Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

28. April 2024: Sehnsucht, Einsamkeit und Verliebtheit zugleich

28. April 2024. Als ich heute Morgen um 8 Uhr aufwachte, lag ich noch im Bett und träumte von Elisabeth. Ich weiß nicht, warum ich diesen Traum hatte, aber ich stellte mir vor, wie wir zusammen in Maras Bett aufwachen. Wir haben wunderbaren, zärtlichen Sex.

Während ich mir das vorstelle, kribbelt es in meinem Bauch. Ich bin ein bisschen verknallt in Elisabeth. Ich hole meinen Laptop und checke meine Mails. Posteingang leer. Weder Elisabeth noch Sarah haben mir geschrieben. Heute ist der schönste Tag meines Lebens, dachte ich wieder, aber mit weniger Überzeugung wie gestern. Das lag an der fehlenden Sonne.

Es war bewölkt und ab und zu kam die Sonne durch. Heute soll es bis zu 19 Grad warm werden. Ich bin im Welfengarten spazieren gegangen. Es war still. Es roch nach Lavendel und nach Morgenfrische. Die Vögel zwitscherten. Mitten auf der Wiese lag ein Schlafsack, in dem jemand schlief. Danke für die Inspiration, dachte ich. Ich setzte mich auf eine Bank und las ein Kapitel aus dem Handlesebuch und erfuhr, dass die Übereinstimmung zwischen dem tatsächlichen Sternzeichen und dem der Hand zugeordneten Sternzeichen (Feuer-, Luft-, Erd- oder Wasserhand) nicht unbedingt gegeben sein muss. Wenn aber eine Übereinstimmung besteht, dann können die dem jeweiligen Element zugeordneten Charaktereigenschaften in der Person tatsächlich stark ausgeprägt sein.

Es war nicht zu kalt und nicht zu warm. Das perfekte Wetter für mein Longshirt. Ich saß eine Weile auf der Bank und blickte auf das Welfenschloss vor mir. Ich spürte ein Gefühl der Verliebtheit, vermischt mit Sehnsucht. Derselbe Hormoncocktail wie damals bei Mara, als ich von ihr nach Hause kam. Das Kribbeln ist schön. Die Sehnsucht dagegen ist eher unangenehm. Aber auch dieses Gefühl akzeptiere ich. Ich glaube, es kommt von meiner unbewussten Angst, dass Elisabeth sich nicht meldet. Vielleicht kommt die Angst von der Erfahrung damals, als ich eine schöne Zeit mit Mara hatte und wusste, dass Jule aus England bald zurückkommen wird und die Zeit mit Mara zu Ende ist.

Danach bin ich durch die Stadt geschlendert. Ich liebe Sonntagsmorgenspaziergänge in der Stadt. Auf meiner üblichen Route ist es immer so ruhig und leer. An der Ampel habe ich eine brünette Jurastudentin getroffen, die auch am Wochenende immer in der Bibliothek ist. Eigentlich wollte ich noch eine Runde um den Bahnhof drehen und schauen, ob ich jemanden kennenlerne, um diesen Cocktail aus Verliebtheit und Sehnsucht zu betäuben. Aber dann habe ich mich dagegen entschieden und das Gefühl einfach da sein lassen. Mir fehlte auch an Motivation. Ich wollte Elisabeth in dem Moment. Nur Elisabeth.

Stattdessen bin ich ins Coffee Time hinter der Oper gegangen. Auch hier war es leer und ruhig. Nur eine Gruppe älterer Leute saß an einem Tisch, unterhielt sich auf Ukrainisch und im Hintergrund lief leise Musik. Ich gönne mir einen koffeinfreien Latte mit Hafermilch. Kurzer Email-Check. Noch keine Email von Elisabeth.

Danach habe ich mir noch einen Falafel-Döner zum Mittag gegönnt und bin dann Richtung Maschsee gelaufen, wo ich dann an der Ihme entlang bis zur Leibniz Universität gelaufen bin. Leider konnte ich nicht weiter laufen. Meine Fußsohlen taten weh. Es war zu viel Reibung. Ich machte eine Pause auf einer Bank und schloss die Augen. Ich fühlte eine Mischung aus Traurigkeit, Einsamkeit und Verliebtheit. Ich hatte überhaupt keine Motivation mehr, Frauen zu treffen. Wenn ich an Frauen dachte, dann nur an Elisabeth.

Von dort bin ich wieder in die Innenstadt gelaufen. Habe mir noch Chips geholt. Um 16 Uhr war ich wieder zu Hause. Lara stand vor der Wohnungstür und hat telefoniert. Als sie mich gesehen hat, hat sie aufgehört zu telefonieren und hat die Wohnungstür aufgemacht. »Na«, sagte ich etwas unmotiviert. Sie schien genervt oder schlecht gelaunt zu sein. Jedenfalls reagierte sie nicht.

Emails gecheckt. Keine Email von Elisabeth.

Ich habe mir ein Video angeschaut, wie man Gott annimmt, zu Gott spricht. Kurz vor Downtime schaute ich mir das Video was Jesus auf die Frage »Wer ist im Himmelsreich der Größte?« antwortet. Jesus geht zu einem Kind und sagt »Wer so klein und demütig sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelsreich der größte«. Er nahm ihn auf den Schoss. »Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf«. Dieser Satz hat mich ins Nachdenken gebracht. Elisabeth hat ein Kind. Ist es ein Zeichen?

Ich checkte nochmal die Emails.

»Hallo Sascha, sorry, dass ich jetzt erst schreibe.«, ich las die langersehnte Email von Elisabeth und mir war klar nach dem Sorry, dass es eine enttäuschende Nachricht sein wird, »Ich fand unsere Begegnung gestern echt erfrischend und schön! Momentan hab ich aber irgendwie keine Kapazitäten, um mich auf neue Leute einzulassen. Bitte nicht falsch verstehen, du scheinst ein super netter Typ zu sein. Ich hoffe, du findest bald die Veganerin deiner Träume!«

Ich habe Liebeskummer in mir gespürt. Und diese Standardfloskel »keine Kapazität zu haben« hat mich verunsichert. Ich googelte dazu und fand heraus, dass es an der Bindungsangst liegen könnte.

Ich schrieb eine Antwort: »Ich habe gestern von dir geträumt und dachte, es sei ein Zeichen des Universums (oder Gottes?), dass du meine Seelenverwandte bist. Ich habe auch eine leichte Sehnsucht nach dir verspürt. Das hatte ich schon lange nicht mehr, obwohl ich relativ viele Frauen anspreche. Deine Art, deine Offenheit gegenüber Spiritualität, aber auch der Sinn für Nachhaltigkeit haben mich begeistert. Du bist wie ein Diamant unter den Frauen, denen ich bis jetzt begegnet bin. Bin etwas traurig, dass du dich umentschieden hast. Aber das Universum hat mir schon deine Antwort viel früher geschickt. Das habe ich gespürt. Wenn du noch nicht bereit bist, dein Herz zu öffnen, dann kann ich das verstehen. Du kannst dir so viel Zeit lassen wie du brauchst. Ich wäre so gern mit dir einfach nur befreundet. Aber ich denke, das könnte ich nicht. Ich würde mich schnell in dich verlieben.«

Auch in dieser Nacht konnte ich nicht einschlafen. Das lag zum Teil an Elisabeth und zum Teil an der Wärme im Schlafsack und der Kälte draußen. Ich schloss meine Augen und flüsterte zu Gott: »Wird Elisabeth...« Bevor ich meine Frage zu Ende formulieren konnte, sagte die innere Stimme »Ja«. »Wird Elisabeth mir nochmals schreiben?« habe ich gefragt. »Gehören wir zusammen?« war meine nächste Frage. »Ja, ja ja, jein, ja ja«, ploppten als Bilder und Stimmen in meinem Kopf auf.