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Feng Shui in mein Leben integrieren. Warum ich Bindungsangst habe. Suppe ohne Besteck essen.

6. Oktober 2024.

So viel zum Schlaf… Es war ein Uhr nachts, und ich konnte immer noch nicht schlafen. Das lag sicher am ganzen schwarzen Tee und Kaffee, den ich gestern / heute getrunken hatte.

Nach der Umstellung des Betts waren meine Füße die ganze Zeit heiß. Lag es daran, dass sie genau im Chi-Fluss zwischen Fenster und Tür lagen? Oder vielleicht an dem eingenommenen Jod?

Ich weiß, dass man den Schlaf nicht erzwingen kann, also habe ich mir ein digitales Buch über Feng Shui gekauft. Ob das eine gute Idee war, weiß ich nicht, denn ich habe bis vier Uhr morgens das gesamte Buch von Cliff Tan verschlungen. Ich fand es so spannend, dass ich beschlossen habe, einiges davon zu Hause, im Café oder sogar im Bus anzuwenden. Was Cliff Tan schreibt, klingt für mich sehr plausibel.

Ich finde es auch schwierig, die Funktionsweise von Feng Shui in Worte zu fassen, aber ich könnte es jetzt praktisch anwenden. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es beim Feng Shui im Grunde darum, ein Gefühl der Sicherheit und des Wohlbefindens herzustellen.

In der Wohnung gilt: Der Chi-Fluss, eine Art Energiefluss, sollte ungehindert durch das Haus oder die Wohnung fließen und sollte grundsätzlich nicht durch Personen blockiert werden. Dieser Energiefluss strömt durch Türen und Fenster wie ein Luftdurchzug.

Ich habe ein paar Punkte mitgenommen, die ich direkt bei mir im Haushalt umsetzen werde.

In der Küche:

  • Alle Mülleimer sollten nicht sichtbar sein. Ich werde daher den Papierkorb im Küchenschrank verstecken.
  • Messer sollten nicht sichtbar, sondern in der Schublade oder im Schrank liegen. Sie wirken unbewusst bedrohend auf die Menschen.👌

Im Schlafzimmer:

  • Meine Pflanze (Yang-Energie) sollte nicht zu nah am Bett stehen, denn das Bett ist ein Ort der Ruhe.
  • Scharfe Ecken des Raums oder der Möbel mit Gegenständen abschwächen oder ihre Ausrichtung auf die „commanding position“ (den Ort im Raum, an dem ich mich am meisten aufhalte) meiden.
  • Hinter mir muss etwas Schützendes sein, wie z.B. eine Wand. Die Kopfseite des Bettes sollte an einer Wand platziert werden.
  • Die Fußseite des Bettes sollte nicht zur Eingangstür zeigen.
  • Keine Spiegel im Schlafzimmer, da sie wie Türen wirken. Wenn ein Spiegel im Schlafzimmer unvermeidbar ist, sollte ich meine eigene Reflexion beim Schlafen nicht sehen können. (Wie gruselig ist das denn? 😅)
  • Aufgehängte Bilder oder Rahmen über dem Bett sollte ich meiden (sie könnten auf mich fallen). Das werde ich auch noch ändern.

Im Bad: Die Toilette sollte nicht vom Eingang sichtbar sein. (Ich könnte vielleicht davor eine Pflanze stellen).

Es ist 11:00 Uhr. Ich bin wie gerädert. Es fühlt sich so an, als hätte ich die ganze Nacht gefeiert. Ich habe überhaupt nicht gut geschlafen. Ich habe mich schnell abgeduscht, ein Chlorella-Getränk genommen und bin dann in die Stadt gegangen.

Heute ist es wärmer als gestern, und die Oktober-Sonne scheint. Ich bin unterwegs zu Julia. Sonne in Hildesheim im Oktober

Ich komme bei Julia an. Meine Güte, wie soll ich diesem Anblick widerstehen? Am liebsten wäre ich wie ein wildes Raubtier über sie hergefallen. Doch diesmal haben wir keinen Sex, denn Julia möchte, dass wir erst in einer Beziehung sind, bevor wir wieder intim werden. Auch wenn mein Penis voll dagegen ist, schaffe ich es beim Kuscheln, das Blut wieder zurück ins Gehirn zu bekommen und einigermaßen klar zu denken.

Beim Tee trinken stellt mir Julia dann eine wichtige Frage: Warum habe ich Angst davor, eine Beziehung mit ihr einzugehen?

Während Julia meine Füße massierte, habe ich intensiv über ihre Frage nachgedacht.

In der Beziehung mit Jule habe ich mich nicht wirklich weiterentwickelt. Ich war zu gerne in dieser Beziehungskomfortzone und blieb über Jahre hinweg dieselbe Person, die ich immer war. Erst als die Beziehung mit Jule zu Ende ging, begann ich mutig, mich zu entfalten, mich zu verändern und mich neu zu erfinden. Erst nach Beziehungsende habe ich ein wirkliches Gefühl von Freiheit gespürt. Wahrscheinlich habe ich Angst, dass eine neue Beziehung mich wieder in diese Komfortzone zurückwirft.

„Deshalb habe ich Angst, eine neue Beziehung anzufangen,“ erkläre ich ihr. „Ich habe die Befürchtung, dass mich die Beziehung wieder zurückhält, dass sie mir meine Freiheit nimmt, sodass ich mich nicht weiterentwickeln kann,“ füge ich hinzu. „Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, merke ich, dass du nicht wie Jule bist. Nichts gegen Jule. Sie ist ein toller Mensch mit vielen guten Eigenschaften. Aber du bist viel offener für Neues als sie. Du passt besser zu mir. Du gehst mit mir barfuß in der Öffentlichkeit oder isst mit mir mit den Händen. Du hörst einfach von einem Tag auf den anderen zu rauchen. Ich denke, du wirst mich in meiner persönlichen Entfaltung nicht einschränken.“, erklärte ich und bekam beinahe einen Orgasmus von ihrer ekstatischen Fußmassage.

Ich fragte sie daraufhin, welche Regeln ich befolgen oder welche Einschränkungen ich hinnehmen müsste, wenn ich eine Beziehung mit ihr eingehe.

„Ich möchte täglich bekocht und massiert werden“, scherzte sie mit einem breiten Grinsen. (War das wirklich ein Scherz? 😅)

„Gut, dann bin ich raus“, antwortete ich, und wir beide mussten daraufhin herzlich lachen.

„Und was ist mit Polyamorie? Ich habe mich schon immer gefragt, ob das die passendere Beziehungsform für mich wäre. Steht uns diese Möglichkeit offen?“, fragte ich, da ich mir noch nicht sicher war, ob sie mir wirklich alle Regeln und Einschränkungen genannt hatte.

„Du sagst mir einfach Bescheid, wenn du mit jemand anderem verkehren willst“, antwortete sie grinsend, „dann kannst du den Ehering abnehmen. Das bleibt unter uns“, scherzte sie.

In einer Beziehung mit Julia besteht die Möglichkeit, dass ich weitere Beziehungen mit anderen Frauen eingehen kann. Ihr ist es wichtig, dass sie von der Person erfährt und sie am liebsten auch kennenlernt.

Das Gespräch war sehr tiefgreifend. Nachdem wir lange geredet hatten, merkten wir, dass wir Hunger bekamen. Julia hatte bereits Kartoffelsuppe vorbereitet, die wir dann zusammen gegessen haben.

„Guten Appetit“, wünschte sie mir, während ich überrascht die flüssige Kartoffelsuppe anschaute, ohne ein Besteck daneben. Suppe essen ohne Besteck

Julia hatte absichtlich kein Besteck mitgebracht, weil sie wollte, dass wir die Suppe einfach ohne essen. Also haben wir sie direkt aus der Schüssel getrunken. Kannst du jetzt verstehen, warum ich Julia so mag? 😄👍

Obwohl ich dachte, dass ich alle Gründe für meine Bindungsangst erkannt und als Irrational abgestempelt habe, verspürte ich trotzdem ein Gefühl der Unsicherheit. Irgendetwas ließ mich noch zögern, die Beziehung mit Julia wirklich zu beginnen.

„Wollen wir Tarotkarten legen?“, schlug sie unerwartet vor.

„Was? Tarot?“, fragte ich überrascht, „Ich wusste gar nicht, dass du Tarotkarten hast. Aber klar!“

Es überraschte mich, denn ich dachte immer, Julia, die ungetaufte Atheistin, würde sich nicht für Esoterik interessieren. Doch da saßen wir nun, bereit, die Karten zu legen.

Es war das zweite Mal, dass ich überhaupt Tarot gemacht habe, und diesmal verlief es anders als bei meiner Schwester.

Julia gab mir die Karten und bat mich, sie selbst zu mischen. Währenddessen sollte ich mit den Karten sprechen und ihnen eine Frage stellen, die mir wichtig ist.

Ich wusste schon, welche Frage ich stellen wollte. Also begann ich, während des Mischens leise mit den Karten zu sprechen und meine Gedanken zu formulieren.

„So, liebe Karten, wie ihr wisst, habe ich eine subtile Angst, mit Julia eine Beziehung einzugehen“, sagte ich, während ich das Kartendeck mischte. Plötzlich fiel eine Karte heraus, als ob das Deck mir sofort etwas sagen wollte. Doch ich steckte die Karte wieder zurück und mischte weiter, konzentrierte mich erneut und sprach weiter. Es fielen immer wieder vereinzelt Karten heraus. Ich mischte weiter.

„Und jetzt sagt es mir: Warum habe ich immernoch Angst, eine Beziehung mit Julia einzugehen?“

Ich zog schließlich drei Karten aus dem Deck. Eine nach der anderen drehte ich um, und Julia las mir die Bedeutung jeder Karte vor. Anhand der Beschreibung habe ich die Karte dann interpretiert. Tarot-Karten eine Frage beantworten lassen

Diese Karten offenbarten mir den tiefsten Grund für mein Zögern, eine Beziehung mit Julia einzugehen – wie ein unsichtbarer Holzsplitter, tief in der Haut verankert, der innerlich Schmerzen bereitete, aber von außen nicht sichtbar war: Ich habe Angst, kein guter Vater zu sein. Ich habe Angst, meine zukünftige Familie nicht versorgen zu können.

Als ich diese Erkenntnis aus den Karten las, spürte ich eine Erleichterung, als hätte ich den Holzsplitter endlich gefunden. Und das Erstaunliche war, dass die Tarotkarten mir auch die Lösung aufzeigten, wie ich diese Angst überwinden, wie ich diesen festsitzenden Splitter herausziehen könnte. Es war so einfach: Ich müsse nur ein stabiles Einkommen aufbauen. Das wars!

Ich saß minutenlang sprachlos da, weil ich nicht erwartet hatte, dass ich den wahren Grund für mein Zögern durch die Tarotkarten herausfinden würde.

Innerlich merkte ich, dass meine Unsicherheit allmählich schwand.

„Wir machen einfach einen Rollentausch, Alexandra. Ich übernehme die Vaterrolle und bringe das Geld nach Hause. Und du wirst eine Mutter sein und dich um den Haushalt kümmern“, scherzte Julia.

Ich war sofort einverstanden. Ich wäre gern in der Frauenrolle. So müsste ich nicht stark sein und nicht dafür sorgen, das Geld ins Haus zu bringen, um die Familie zu versorgen. Auf diese Weise könnte ich als Frau, nachdem ich den Haushalt erledigt und für meinen Mann, Julian, gekocht habe, an meiner persönlichen Weiterentwicklung als Hausfrau arbeiten.

Damit haben wir meine Bindungsangst gelöst. Wir lassen dieses Gespräch einige Tage in Ruhe sacken und entscheiden uns dann, ob wir eine Beziehung eingehen oder weiterhin Freunde bleiben – allerdings ohne Sex. 🥲

Wir sind noch eine Runde spazieren gegangen und haben Händchen gehalten, um scherzhaft zu sehen, wie sich das anfühlen würde, wenn wir zusammen sind. Sie hat mich bis zur Bushaltestelle begleitet.

Während wir warteten, diskutierten wir, wie wir uns verabschieden könnten. Küssen findet sie nicht gut, weil das Küssen etwas Besonderes sein soll. Also haben wir uns einen „coolen“ Abschied ausgedacht: Zuerst klatschen wir die Innenseiten unserer Handflächen mit der einen Hand ab, dann mit der anderen. Danach berühren wir die Fußinnenseiten eines Fußes, gefolgt von dem anderen. Dann klatschen wir unsere Hände gleichzeitig von oben und unten. Anschließend ballen wir unsere Hände zu Fäusten und berühren sie gegenseitig. Am Ende kommt die Umarmung (oder alternativ eine Namaste-Verbeugung). Wir müssen nur darauf achten, uns rechtzeitig zu verabschieden, damit ich während dieses langen Abschiedsrituals den Bus nicht verpasse. 😄

Zu Hause habe ich mir noch Spinat und Petersilie mit Zwiebeln angebraten und dazu ein paar Nüsse hineingestreut. Zum allerersten Mal habe ich aus meiner Holzschüssel gegessen. Aus dem Holzheschirr essen

Was für ein Tag! Die Gespräche mit Julia haben eine therapeutische Wirkung. Nach jedem Gespräch offenbare ich meine innersten Wunden und kann sie heilen. Julia ist so wertvoll!

In diesem Sinne: Bis morgen!