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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

»Call me by your name« im Unikino und Smartphone im Rucksack statt Hosentasche

8. Juni 2023. Es war kurz vor zehn Uhr morgens. Ich saß im Schneidersitz auf einer Bank vor der HanoMacke und genoss das beste und preiswerteste Getränk dort: Filterkaffee mit Hafermilch. Währenddessen dachte ich über das gestrige Gespräch mit Vanessa nach, über die vier Bindungstypen, die sich im frühen Kindesalter entwickeln.

Der Himmel war leicht bewölkt, aber es war warm genug, um draußen in Shorts und einem T-Shirt meinen Kaffee zu trinken. Natürlich war ich komplett in Schwarz gekleidet. Vorher fuhr ich wie geplant mit dem Bus, zur gleichen Zeit wie vor einer Woche, als ich die blonde Frau mit dem Labrador sah. Leider war sie diesmal nicht im Bus.

Anschließend verfasste ich in der Bibliothek einen Artikel über Reibungskräfte in der Physik und übersetzte ihn ins Englische. Während der Mittagspause sprach ich ein rothaariges Mädchen mit braunen Augen an, das mit ihrer Freundin gegenüber von mir saß und eine Kaffeepause machte.

»Hey, ich habe versucht, dich anzulächeln, als ich drüben saß. Aber du hast mich gar nicht beachtet«, sagte ich und bemerkte, wie ein Teebeutel in ihrem Becher hing.

»Hast du Lust, demnächst mit mir einen Tee zu trinken?«, fragte ich weiter.

»Nein«, war ihre prompte Antwort.

»Okay, dann nicht. Tschüss!«, erwiderte ich, drehte mich um und kehrte zurück in die Bibliothek, um weiter am Artikel zu arbeiten.

Die Bibliothek war mittlerweile so voll, dass sogar der zweite Sitzplatz, der nur fünf Zentimeter von mir entfernt war, von einem stark einparfümierten Typen besetzt war. Das war mir zu eng und zu leise, ich konnte sogar seinen Atem hören. Also packte ich meine Sachen und ging zurück zur HanoMacke, um dort weiterzuarbeiten. Dort war es zwar laut, aber nicht unangenehm. Doch dann setzte sich schräg gegenüber von mir ein brünettes Mädchen. Sie trank Kaffee und blickte in meine Richtung. Jedes Mal, wenn ich sie ansah, schaute sie mit einem leicht bemerkbaren Lächeln in die Ferne, als ob sie durch mich hindurchblickte. Das war so seltsam, dass ich beschloss, nach dem Kaffee in den Georgengarten zu gehen, eine Weile auf einer Bank zu entspannen, etwas zu essen und dann zum Karatetraining zu gehen.

Nach dem Karate fuhr ich mit der Straßenbahn vom Hauptbahnhof nach Hause. Als ich einstieg und mich umdrehte, bemerkte ich eine junge Frau, die auf einem Sitz saß und sich mit zwei Freundinnen unterhielt. Sie hatte wunderschöne, glänzende, lockige, blonde Haare. Als ich in ihre Richtung blickte, schaute sie zu mir und sagte etwas zu ihren Freundinnen. Unser Blickkontakt war zwar kurz, aber so intensiv, dass ich den Rest des Abends darüber nachdenken werde. Ich bereute es sehr, an diesem Abend nicht mutig genug gewesen zu sein, als sie mit ihren Freundinnen an der Werderstraße ausstieg, sich zu mir umdrehte und mich mit einem leicht traurigen, flehenden Blick anschaute: »Bitte sprich mich an.« Doch ich, der keinen Mut zeigte, stand nur da und überlegte, ob ich schnell noch die Tür zwischen uns aufbekommen sollte, die sich langsam schloss.

Am nächsten Tag schleppte ich mein Smartphone nicht mehr in meiner Hosentasche herum, sondern packte es in meinen Rucksack. So wurde ich nicht ständig dazu verleitet, aufs Handy zu gucken, wenn ich mal an der Kasse stand, auf den Bus wartete oder andere wartende Tätigkeiten ausübte. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, keinen Kaffee mehr zu trinken. Gestern las ich noch einen Artikel darüber, dass der Kaffee die Aufnahme von Mineralien, wie Calcium und Magnesium, hemmt. Aber auch die tägliche Geldausgabe für Kaffee, bei drei Tassen Kaffee am Tag, die mich immer 1.50 Euro kosteten, gab ich um die 40 Euro pro Monat für die Kaffeegewohnheit aus.

Am Tag danach schaffte ich es sogar komplett ohne Kaffee auszukommen. Doch es war ein schlimmer Tag. Den ganzen Tag über plagten mich pulsierende Kopfschmerzen, die mich daran hinderten, produktiv zu sein. Ich versuchte, sie durch ausreichendes Trinken von Wasser und Spaziergänge loszuwerden, doch es half nichts.

In der folgenden Nacht hatte ich nach langer Zeit wieder einen Traum. Ich stieg aus dem Zug aus und draußen lief coole Musik, die mich dazu brachte zu tanzen. Die Leute schauten mich an und waren von mir fasziniert. Dann lief ich auf eine Wand zu und kletterte darauf, als wäre ich Spiderman.

Am nächsten Morgen versank ich in einem Stimmungstief und war zu nichts zu gebrauchen. Den ganzen Tag über fühlte ich mich energielos und die Kopfschmerzen hatten sich noch verschlimmert. Diese körperlichen Veränderungen waren eindeutig auf den Verzicht von Kaffee zurückzuführen. Ich hielt es nicht aus und trank am dritten Tag ganze drei Tassen Kaffee, verteilt über den Tag. Ich war leicht enttäuscht, dass ich nicht mehr Willenskraft aufbringen konnte. Aber immerhin gelang es mir recht gut, mein Smartphone die meiste Zeit in der Tasche zu lassen. Wenn ich auf den Bus wartete, schaute ich nicht aufs Handy, sondern in die Umgebung. Das tat gut, den Geist frei baumeln zu lassen.

Am Abend schaute ich den Film »Call me by your name« im Unikino und aß dazu Popcorn und trank eine Holunder Bionade. Ich hatte Luisa eingeladen, den Film mit mir zusammen zu schauen. Doch sie meldete sich erst spät am Abend, als der Film bereits zu Ende war. Sie meinte, dass sie meine Nachricht erst viel zu spät gesehen hatte, da sie bis zum Abend auf dem Geburtstag ihres Bruders war. Es war ein sehr emotionaler Film, bei dem ich sogar weinen musste. Er hat mir auf eine besondere Weise die Augen geöffnet, dass es überhaupt nicht schlimm war, eine intime Beziehung zu einem anderen Mann zu haben.


Lebensupgrade: Ich packe mein Smartphone nicht mehr in die Hosentasche, sondern in den Rucksack. Damit vermeide ich es ein Smartphone-Zombie zu sein, wenn ich auf den Bus warte oder an der Kasse anstehe.

Ich würde mich über eine kleine Spende von 2 bis 5 Euro freuen.
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Dieses Tagebuch spiegelt meine persönlichen Gedanken, Gefühle und Erlebnisse wider. Die hier beschriebenen Situationen und Personen basieren auf meinen subjektiven Wahrnehmungen. Um die Privatsphäre aller Beteiligten zu schützen, verwende ich Pseudonyme und verändere oder anonymisiere bestimmte Details. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und unbeabsichtigt. Mein Ziel ist es, meine eigenen Erfahrungen zu reflektieren, ohne die Privatsphäre oder den Ruf anderer zu beeinträchtigen. Sollte sich jemand in meinen Schilderungen wiedererkennen und damit unwohl fühlen, bitte ich um direkte Kontaktaufnahme, damit wir die Situation gemeinsam besprechen können. alexander@fufaev.org

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