Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

27. August 2023: Sich nur mit Wasser reinigen. Keine Sonnenbrille und keine Batterien mehr.

27. August 2023. Beim Frühstück mit Mama, Dascha und Tobi erzählte ich, dass ich kein Klopapier mehr benutzte. Die drei reagierten sehr überrascht und dachten erst mal, dass es mal wieder eine Spinnerei von mir war.

»Ist es nicht eklig mit der Hand seinen Anus sauberzumachen?«, fragte Tobi am Tisch.

»Am Anfang war es ungewohnt und fühlte sich eklig an«, antwortete ich. »Aber mittlerweile finde ich es ekliger mit dem Klopapier die Kacke wegzuwischen«, erklärte ich und dachte dabei an die Bibliothekstoilette, wo ich gezwungen war, immer noch Toilettenpapier zu benutzen.

»Saschul, so findest du nie eine Frau«, kommentierte Mama.

»Ach bestimmt. Sie wird dann wahrscheinlich genauso verrückt sein wie ich«, erwiderte ich.

»Mit welcher Hand wäschst du dich da unten ab?«, fragte Dascha.

Ich stand auf und stellte die Situation pantomimisch nach.

»Mit der linken Hand«, antwortete ich und setzte mich wieder zurück an den Tisch. »Aber Tobi, eine Gegenfrage!«

Tobi schaute mich an. »Ja?«

»Ist es nicht genauso eklig mit der Hand in der Nase zu bohren? Oder seinen Intimbereich mit den Händen sauber zu machen?«, fragte ich ihn.

»Oder seinen Penis in der Hand beim Pinkeln zu halten«, fügte Dascha hinzu und lachte.

»Ja, stimmt hast du Recht. Ist wohl eine Gewohnheitssache«, stimmte Tobi zu, wobei ich an seinem Gesichtsausdruck sehen konnte, dass er immer noch skeptisch war.

»Und was ich noch bemerkt habe: die Unterhose bleibt länger frisch!«, warf ich noch Argument in den Raum.

»Aha! Schnüffelst du an deiner Unterhose rum?«, scherzte Tobi.

»Natürlich! Aber nur als ein Experiment!«, grinste ich.

Nach dem Frühstück nahmen mich Dascha und Tobi mit nach Hildesheim. Von da fuhr ich mit dem Zug nach Hause. Unterwegs stieg ich beim Rumgoogeln über Hygiene auf einen jungen Arzt namens James Hamblin, der seit fünf Jahren nicht geduscht hatte. Seine Haut sah jung und gesund aus, und laut den Aussagen seiner Freunde roch er zwar nicht nach Lavendel oder Zitrone, aber er roch einfach nach Mensch. Dieser Arzt faszinierte mich und bewog mich dazu, heute nach dem Bouldern ein Experiment zu starten, komplett ohne Seife zu duschen.

Zu Hause in Hannover roch es nach Schokolade. Lina backte einen Schokokuchen für ihre Freunde. Wir wollten erst am Abend zum Bouldern, weshalb ich nach dem Müllrausbringen Zeit in meinem Zimmer verbrachte. Dort warf ich einen Blick in mein kleines Tragetäschchen, das damals meine pinke Schachtel ersetzte, weil es universell einsetzbarer war. Dort entdeckte ich meine Knirschspange, die ich nie trug und auch nicht vor hatte jemals zu tragen. »Die Stresszeit ist vorbei«, dachte ich und entsorgte die Spange. Ich holte auch mein Akku-Ladegerät, indem noch zwei Akku-Batterien steckten. Ich schaute mich im Zimmer um. Die Maus war nicht mehr da, und es gab auch sonst nichts mehr, wofür ich diesen Akku und die Batterien verwenden könnte. »Dich brauche ich auch nicht«, flüsterte ich und legte das Ladegerät samt Batterien in die Ecke, um es beim nächsten Mal nach Borsum zu bringen.

Dann war da noch eine coole Sonnenbrille mit runden Gläsern, die ich auch nie trug, aber hoffte sie eines Tages tragen zu können, wenn ich irgendwann mal nicht mehr kurzsichtig sein sollte. Ich legte sie vorerst zurück ins Täschchen. »Hmm. Kein Tier der Welt trägt eine Brille. Vielleicht brauche ich sie auch nicht«, dachte ich. Ich setzte mich ans Laptop und recherchierte, ob eine Sonnenbrille irgendwelche gesundheitlichen Auswirkungen hatte. Dabei stieß ich auf den Begriff der »zirkadianen Rhythmik«, eine biologische Uhr im menschlichen Gehirn, die dem Schlaf-Wach-Rhythmus und dem Stoffwechsel den Takt vorgibt. Die Synchronisation dieser Uhr geschieht durch das Sonnenlicht und zwar nur durch das, welches auf das Auge fällt. »Wenn ich also eine Sonnenbrille trage, dann störe ich meine innere Uhr«, schlussfolgerte ich und beschloss die Sonnenbrille zu verschenken.

Im Täschchen fand sich auch mein Organspendeausweis. »Eigentlich sollte ich ihn immer bei mir tragen«, dachte ich. Doch dann zögerte ich nicht lange und zerriss ihn. Ich wollte die aktuelle gesetzliche Regelung nicht mehr unterstützen. Ich wünschte mir eine Regierung, die die Organspende mit Widerspruchsbelehrung einführen würde, sodass ich automatisch als Organspender gelten würde, es sei denn, ich hätte aktiv Widerspruch eingelegt.

Als ich mein Fahrradschlüssel aus dem Täschchen anschaute, fiel mir auf, dass dieser ein überschüssiges Schlüsselring aufwies. Ich entfernte diesen und tat dies auch mit meinem Hausschlüssel. Beim Anschauen meiner Bankkarte beschloss ich nicht mehr mit dem Smartphone zu bezahlen, sondern ausschließlich mit der Bankkarte. Damit werde ich nicht auf den Akkustand meines Smartphones angewiesen sein und gerate nicht in Versuchung nach dem Bezahlen doch noch kurz die Bumble-App zu öffnen. Meine digitale Bankkarte in Apple Pay entfernte ich und deaktivierte die App.

Am Abend ging ich dann etwa zwei Kilometer zu Fuß mit Lina zur Boulderhalle. Unterwegs erzählte sie mir von ihren Zehensocken und wie gut sie für die natürliche Zehenstellung waren. »Ein gesundheitlicher Vorteil, den ich noch nicht in mein Leben integriert habe«, spielte ich mit dem Gedanken auch auf Zehensocken umzusteigen.

In der Boulderhalle trafen wir noch die Arbeitskollegen von Lina, die auch schon etwas fortgeschrittener waren. Nach einer kurzen Anleitung kletterte ich los. Ich kletterte so lange, bis meine Unterarme komplett taub waren. Es hatte so viel Spaß gemacht, dass ich mir vornahm, öfter die Boulderhalle zu besuchen.


Mikroveränderungen:
  1. Ich habe mich dazu entschieden, mich ausschließlich mit Wasser zu duschen, auch im Intimbereich und unter den Achseln. Nur in seltenen Fällen wird Seife, Duschgel oder Shampoo benutzt (aber nicht gekauft, nur ausgeliehen).
  2. Ich besitze keine Batterien und kein Akku-Ladegerät mehr, da ich keine Geräte mehr habe, die Batterien benötigen.
  3. Ich besitze keine Knirschspange mehr, da mein Leben mittlerweile sehr stressarm ist, und ich nicht mehr dazu neige, zu knirschen.
  4. Ich besitze keine Sonnenbrille, da mich das Sonnenlicht nicht stört. Das Tragen einer Sonnenbrille reduziert die natürliche Lichtexposition der Augen um ein Vielfaches und beeinflusst somit negativ die circadiane Rhythmik des Körpers. Das führt zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen, insbesondere zu schlechtem Schlaf.
  5. Ich habe überschüssige Schlüsselringe entfernt.
  6. Ich bezahle nicht mehr mit dem Smartphone, sondern mit der Bankkarte. Damit reduziere ich noch weiter die Zeit am Smartphone. Die Daten der Bankkarte in Apple Pay habe ich entfernt.