Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

7. November 2023: Ich besitze 2 statt 3 Unterhosen und die Fähigkeit des Gedankenabschüttelns

7. November 2023. Ich weiß nicht, wann ich heute aufgewacht bin, aber dem Gefühl und der Farbe des Himmels nach zu urteilen, war es sicher nicht nach 9 Uhr.

Ich lag noch eine Weile da und merkte, dass ich, sobald ich die Augen öffnete, sofort in Gedanken versank. Plötzlich dachte ich an die Sexgespräche von gestern und merkte, wie ich sie in Gedanken weiterführte oder mir ausmalte, wie ich in dieser oder jener Situation einen Satz besser gesagt oder einen Witz gemacht hätte. Dieses Verhalten, eine vergangene Situation noch einmal durchzuspielen und in Gedanken weiterzuspinnen oder zu verändern, war sehr typisch für mich. Diese Denkweise ist mir erst in letzter Zeit bewusst geworden. Und ich weiß nicht, ob das so gut ist. Ich denke eher nicht, vor allem, weil ich diese Gedanken nur schwer kontrollieren kann. Ich muss zumindest lernen, sie abzuschalten und im Hier und Jetzt zu sein.

Ich roch unter meinen Achseln und war erstaunt, dass sie nicht geruchlos waren, sondern leicht süßlich rochen. Es roch, als hätte ich mich mit einem süßen Parfüm geduscht. Ich konnte nicht aufhören, an meinen Achseln zu riechen. Ich war verwirrt. Wie kann das sein? Vielleicht, weil ich gestern Abend Feldsalat mit Walnüssen, Tomaten und Radieschen gegessen hatte? Ich vermutete eher, dass es daran lag, dass ich mit nacktem Oberkörper geschlafen hatte, oder dass es zumindest sehr dazu beigetragen hatte, nicht nach Schweiß zu riechen.

Im Bad zögerte ich, mir Natron unter die Achseln zu reiben, weil ich diesen geilen Duft nicht loswerden wollte. Aber sicherheitshalber tat ich es doch, denn wenn heute eine süße Studentin in der Bibliothek vor mir sitzt, werde ich schwitzen und wahrscheinlich auch riechen. Also habe ich mir doch Natron unter die Achseln geschmiert.

Dann habe ich mein Mittagessen in den Rucksack gepackt, ohne auf die Uhr zu schauen, und bin entspannt zur Haltestelle gegangen. Das ist das Schöne daran, nicht auf die Uhr zu schauen. Früher hätte ich auf die Uhr geschaut und gedacht: »Oh, Scheiße. In einer Minute fährt der Bus«. Dann hätte ich mich beeilt und mir unnötig Stress gemacht. Morgens nicht auf die Uhr zu schauen, war eine der stressbefreiendsten Entscheidungen überhaupt. Mir war gar nicht bewusst, dass diese auf den ersten Blick marginale Veränderung «weniger auf die Uhr schauen« mein Leben so erleichtert.

An der Bushaltestelle standen nur zwei Leute. Zu wenige, um zu sagen, dass der Bus gleich kommt. Aber dann kam ein Bus. Aber nicht der, den ich nehmen sollte. Die beiden stiegen ein und ich ging einfach weiter, den Weg entlang, den der Bus fuhr. Und ab und zu schaute ich mich um, ob der Bus mich verfolgte. Kurz vor der Haltestelle Kopernikusstraße sah ich ihn tatsächlich, und mit leicht erhöhtem Tempo erreichte ich die Haltestelle gerade noch rechtzeitig, um in den Bus einzusteigen.

In der Bibliothek war es heute noch sehr leer. Es musste noch sehr früh sein. Ein Blick auf die große Uhr im Foyer zeigte 8.32 Uhr.

Um halb zehn ging ich Kaffee trinken. Aber diesmal sollte es eine andere Art von Kaffee sein. Während ich den Kaffee trinke, werde ich mich bemühen, im Hier und Jetzt zu sein. Als ich die Treppe hinunterging, schossen mir immer wieder Gedanken durch den Kopf. Ich schüttelte den Kopf, wie um diese Gedanken zu vertreiben, und kam wieder ins Hier und Jetzt zurück, um aktiv die Treppe zu betrachten und wie ich sie hinunterging. Dann kam wieder ganz unauffällig ein Gedanke und ich erwischte dieses Abschweifen erst mit einer kleinen Zeitverzögerung. Ich schüttelte wieder den Kopf und war wieder in der Gegenwart. Auch während ich, an einen Tisch gelehnt, meinen Kaffee trank, schweifte ich immer wieder aus dem Jetzt ab. Immer wieder brachte ich mich in die Gegenwart zurück.

Plötzlich sah ich jemanden mit einem Grinsen auf mich zukommen. Es war Robert. Er hatte es nicht erwartet mich hier anzutreffen. Er hatte gerade beim Bäcker Göing einen Kaffee getrunken und etwas gegessen. Ich empfahl ihm, doch lieber im HanoMacke nen Kaffee zu holen, da könne er viel Geld sparen und der Kaffee schmecke hier auch gut.

»Ich genieße hier fast jeden Morgen meinen Kaffee«, antwortete ich, denn Robert wunderte sich, was ich so früh auf dem Campus machte.

Ich machte ihm auch ein Kompliment für seine Jacke. Sie sah warm aus. Er bedankte sich und sagte, dass er sie schon lange habe.

»Ich schau mal, ob ich in den vierten Stock komme«, antwortete er, als ich ihm sagte, dass ich im vierten Stock sei.

»Ja, wie du willst«, sagte ich und er ging in die Bibliothek.

Danach machte ich wieder mit dem Gedankenschütteln weiter. Ich nahm mir vor, von nun an regelmäßig meine Gedanken abzuschütteln, wenn ich Kaffee trinke, auf den Bus warte, an der Kasse stehe oder durch die Stadt gehe. Mir wurde klar, dass diese Fähigkeit, auf Knopfdruck im Hier und Jetzt zu sein, sehr hilfreich sein wird, um anderen besser zuhören zu können. Denn auch wenn ich mit anderen Menschen spreche, gehen mir ständig diese Gedanken durch den Kopf.

Als ich wieder in der Bibliothek war, schrieb ich vertieft an meiner Lebensgeschichte, bis plötzlich jemand auf meinen Tisch zukam. Ich schaute hin. Es war eine Studentin, die ich hier noch nie gesehen hatte. Mit ernstem Gesicht und einer nerdigen Brille auf der Nase setzte sie sich an den Tisch und zückte hektisch ihren Laptop und ihr Tablet. Leider war sie überhaupt nicht mein Typ, so ernst und pummelig wirkte sie. Ihr Laptop war voller feministischer, linker Aufkleber: »antifaschistische aktion«, «be slut do whatever you want», »gender roles are dead«.

Kurze Zeit später kamen zwei weitere brünette Mädchen und setzten sich zu meiner Rechten an meinen Tisch. Sie lächelten mich an, was meine Sympathie deutlich steigerte.

Als ich gegen 13 Uhr nach einer kurzen Pause wieder in die Bibliothek kam, waren die beiden brünetten Studentinnen verschwunden. Ein arabisch aussehender Mann setzte sich direkt neben mich. Ich war sehr verwirrt, denn an dem Tisch waren noch andere Plätze frei. Warum so dicht neben mir? Dann kam Luisa an den Tisch, was mich auch verwundert hat. Sie saß noch nie an meinem Tisch. Die beiden kannten sich offensichtlich. Zuerst dachte ich, Luisa hätte mich ignoriert, denn ich schaute sie an, um Hallo zu sagen. Aber sie sah mich nicht an. Schließlich bemerkte sie mich und sagte Hallo mit einem Lächeln.

Robert rief mich an und fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm eine Pause zu machen. Dummerweise hatte ich gerade eine gemacht. Aber er fand es nicht schlimm.

Ich war bis 15 Uhr in der Bibliothek, habe dann einen Kaffee getrunken und bin dann zum DENNS Biomarkt, um einzukaufen. Ich war erstaunt, dass es hier sogar BIO Fertiggerichte im Glas gibt. Ich habe mir zwei Mini-Gurken, eine Paprika und ein fertiges Curry-Dal im Glas gekauft. Das Ganze kostete mich etwas mehr als fünf Euro. Teuer im Vergleich zum Discounter, aber ich freute mich trotzdem, heute zur Gruppe der nicht SUV-fahrenden Biomarktkunden zu gehören.

Zu Hause überprüfte ich den Geruch meiner neuen Merinosocken. Sie waren immer noch völlig geruchlos. Und das gewaschene Paar auf der Heizung war längst trocken. Ich war einfach begeistert von diesen Socken. Die Investition in hochwertige Merinosocken hatte sich gelohnt.

Beim Waschen meiner Socken und Unterhosen habe ich festgestellt, dass ich mit nur zwei Unterhosen ganz gut auskomme. Also beschloss ich, meine drei Unterhosen auf zwei zu reduzieren. Ab heute lebe ich nur noch mit zwei Unterhosen.

Ich fragte mich auch: Schädigen die Waschmittelrückstände auf meiner Kleidung und Bettwäsche mein Hautmikrobiom? Und wenn ich gar kein Waschmittel benutze, schadet dann die Kleidung dem Mikrobiom? Ich habe recherchiert, aber keine Antwort gefunden. Ich machte mir eine Notiz, um später noch einmal darüber nachzudenken.

Ich saß bis Mitternacht vor meinem Laptop und las Erfahrungsberichte über Augenlasern. Ich beschloss, einen Termin für ein Erstgespräch zu machen.


Learning: Ich sollte lernen, mich regelmäßig von unnötigen Gedanken zu befreien. Lernen, im Hier und Jetzt zu sein. Ich erhoffe mir davon ein besseres Zuhören, ein besseres Genießen der Gegenwart.

Mikroveränderung: Anzahl der Unterhosen von 3 auf 2 reduziert.