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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Man in Black. Essensreste von Fremden essen und die neue schwarze Wintermütze

26. Oktober 2023. Heute bin ich um 8.40 Uhr aufgewacht. Draußen regnete es. Es war nicht sehr bequem auf der Yogamatte zu schlafen. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht, weil es sehr hart war und meine Kopfhaut oben kribbelte, als ob viele Ameisen auf der Haut herumlaufen würden. Ich legte mich wieder auf die Matratzenauflage und merkte, wie unglaublich bequem und weich sie im Vergleich zur Yogamatte war. Jemand, der in einem richtigen Bett mit einer dicken Matratze schläft, würde meinen Matratzentopper hart finden. Aber für mich war sie nicht hart, sondern perfekt weich.

Im Bad überprüfte ich wie immer meine Zunge, sie war ganz leicht weiß und ich wusch schnell mein Mikrofaserhandtuch unter dem Wasserhahn, nur mit Wasser, denn es begann zu riechen. Lauwarmes Wasser reichte aus, um den Geruch zu entfernen.

Ich kam gegen 10 Uhr in die HanoMacke. Beim Kaffee trinken fiel mir auf, dass die Rothaarige (»nur Liebe« stand hinten auf ihrem Pullover), die mich an Mara erinnerte, mit männlichen Kommilitonen da war. Vielleicht war einer von ihnen einer ihrer Boyfriends. Einer von ihnen lächelte mich an. Vielleicht hat sie über mich geredet. Dann kam auch Nina, die Jurastudentin, mit einem Typen rein und die beiden holten sich auch einen Kaffee und setzten sich an einen Tisch vor mir.

Kurz bevor ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, stand die Rothaarige auf und an ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie irgendwie unzufrieden oder verärgert war. Sie verließ die HanoMacke.

Als ich fertig war und wieder in den vierten Stock ging, saß an meinem Tisch ein blondes Mädchen mit goldenen Ohrringen, einem braunen Kapuzenpulli, einem Tablet, einem aufgeschlagenen Ordner und schwarz lackierten Fingernägeln. Sie schrieb etwas in ihren Block. Als ich zu ihr an den Tisch kam, sah sie mich an und lächelte. Ich lächelte natürlich zurück. Sie schaute auf ihr Handy. Die Rothaarige saß mit ihrer brünetten Freundin direkt hinter mir. Dann kamen zwei andere Mädchen an meinen Tisch. Gegen 12 Uhr ging das Mädchen, das vor mir saß, und ein paar Minuten später setzten sich zwei Jungs dorthin.

Kurz danach bin ich in die Mensa gegangen, um meinen Salat zu essen. Es war sehr voll, aber ich fand einen Platz neben drei Mädchen. Sie waren fast fertig und als sie gehen wollten, bemerkte ich, dass das Mädchen vor mir ein Pattie nicht aufgegessen hatte.

»Was ist das?« fragte ich sie und zeigte auf das Pattie.

»Ähm, irgendwas mit Kartoffeln.«

»Vegetarisch?«

»Ja.«

»Dann kannst du es mir geben, dann muss ich es nicht wegwerfen«, sagte ich und nahm das Pattie mit meinen Gaben und dem Löffel und legte es in meine Tupperdose.

Es schmeckte gut und gab meinem Salat etwas mehr Geschmack. Die Studenten am Tisch gegenüber lächelten mich an. Ich fand die Idee, übrig gebliebenes Essen von anderen Studenten zu nehmen, nicht nur nachhaltig, sondern auch Geld sparend. Ich werde diese Idee auf jeden Fall noch einmal ausprobieren. Ich kann mir vorstellen, dass diese Aktion auch eine Art Vertrauen zu mir schafft und sicher auch für Gesprächsstoff sorgt.

Danach war ich noch in der HanoMacke und habe einen Kaffee getrunken. Ich hatte kein Handy oder andere Geräte in der Hand. Ich saß einfach da und habe die Leute beobachtet. Ich habe mich so verhalten, als wäre ich offen für Gespräche. Leider habe ich hier niemanden Interessantes getroffen.

Gegen 14 Uhr ging ich zu Lidl und kaufte Kidneybohnen, Erbsen und grüne Bohnen. Dort traf ich eine heiße Braut in grünen Leggings. Sie hatte Kopfhörer auf. Ich ging zum Brot. Sie stellte sich neben mich. Dann ging ich zur Konservenabteilung. Kurze Zeit später kam sie wieder und stellte sich neben mich. Ich dachte, das wäre ein Zeichen, dass sie mich mag.

Ich stellte mich vor und sah sie an. Sie nahm ihre Kopfhörer ab.

»Hey, kann ich dich was fragen?«

»Ja. Wie heißt du?«

»Nein, danke«, sagte sie und wollte die Kopfhörer wieder aufsetzen, aber vorher sagte ich: »Weißt du, was ich dich fragen wollte?«

Sie hörte auf die Kopfhörer aufzusetzen und fragte »Was?« und lächelte mich an.

»Ob du mit mir ausgehen willst.«

»Heute muss ich arbeiten«, und sie lächelte mich an. D

Das war der Punkt, an dem ich merkte, dass sie interessiert war, aber laut den Flirtgurus auf YouTube »Hard to Get« spielte.

»Und am Wochenende?«

»Da muss ich auch arbeiten.«

Das reichte mir. Ich wollte nicht noch mehr Energie für sie verschwenden. »Okay, dann nicht. Mach's gut«, antwortete ich und wandte mich wieder der Dosenabteilung zu.

Erstaunlich, wie mich die Körbe überhaupt nicht runterziehen, sondern eher stolz machen, dass ich den Mut habe, meine Chancen zu nutzen. Früher hätte mich so ein Korb für den Rest des Tages belastet. Heute nicht mehr.

Nach dem Einkauf bin ich wieder in die HanoMacke gegangen. Hier war es sehr voll und laut. Ich habe mich an einen freien Tisch gesetzt und das Buch “THINK AGAIN” gelesen. Dann nach Hause. Meine schwarze Mütze ist angekommen. Damit bin ich jetzt offiziell ein Man in Black.

Zu Hause war es mir irgendwie zu langweilig. Also bin ich zum Kröpcke gelaufen, hab mir eine vegetarische Margherita Calzone geholt und den Leuten an der Kröpcke-Uhr zugeschaut. Nach der Calzone setzte ich mich in das Espresso House am Bahnhof, wo es gerade sehr ruhig war. Dort habe ich mir einen koffeinfreien Cappuccino mit Hafermilch geholt.


Learning: Wenn jemand anderes etwas nicht aufgegessen hat, nehme ich es, wenn ich noch Hunger habe. (Vorteile: Nachhaltigkeit, Geld sparen, Vertrauen aufbauen)

Mikroveränderung: Blaue Wintermütze gegen eine schwarze aus Merinowolle ausgetauscht.

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