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7. Oktober 2023: Luzide Träume und Carmen, die Umweltingenieurin

Alexander Fufaev

7. Oktober 2023: Luzide Träume und Carmen, die Umweltingenieurin

7. Oktober 2023. Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil ich dringend pinkeln musste. Mir wurde klar, dass ich von einem Mädchen geträumt hatte, mit dem ich in einem eiskalten See geschwommen war. Jemand vom Ufer sagte, das Wasser sei zu kalt und wir sollten rauskommen. Dann kam das Mädchen mit der grauen Jogginghose auf mich zu, zeigte mir einen braunen Fleck hinten auf ihrem Po und sagte: »Schau dir das an. Gefällt dir das?«

»Nein, das ist eklig«, antwortete ich.

»Riech mal«, sagte sie.

Ich tat es. Sie lachte und fragte noch einmal: »Gefällt dir das?«

Ich schwamm von ihr weg. Bevor ich pinkeln ging, dachte ich an Luisa von der Uni und hatte Lust auf sie. Ich befriedigte mich, indem ich an sie dachte.

Danach versuchte ich einzuschlafen, aber es gelang mir nicht. Ich lag auf dem Rücken mit ausgestreckten Armen und Beinen, die aus der Decke ragten, weil mir warm war. Nur mein Oberkörper war zugedeckt. Mein Blick ging zum Fenster. Der Himmel war rötlich. Dann, irgendwo zwischen Wachen und Schlafen, hatte ich Albträume. Ein Mädchen in einem langen, weißen, schmutzigen, zerrissenen Kleid, mit langen schwarzen Haaren, die ihr Gesicht verbargen und nur einen kleinen Spalt ihres geschundenen Gesichts und ihre leuchtenden Augen durchscheinen ließen, erschien. Sie bewegte sich immer auf allen vieren, außer wenn sie stehen blieb, dann stand sie. Ich konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Bei jedem Gedanken an sie bekam ich eine Gänsehaut und mein Herz raste. Ich versuchte, mich durch tiefes Ein- und Ausatmen zu beruhigen, aber vergeblich. Dann versuchte ich, meine Gedanken ins Hier und Jetzt zu bringen, auch vergeblich. Ich umarmte sie, aber ich spürte immer noch die Angst. Sie erwiderte meine Umarmung nicht und fügte mir mit jedem Blick nur körperliche Schmerzen zu. Mein Hinterkopf schmerzte und mein Herz klopfte. Ich war so wütend, dass ich eine Szene träumte, in der ich mit einem Messer auf sie einstach, während sie auf der Treppe lag. Sie lachte. Dann schnitt ich ihr den Kopf ab und ein neuer wuchs nach.

Als ich die Augen öffnete, merkte ich, dass ich aufgewacht war. Ein unheimliches Gefühl überkam mich, als ich aus dem Fenster sah und bemerkte, dass hinter mir jemand über meinem Kopf stand. Langsam schaute ich zur Decke und erstarrte vor Angst. Da war sie. Das Mädchen aus meinem Albtraum mit den langen, offenen Haaren und den feurigen Augen, die mich durchbohrten. Ein Schauer lief mir über den Rücken und eine Gänsehaut überzog meine Haut. Mein ganzer Körper kribbelte. Ich versuchte mich zu bewegen, aber mein Körper war wie gelähmt. Ich versuchte zu schreien, aber kein Laut kam über meine Lippen. Plötzlich hörte ich das Geräusch der Toilettenspülung in der Wohngemeinschaft. Mein Herz raste, mein Kopf pochte leicht vor Schmerz und ich zog die Decke schützend über meinen Körper. Ich konnte mich wieder bewegen. Jetzt war ich wirklich wach. Ich beruhigte mich und schlief wieder ein.

Um 8.30 Uhr wachte ich auf. Ich hatte das Gefühl, dass ich es irgendwie geschafft hatte, bewusst in mein Unterbewusstsein einzudringen und zu beobachten, was dort vor sich ging. Es war, als wäre ich in meine innere Welt eingedrungen, die ich im Wachzustand nicht wahrnehmen kann. In dieser inneren Welt verbergen sich meine Traumata, meine Ängste und all das Böse.

Nachdem ich mich mit Lara in der Küche über meinen Traum unterhalten hatte, aß ich meinen Salat, den ich gestern etwas zu viel gemacht hatte, weil ich ihn in den Kühlschrank stellen wollte, mir dann aber einfiel, dass ich den Kühlschrank gar nicht mehr benutzen wollte.

Dann machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum E-Damm und ließ mich im Café »24 Grad« nieder, um draußen einen koffeinfreien Cappuccino mit Hafermilch zu genießen, während ich über mein Erlebnis mit der Schlafparalyse nachdachte.

Was ich erlebt hatte, war ein Fall von Klartraum. Es war sogar möglich, luzide Träume aktiv herbeizuführen. Einfach vor dem Schlafengehen viel Wasser trinken, auf den Rücken legen, Arme und Beine ausstrecken. Fertig. Ich las weiter und erfuhr, dass man mit luziden Träumen seine Ängste überwinden kann. Diese Erkenntnis traf mich besonders nach meinem jüngsten Erlebnis. Hätte ich gewusst, dass dieses Mädchen nur in meiner Fantasie existierte, wäre es mir vielleicht leichter gefallen, keine Angst vor ihr zu haben.

Während ich las, lief ein Mann barfuß über die Straße vor dem Café. Die Gäste neben mir kommentierten seine Entscheidung: »Respekt. Respekt. Das wäre mir zu kalt.«

Danach ging ich in die Bibliothek. Ich saß an einem Tisch mit einer großen Blondine, die schwarze Leggings, einen Schal und einen hellgrünen Pullover trug. Ich beobachtete sie von der Seite, wie sie mit ihrem grauen Laptop und dem Tablet spielte. Als sie aufstand und an mir vorbeiging, lächelte ich sie an und wünschte ihr Gesundheit, als sie nieste. Sie bedankte sich lächelnd.

Später ging ich in die Mensa und aß meinen Salat am Fenster. Als ich zurückkam, saß sie immer noch am Tisch. Als ich näher kam, lächelte sie mich an. Eine halbe Stunde später ging sie an mir vorbei und lächelte wieder.

Nachdem ich das neue Cover für mein Tagebuch fertiggestellt hatte, verließ ich die Mensa. Im Foyer des vierten Stockwerks trafen wir uns am Aufzug. Sie lächelte mich an und ich bemerkte, dass sie einen Kopf größer war als ich.

Kurz bevor der Aufzug im vierten Stock ankam, fragte ich: »Was studierst du?«

»Bau- und Umweltingenieurwesen. Und du?«

»Ich studiere nicht mehr. Aber ich habe Physik studiert.« Ich suchte nach einem Gesprächsthema und fragte erzwungen: »Umweltingenieurwesen klingt interessant. Ich stelle mein Leben in letzter Zeit auch auf Nachhaltigkeit um. Ich versuche mich rohvegan zu ernähren. Sagt dir das etwas?«

»Ja, kenne ich.«

»Bist du Veganerin?»

Ich hatte das Gefühl, sie auszufragen. Ich merkte, dass ich mit meinen Fragen meine Absicht verschleierte und es schon vermasselt hatte. An der Garderobe trennten sich unsere Wege kurz. Ich holte 5 Euro aus meiner Tasche und ging vor die Bibliothek. Kurz darauf kam sie lächelnd heraus. Ich sprach sie wieder an.

»Wie heißt du eigentlich?«

»Carmen. Und du?«

»Alexander«, sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. Sie hatte kalte Hände.

»Möchtest du hier in der HanoMacke einen Kaffee trinken?«, frage ich.

»Nein, danke.«

»Schade. Guten Appetit«, sagte ich und unsere Wege trennten sich am Eingang der Hauptmensa.

»Einen Filterkaffee mit Platz für Milch, bitte«, sagte ich zu dem jungen Mann hinter der Theke. Leider vergaß ich in diesem Moment meine No-Coffeine-Challenge und nahm einen Filterkaffee.

»Bitte sehr. Einen schönen Tag noch«, antwortete er lächelnd.

»Danke, dir auch«, antwortete ich und war stolz, dass ich die Gelegenheit ergriffen hatte, Carmen anzusprechen.

Alle waren warm eingepackt, nur ich saß im T-Shirt. Im Schneidersitz schlürfte ich meinen Kaffee und ließ den Tag Revue passieren.

Als ich wieder oben in der Bibliothek war, kam eine andere hübsche Studentin zu meinem Tisch und fragte: »Ist hier noch frei?«

»Ja, sicher«, antwortete ich, und wir tauschten einen kurzen Blick aus. Sie hatte ein Buch mit ekelhaften Krankheitsbildern dabei. Wahrscheinlich hat sie Medizin studiert.

Später kam Carmen zurück, zog ihren Pullover aus und setzte sich an den Tisch. Sie trug ein hellblaues T-Shirt und tippte mit einer Hand auf ihrem Handy herum, während sie mit der anderen an ihren Fingernägeln kaute. Sie war offensichtlich noch etwas nervös.

Gegen 16:30 Uhr verließ ich die Bibliothek und ging ins Café Kopi, wo ich einen koffeinfreien Kaffee trank. Auch heute habe ich wieder gemerkt, dass es nicht das Koffein ist, was mich am Kaffee glücklich macht, sondern der Geschmack und der Geruch.

Abends bin ich dann feiern gegangen. Bis 2 Uhr war ich auf der WiWi-Party im Dax. Viele Leute haben auf meine Schuhe gezeigt und gefragt, was das ist. »Barfußschuhe«, habe ich geantwortet. Sie waren neugierig. Ich muss zugeben, dass das Dax eigentlich nicht meine Zielgruppe ist. Lange Fingernägel, stark geschminkt, sehr oberflächlich und die ganze Zeit rauchend. Ich würde niemandem empfehlen, mit Merinowolle in Raucherclubs zu gehen. Der Rauchgeruch ist schwer zu entfernen.

Als ich nach Hause kam. Ich bin schnell eingeschlafen und habe geträumt...

Es klingelte an der Tür. Es war Jule. »Warum kommst du nicht mehr zum Karate? Ich brauche mobile Daten«, sagte sie mit weinerlicher Stimme.

»Gib doch zu, dass du mich vermisst und nicht meine mobile Daten«, antwortete ich ebenfalls mit tränenerstickter Stimme.

Sie drehte sich um und wollte gehen. Ich ging auf sie zu, packte sie an den Schultern, drehte sie zu mir und sagte: »Ich liebe dich auch«, gab ihr einen Kuss auf die Lippen und wir umarmten uns.

Dann bin ich aufgewacht...