Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

6. November 2023: Tastenhandy reduziert Ängste. Sophie die Kalte. Nur Bio-Produkte und kein Dosenfutter?!

6. November 2023. Heute Nacht habe ich von Leonardi Di Caprio geträumt, er war grauhaarig und ging auf Robert De Niro zu, der auf einem Stuhl saß und die Mundwinkel nach unten gezogen hatte. Danach träumte ich, wie ich vom Hauptgebäude durch den Welfengarten zur Hauptmensa ging und Jule vor mir gehen sah. Ich beschleunigte meine Schritte, um sie zu überholen. Als ich an ihr vorbei war, drehte ich mich nicht um, um Hallo zu sagen, sondern ging zielstrebig weiter zur Mensa.

Mein Smartphone ließ ich zu Hause und nahm stattdessen mein Tastenhandy mit. Bei Lidl kaufte ich mir zwei Brötchen, zwei Quarktaschen und ein Buttercroissant und machte mich auf den Weg in die Bibliothek im vierten Stock.

Als ich mich oben in der Bibliothek eingerichtet hatte, ging ich gleich einen Kaffee trinken und ein Croissant essen.

Das Interessante ist: Ich hatte mein Tastenhandy auf dem Tisch in der Bibliothek vergessen und wollte nicht umkehren, weil ich keine Angst hatte, dass es gestohlen wird. Wäre es mein teures IPhone gewesen, wäre ich umgedreht und hätte mein IPhone mitgenommen, aber bei dem 17 Euro teuren Tastenhandy wäre es nicht tragisch, wenn es verschwinden würde, weil es keine sensiblen Daten enthält, außer den Telefonnummern meiner Familienmitglieder. Es ist ein schönes Gefühl der Freiheit, sich um den Gegenstand “Handy” keine Sorgen machen zu müssen, egal wo es sich befindet.

Als ich an der HanoMacke an der Mensa vorbeiging, sah ich die große blonde Labrador-Frau, die sich mit einem Typen unterhielt, der um einiges größer war als sie und auf dem Bürgersteig stand.

Die HanoMacke war leider zu also aß ich einfach eine Quarktasche ohne ein Getränk. Ich schaute in die Richtung der Labrador-Frau. Sie hatten sich geküsst. Oh, wahrscheinlich hatte sie nun einen Freund gefunden. Der Typ ging dann in die Mensa, um wahrscheinlich seinen Kaffeebecher abzugeben, und sobald er sich umdrehte, zog sie ihr Handy aus ihrem hellen Mantel und schaute darauf, bis er wieder vor ihr stand. Dann war ich mit der Quarktasche fertig und ging wieder rein.

Gegen 10 Uhr setzte sich eine Studentin mit dunkelblonden Locken mir gegenüber an den Tisch. Sie trug ein schwarzes Hemd, helle Jeans und eine Brille mit schwarzem Gestell, die sie nicht trug, sondern auf den Kopf gesetzt hatte. Sie holte ein Macbook, einen Notizblock mit Stift und eine Wasserflasche heraus und schrieb die ganze Zeit etwas in ihren Notizblock.

Etwas später, als ich einen Schluck Wasser trank und mich streckte, sah sie mich an und ich sie. Bestimmt länger als 3 Sekunden. Dummerweise war ich der erste, der den Blickkontakt abbrach, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass eine Frau so lange Blickkontakt hält.

Um halb elf versuchte ich noch einmal, ob die HanoMacke auf war. Sie war tatsächlich auf. Ich holte mir einen Kaffee und aß dazu die zweite Quarktasche und danach einen Croissaint. Ich sah eine Rothaarige, die ich mal in ihrer Freundesgruppe angesprochen hatte, sie saß mit ihren Freundinnen auf dem Sofa. Auch Nina hatte ich mit ihrer Freundin gesehen, sie machten wohl auch eine Kaffeepause.

Als ich zurückkam, saß mir gegenüber ein Mädchen mit langen dunkelblonden Haaren, die zu einem kleinen Dutt geflochten waren, goldenen runden Ohrringen, einer weißen Hose und einem übergroßen karierten Hemd, das von einem Mann sein könnte, schwarzen Over-Ear-Kopfhörern und tippte auf ihrem Windows Surface Laptop herum. Daneben eine College-Trinkflasche und ein Notizblock. Irgendwie sieht sie aus wie eine Russin. Vielleicht ist sie auch Russin. Ab und zu, wenn sie mit dem Tippen aufhört, streckt sie sich und schaut mich mit ihren blauen Augen und einem Lächeln an. Natürlich erwidere ich ihren freundlichen Blick und ihr Lächeln.

Sie wurde irgendwie unruhig, fasste sich ständig an den Haaren und roch daran. Als sie dann kurz mit der Flasche wegging und zurückkam, überraschte mich ihr Verhalten sehr. Sie nahm ihr Handy und setzte sich mit dem Rücken zur Heizung auf den Boden. So etwas hatte ich in einer Bibliothek noch nie gesehen. Es zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich.

Dann streckte sie sich, indem sie ihren Arm um ihren Kopf legte und ihn nach links und dann nach rechts streckte. Dann drehte sie den Kopf. Das war irgendwie faszinierend. Dann setzte sie sich wieder hin und tippte in Gedanken versunken auf ihrem Laptop. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, als würde sie angestrengt an etwas denken. Diese hundertprozentige Konzentration erinnerte mich ein wenig an Jule oder Richard David Precht.

Als sie das nächste Mal auf der Toilette oder so war, hat sie sich wieder an die Heizung gesetzt. Streckte sich. Schaute ab und zu auf den Laptop, als warte sie darauf, dass etwas geladen wird. Setzte sich dann wieder an den Tisch, verschränkte die Arme und sah sich um. Legte die Hand auf den Tisch und streckte mit der anderen Hand die Finger nach oben. Dann tippte sie weiter. Sie betrachtete ihre gekürzten Fingernägel. Tippte weiter. Dann schob sie die Hand in ihr Hemd. Ich fand es irgendwie faszinierend, dass ich viel mehr auf die Körpersprache anderer Menschen achte, seit ich mich mehr damit beschäftige. Und scheiße bin ich aufgeregt... Die Beobachtungen lenken mich ein bisschen ab.

Ich trank einen Kaffee und gab ihr ein Zeichen, dass ich länger weggehen würde, als nur auf die Toilette. Ich schob meinen Stuhl an den Tisch, nahm mein Buch »Nonconformisten«, mein Tastenhandy und meine Wasserflasche mit. Ich holte mir einen Kaffee und setzte mich neben die Bibliothek, um die warmen Sonnenstrahlen, die gerade aus den Wolken kamen, auf mich scheinen zu lassen und auch um zu sehen, ob die interessante Studentin aus dem Ausgang der Bibliothek herauskommen würde. Leider nicht.

Als ich um halb zwei in die Bibliothek zurückkam, saßen drei Jungs an meinem Tisch (sie schienen Informatiker zu sein). Die interessante Studentin saß immer noch da. Leider merkte ich ein paar Minuten später, dass sie gehen wollte. Als erstes zog sie das Ladegerät aus der Steckdose. Ich wurde etwas nervös. Noch wollte ich nicht, dass sie geht. Dann legte sie ihren Notizblock und ihre Wasserflasche in den Korb.

Ich wusste, dass ich handeln musste, um nicht die Chance zu verpassen, die vielleicht tollste Frau meines Lebens kennen zu lernen. Ich stand auf und machte mich auf den Weg, noch bevor sie ging. Ich wartete im Foyer des vierten Stockwerks bei den Aufzügen auf sie. Dann kam sie... Zuerst beachtete sie mich gar nicht und wollte fast an mir vorbeigehen.

»Hey«, stoppte ich sie, als sie an mir vorbeiging. Ich war ein bisschen nervös. Aber das war typisch, wenn ich mir zu viele Gedanken darüber machte, wie ich eine bestimmte Frau ansprechen sollte.

»Hi.«

»Ich habe mich nur nicht getraut, dich anzusprechen, wenn so viele Leute zuhören«, sagte ich leicht aufgeregt.

»Ja?«

»Ich fand es sehr faszinierend, wie du da an der Heizung gesessen hast. So etwas habe ich in meiner Bibliothekskarriere noch nie gesehen», sagte ich, schaute ab und zu auf den Boden und ab und zu in ihre Augen, weil ich so aufgeregt war.

»Mir war nur ein bisschen kalt«, antwortete sie lächelnd.

»Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir einen Kaffee zu trinken...«, fragte ich sie.

Sie schwieg und sah mich an als würde sie überlegen.

»Mmm... ich weiß nicht. Ich muss auch los«, sagte sie, als der Aufzug gerade die Tür öffnete.

»Du kannst es dir ja überlegen. Ich kann dir meine Nummer geben«, antwortete ich, »ruf mich einfach an«, fuhr ich fort.

»Ja, ich überlege es mir», sagte sie, holte ihr Handy aus dem schwarzen Korb, öffnete das Fenster, in dem man eine Nummer wählen konnte, und hielt es mir hin.

»Wie heißt du eigentlich?«, fragte ich sie, während ich meine Nummer eintippte.

»Sophie, und du?«

»Alexander«, sagte ich als ich fertig war mit dem Eintippen und ihr endlich in ihre grau-blauen Augen etwas länger blickte.

Sie ging in den Aufzug rein.

»Du wirst warscheinlich Bedenken… oder Zweifel bekommen.«

»Ja, mal sehen. Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie und ich merkte, dass sie wirklich irgendwo hin musste.

»Ich würde mich sehr freuen. Auf Wiedersehen, Sophie«, winkte ich ihr zu, als sich die Fahrstuhltür schloss.

Ich spürte immer noch die Aufregung in mir, meine Hände zitterten leicht. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Aber sobald ich wieder am Tisch saß, verwandelte sich die Aufregung in ein freudiges Gefühl, weil ich den Mut hatte, den ersten Schritt zu tun. Der Rest war ihre Sache.

Am Tisch saß bereits eine brünette Frau mit braunen Augen, die Haare wie bei Sophie zu einem Dutt geflochten, eine Brille mit durchsichtigem Gestell. Sie hatte ein Nasenpiercing und das Auffälligste an ihr war ihr Laptop, der mit Aufklebern übersät war. »FCKNZS«, »EAT PUSSY. NOT ANIMALS«, »self love baby. self love«, »save the bees, trees $\&$ seas«, »drink more wine«, »destroy the capitalism not the planet«.

Der Slogan »EAT PUSSY. NOT ANIMALS« gefiel mir besonders gut. Sie war wohl sehr links und auf jeden Fall Veganerin. Aber sie war voll auf ihren Laptop konzentriert. Ich ging noch kurz zu HanoMacke und aß Brötchen mit einem Aufstrich, den ich aus Borsum mitgebracht hatte.

Danach war ich kurz einkaufen und bin dann mit dem Bus nach Hause gefahren. Heute hatte ich ein interessantes Gespräch. Ich bin in die Küche gekommen. Lina und Lara waren da. Lara kochte und Lina saß im Wintergarten und las ein Buch. Die beiden unterhielten sich über banale Dinge. Ich fragte Lara, wer der Typ war, der neulich da war. Das Gespräch eskalierte sehr schnell und von einer Minute auf die andere sprachen wir über Sex und unsere One-Night-Stands. Endlich sprachen wir über etwas Spannendes.

Dann habe ich das Buch »CLEAN« weitergelesen und gelernt, dass es wichtig ist, ein möglichst vielfältiges Mikrobiom zu haben. Ein Baby, das durch die Vagina auf die Welt kommt, kommt mit dem Anus der Mutter in Kontakt und bekommt so verschiedene Mikroben ab und hat dann ein viel besseres Immunsystem als ein Baby, das durch einen Kaiserschnitt auf die Welt kommt.

Vielleicht hat es sogar einen Vorteil für mein Mikrobiom, wenn ich mir nach dem Stuhlgang den Po mit Wasser und der Hand säubere und nicht mit Toilettenpapier, wie ich es mache? Mir ist noch ein weiterer Vorteil eingefallen, der sich ergeben könnte, wenn ich auf diese Weise mit den Bakterien aus meinen Fäkalien in Kontakt komme: Der Bakterienstamm, der Vitamin B12 produziert, lebt im Dickdarm. Leider wird es im Dickdarm nicht vom Körper aufgenommen. Wenn ich mich aber dort unten regelmäßig mit der Hand waschen würde, könnte ich diese B12-produzierenden Bakterien über die Hand und das anschließende Essen mit der Hand auf natürlichem Wege in den Dünndarm bringen und wäre so als Vegetarier nicht mehr auf B12-Nahrungsergänzungsmittel angewiesen.

Langsam begreife ich, wie wichtig es für meine Gesundheit ist, eine Symbiose mit dem Mikrobiom einzugehen, es als Teil von mir zu akzeptieren und zu pflegen und es nicht ständig mit Seife und anderen Chemikalien zu zerstören.

Dieser Gedanke über das menschliche Mikrobiom hat mich neugierig gemacht, ob die Pflanzen, die ich esse, auch ein Mikrobiom haben. Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass auch Obst und Gemüse ein Mikrobiom haben. Dann dachte ich: Wenn ich Obst und Gemüse kaufe, wird mir überall im Internet geraten, das Obst und Gemüse gründlich zu waschen. Aber wasche ich damit nicht einen Teil des Mikrobioms einer Pflanze ab? Darüber habe ich keine Informationen gefunden. Und was ist mit den Pestiziden auf den Pflanzen, die ich heute im Discounter gekauft habe? Die muss ich sicher abwaschen. Bei Bio-Obst und -Gemüse wäre es wahrscheinlich sicherer, es ungewaschen zu essen. So könnte ich mein Darmmikrobiom besser diversifizieren. Ich machte mir eine Notiz über diese Verbesserung, traute mich aber nicht, sie sofort umzusetzen, bis ich Informationen darüber gefunden hatte. Aber gleich danach wurde mir etwas klar, was mir die ganze Zeit nicht bewusst war.

Mein Ziel ist es, meine Ernährung auf vegan umzustellen. Und einer der Gründe dafür ist: Ich möchte das Leid auf der Welt verringern. Und ich kaufe Obst und Gemüse, das mit Pestiziden behandelt wurde? Ich unterstütze die Vernichtung von unerwünschten Pflanzen (Unkraut), Insekten, Pilzen und Mikroorganismen? Ich kann diese Grausamkeiten an Kleintieren minimieren, indem ich Bio-Lebensmittel kaufe. Damit vermeide ich zumindest die gezielte Vernichtung dieser Lebewesen.

Ich recherchierte auch über die gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden auf den menschlichen Körper. Die Zahl der Pestizidvergiftungen, die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Leber- und Brustkrebs, die verschiedensten Allergien reichten aus, um mich davon zu überzeugen, ab heute nur noch Bioprodukte einzukaufen. Für meine Gesundheit als Grundlage eines guten Lebens bin ich bereit, mehr zu bezahlen, dachte ich.

Dann habe ich mich über Konserven informiert. Diese sind mit BPA belastet, vor allem Mais, den ich regelmäßig kaufte. Ich las, dass BPA die Spermienqualität deutlich verschlechtert und krebserregend ist. Gute Gründe, Dosenfutter zu meiden. Meine gekochten Bio-Bohnen kaufe ich nur noch im Glas. Das hat einen guten Nebeneffekt: Ich würde viel Müll vermeiden, der in den gelben Sack muss.

Mein Ziel ist es, zunächst meinen gesamten Papiermüll und Lebensmittelmüll auf Null zu reduzieren, indem ich zunächst auf Produkte im Glas umsteige oder eben unverpackte Produkte kaufe. Mit dem Restmüll bin ich zum Glück schon fertig.

Der zweite Punkt ist, da ich dann mehr Geld für Lebensmittel ausgebe, werde ich sie viel mehr wertschätzen und weniger in Versuchung kommen, sie wegzuwerfen oder nicht ganz aufzubrauchen. Diesen Effekt habe ich bei meinen hochwertigen Merino-Shirts bemerkt und ich bin überzeugt, dass das auch bei teureren Lebensmitteln der Fall sein wird.