Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

29. Oktober 2023: Achseln nur mit Wasser waschen, das Leben ohne Uhrzeit, Luisa von der Fuchsmühle und das zauberhafte Amulett

29. Oktober 2023. Ich war gestern bis 1 Uhr wach und habe mir einen Amateur-Dokumentarfilm über ein Ehepaar angesehen, das 19.000 km mit dem Fahrrad durch die Welt gefahren ist. Das hat mich fasziniert. Und dass sie gastfreundliche Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen getroffen haben. Die Doku hat mir noch einmal klar gemacht, dass die Menschen im Herzen gut sind.

Ich bin um 10 Uhr aufgewacht und als ich in den Spiegel sah, bemerkte ich sehr starke Augenringe und einen leichten weißen Belag auf der Zunge. Die Augenringe rührten wahrscheinlich daher, dass ich gestern bis spät in die Nacht wachgeblieben war und der weiße Belag vom späten Essen. Ich war auch leicht melancholisch oder energielos. Deshalb stellte ich mich kurz unter die kalte Dusche und bekam sofort einen Energieschub gepaart mit Glücksgefühlen.

Ich roch unter meinen Achseln. Sie stanken. Ich wusch sie mit der Brause und kaltem Wasser ab. Der Geruch war immer noch da. Also trocknete ich mich außerhalb der Achseln ab. Und wollte am Waschbecken zur Handseife greifen. Aber dann kam mir eine Idee: Wie wäre es, wenn ich erst einmal versuche, die Achseln nur mit lauwarmem Wasser zu waschen?

Ich machte meine Hand mit lauwarmem Wasser nass und rieb sie in der rechten Achselhöhle, dann wusch ich die Hand ab und machte das Ganze noch einmal. Es roch immer noch, aber weniger. Also wiederholte ich den Vorgang. Nach vier Durchgängen war meine Achsel geruchsfrei. Es hatte funktioniert, den Achselgeruch nur mit reinem Wasser zu neutralisieren.

Also beschloss ich, ab heute ein Experiment zu starten und meine Achseln nicht mehr mit Seife, sondern nur noch mit Wasser zu waschen. Vielleicht würde diese Gewohnheit mein Mikrobiom unter den Achseln wieder ins Gleichgewicht bringen und die Achseln würden mit der Zeit nicht mehr so stark riechen.

Ich habe heute nichts Produktives gemacht. Mama hat für ihre Ausbildung gelernt und ich habe das YouTube-Video »Zukunft in der Land-WG« gesehen, wo die Leute alles geteilt haben, von der Kleidung bis zum Einkommen. Jeder hat so viel beigetragen, wie er konnte.

Die Land-WG heißt Fuchsmühle. Ich habe mich einfach in Luisa verliebt, als ich das Video gesehen habe. Wie sie die Nase rümpft - zuckersüß. Ich konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Ihr tiefer, fast göttlicher Blick ging mir nicht mehr aus dem Kopf und hat sich in mein Herz und meinen Kopf eingebrannt. Wie sie bei einem Interview neben Robin stand und ihn ansah. So möchte ich von einer Frau angesehen werden.

Ich fantasierte: So eine Gemeinschaft könnte ich mir auch vorstellen. Aber man könnte es noch viel optimieren und sich viel Arbeit in so einer Gemeinschaft ersparen, wenn dort nur extreme Minimalisten leben würden. In dieser Gemeinschaft würden dann philosophische Diskussionen stattfinden und geniale Ideen entstehen, die die Welt voranbringen. Hier würden Buchautoren und Wissenschaftler als extreme Minimalisten leben.

Mamas Kleiderschrank wurde heute abgeholt. Sie zieht auf eine Kleiderstange um.

Kurz bevor ich um 18 Uhr mit der S4 von Hildesheim nach Hause fuhr, saß ich am Laptop und stieß auf einen Youtube-Vorschlag: »Leben ohne Uhr«. Das wollte ich auch ausprobieren.

Ich habe mir überlegt, ohne Uhr zu leben: Ein Vogel kommt nie zu früh oder zu spät, eine Blume hat keine Deadline, ein Hund schaut nicht auf die Uhr und dem Elefanten ist es egal, wie alt er ist.

Wie oft habe ich den Satz »Ich habe keine Zeit« gehört. Dabei hat jeder gleich viel Zeit. Und ich habe viel davon. Also müssen die anderen auch viel davon haben.

Ich habe mir vorgenommen, morgen zu zählen, wie oft ich am Tag auf die Uhr schaue.

Ich habe auch gelesen, wie man eine innere Stoppuhr trainieren kann. Dazu muss man sein eigenes Sekundenzählen mit der echten Uhr kalibrieren und etwas üben.

Dazu zähle ich mit meinem Gefühl für Sekundenschritte bis 60. Dann schaue ich auf der Stoppuhr nach, wie viel Zeit tatsächlich vergangen ist. Zeigt die Stoppuhr mehr als 60 Sekunden an, muss ich schneller zählen. Zeigt sie weniger als 60 Sekunden an, muss ich langsamer zählen. Nach einigen Übungen sollte ich ein Gefühl für die Dauer einer Sekunde bekommen haben und somit eine genaue innere Stoppuhr haben, ohne technische Hilfsmittel.

In Laatzen setzte sich eine brünette Frau, wahrscheinlich Mitte 40, mir gegenüber auf den Vierersitz. Sie sah sehr sexy aus, mit ihren engen blauen Jeans und den übereinandergeschlagenen Beinen, so nah bei mir, dass ich mich irgendwie angezogen fühlte. Sie las gerade etwas auf ihrem Handy, das sie, wie es sich für Leute über 40 gehört, mit einer aufklappbaren Hülle trug. Ich saß an meinem Laptop und sah sie ab und zu an. Sie hatte ein silbernes, ringförmiges Amulett um den Hals, das meine Aufmerksamkeit erregte.

Ich bin am Hauptbahnhof in Hannover ausgestiegen und zu den Bussen gegangen, weil die Straßenbahnen wegen der Baustelle nicht in meine Richtung fuhren.

Im Bus stand ich am Fenster und schaute in den Himmel, denn dort war ein Vollmond zu sehen, der sich zwischen den Wolken abzeichnete. Irgendwie musste ich immer an dieses Amulett denken. Es zog mich irgendwie an. Als ich dann am Vahrendwalder Platz ausstieg und die Straße überquerte, sah ich auf der anderen Straßenseite eine Frau stehen. Um ihren Hals hing eine glänzende Kette, aber ich wusste nicht, ob es dieselbe Frau war, denn im Dunkeln war es nicht so leicht zu erkennen. Ich ging an ihr vorbei und erkannte, dass es tatsächlich dasselbe Amulett war. Ich ging weiter. Doch plötzlich überkam mich der Wunsch, zurückzugehen und sie anzusprechen. Und das tat ich.

»Hey«, sagte ich, als ich vor ihr stand.

»Hallo.«

»Wir haben uns gerade getroffen, oder?«, fragte ich.

»Nein, ich glaube nicht.«

»Deine Kette hat mich irgendwie angezogen. Wir saßen uns im Zug gegenüber.«

»Ach, du bist der mit dem Laptop.«

»Ja, genau. Bist du eine Zauberin?«, fragte ich sie.

»Nein, wie kommst du denn darauf?«, lachte sie.

»Na, wegen des Amuletts. Es hat mich irgendwie verzaubert, so wie der Ring im Herrn der Ringe.«

»Ach, es ist ein keltisches Amulett, ich habe es mir mal im Urlaub gekauft. Ich glaube nicht, dass es magisch ist.«

»Es hat mich trotzdem angezogen. Wohnst du hier?«

»Nein. Ich komme aus Laatzen und warte hier auf einen Freund, mit dem ich zu einem Konzert gehe. Und du?«

»Ich wohne hier. Und wie heißt du?«

»Steffi. Und du?«

»Alexander.« Ich sah sie kurz an.

»Hast du Lust, dich demnächst mit mir auf einen Kaffee zu treffen?«

»Oh, das ist süß. Aber ich bin verheiratet.«

»Ach so. Na dann, viel Spaß beim Konzert. Und wer weiß, vielleicht verzaubert das Amulett auch deinen Freund.«

Sie lachte.

»Tschüss, Steffi«, sagte ich und winkte ihr zu.

»Tschüss, Alexander«, winkte sie zurück und lächelte.

Zu Hause war niemand. In der Küche trug ich in die Tabelle ein, wann ich Zeit für das WG-Casting habe. Ich schrieb »Ich habe immer Zeit«.

Dann wusch ich meine Socken und die Unterhose, die ich gerade anhatte. Ich roch daran und stellte fest, dass sie kaum noch rochen, obwohl ich sie schon seit vier Tagen anhatte. Entweder wird der Geruch durch das Waschen und nicht durch das Abwischen des Afters vermindert, oder es liegt daran, dass ich meinen Intimbereich nur noch mit Wasser wasche. Ich glaube aber, dass beide Gewohnheiten dazu beitragen, dass meine Unterwäsche länger sauber und geruchsfrei bleibt.

Dann habe ich geübt, wie man die innere Stoppuhr genau benutzt. Ich zählte auf Russisch, weil es mir leichter fiel als auf Deutsch, mit den verdrehten Zahlen zu zählen (aber auch zu rechnen), wie eins und vierzig und nicht vierzig und eins. Beim ersten Mal zählte ich 7 Sekunden zu langsam.

Beim zweiten Versuch schaute ich beim Zählen auf die Stoppuhr. Dann habe ich es noch einmal versucht, ohne auf die Stoppuhr zu schauen. Ich war 3 Sekunden zu schnell.

Dritter Versuch: Ich stellte mir die Stoppuhr und ihre Zahlen vor. Ich zählte mit und war 3 Sekunden zu schnell.

Ich versuchte es noch einmal: Ich schaute bei Sekunde 10 auf die Stoppuhr und merkte, dass ich bei den ersten 10 Sekunden bereits zu schnell war. Ich schaute wieder auf die Stoppuhr und zählte bis 10. Ich bemerkte, dass es im Russischen besser ist, die Zahl bis 10 zweimal zu sagen, um im gleichen Rhythmus zu sein wie ab der Zahl 11.


Learning: Es ist möglich sich eine innere Stoppuhr anzutrainieren, um nicht mehr auf die richtige Stoppuhr angewiesen zu sein.

Mikroveränderung: Meine Achseln wasche ich meistens nur mit Wasser.