Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

25. Mai 2024: Eine Vision für meine Zukunft. Erstes Mal barfuß im Kino und Heike aus Leipzig

Alexander Fufaev sitzt auf der Fensterbank am Jahnplatz

25. Mai 2024. Ich sitze auf der Fensterbank und blicke in die Wolken. Mir kommt eine aufregende Idee: Ich lerne Göttinnen kennen, die sehr offen sind für Spiritualität und die unterschiedliche Gaben oder Kenntnisse in diesem Bereich haben.

Wir haben alle eine tiefe Verbindung zueinander und jede von uns beschäftigt sich mit verschiedenen spirituellen Themen. Wir lernen viel voneinander und setzen dieses Wissen gemeinsam um. Gemeinsam erreichen wir höhere Bewusstseinsebenen, befreien uns wie Buddha vom Leiden und finden unsere wahre Seelenaufgabe.

Wir lieben uns bedingungslos, unterstützen uns gegenseitig und sprechen über unsere tiefsten Gefühle und Erfahrungen. Lena ist Expertin für Energieheilung, Thalea ist die Pilzexpertin, die hilft, in höhere Bewusstseinsebenen zu gelangen, dann haben wir noch Göttinnen für Zukunftsvorhersage, Handlesen, Tarot-Expertinnen, Meditationsmeisterinnen, Kräuterhexen und andere spirituelle Göttinnen.

Wir leben alle in einem großen Haus mit einem großen Garten, in dem wir alles selbst anbauen. Wir unternehmen viel zusammen: Wandern, Meditieren, Therapien, Städtereisen, Trancetänze, Museums- und Kinobesuche. Wir tun alles, was unser Herz begehrt.

Jede Göttin hat eine Seelenaufgabe, Thalea zum Beispiel ist eine berühmte Künstlerin und verdient ihr Geld mit Kunst. Man bringt nur das ein, was man kann.

Vielleicht war der Traum am 12. Mai kein Traum, sondern eine Vision? Ich bin der spirituelle Lehrer, der die Göttinnen vereint. Alexander Fufaev trinkt Paulaner Spezi am Conti Campus

Nach diesem Traum ging ich auf den Campus und holte mir zum allerersten Mal ein Paulaner Spezi. Ich fragte mich, wie dieses Getränk wohl schmeckt, das die meisten Studenten auf dem Campus kaufen. Ich setzte mich ins Gras und probierte das Getränk. Es schmeckt wie eine Zitruslimo.

Als ich auf die Zutatenliste schaue: Koffein. Scheiße. Ich wollte doch Koffein vermeiden. Tja. Jetzt weiß ich, was ich nie wieder kaufen werde. Wenigstens hat mich das Getränk von den leichten Kopfschmerzen befreit, die ich immer noch vom Kaffee-Entzug habe.

Beim Chillen im Gras habe ich meine Handlesefähigkeiten geübt. Dabei ist mir eine Idee gekommen, wie man die Vorhersagegenauigkeit verbessern könnte: Man schaut sich mehrere Merkmale der Hand an und prüft, ob ALLE auf ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal hinweisen. So ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass die Vorhersage richtig ist.

Ich bringe die leere Spezi-Flasche zurück in die HanoMacke. Ein kleiner Windstoß. Eine Tüte mit Zigarettenfiltern fliegt vom Tisch vor der HanoMacke, an dem zwei Jungs stehen. Ich hebe die Tüte auf und gebe sie einem der Männer zurück. »Schicke Schuhe«, sagt der andere grinsend. »Danke«, antworte ich und muss lachen.

Auf dem Weg in die Innenstadt kommt mir eine braun gebrannte Frau mit kurzen Haaren und Jeansshorts entgegen, Mitte 40, barfuß! Ich bin begeistert. Im Vorbeigehen lächeln wir uns an und klatschen uns ab. Toll, ich bin nicht der Einzige, der barfuß durch Hannovers Innenstadt läuft. Hannoversche Selbsthilfetag 2024

Als ich am Kröpcke ankam, waren dort verschiedene Infostände: Bipolar, frei sein, ibis, Dr. Fendler Stiftung, Krebsselbsthilfegruppen. Beim letzten Infostand fiel mir Thalea ein. Sie erwähnte, dass sie Krebs hat. Ich wollte sie nicht gleich beim ersten Gespräch damit belästigen. Aber mich würde interessieren, was für eine Krebserkrankung sie hat und wie sie damit umgeht. Ich frage einen Mann am Infostand, was das für eine Veranstaltung ist. Heute ist der Hannoversche Selbsthilfetag. Alexander Fufaev geht in Espresso House am Hannover Hbf

Gegen 14 Uhr war ich bei Hugendubel und habe das Buch von Eckhart Tolle weitergelesen. Aber auch ein bisschen von meiner Idee von heute Morgen geträumt. Danach bin ich ins Espresso House am Bahnhof gegangen und habe mir dort mein neues Lieblingskaltgetränk, den veganen Erdbeerfrapino, gegönnt. Vor dem Bahnhof war der heutige Fahrradmarkt und die Stadt war voller Menschen. Kreidegemälde am Kröpcke, Hannover

Ich laufe am Kröpcke vorbei und sehe ein schönes blaufarbenes Gemälde, das von einem älteren Mann gemalt wird. Ich schaue es mir genau an. Es zeigt die Ölverschmutzung der Meere. Ich lege 50 Cent in eine der Schalen, die in den Ecken des Bildes stehen.

»Lauf doch nicht rein«, schimpft der Maler und meint wohl einen Passanten, der in das Bild gelaufen ist.

Ich gehe hinüber und knie mich zu dem sitzenden Mann hin. »Was ist passiert?«, frage ich ihn.

»Das Kind ist auf das Bild gelaufen. Aber es ist noch klein und kann es nicht wissen, aber die Mutter zeigt mir den Kuckuck. Überhaupt kein Respekt«, regt er sich weiter auf.

»Oh, das ist wirklich unverschämt von der Mutter«

»Und ich beobachte das immer wieder. Es sind immer die gleichen südländisch aussehenden Menschen. Das ist die Kultur«, erklärt er.

»Ich würde es nicht an der Kultur festmachen. Schau, ich sehe doch auch südländisch aus, oder?«

»Ja, ein bisschen.«

»Ich bin nicht auf dein Bild getreten und habe dir sogar etwas in die Schüssel getan. Deshalb würde ich sagen, es sind eher die Menschen als die Kultur«.

»Ich bin kein Rassist aber, es sind immer die Muslime. Immer die Muslime, die drauftreten. Sie denken, ich bin ein Obdachloser und bin deshalb nichts wert.«

Ich nicke. »Versuch mal trotzdem das positive im Menschen zu sehen. So lebt es sich viel leichter.«

»Ich bin ja eigentlich ein Optimist, aber manchmal bringt mich die Respektlosigkeit zur Weißglut.«

Ich zeigte Verständnis und sah ihm noch eine Weile beim Malen mit Kreide zu. Dann verabschiedete ich mich von ihm und ging weiter in Richtung Steintor. In diesem Moment dachte ich an das Buch von Eckhart Tolle. Der Maler ist nicht in der Gegenwart, sondern irgendwo in seiner Interpretation der Menschen, die auf sein Bild treten. Die Wut beherrscht ihn.

Bei der Schillerstatue singt ein afrikanisch aussehender Mann etwas von »Jesus dein Wort...«. Ich bleibe kurz stehen. Dann gehe ich weiter. »Da ist Jesus«, zeigt ein südländisch aussehender Zuhörer auf mich. Ich schaue ihn an, lächle und gehe weiter.

Als ich an dem türkischen Saray-Markt vorbeigelaufen bin, hat mich das bunte Obst und Gemüse vor dem Laden zum Stehen gebracht. Ich schaute mir das bunte Sammelsurium an. Die dunkelroten Kirschen haben mich angesprochen. Ich machte eine halbe Tüte voll für unterwegs. Ganz schön teuer, aber ich gönne es mir trotzdem. FFF-Demo Werbung auf dem Mülleimer

Weiter Richtung Conti-Campus entdecke ich einen Mülleimer mit einem Plakat darauf. »Oh, am 31. Mai ist Klimastreik. Danke, Mülleimer«, dachte ich.

Auf dem Weg zur Kopernikusstraße habe ich die Kirschen gegessen. Ich weiß nicht, ob es am Wissen aus dem Buch liegt oder am Barfußlaufen, aber ich merke, dass ich in größeren Zeitabständen im Jetzt bin und weniger irgendwo in Gedanken. Und ich beginne zu verstehen, wie das Sein im Jetzt mich von allem Leid befreit, je länger die Zeitintervalle des Jetzt werden. Öffentlicher Bücherschrank am E-Damm in Hannover

Auf dem Weg dorthin habe ich natürlich im öffentlichen Bücherschrank nachgesehen, ob sich dort vielleicht ein interessantes Sachbuch verirrt hat, das ich noch nicht kenne. Nein, nur Romane und alte Literatur, die mich nicht interessiert.

Weiter geht es zur Kopernikusstraße. Ich entdecke und staune über eine wunderschöne blonde Göttin mit Dreadlocks, die mit einem Mann unterwegs ist. Sie überqueren die Straße und gehen auf den Biomarkt zu. Die Blondine entdeckt mich und schaut mich lange und intensiv an, während der Mann einen halben Meter vor ihr geht. Anscheinend mag sie mich auch - barfuß. Die beiden gehen in den Biomarkt. Alexander Fufaev liest das Buch von Eckhart Tolle im Hugendubel in Hannover

Ich fahre mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt und lese im Hugendubel das Buch von Eckhart Tolle weiter. Thalea hat mir noch nicht geschrieben oder angerufen. Der Kinofilm rückt näher und ich denke, sie wird sich sowieso nicht mehr melden. Lena hat mir eine SMS geschrieben, dass sie heute keine Zeit hat, weil sie lernen und noch andere Sachen machen muss. Ich werde wohl alleine ins Kino gehen. Macht nichts, dann habe ich das ganze Popcorn für mich. Ich freue mich schon darauf.

Richtig gegessen habe ich heute noch nichts, also habe ich mir eine große Pommes mit veganer Mayo bei »Pommesglück« geholt und mich im Schneidersitz an die Strandbar gesetzt und die Popmusik gehört, die im Hintergrund lief.

Eine Frau mit einem Kind hat mir eine Zigarette gegeben, die ich dann geraucht habe. Sie wollte mir noch mehr geben, aber ich habe gesagt, dass mir eine reicht. Schließlich will ich nicht anfangen, regelmäßig zu rauchen.

Eine etwas heruntergekommen aussehende Göttin mit blauen Augen und blonden Haaren, in meinem Alter, aber offenbar bekifft oder auf Drogen, kommt auf mich zu, hält mir einen Becher hin und fragt, ob ich Wasser für sie hätte. Ich schaue in meine Flasche. Da sind nur noch ein paar Schlucke drin.

»Ich habe nicht mehr viel Wasser und muss noch in die Wüste«, scherze ich.

Sie beginnt übertrieben zu lachen. Sie hört auf. Sie setzt sich neben mich und liest meinen Namen auf dem Rucksack. »Alexan-der Fu-fa-ev«. Kurze Pause. »Kann ich bei dir duschen?«, fragt sie entspannt. Ich schaue sie skeptisch an und denke sofort an Andreas, der eine Obdachlose bei sich duschen ließ und sie anschließend vögelte.

»Nein, tut mir leid. Ich wohne in einer WG und meine Mitbewohner fänden das sicher nicht gut.«

Sie stand auf und ging. Alexander Fufaev sitzt in der Strandbar am Hannover Hbf

Ein Strandstuhl ist frei geworden. Ich setzte mich darauf. Kurz darauf kommt ein korpulenter, südländisch aussehender Mann auf mich zu. »Ich setze mich neben dich. Ist das in Ordnung?«, fragte er, obwohl inzwischen drei Stühle neben mir frei geworden waren.

»Klar, setz dich«, antwortete ich.

Er setzte sich auf den Strandkorb direkt rechts neben mir. Er wippte mit dem Kopf zu den Beats, so wie ich, aber mit dem Fuß.

»Kann ich ein Foto mit dir machen?«, fragte er mich plötzlich.

»Dann komm her«, sagte ich und lehnte mich zu ihm. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und er beugte sich näher zu mir.

»Beeil dich, ich kann nicht so lange lächeln«, sagte ich und musste lachen, was mein Lächeln noch natürlicher machte.

Er machte ein Selfie mit mir und wir genossen zusammen die Musik, bis ich eine halbe Stunde Zeit hatte, um zum Kino zu laufen und die Karten zu kaufen.

Auf der Schillerstaute hörte ich einer türkischen Sängerin zu. Neben ihr tanzte ein offenbar alkoholisierter Mann, der wie ein Russe aussah. Er hatte kein Oberteil an und sein Bauch war irgendwie sehr aufgebläht. Er sah fröhlich und betrunken zugleich aus. Ich musste lachen. Das hat mir gute Laune gemacht.

Weiter auf dem Weg zum Astor lächelte mich eine Göttin, Mitte vierzig, intensiv an. Sie saß allein mit einem Glas Rotwein auf dem Tisch. Ihr Outfit mit den Schlabberhosen erinnerte mich an eine Ökotante. Das gefiel mir. Ich hatte noch fünf Minuten bis zum Film, also sprach ich sie an.

»Kommst du jetzt mit ins Kino?«, fragte ich sie, und jetzt wo ich sie von oben anschaute, merkte ich, wie gut bestückt sie war. Meine Güte.

»Oh nein, ich genieße lieber meinen Wein«, antwortete sie.

So sprach ich Heike an. Sie kam eigentlich aus Leipzig und war nur für eine psychotherapeutische Fortbildung in Hannover.

»Du kannst an mir üben. Ich habe bestimmt viele Traumata«, scherzte ich, »lass uns connecten«, fuhr ich fort und vergaß, dass ich das eigentlich gar nicht fragen wollte.

Sie lachte. »Gut, dann gib mir deine Handynummer«, sagte sie und zückte ihr Smartphone.

»Ich gebe dir lieber meine E-Mail-Adresse. Ich habe nämlich kein WhatsApp oder so«. Ich streckte meinen Fuß aus, »ich habe nicht mal Schuhe«, scherzte ich.

Ich gab ihr meine Email, schüttelte und küsste ihre Hand und lief weiter zum Kino. Ich finde meine Entwicklung so aufregend. Meine Angst vor Körperkontakt nimmt von Tag zu Tag ab. Das Handlesebuch zu kaufen war eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre.

Im Kino an der Kasse. »Wo möchtest du sitzen?«, fragt mich die Kartenverkäuferin.

»Am besten nicht so nah bei den Leuten, sonst kann ich mich nicht auf den Film konzentrieren«, erklärte ich scherzhaft.

Die Verkäuferin lachte. Sie wählte einen Platz E11 am Rand. Perfekt. Ich kaufe noch eine mittlere Portion Popcorn und eine Fanta und gehe in den Kinosaal 5. Alexander Fufaev im Astor in Hannover

Ich schaue mir den Film an und stopfe das Popcorn in mich hinein. »Ich bin froh, dass weder Thalea noch Lena mitgekommen sind. So einen schlechten Horrorfilm möchte ich ihnen nicht zumuten«, denke ich.

Der Horrorfilm war nicht gruselig. Die Witze der Freundesgruppe, die Tarotkarten legte, waren nicht mein Humor und eine gute Story gab es auch nicht. Ich hätte mich lieber mit Heike weiter unterhalten, als diesen Film anzuschauen.

Als ich aus dem Kino kam, war es schon kurz vor 23 Uhr und dunkel. Es war das erste Mal, dass ich nachts barfuß durch die von Laternen beleuchteten Straßen lief, aber auch durch die dunklen Spots, wo ich nicht genau sehen konnte, wo ich hintrat. Alles ging gut. Alexander Fufaev barfuß nachts in Hannover

Ich bin heute dankbar:

  • Dass ich heute keinen Kaffee getrunken habe.
  • Dem Mülleimer, der mich über die baldige FFF-Demo informiert hat.
  • Für das schöne Boden-Kunstwerk.
  • Für den Kommentar »Schicke Schuhe«, der mich zum Lachen gebracht hat.
  • Für meinen ersten Besuch des Kinos barfuß.
  • Für die leckeren Kirschen (auch, wenn sie etwas teuer waren).
  • Für den oberkörperfreien Tänzer, der zur türkischen Musik getanzt hat.