapier verwendeten.

Ich hockte mich auf die Toilettenschüssel und begann darüber nachzudenken, wie ich Klopapier einsparen könnte. Schon jetzt verwendete ich so wenig Blätter wie möglich, um mich abzuwischen. Aber dann fiel mir eine Gewohnheit auf, die ich immer vor einem großen Geschäft hatte. Ich riss zwei Blätter Klopapier ab und legte sie auf das Wasser in der Toilette, um zu verhindern, dass Wasser bei einem großen Geschäft hochspritzt. Ab diesem Moment beschloss ich, diese Gewohnheit aufzugeben und stattdessen darauf zu achten, nicht mehr direkt ins Wasser zu zielen, um das Spritzen zu verhindern. Das bedeutete zwar, dass ich gelegentlich die Toilettenschüssel mit einer Bürste reinigen musste, aber ich konnte dadurch Klopapier sparen.

Es war bereits nach Mitternacht, und dennoch war meine Motivation ungebrochen. Es machte mir richtig Spaß, nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich Energie sparen und meine Kosten reduzieren konnte. Während die Haferflocken in der Küche in heißem Wasser einweichten und die Heidelbeeren für mein Frühstück auftauten, putzte ich mir die Zähne und begab mich ins Bett. Dort setzte ich meine Suche nach weiteren fortgeschrittenen Energiespartipps auf meinem Handy fort. Gegen zwei Uhr morgens legte ich das Handy neben mir aufs Bett und schlief schließlich etwas später ein.

Lebensupgrade: Steckleisten ausschalten, Energiesparmodus für den PC nutzen, Router oder zumindest WLAN nachts deaktivieren. Wasserhähne standardmäßig auf kalt stellen. Die Heizungen im Winter auf maximal Stufe zwei einstellen und mich wärmer anziehen, wenn es zu kalt ist. Nach dem Haarewaschen verzichte ich darauf, einen Föhn zu benutzen, und lasse meine Haare stattdessen an der Luft trocknen. Die Heizungen vom Staub befreien und nichts davor stellen. Im Wasserkocher nur die benötigte Menge Wasser erhitzen. Natürlich habe ich noch andere kleine Änderungen umgesetzt. Diese kleinen Maßnahmen summieren sich und führen insgesamt zu einer spürbaren Energieeinsparung.

Kalt duschen

Dezember 2022. Mein Wecker klingelte um zehn Uhr. Ich blieb noch einige Minuten im Bett liegen und ließ meine Gedanken schweifen, um zu sehen, ob mir noch weitere Ideen zur Energieeinsparung einfallen würden. Doch nichts kam mir in den Sinn. Ich verbrachte etwa eine Stunde damit, durch die Bumble-App zu swipen, mein Portfolio in der Trade Republic App zu überprüfen, meinen Kontostand in der Banking-App zu überblicken und kurz bei WhatsApp vorbeizuschauen. Erst danach stand ich auf – das war mittlerweile zu meinem typischen Morgenritual geworden, seit ich in die neue Wohnung gezogen war.

In der Küche goss ich Hafermilch über meine eingeweichten Haferflocken, fügte aufgetaute Heidelbeeren hinzu und vermengte alles. Während ich mein Frühstück aß, setzte ich mich an den Küchentisch und swipte weiterhin attraktive Frauen in der Dating-App nach rechts. Frauen, mit denen ich nie ein Match haben werde, da vermutlich alle Männer sie nach rechts swipen.

Zu dieser Zeit war Hanna bereits in der Uni, während Claudia wahrscheinlich noch schlief, da sie die ganze Nacht wach geblieben war. Jedenfalls hatte ich sie gegen halb zwei noch auf die Toilette gehen hören.

Nach dem Frühstück begab ich mich ins Badezimmer, um meine Zähne zu putzen und mich zu duschen. Bevor ich in die Dusche stieg, wollte ich noch schnell auf die Toilette gehen. Doch bevor ich zu pinkeln begann, kam mir der Gedanke, es mir anzugewöhnen, in der Dusche zu pinkeln. Schließlich plante ich ohnehin zu duschen und dachte, dass ich dadurch Wasser sparen könnte. Ich stieg unter die Dusche.

Während ich mich frustriert darum bemühte, die perfekte Wassertemperatur einzustellen – eine Aufgabe, die fast nie reibungslos vonstattenging – und dabei gleichzeitig pinkelte, kam mir wieder eine großartige Idee in den Kopf: Warum nicht kalt duschen? Ich beschloss, es sofort auszuprobieren. Ich drehte den Wasserhahn auf kalt und spürte das kalte Wasser über meinen Körper fließen. Doch der Kälteschock, ließ mich die Idee schnell wieder verwerfen. Das muss ich mir noch überlegen, dachte ich und drehte den Wasserhahn auf warm. Ich nahm die Shampooflasche in meine Hand, drückte etwas davon heraus, drehte den laufenden Duschkopf von meinem Körper weg und begann, meine Haare einzuseifen. Dann griff ich nach meinem Duschgel und seifte damit meinen Oberkörper und Intimbereich ein. Anschließend drehte ich den Duschkopf wieder zu mir und wusch mich ab. Nachdem ich aus der Dusche gestiegen war und zum Föhn von Hanna greifen wollte, kam mir ein weiterer Gedanke: »Warum nicht einfach meine Haare an der Luft trocknen lassen? Das könnte sogar besser für meine dauerhaft trockene Kopfhaut sein…«

Dieses Hin-und-Her-Drehen der Armatur ließ mich die Idee des kalten Duschens wohl doch noch nicht ganz verwerfen. Ich gab dem kalten Duschen noch eine Chance und begann, mich darüber genauer zu informieren. In meinem Zimmer am PC recherchierte ich alles über die gesundheitlichen Vorteile des kalten Duschens und wie ich es mir leichter zur Gewohnheit machen könnte. Für Anfänger wurde empfohlen, das kalte Wasser zuerst auf die Füße zu richten und dann langsam den Duschkopf entlang eines Beins bis zur Taille zu bewegen, dann entlang des anderen Beins. Danach sollte man den Duschkopf langsam vom Bauch bis zum Hals führen und dabei weiterhin ruhig atmen. Abschließend ließ man das kalte Wasser über die Schultern und den Rücken fließen.

Dies schien eine gute Strategie zu sein, die ich beim nächsten Mal direkt ausprobieren wollte. Und wie sich später herausstellte, war diese Methode tatsächlich der Schlüssel dazu, mich innerhalb eines Monats an das kalte Duschen zu gewöhnen. Ich war in der Lage, das kalte Wasser direkt über meinen Körper zu gießen, ohne dabei lauthals zu schreien, wenn es meinen warmen Bauch erreichte.

Während dieser Gewöhnungsphase lernte ich noch eine weitere wichtige Sache, die enorm viel Wasser einsparte. Da ich beim kalten Wasser nicht mehr die Möglichkeit hatte, einfach unter der Dusche zu stehen und das warme Wasser zu genießen, oder die Wassertemperatur mühevoll einzustellen, wie ich es bisher gemacht hatte, schaltete ich die Dusche beim Einseifen immer ab. Durch die neue Gewohnheit des Kaltduschens konnte ich die Gasrechnung senken und eine erhebliche Menge Wasser einsparen.

Die regelmäßigen 1%-Verbesserungen, die zu Geldersparnissen sowie zu gesünderen und nachhaltigeren Gewohnheiten geführt hatten, machten mich schon bald unausweichlich auf das Thema Minimalismus aufmerksam. In den kommenden Monaten werde ich eine derart starke Begeisterung für den Minimalismus entwickeln, dass ich förmlich in einen exponentiellen Rausch der 1%-Veränderungen verfalle. Diese Transformation wird meine Persönlichkeit und mein Denken auf radikale Weise umgestalten, mir noch mehr Zeit im Alltag verschaffen, meine Ersparnisse weiter steigern, meine Konzentration auf ein neues Level heben und eine tiefgreifende Unabhängigkeit von materiellen und immateriellen Dingen ermöglichen.


Lebensupgrades:
  1. Ich dusche an warmen Tagen kalt. Es hält mich fit, trainiert meinen Mut und hat die Warmwasserkosten um 70% reduziert. Außerdem dusche ich mit kaltem Wasser automatisch viel schneller, was mir zusätzlich viel Zeit einspart. Die Wände und Fenster im Bad beschlagen nie durch das kalte Duschen. Es bringt auch gesundheitliche Vorteile mit sich: Genauso wie man die Muskeln trainieren kann, ist es auch möglich, das Immunsystem zu trainieren. Das kalte Duschen ist eine Methode, um das Immunsystem zu stärken und die Toleranz gegenüber kälteren Temperaturen zu erhöhen. Die gesteigerte Kälteresistenz wird mir in Zukunft helfen, weniger auf warme Kleidung angewiesen zu sein. Außerdem kann die Kälteexposition den Alterungsprozess verlangsamen.
  2. Durch das Ausschalten der Dusche während des Einseifens und den Verzicht auf das sinnlose Laufenlassen von Wasser habe ich meinen Wasserverbrauch um 90 % reduziert! Und durch das Urinieren in der Dusche reduzierte ich meinen Wasserverbrauch beim Spülen der Toilette.

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