Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

27. Mai 2024: Regen gegen Haarausfall. Barfuß über die Glasscherben sprinten.

27. Mai 2024. Ich wache gegen 9 Uhr auf dem Sofa auf. Das Schlafen auf dem Sofa in Borsum versetzt mich manchmal in mein altes Ich. Ich fühle mich wie mein früheres Ich und denke über mein neues Ich nach: Habe ich das wirklich alles gemacht? Kaum etwas besitzen? Draußen im Schlafsack zu schlafen? Barfuß durch die Stadt laufen und Götinnen ansprechen? Handlesen? Ich als Physiker? Für einen kurzen Moment konnte ich nicht glauben, dass ich mich so verändert hatte. Aber als ich aufstand, kam mein neues Ich zum Vorschein, und ich spürte, dass es gut war.

Ich hatte auch Kopfschmerzen, vor allem hinter dem rechten Ohr. Der Kaffeeentzug dauert normalerweise etwa zwei Wochen. Gestern habe ich ihn aus Versehen mit einem Paulaner Spezi etwas verlängert. Da muss ich durch. Heute wird auch kein Kaffee getrunken, lieber Verstand.

Mama kam heute früh von Julien zurück. Sie hat sich schlafen gelegt. Während sie geschlafen hat, habe ich den Frühstückstisch gedeckt. Wir wollten zusammen frühstücken. Als sie später aufgestanden ist, hatten wir seit langem mal wieder ein positives und tiefes Gespräch beim Frühstück.

Meine Mutter machte sich viele Sorgen um mich. Sie hat Angst, dass ich niemanden finde, weil ich die gesellschaftlichen Normen so weit überschritten habe. Sie möchte nicht, dass ich einsam bin.

Ich habe ihr gesagt, dass ich durch das Überschreiten der Normen sogar mehr Kontakt zu anderen Menschen bekomme. Sie nehmen mich mehr wahr und kommen mehr mit mir in Kontakt. Natürlich gibt es auch Menschen, die allem, was anders ist, feindselig gegenüberstehen, aber bis jetzt habe ich in dieser Hinsicht nichts Negatives erlebt.

Eine andere Befürchtung, die sie hat, ist, dass es deprimierend ist, in einem leeren Zimmer zu sein (sie meint mein WG-Zimmer). Da gebe ich ihr Recht. In einem leeren Raum ohne Ablenkungen zu sein, ist wie ein Reflexionsraum, der mir meine Innenwelt an den Wänden zurückspiegelt. Ich bin gezwungen, mich mit mir und meiner Innenwelt zu beschäftigen. Das ist in der Tat manchmal schmerzhaft. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich nicht gerne in meinem Zimmer aufhalte und lieber in die Natur oder unter Menschen gehe. Die extreme materielle Entgiftung hat mich von einem Stubenhocker zu einem Menschen gemacht, der gerne draußen ist. Alexander Fufaev an der Haltestelle Borsum / Kirche

Ich bin mit dem Bus um 11.18 Uhr nach Hannover gefahren. Ich steige ein. Ein dunkelhäutiger junger Busfahrer mit Cappy: »Das tut gut. Das kenne ich«, sagt er grinsend und zeigt auf meine Füße.

»Ja, das ist die schönste Erfahrung für die Füße«, stimme ich lächelnd zu.

In Hannover angekommen, fahre ich kurz nach Hause, um meine Schuhe zu holen. Vielleicht habe ich heute noch eine WG-Besichtigung in einer 3er-WG. Ich will mir ja nicht in der WG die Füße waschen, wenn ich mit schmutzigen Füßen nicht rein darf.

Auf dem Weg zum Campus entdeckte ich den Bus hinter mir. Die nächste Haltestelle war nicht weit. Also bin ich zum ersten Mal barfuß gesprintet und dann auch noch über eine zerbrochene Glasflasche. Ich war genauso schnell wie der Radfahrer auf dem Radweg links von mir. Ich erreichte den Bus. Im Bus merkte ich, dass das Sprinten die nackten Füße irgendwie unempfindlicher macht und man mit einer Leichtigkeit läuft, die man sich gar nicht vorstellen kann.

Auf dem Campus war es sehr voll und diesmal war es unter den Bäumen sehr angenehm, weil kein Wind wehte. Ich habe mir eine Fritz-Limo geholt. Auf dem Weg zurück zum Tisch ist einem Studenten sein Semesterticket aus der Tasche gefallen. Ich hebe es auf, hole ihn ein und tippe ihm von hinten auf die Schulter. Ich reiche ihm mein Ticket.

»Oh, danke, mein Lieber.«

»Gern geschehen«, berühre ich seine Schulter.

Inzwischen merke ich, dass mir der Körperkontakt mit fremden Männern leichter fällt. Alexander Fufaev in der HanoMacke auf dem Sofa, barfuß

Es hat angefangen zu regnen. Ich setzte mich auf das Sofa in der HanoMacke. Dort habe ich mein Tagebuch weitergeschrieben.

Gegen 15 Uhr bin ich dann in die Innenstadt gefahren. Eine SMS von Lis von der Taubenrettung. Sie hat mir vorgeschlagen, am kommenden Donnerstagabend zum Eiertausch zu kommen. Ich habe zugesagt.

Auf dem Weg zum Kröpcke sprach mich ein Mann vom WWF an.

»Ich glaube, du bist mehr mit der Natur verbunden als ich.«

»Ja, mehr erdverbunden«, scherzte ich und zeigte auf meinen Fuß.

Er lachte. Ich ging weiter.

Am Kröpcke hielt die Linkspartei eine Rede. Es ging anscheinend um die Erhöhung des Mindestlohns. Nachdem ich kurz zugehört hatte, ging ich zu Hugendubel. Vorher habe ich noch kurz mit Anna das Handlesen geübt. Sie stand in der spirituellen Abteilung. Ich sprach sie an. Sie war offen und gab mir ihre Hand.

Da war etwas, was ich noch nie gesehen hatte: Eine Lebenslinie, die auf der passiven Hand stark ausgeprägt war, aber auf der aktiven Hand überhaupt nicht.

»Du scheinst Schwierigkeiten zu haben, den Alltag zu bewältigen. Wahrscheinlich hast du viel Stress.«

»Ja, die Ausbildung stresst mich«, antwortete sie.

»Pass auf, dass du keinen Burnout bekommst. Und schau, ob du einen Mineralstoffmangel hast. Die Lebenslinie sagt auch etwas über den Zustand des Darms aus.«

Im Hugendubel holte ich mir »Vegan Dark Chocolate« und setzte mich an den Tisch neben eine junge Göttin mit Laptop. Draußen fing ein Regenschauer an.

Mittlerweile fühle ich mich im Hugendubel wohler als in meiner WG. Hier gibt es alles, was mein Herz begehrt. Bücher, ein gemütliches Café und bücherliebende Götinnen.

Nach der heißen Schokolade setzte ich mich auf das rote Sofa und las weiter.

»Barfuuuuuß«, sagt ein kleines Kind, das mit seinem Papa an mir vorbeigeht.

»Es ist auch warm«, sagte der Papa und sie gingen weiter. Alexander Fufaev am Kröpcke, hört sich eine linke Bank an

Um 17 Uhr bin ich aus dem Hugendubel raus und habe noch ein bisschen einer linken Band am Kröpcke zugehört. Alexander Fufaev wäscht sich die Füße nach dem Barfußlaufen

Ich hatte schon Hunger und bin in die WG gegangen. In der WG habe ich mir die Füße gewaschen und dann Reis mit Erbsen gekocht. Lara hat auch gerade was im Ofen gemacht.

Nach dem Essen habe ich mich auf den Balkon gesetzt. Es hat geregnet. Ich habe mich gefragt, ob Regen gut für die Haare ist. So wie eine Pflanze und die Erde darunter Sonne und Regen brauchen, brauchen vielleicht auch die Haare und die Kopfhaut Sonne UND Regen?

Ich habe gegoogelt. Manche sagen Regen ist ungesund, andere sagen Regen ist gesund. Mir war nicht bewusst, dass Regen (aber auch saubere Luft) voller negativer Ionen ist. Da kam mir eine Idee: Regen könnte helfen, Sauerstoffradikale (positiv geladene Teilchen) in Haaren und Haut elektrisch zu neutralisieren. Regen ist also ein natürliches Antioxidans.

Was für ein genialer Gedanke, denke ich und laufe vor das Haus, um den Regen auf meine Kopfhaut prasseln zu lassen. Von nun an laufe ich nicht mehr vor dem Regen weg, sondern freue mich auf ihn. Die negativ geladene Erde unter mir, auf der ich barfuß laufe und der negativ geladene Regen über mir, der auf mich niederprasselt: Ich liebe euch. Regen ist gesund für die Haare und Kopfhaut

Ich bin heute dankbar:

  • Für den Dark Chocolate im Café »Coffee Friends«.
  • Für die Musik der Band am Kröpcke.
  • Für ein schönes Lächeln und den Kommentar des Busfahrers.
  • Für eine Studentin in der HanoMacke, die auf meine Sachen aufgepasst hat, weil ich aufs Klo musste.
  • Dafür, dass ich heute keinen Kaffee getrunken habe.
  • Für den Regen am Abend und meine Erkenntnis über den Regen.