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7. Juni 2023: Mara aus dem Bus 200 und die Cappy-Studentin

Alexander Fufaev

7. Juni 2023: Mara aus dem Bus 200 und die Cappy-Studentin

7. Juni 2023. Ich war auf dem Weg zur Bushaltestelle, um zur Bibliothek zu fahren. Der Bus kam etwas früher als erwartet, sodass ich ihn verpasste. Doch als ich die Straße überquerte, kam sofort ein anderer Bus. Wahrscheinlich war er aus dem Fahrplan geraten. Ich stieg ein und nahm auf einem Vierersitz hinten Platz. Während ich den Bus überblickte, fielen mir vereinzelt ältere Fahrgäste auf. Doch vorne entdeckte ich eine junge Frau, die entgegengesetzt zur Fahrtrichtung hinter einer Metallplatte saß, die sie bis zum Oberkörper verdeckte. Sie schaute auf ihre Knie herab, ihre Arme bewegten sich rhythmisch. Ich vermutete, dass sie häkelte oder strickte. Die Art, wie ihre Oberarme sich bewegten, unterschied sich deutlich vom Tippen auf einem Handy. Ich probierte es selbst aus: Zuerst tippte ich auf meinem Handy herum und beobachtete meine Oberarme. Sie bewegten sich kaum. Dann tat ich so, als würde ich stricken. Meine Oberarmbewegungen ähnelten den ihren. Ich war überzeugt, dass sie tatsächlich gehäkelt oder gestrickt hatte. Das faszinierte mich sofort. Endlich eine Frau im Bus, die nicht am Handy saß, sondern etwas Ungewöhnliches tat. Dazu sah sie mit ihren roten Haaren ganz bezaubernd aus. Ab und zu blickte sie nach oben und schaute aus dem Fenster. Als sie bemerkte, dass ich sie ansah, lächelte ich sie an. Sie erwiderte das Lächeln.

Am Königsworther Platz wollte ich aussteigen. Glücklicherweise stieg sie dort auch aus. Als sie aufstand, fiel mir ihre interessante Kleidung auf, die mir gefiel: Ein gelbes Oberteil, karierte Hose und dunkelbraune Stiefel. Sie verließ den Bus vor mir. Ich eilte vor sie.

»Hey«, sagte ich und lächelte sie an.

»Huh. Hey«, reagierte sie etwas überrascht.

»Ich habe dich gerade im Bus beobachtet und fand es sehr faszinierend, dass du gestrickt hast, statt wie die meisten am Handy zu sitzen.«

»Was? Gestrickt? Nein, ich habe nur auf dem Handy getippt.«

»Oh, dann habe ich mich wohl geirrt. Ich dachte, du wärst einzigartig«, antwortete ich mit einem sarkastischen Unterton.

Sie kicherte.

»Aber du hast einen coolen Kleidungstil, der dich einzigartig macht. Wie heißt du?«

»Dankeschön. Ich heiße Mara und du?«

»Alexander. Mara? Hättest du Lust, demnächst mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?«

»Ich habe leider einen Freund. Aber ich finde es toll, dass du dich getraut hast, mich anzusprechen.«

»Schade, na gut. Dann wünsche ich dir einen schönen Tag. Tschüss!«, verabschiedete ich mich und ging in der HanoMacke einen Kaffee trinken.

Nach dem Kaffee war ich in der Bibliothek in der zweiten Etage. Ich saß etwas mittig im Raum, sodass man mich gut sehen konnte. Hinten auf meinem Laptop-Bildschirm lehnte ich mein neues englisches Formelbuch an. Jeder, der die zweite Etage betrat, konnte das Buch sehen. So machte ich Werbung. Während ich arbeitete, kam ab und zu eine brünette Studentin vorbei, die mich schon öfter angelächelt hatte. Sie trug ein Cappy leicht schräg und eine Latzhose als wäre sie ein großes Kind. Diese Einzigartigkeit und Freundlichkeit gab mir den Ansporn, den ersten Schritt zu machen.

Als sie das nächste Mal an mir vorbeilief und mich anlächelte, flüsterte ich ihr zu: »Hey, komm mal rüber« und winkte mit der Hand, dass sie zu mir kommen sollte. Sie kam und bückte sich zu mir rüber, damit wir leise sprechen konnten.

»Du hast mich mehrmals so süß angelächelt, da konnte ich dich nicht einfach an mir vorbeigehen lassen. Trinken wir in der HanoMacke einen Kaffee zusammen?«, flüsterte ich.

»Können wir machen, aber ich muss dazu sagen, ich habe einen Freund.«

Ich legte mein Gesicht in meinen Arm, als würde ich weinen. Dann schaute ich sie wieder mit einem Grinsen an.

»Warum sind die tollsten Frauen bereits vergeben...«

Sie sah leicht verlegen aus.

»Das ist lieb von dir.«

»Heute hatte ich schon zwei Kaffees, aber wir können demnächst einen Kaffee trinken gehen.«, sagte ich, »Du kannst mich einfach kontaktieren. Gib in der Suche 'universaldenker' ein. Dann findest du mich schnell«, führte ich fort.

»Okay, mache ich!«, sagte sie und stellte sich wieder aufrecht.

»Bis dann«, winkte ich ihr zu und sie ging.

Ich arbeitete weiter an dem Artikel über die beschleunigte Bewegung und war schon gespannt, ob sie die erste Frau sein würde, die sich tatsächlich bei mir meldet, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass sie mich googeln und kontaktieren könnte.