WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Lea die Kunstwissenschaftlerin und die Robustheit der Füße
6. Mai 2024. Ich habe geträumt, dass ich Brötchen kaufe. Ich stand mit Mama an einer Theke voller Brötchen. Da habe ich gesagt, ich nehme noch ein süßes Gebäck für später zum Kaffee mit. Und dann war der Traum vorbei.
Nach dem Frühstück in Borsum habe ich mit dem Gedanken gespielt, wieder nach Hannover zu fahren. Es war warm und ich hatte Lust nach Hannover zu fahren. Ich hatte die Hoffnung, eines Tages beim Kaffeetrinken von einer Göttin angesprochen zu werden, mit der ich schon einmal Kontakt hatte. Wir kommen ins Gespräch und es entwickelt sich die tiefste Freundschaft und Intimität, die man sich vorstellen kann.
Um 11.18 Uhr bin ich in den Bus gestiegen und habe meine Sachen in Borsum gelassen. Als ich aus dem Haus kam, war ich kurz davor umzukehren. Einerseits wollte ich unter die Leute, andererseits wollte ich meine bisherigen Tagebucheinträge auf die Website übertragen. Ich gab meinem Drang nach, unter Menschen zu sein.
Als ich in Hannover ankam, lief ich zum Conti Campus, holte mir einen Kaffee und setzte mich an einen halbschattigen Tisch neben andere Studenten, die gerade zu Mittag aßen. Es war schön, weil die heißen Sonnenstrahlen durch die nicht so dichten Baumkronen etwas abgehalten wurden. Es war ein perfektes Plätzchen auf dem überfüllten Campus, um länger zu sitzen und die Begegnung im Club mit Luisa aufzuschreiben.
Am Tisch rechts vor mir saß Olivia, eine Jurastudentin, mit ihren Freunden. Sie lachten und ab und zu schaute mich der Typ aus der Gruppe an. Ich hatte das Gefühl, dass sie über mich redeten. Aber ich fand das nicht so schlimm. Ich war bis 15 Uhr da. Danach bin ich in die Stadt gegangen, um mein Glück bei den Göttinnen zu versuchen. Diesmal wollte ich es etwas anders machen. Anstatt mich auf das Ergebnis »intimer, langfristiger Kontakt« zu konzentrieren, wollte ich mich auf den Prozess des Kennenlernens konzentrieren. Sozusagen nicht zu denken, wie kann ich einen intimen, langfristigen Kontakt mit der Person erreichen, sondern was kann ich durch das Kennenlernen der Göttin gewinnen? Wie kann ich mich darin verbessern und wie kann ich dadurch das Leben der Göttin bereichern?
Ich habe zwei Brötchen bei NP gekauft. Auf dem Fahrrad ist Leonie, die Bibliothekarin, an mir vorbeigefahren und hat mir mit der Hand gewunken.
Am Bahnhof hat mir ein Mann eine Zigarette angeboten. Manchmal habe ich das Gefühl, das Universum will mich testen, ob ich der Versuchung widerstehen kann. Ich habe es nicht geschafft. Ich rauchte eine mit ihm, während er mir seine Beziehungsprobleme erzählte. Anscheinend sehe ich wirklich wie ein Seelsorger aus. Nach der Zigarette setzte ich mich etwas weiter weg in den Schatten, wo weniger Leute waren, um ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen. Inzwischen hatte ich verstanden, dass innere Ruhe sich nicht nur gut anfühlt, sondern auch ein anziehendes Energiefeld um mich herum erzeugt, das die Menschen in meiner Umgebung anzieht.
Eine junge, blonde Göttin (so nenne ich jetzt alle Frauen) sprach mich von der Seite an.
»Entschuldigung. Hast du vielleicht einen Euro für ein Getränk?«
Ich schaute sie skeptisch an. »Du siehst gar nicht aus wie eine Obdachlose«, scherzte ich.
Sie lachte. »Bin ich auch nicht.«
»Lass mal sehen«, sagte ich und kramte in meiner Hosentasche.
»Ich habe nur 50 Cent.«
»Das geht auch.«
Ich gab ihr das Geldstück und sie bedankte sich.
Ich stand noch eine Weile da und sah mich um. Leider war keine Göttin zu sehen, die mein Herz höher schlagen ließ. Ich fühlte mich etwas erschöpft und beschloss, zu HanoMacke zu gehen, um dort eine Kaffeepause und eine kleine Meditation im Freien zu machen.
Dort war ich bis 17 Uhr. Es war gar nicht so einfach, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ich stellte mir zum Beispiel vor, wie ich auf eine große Göttin springe, die auf dem Sommerfest tanzt, während um uns herum andere Göttinnen jubeln. Trotz des gedanklichen Abschweifens fühlte ich mich danach viel ausgeglichener.
Eigentlich wollte ich mit dem Zug nach Hause fahren, aber beim klaWIR hat mich eine Göttin mit blonden Haaren, die zu einem Dutt gebunden waren, in ihren Bann gezogen. Sie stand an einer Wand mit Fahrplänen. Ich stellte mich daneben und lauschte der Musik, die ein Mann spielte.
»Kannst du auch Klavier spielen?«, fragte ich sie von der Seite.
»Nur mit Noten. Ohne Noten könnte ich es wahrscheinlich nicht. Und du?«
»Leider nicht. Ich wünschte, ich könnte es. Lass mich raten: Wenn du Klavier mit Noten spielen kannst, dann studierst du bestimmt etwas Künstlerisches, oder?«
»Ja. Ich studiere Kulturwissenschaften in Hildesheim. Und was machst du so?«
Wir kamen ins Plaudern, das sich mit tiefgründigen Themen vermischte. Lea hat eine Hand, die ich noch nie gesehen habe: Eine Erdhand.
»Was bedeutet das?«, fragt sie mich neugierig.
»Dass du bodenständig bist. Dass dir Sicherheit wichtiger ist als Risiko. Aber irgendwie kann ich mir das bei dir nicht vorstellen, du scheinst offen zu sein für das Kreative, das Unberechenbare.«
Aber sie fand es richtig, mit der Beschreibung der bodenständigen Hand. Sie sah auf die Uhr. Sie musste mit dem erixx nach Hildesheim. Ich begleitete sie zum Zug und gab ihr meine Handynummer.
»Du kannst mich anrufen oder mir eine SMS schicken. Als Minimalist habe ich kein Whatsapp«.
»Ich schreibe dir eine SMS«, sagte sie. »Tschüss«, winkte sie mir zu.
»Tschüss Lea«, antwortete ich, legte die Handflächen vor der Brust zusammen und verbeugte mich vor Lea.
Um 19 Uhr bin ich in Harsum angekommen und ging dann zu Fuß vier Kilometer bis Borsum, um den Tag Revue passieren zu lassen. Ich habe heute nur Lea angesprochen. Sie war heute die einzige Frau, die mein Herz angesprochen hat. Ich bin sehr dankbar, dass ich Lea begegnen durfte.
Ich bin um 19 Uhr in Harsum ausgestiegen und dann barfuß über den Feldweg nach Borsum gelaufen. Beim Gehen merke ich, was Barfußschuhe nicht trainieren: Die Robustheit der Füße. Meine Füße und Waden sehen dank der Barfußschuhe muskulöser aus, aber wenn ich jetzt auf dem Feldweg laufe, hüpfe ich auf Zehenspitzen wie eine zimperliche Prinzessin. Ich bin froh, dass ich diese Robustheitsübung mache.
Zwei Radfahrer hinter mir unterhielten sich und dann hörte ich: »Guck mal, da ist einer barfuß«. Ich grinste. Früher hätte ich diesen Kommentar als etwas Negatives empfunden. Jetzt sehe ich das anders. Dieser Kommentar ist ein Zeichen dafür, dass ich etwas Ungewöhnliches wage, was sich viele nicht trauen würden. Dieser Kommentar zeigt, dass ich mutig bin und ein Vorreiter für andere sein kann.
Nach dem Schotterweg, als ich auf das rote Pflaster gewechselt habe, fühlte sich das Pflaster wie eine weiche Decke an.
Zu Hause habe ich mir die Füße gewaschen, ein paar vegane Fleischspieße für mich und Mama gebraten, gegessen, Zähne geputzt und mich auf dem Balkon schlafen gelegt. Vorher habe ich natürlich noch die Spinne am Fenster und an der Tür begrüßt.
Als ich mich in meinen Schlafsack gelegt habe, habe ich mit einem Seitenblick etwas bemerkt. Ich drehte den Kopf nach rechts und sah eine dritte große Spinne, die auf Kopfhöhe an der Außenwand des Balkons hochkletterte. Sie war mir deutlich näher, was mich etwas verunsicherte. Ich habe sie einfach ihr Ding machen lassen und sie wird mich auch in Ruhe lassen. Ich bin nicht ihre Beute.
Ich atmete tief die frische Luft ein und fühlte trotz meiner völlig müden Füße pure Zufriedenheit. Das lag sicher auch daran, dass ich heute fast den ganzen Tag keine digitalen Geräte benutzte und den ganzen Tag unter Menschen und auf den Füßen war. Ich habe heute nur Lea kennengelernt. Sie war heute die einzige Göttin, die mir gefallen hat. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihr begegnen durfte, egal ob sie sich bei mir meldet oder nicht.