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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Ich ließ mich von Anna der Schönen blenden

29. November 2023. Als ich aufwachte, war mein erster Gedanke Anna. Ich fühlte eine sehr starke positive Aufregung, sie morgen endlich zu sehen. Ich stellte mir vor, wie wir verliebt Händchen haltend über den Weihnachtsmarkt schlendern würden. Es kribbelte in meinem Bauch, als ich mir das vorstellte.

Ich nahm mein Smartphone und legte ein Bild von ihr auf den Homescreen und den Sperrbildschirm. Ich schrieb ihr: »Eine Guten-Morgen-Schneeflocke fällt auf Annas warme Wange und weckt sie aus ihrem tiefen Schlaf.« Dann dachte ich, ich schreibe ihr, wie ich mich gerade fühle: »Mein Bauch kribbelt. Ich war noch nie so aufgeregt, einen Menschen zu sehen.«

Dann bin ich aufgestanden und habe mich angezogen. Ich zog auch meinen marineblauen Mantel an, den ich schon lange nicht mehr getragen hatte, weil Julien und Mama gestern meinten, er stünde mir verdammt gut und ich solle ihn zum Date anziehen.

Ich machte einen Spaziergang zum NP. Es schneite stark und der Mantel fühlte sich sehr warm an. Nach kurzer Zeit war er ganz mit Schnee bedeckt. Ich dachte: Wenn ich Anna umarme, ist es für sie viel schöner, wenn sie mich mit diesem warmen Mantel umarmt und nicht in der Regenjacke.

Im Supermarkt taute der Schnee schnell wieder auf. Ich kaufe Paprika, Gurken und Tomaten aus biologischem Anbau und ein paar Mandarinen, um Mama dabei zu helfen, eine neue Frühstücksgewohnheit zu etablieren - immer Gemüse und Obst zu essen.

Als ich zurückkam, war Mama schon wach. Ich deckte den Tisch, kochte für sie und mich Lupinenkaffee, legte Weihnachtsmusik auf und wir frühstückten gemeinsam. Wir sprachen nur über positive Dinge, damit Mama ihre Ängste und negativen Gedanken abbauen konnte. Sie fühlte sich sehr glücklich nach dem Frühstück. Danach setzte sie sich an ihre Aufgaben am Laptop für ihre Fortbildung.

Ich dagegen zupfte seit langem meine Augenbrauen, schnitt und feilte meine Fingernägel (die wunderschöne Anna braucht einen wunderschönen Mann). Im Badezimmer fand ich ein Peeling, das ich mich traute, anzuwenden, um mein Hautbild zumindest für ein paar Tage zu verfeinern. Mir war klar, dass es mehr Schein als Sein erzeugte, aber ich wollte so schön und ordentlich wie möglich beim Date mit Anna aussehen.

Nach dem Mittagessen machte ich mich auf den Weg nach Hannover. In Lehrte blieb der Zug plötzlich stehen. Durchsage: »Der Zug fährt nicht weiter, wegen Oberleitungsschaden am Hauptbahnhof«. Es fuhr also kein Zug mehr zum Hauptbahnhof. Ich ging zu den Bushaltestellen, aber auch dort fuhr kein Bus nach Hannover. Ich habe versucht, ein Taxi zu rufen, aber es hat niemand abgenommen. Bei einem anderen Taxiunternehmen sagte man mir, dass es keine Taxis mehr gäbe. Ich dachte nach. Dann suchte ich Friseursalons in der Nähe auf.

Im erstbesten Friseursalon, den ich in der Nähe fand, fragte ich: »Kann man sich hier auch ohne Termin die Haare schneiden lassen?» Eine ältere Frau sagte: »Leider nein, aber der Friseur um die Ecke macht das ohne Termin. Ich ging um die Ecke und sah einen türkischen Friseur, der gerade einem Mann den Bart schnitt. Ich ging hinein und stellte die gleiche Frage. Er bejahte. Ich zog meinen Mantel aus und stellte meinen Rucksack auf die Bank. Eine Minute später war ich an der Reihe. Er machte mir eine Pompadourfrisur mit nicht zu kurzen Seiten und brachte meinen Bart in Ordnung.

Danach ging ich wieder zu den Bushaltestellen und sah einen Bus mit der Aufschrift »Schienenersatzverkehr«, der voll besetzt war.

Ich ging zum Busfahrer und fragte: »Fahren Sie nach Hannover?»

»Ja, steigen Sie ein.«

Was für ein Glück, dachte ich. Ich musste kein Geld für ein Taxi ausgeben und war beim Friseur. Der Bus fuhr sofort los, nachdem ich eingestiegen war. Ich stand vorne beim Busfahrer und schaute während der Fahrt aus dem Fenster. Ab und zu habe ich auf mein Handy geschaut, um das Foto von Anna zu sehen.

Am Braunschweiger Platz ließ der Busfahrer einige Fahrgäste aussteigen. Dort stieg ich auch aus und fuhr mit der Linie 6 bis zum Kröpcke. Von dort aus schlenderte ich über den Weihnachtsmarkt und spielte in Gedanken schon einmal durch, wie das Treffen mit Anna am nächsten Tag ablaufen könnte.

»Hier am Stand gibt es Kakao, das könnte unser erstes warmes Getränk sein und wir könnten uns hier in die ruhige Ecke setzen.«

Dann ging ich weiter. »Oh, ein Pferdekarussell.«

Ich schaute es mir genau an. Da saß ein Pärchen auf einem Doppelsitz in einer Kutsche hinter den Pferden. Ich stellte mir vor, wie ich dort mit Anna sitze, eng beieinander und Händchen haltend. Dann ging ich zu den Toren der riesigen Marktkirche.

In der Nähe war ein Crêpes-Stand. »Hier könnten wir etwas Süßes essen.«

Dann ging ich weiter zum Leibnizufer. Dort war ein Lagerfeuer. »Wenn es morgen da ist, könnten wir hier am Stand Langos essen und das Feuer genießen.«

Dann ging ich weiter. Vorbei am Teestübchen und im Kreis zurück zur Marktkirche. »Ah, Enchilada”, schoss es mir durch den Kopf und ich dachte: »Hier könnten wir unser Date mit einem Cocktail ausklingen lassen«.

Dann spazierte ich zum Bahnhof und fuhr mit der Straßenbahn nach Hause. Vanessa war da. Sie hatte ein paar Umzugskisten in mein Zimmer gestellt, weil sie umzieht und keinen Platz mehr hatte. Der Wintergarten in der Küche war bereits voll mit den Umzugskisten und sie brauchte noch Platz.

Dann bin ich zum Bahnhof gelaufen und mit der Straßenbahn nach Hause gefahren. Vanessa war da. Sie hatte Umzugskisten in mein Zimmer gestellt, weil sie umzieht und keinen Platz mehr hatte. Der Wintergarten in der Küche war schon voll mit Kisten und sie brauchte noch Platz.

Ich wusch mir kurz die Haare und den Bart, legte Weihnachtsmusik von Michael Bublé auf. Dann hörte ich Liebeslieder und dachte an Anna. Ich freute mich schon so sehr auf das Date mit ihr morgen.

Als ich »Love of my Life« von Queen hörte, schaute ich auf mein Handy. Eine Nachricht von Anna:

»Hey Alexander! Es tut mir leid, dass es so kurzfristig ist,« eine Träne fiel auf das Display, »aber ich habe im Moment einfach nicht die zeitlichen oder emotionalen Kapazitäten, um mich mit dir zu treffen. Ich möchte das Treffen aber auch nicht verschieben, weil ich das Gefühl habe, dass wir nicht zusammenpassen. Trotzdem alles Gute!«

Ich ging nach draußen, weil ich nicht wollte, dass meine Mitbewohnerinnen mithören, was ich Anna als Sprachnachricht schicken wollte. Vor dem Basketballplatz vor der Tür habe ich ihr eine Sprachnachricht geschickt und geweint.

Zu Hause habe ich mich dann beruhigt, bin zu mir gekommen und habe die letzte Nachricht an Anna geschrieben:

»Ich habe rational nachgedacht. Ich habe mich von deinem Aussehen blenden lassen und mich zu tief emotional in dich verliebt. Ich habe etwas in dich hineinprojiziert, was du nicht bist. Es war dumm von mir, meine Zeit, meine Gedanken und mein Herz an eine Frau zu verschwenden, die mich nur durch ihr Aussehen begeistert hat. Ich war sogar so dumm, dein Bild auf meinen Sperrbildschirm zu stellen und meiner Familie von dir zu erzählen. Egal. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen. Ich werde mich heute Nacht ausheulen und ab morgen bist du nur noch ein Gespenst in meinem Tagebuch. Viel Spaß beim Rumba tanzen!«

Ich schaltete mein Handy aus. Ich machte das Lied »Bonnie Tyler - Total Eclipse of the Heart« an, ein Lieblingslied von Jule, und heulte mich aus. Dann machte ich »Darth Vader Theme« an. Ich fühlte Wut auf mich selbst wegen meiner Anhänglichkeit, Wut auf Anna und auf Frauen im Allgemeinen.


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Dieses Tagebuch spiegelt meine persönlichen Gedanken, Gefühle und Erlebnisse wider. Die hier beschriebenen Situationen und Personen basieren auf meinen subjektiven Wahrnehmungen. Um die Privatsphäre aller Beteiligten zu schützen, verwende ich Pseudonyme und verändere oder anonymisiere bestimmte Details. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und unbeabsichtigt. Mein Ziel ist es, meine eigenen Erfahrungen zu reflektieren, ohne die Privatsphäre oder den Ruf anderer zu beeinträchtigen. Sollte sich jemand in meinen Schilderungen wiedererkennen und damit unwohl fühlen, bitte ich um direkte Kontaktaufnahme, damit wir die Situation gemeinsam besprechen können. alexander@fufaev.org

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