Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

27. April 2024: Judith, Sarah das Blumenkunstwerk und Elisabeth, die mein Herz berührt hat

27. April 2024. Kurz vor 8 Uhr wache ich auf dem Sofa im Wohnzimmer auf. Der Himmel ist blau und die Temperatur steigt heute auf 18 Grad. Gedanken an Sex kommen auf. Ich bekomme einen Steifen. Heute ins Dax? Nein, da gehst du nicht hin. Ich konzentriere mich aufs Atmen. Nein, du wirst dich nicht mit Masturbation betäuben. Du weißt, dass es dich nur für eine Minute beruhigt und danach nur schwere psychische Probleme verursacht. Nachdem ich aufgehört hatte, an Sex zu denken, verschwand das Verlangen nach ein paar Minuten.

Heute ist der schönste Tag meines Lebens, dachte ich, als ich die Balkontür öffnete und das Zwitschern der Vögel und die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut spürte. Mit diesem positiven Gedanken frühstückte ich.

Um 10:18 Uhr fuhr ich mit dem Bus nach Hannover. Ich werde nicht mehr meine Emailadresse angeben, sondern die Nummer der Frau oder ihre Emailadresse nehmen und selbst aktiv werden. Es scheint nicht so gut zu funktionieren, darauf zu warten, dass die Frau sich bei mir meldet, dachte ich.

Als ich hinten auf dem Vierersitz im Bus saß und der Bus an der Konrad-Adenauer-Straße in Harsum hielt, stieg eine blonde Frau mit einem Lippenpiercing ein. Auf dem Kopf hatte sie eine Sonnenbrille. Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt. Ich konzentriere mich auf meine Atmung. Es beruhigt sich.

In Hildesheim angekommen, hatte ich noch 4 Minuten Umsteigezeit. Ich ging zum Bahnsteig und drehte mich um, um zu sehen, wohin die junge Frau ging. Sie ging langsam, und als ich mich zum zweiten Mal umdrehte, schloss sie ihr Fahrrad in der Nähe der Bäckerei ab. Ich blieb in der Bahnhofshalle stehen. Sie ging auch hinein. Sie sah mich kurz an. Sie war auf dem Weg zu Rossmann. Ich hatte noch 2 Minuten Umsteigezeit. Ich schaute auf die Anzeigetafel und sah, dass der Zug nach Benemühlen in 10 Minuten auch nach Hannover fährt. Ich lief zum Rossmann und sprach sie an.

»Hey«

»Hallo«, lächelt sie mich an.

»Wir sind gerade im selben Bus gefahren. Und als du mit deinem Fahrrad eingestiegen bist, hat mein Herz angefangen, schneller zu schlagen.«

Sie schaute mir plötzlich viel tiefer in die Augen, lächelte und legte ihre Hand auf ihre Brust.

»Zuerst habe ich mich nicht getraut. Aber als ich gesehen habe, dass du auch zum Bahnhof gehst, habe ich mich überwunden.«

Eine kurze Pause.

»Und jetzt stehe ich hier. Wie heißt du?«

»Judith, und du?«

»Alexander, freut mich«.

Wir schüttelten uns die Hände.

»Und du machst gleich eine Radtour?«

»Nein, ich treffe mich mit Freunden, gehe spazieren und dann auf den Markt.«

»Oh cool, ich gehe auch gleich spazieren, wahrscheinlich an der Ihme in Hannover entlang.«

»Oh, wie schön. Kommst du aus Harsum?«

»Nein, aus Hannover, aber ich war zu Besuch hier in der Nähe von Harsum.«

»Was hältst du davon, wenn wir zusammen einen...«, ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen Tut-mir-Leid-Ausdruck.

Ich brach den Satz ab.

»Ich bin im Moment sehr glücklich als Single«, sagte sie.

»Keine Sorge, ich habe nicht vor, dich sofort zu heiraten. Nur weil mein Herz schneller schlägt, heißt das nicht, dass wir auf einer Wellenlänge sind. «

Sie berührte mich an der Schulter. »Es ist so schön, dass du mich angesprochen hast, aber ich möchte es dem Zufall überlassen, ob wir uns wieder begegnen«, erklärt sie.

»Auf den Zufall würde ich mich nicht verlassen.«

»Na gut, gib mir deine Nummer«, reagierte sie etwas hektisch.

In diesem Moment dachte ich, okay, sie nimmt meine Kontaktdaten, um mich schnell loszuwerden. »Ich gebe dir meine E-Mail-Adresse.«

Sie zückte ihr Handy und tippte meinen Namen in die Notizen-App.

Ich gebe ihr meine E-Mail-Adresse.

»F.U.F.A.E.V.«, diktierte ich meinen Nachnamen, »Ich komme übrigens aus Russland, falls du dich fragst, woher ich komme.«

»Ach, aus Russland?«

»Ja. Du kannst auch mein Tagebuch auf meiner Internetseite lesen, wenn du mehr über mich erfahren willst. Vielleicht kommst du ja auf den Geschmack.«

Sie lächelte. »Okay, klingt gut.«

»Mach's gut«, verabschiedete ich mich von ihr.

»Tschüss, Alexander.«

Ich ging zum Bahnsteig und hielt unsere Begegnung fest, bevor der Zug einfuhr. Im Zug saßen hinter mir vier Mädels, die sich über das Theaterspielen unterhielten und wie scheiße sie es finden, wenn ihre Theaterlehrerin in der Schule altmodisch spielt.

Bin zu HanoMacke auf einen Kaffee gegangen. Bin Robert begegnet, er hat mir ein Buch von Eckhart Tolle empfohlen. Wir haben draußen an einem Tisch zusammen Kaffee getrunken, dann ist er wieder in die Bibliothek gegangen und ich bin nach Hause, habe meine Sachen ausgezogen und statt des Pullovers das Longshirt angezogen. Es war nämlich sehr warm. Als ich die Wohnung verließ, hielt ich kurz inne und flüsterte: »Heute ist der beste Tag meines Lebens«. Mit einem Lächeln im Gesicht bin ich zum Welfengarten und von dort in die Innenstadt gelaufen.

Ich blieb kurz vor dem Bahnhofseingang stehen, weil mich eine rothaarige Frau, die sich mit ihrer Freundin vor der Statue unterhielt, an Larissa erinnerte. Dann kam ein Mann dazu und die drei gingen weg, bevor ich sie ansprechen konnte. Eine große Blondine mit einem auffälligen Riesenschmetterling auf der Brust, die mit einem Strohhalm an einem Getränk nippte, ging an mir vorbei und warf mir einen kurzen Blick zu. Nach kurzem Zögern holte ich sie ein und sprach sie an.

»Hey, auf deiner Brust sitzt ein riesiger Schmetterling.«

»Ja, der ist ganz lieb und hat keine Angst vor mir.«

Ich schaute auch auf ihre Arme. Sie waren über und über mit bunten Blumen tätowiert.

»Du siehst aus wie eine Druidin. Wie heißt du?«, ich reichte ihr meine Hand.

»Sarah«, sagte sie und gab mir die Hand.

»Alexander«, antwortete ich, »was machst du gerade?«

»Ich gehe mit meiner Schwester zu IKEA. Und du?«

»Ach, ich schlendere durch die Stadt und lerne hübsche Frauen kennen.«

»Oh, danke«, lächelte sie und hielt sich die Hand vor den Mund, als wolle sie ihr Lächeln verbergen.

»Ich benutze keine Dating-Apps, also muss ich mich überwinden und Leute auf der Straße matchen.«

»Das ist sehr mutig von dir. Das machen heute nicht mehr viele.

An dieser Stelle kamen wir kurz auf Beziehung und Freundschaft zu sprechen.

Sarah hatte kein Interesse an einer Beziehung. Ich habe ihr gesagt, dass ich keine tiefen Freundschaften habe und das wahrscheinlich an meiner komischen Art liegt. Wir verstanden uns gut und sie war einer Freundschaft nicht abgeneigt. Ich habe ihr meine E-Mail-Adresse hinterlassen. Wir schüttelten uns noch einmal die Hände und verabschiedeten uns. Meine Laune war noch besser geworden.

Auf dem Weg zur Kröpcke-Uhr entdeckte ich am Eingang zum Hugendubel eine brünette Frau mit einem Dutt, die gerade ihren Rucksack aufsetzte. Zwischen ihren Beinen hatte sie zwei Einkaufstüten. Noch bevor sie losgehen konnte, stand ich vor ihr und sprach sie an.

»Hey, du siehst aus wie eine Veganerin mit deinem Dutt.«

»Äh, was? Ich bin Vegetarierin. Aber wie kommst du darauf?«

»Ich habe beobachtet, dass Menschen mit einem Dutt eher vegan leben. Ich bin übrigens auch Veganerin.«

Sie deutete mit einem Nicken auf meinen Kopf: »Aber du hast keinen Dutt.«

Ich lachte.

»Ich muss dazu sagen, dass diese Beobachtung nur auf Frauen zutrifft. Wie heißt du?«

»Elisabeth. Und du?«

»Alexander, freut mich.«

Wir gaben uns die Hand.

»Was ist dein Sternzeichen?«

Ich war ein wenig überrascht, denn mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet.

»Rate mal.«

»Stier?«

»Nein.«

»Zum Glück.«

»Du hast noch zwei Versuche.«

»Schütze?«

»Nein.«

»Wassermann?«

»Nein, auch nicht. Ich bin Zwilling.«

»Oh, so wie ich.«

»Wann hast du Geburtstag?«

»Am 20. Juni.«

»Du bist fast im Sternzeichen Krebs«, erklärte sie.

An dieser Stelle lernte ich, dass das Sternzeichen Krebs nach dem Zwilling kommt.

»Wann hast du Geburtstag? Und würden zwei Zwillinge gut zusammenpassen?«

»Am 14. Juni«, sagte sie, »ich glaube schon. Solange du dich nicht wie ein Stier benimmst«, scherzte sie.

Offensichtlich hatte sie etwas gegen Stiere.

Unser Gespräch dauerte fast eine Stunde. Sie war die erste fremde Frau, mit der ich mich so lange unterhielt, und sie war die erste Person, an der ich meine Handlesefähigkeiten übte. Sie hatte weiche Hände, wahrscheinlich Wasserhände. Ihre Fingernägel waren nur teilweise gekürzt und sie hatte Dermatitis an den Innenflächen ihrer Hände. Sie vertraute mir ihre Hände an.

Unser Gespräch wurde von einem südländischen Mann, seiner Frau mit Kinderwagen und den drei Kindern, die umherliefen, unterbrochen. Ich schaute den Mann an. Er streckte mir seine Hand entgegen und deutete auf seine Frau. Ich verstand nicht, was die beiden wollten.

»Sie wollen, dass du deren Hände liest«, half mir Elisabeth zu verstehen, was sie wollten.

»Ich bin noch ein Anfänger«, sagte ich zu der Frau, die mir immer wieder ihre offene Handfläche entgegenstreckte. Sie bestand darauf, dass ich ihre Hand lese.

»Komm schon«, motivierte mich Elisabeth.

Ich nahm die Hand der Südländerin und begann, einige zunächst unesoterische Beobachtungen zu machen. Eine weiche Hand, keine Hornhaut. Ich schaute die drei Kinder an, die mich mit offenen Mündern anstarrten.

»Du arbeitest wahrscheinlich im Haushalt und hast viele Kinder«, prognostizierte ich aufgrund meiner Beobachtungen.

»Ja, ich habe sieben Kinder«, nickte die Frau mehrmals mit einem unentwegten Lächeln im Gesicht.

In ihrer anderen Hand, die nach unten hing, bemerkte ich, dass sie eine Zigarette hielt, die fast zu Ende geraucht war. Dann schaute ich wieder in ihre Hand, die ich in meinen Händen hielt. Zum Spaß roch ich an ihr, um so zu tun, als könnte ich an ihrem Geruch etwas über ihre Persönlichkeit ablesen.

»Du hast aber auch viel Stress mit den Kindern«, deutete ich weiter, weil ich das Rauchen mit Stress in Verbindung brachte.

»Stress?«, lachte die Frau, »ja ja. Sieben Kinder!«, versuchte die Frau in gebrochenem Deutsch meine Vorhersage zu bestätigen.

»So. Mehr kann ich jetzt nicht herauslesen«, sagte ich zu der Frau, weil ich mich wieder Elisabeth widmen wollte, die daneben stand und begeistert meine Handlesekunst beobachtete.

Die Familie bedankte sich und ging weiter. Ich unterhielt mich weiter mit Elisabeth. Da mir Elisabeth so gut gefiel, fragte ich sie, ob sie mich wirklich kontaktieren würde. Ich wollte es sehr. 99$\%$ der Frauen, die ich angesprochen habe, tun es nicht, obwohl sie es sagen.

»Kann ich mich auf dich verlassen?«, fragte ich sicherheitshalber noch einmal.

»Ja, ich schreibe dir«, sagte sie. Sie sagte es so, dass ich es als Wahrheit empfand. Ich glaubte ihr.

Wir verabschiedeten uns mit einem langen Händedruck. Sie ging zum Bahnhof und fuhr nach Hause. Ich blickte in den Himmel, verbeugte mich vor dem Universum. Elisabeth hat mein Herz sehr berührt. Ich bin sehr dankbar, dass ich einen so wunderbaren Menschen kennenlernen durfte. In diesem Moment konnte ich die ganze Welt umarmen. Plötzlich sah ich die Menschen um mich herum als meine Freunde, Brüder und Schwestern. Die Menschen um mich herum lächelten mich viel mehr an. Elisabeth hat mich zum Strahlen gebracht und anscheinend meine Ausstrahlung stark verstärkt. Sie hat die Nächstenliebe in mir geweckt. Und es hat mir so viel Spaß gemacht, ihr aus der Hand zu lesen, dass ich kurz in den Hugendubel gegangen bin und mir das kleine Büchlein gekauft habe, um das Handlesen besser zu lernen. Wer weiß, vielleicht werde ich eines Tages ein begehrter Handleser?

Seit meiner Ankunft in Hannover war ich nur bis 18 Uhr auf den Beinen. Ohne Laptop und Handy. Ich habe Tänzern zugeschaut, Gitarristen, Sängern und Pianisten zugehört, Blumen, Vögel und Bäume bewundert, in der Natur gegessen und Sarah und Elisabeth getroffen. Mir wurde wieder einmal klar, dass ich nicht in die Ferne schweifen muss, um Glück und Zufriedenheit zu finden. Diese zwei immateriellen Werte sind hier. Sie sind immer da, in mir.

Heute Nacht konnte ich nicht einschlafen, weil ich an Elisabeth denken musste. Wie wir uns wiedersehen, nachts spazieren gehen, auf einer Bank sitzen und uns aneinander kuscheln. Ich dachte auch an Sarah. Wir drei im HanoMacke auf dem Sofa. Aber die meisten Gedanken drehten sich nur um Elisabeth.