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Reichtumsaffirmation von Bodo Schäfer und das vorletzte Horkrux

April 2023. Ich durchstöberte im Liegen im Bett YouTube nach interessanten Videos und stieß auf die dreißigminütige Reichtumsaffirmation von Bodo Schäfer. Ich war noch etwas müde und hatte nichts dagegen, es einmal auszuprobieren. Ich legte das Laptop neben mich, startete die Affirmation und schloss meine Augen. Nach einer kurzen Einleitung erklang eine angenehme, tiefe männliche Stimme, begleitet von entspannender Hintergrundmusik: »Ich bin ein Gewinner, denn ich treffe Entscheidungen. Ich treffe Entscheidungen rasch und bleibe lange dabei. Ich spiele nicht, um zu verlieren, sondern ich spiele, um zu gewinnen.«

Es gefiel mir sofort, und ich hörte die Affirmation bis zum Ende an. Ich mochte sie so sehr, dass ich Bodos Rat am Anfang des Videos beherzigte und mir vornahm, sie dreißig Tage lang anzuhören, um gesünder, glücklicher, erfolgreicher und reicher zu sein.

So begann ich ab heute, mich dreißig Tage lang dieser Gehirnwäsche zu unterziehen. Nach zwei Tagen war ich zwar kurz skeptisch, doch bereits nach einer Woche des fleißigen Anhörens der Reichtumsaffirmation bemerkte ich einen Unterschied in meinem Denken. Meine Einstellung zu Problemen beispielsweise hatte sich so verändert, dass ich sie nicht mehr als Belastung empfand, sondern als Möglichkeit zu wachsen und zu lernen. Jedes auftretende Problem bereitete mir Freude, als wäre ich ein Masochist. Eines Tages hörte ich die Affirmation und kam irgendwie auf World of Warcraft. Ich stellte mir dabei ein Problem wie einen Raidboss vor. Wenn man den Raidboss besiegte, brachte das immer Belohnungen in Form von besserer Ausrüstung. Sobald ich ihn besiegt hatte, lootete ich bessere Ausrüstung, um noch stärkere Raidbosse zu bewältigen. Ich sah jedes Problem als eine Belohnung an, die mich persönlich wachsen ließ.

Ich begann auch, mich reich zu fühlen. Früher betrachtete ich jemanden als reich, der eine Million auf dem Konto hatte. Doch seitdem ich regelmäßig die Affirmationen hörte, wurde mir klar, dass ich bereits reich war. Ich musste nicht täglich für mein Einkommen arbeiten und hatte rund um die Uhr Zeit zur Verfügung. Diese Freiheit machte mich reich. Nun verinnerlichte ich meinen Reichtum so intensiv, was dazu führte, dass ich mich noch zufriedener un dankbarer in meinem Leben fühlte.

Auch meine Sicht auf meine Ängste hatte ich verändert. Ich betrachtete sie nun nicht mehr als etwas, das mich abbremst und lähmt, sondern als eine Möglichkeit persönlich zu wachsen. Die Angst ist ein Freund, der mir sagt: »Hier ist die Grenze deiner Komfortzone. Überschreite sie, wenn du persönlich wachsen möchtest.«

Das vorletzte Horkrux

April 2023. Ein Sonntag. Heute Morgen erwachte ich kurz vor zehn Uhr, voller Vorfreude auf das Karate-Training, insbesondere weil ich hoffte, heute Jule zu sehen. Auf dem Weg zum Kreipe Coffee Time griff ich instinktiv nach meinem Handy, um zu sehen, ob Jule auf meine gestrige Nachricht reagiert hatte und ob sie mit von der Partie sein würde. Doch es gab noch keine Antwort von ihr. Eine Regung der Enttäuschung durchzuckte mich, und ich beschloss, sie anzurufen. Sie ging nicht ran. Wahrscheinlich wollte sie heute nicht zum Karate und blieb im Bett liegen. Ich zögerte einen Moment und entschied mich dann, eine Kehrtwende zu machen. Anstatt zum Karate zu eilen, ließ ich mich im Café nieder, um weiter meine englische Formelsammlung zu erstellen.

Als der Duft von frischem Kaffee meine Sinne umschmeichelte und ich mich mit meinem Laptop niederließ, wagte ich einen letzten Blick auf mein Handy. Da endlich leuchteten Jules Worte auf dem Display auf: »Mein Handy war stummgeschaltet. Ich bin gerade auf dem Weg zum Karate, im Bus.«

»Ach, schade«, dachte ich und fragte sie, »Wollen wir heute zusammen einen Kaffee trinken?«

Die Stunden verstrichen, während ich mich am Opernplatz in ein Buch, namens »Schnelles Denken, langsames Denken« vertiefte. Schließlich entschloss ich mich, sie erneut anzurufen. Doch wieder blieb der Anruf unbeantwortet.

Nach dem Lesen machte ich mich auf den Weg zum Rewe am Steintor, um Nutella und Toast einzukaufen. Als ich den Laden verließ und einen kurzen Blick auf WhatsApp warf, kam endlich die ersehnte Nachricht von Jule: »Nein, ich möchte nicht.«

Es war eine knappe, emoji-freie Antwort, die mir zu denken gab. Ich fühlte mich wie jemand, der bedürftig seiner Ex hinterherlief, ohne dass sein Interesse erwidert wurde. Ich hielt kurz inne. Dann klickte ich auf Jules Kontakt und löschte diesen. Bei den Chats mit ihr, die eine Erinnerung an sie darstellten, traute ich mich noch nicht, sie zu löschen. Doch nach einem Spaziergang nach Hause, kurz vor dem Eingang, holte ich entschlossen das Handy heraus und löschte auch all unsere Chats - das vorletzte Horkrux unserer Beziehung.




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