Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

25. April 2024: Weniger Smartphone, mehr inneren Schmerz

25. April 2024. Der Himmel war grau, als ich zur Bibliothek ging. Der graue Schleier hing tief am Himmel, woraus ich schloss, dass die Luftfeuchtigkeit hoch war und es wahrscheinlich regnen würde. Und tatsächlich fing es ein paar Minuten später an zu nieseln.

Ich wollte Brötchen holen. Ich habe in mich hineingehorcht und festgestellt, dass ich eigentlich gar keinen Hunger habe. Ich hole mir lieber einen Kaffee und meditiere ein bisschen draußen, atme tief durch, bevor ich in die Bibliothek gehe. Ich setzte mich draußen auf die Bank. Sie war leer. Ich war der Einzige auf dem Campus. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Dann höre ich Schritte. Ich öffne die Augen. Eine blonde Studentin mit weißen Kopfhörern in den Ohren, einem großen roten Becher in der Hand und engen schwarzen Leggings bleibt einen Meter vor mir auf der gegenüberliegenden Bank stehen. Sie setzt einen Fuß auf die Bank, stellt den Becher ab und bindet sich die Schnürsenkel zu. Bitte nicht, denke ich und schaue auf ihre Leggings, die so eng in der Poritze sitzt, als hätte sie keine Hose an. Es ist wie ein Test des Universums, um zu sehen, ob ich meine Triebe unter Kontrolle habe. Es war sehr schwer. Sie war mit dem Fesseln fertig. Sie sieht mich an, lächelt und geht weiter.

Auf dem Weg zu HanoMacke, um den Becher abzugeben, fand ich einen ganz schwarzen Kronkorken auf dem Boden und nahm ihn für meine Seife mit. Auf dem Weg zur Bibliothek dachte ich an diese Studentin. Ich spürte, wie die Lust auf Sex in mir wuchs. Auf der Toilette im vierten Stock wollte ich eigentlich nur meine Wasserflasche auffüllen, aber dann überkam mich die Lust auf Sex und ich habe mir einen runtergeholt und dabei an diese Studentin gedacht. Danach war ich erleichtert. Aber ich wusste, dass diese Erleichterung nur vorübergehend war. Stimmungstief und Desinteresse würden bald folgen. Vielleicht bin ich deshalb so desinteressiert am WG-Leben? Weil ich in letzter Zeit meine Gefühle wieder mit Masturbation betäubt habe? Sehr wahrscheinlich. Ich sollte verdammt noch mal damit aufhören.

Ich schreibe das Detox-Buch und habe das Gefühl, dass die Leute mich meiden. Wahrscheinlich ist es nicht so. Es kommt mir nur in letzter Zeit so vor. Wahrscheinlich strahle ich keine positive Energie aus.

11:11 Mittagspause. Linsen aus meiner neuen Titan-Brotdose gegessen. HanoMacke ist geschlossen. Danach ein kurzer Spaziergang und Brötchen essen. Es regnet stark. Wie immer - die Natur hat Mitleid mit mir. Als ich zurückkomme und unten im Flur bei den Aufzügen stehe, sehe ich durch die Glastür Rebekka, die allein da sitzt und etwas aus ihrer Brotdose isst. Sie scheint auch eine Einzelgängerin zu sein.

Habe mal aus Interesse in der ScreenTime-Einstellung meines Smartphones nachgeschaut, wie lange ich diese Woche durchschnittlich am Handy war: 1 Minute. Von früher durchschnittlich 5 Stunden am Tag jetzt nur noch 1 Minute (wenn mich Barbara nicht anruft) am Tag am Handy zu verbringen ist schon stark. Aber wo sind diese 5 Stunden geblieben? Wie nutze ich sie stattdessen, frage ich mich? Produktiver bin ich zumindest gefühlsmäßig nicht. Stattdessen verbringe ich die Zeit damit, mich umzuschauen, am Familientisch zu sitzen, mehr draußen zu sein oder die Zeit am Laptop zu verbringen. Das sind gute Veränderungen (abgesehen vom Sitzen am Laptop), aber sie tun weh, weil sie mich zwingen, mich mehr mit meiner Innenwelt zu beschäftigen. Und meine Innenwelt ist das reinste Chaos.

Ich notiere diese Beobachtung und gähne. Vielleicht sollte ich den Laptop nicht erst um 21 Uhr ausschalten, sondern schon um 20 Uhr? Denn sobald ich um 21 Uhr den Laptop zuklappe und das Licht ausmache, schlafe ich relativ schnell ein.

13 Uhr. Fühle mich müde. Verlasse die Bibliothek. Gehe zum Buchladen. Lese dort ein Buch über Manifestation. Ich lese ein Kapitel über emotionale Trigger. Ich habe etwas gelernt, was mir nicht bewusst war. Wenn ich emotional getriggert werde, ist das ein Zeichen dafür, dass das, was mich getriggert hat, ein Hinweis auf eine nicht verheilte seelische Wunde ist.

In vielen Büchern stoße ich auch auf das Thema »Dankbarkeit«. Scheinbar kann man das Gehirn soweit trainieren, dass es sich auf die guten Dinge konzetriert, die einem im Laufe des Tags passiert sind. Wofür bin ich heute dankbar? Ich bin dankbar dafür, dass ich es geschafft habe meine Handyabhängigkeit loszuwerden. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist. Jedes Mal, wenn ich meinen morgendlichen Kaffee am Campus trinke und die Studenten beobachte, die in die benachbarten Fakultäten gehen, die meisten schauen aufs Handy, während sie gehen. Insbesondere Frauen.

Nach dem Lesen bin ich nach Hause gefahren. Habe das Bad und die Küche geputzt, was ich letzte Woche vergessen habe.

16 Uhr. Spontan beschlossen, nach Borsum zu fahren. Habe mir eine vegetarische Calzone gegönnt. Es hat genieselt. Stecke im Bus nach Borsum im Stau. Währenddessen das Naturbuch gelesen.


Learnings:
  1. Emotionale Auslöser weisen auf ungeheilte seelische Wunden hin.
  2. Lange Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel sind ein Zeichen für feuchte Luft. Bei trockener Luft verschwinden sie sofort. Wenn die Kondensstreifen gerade verlaufen, bläst der Fahrtwind nicht quer zur Flugrichtung.
  3. Wolken und Nebel sind dasselbe. Der Unterschied liegt nur in der Perspektive. Nebel an einem Sommermorgen ist ein Zeichen für schönes Wetter.
  4. Wenn man Donner hört, muss sich das Gewitter in einem Umkreis von etwa 20 Kilometern befinden. Selten hört man den Donner noch weiter entfernt. Ein langes Grollen ist typisch für einen Blitz, der sich in den Wolken befindet. Ein kurzes, scharfes Donnergrollen ist typisch für einen Blitz, der von der Wolke zur Erde geflogen ist.