Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

24. Oktober 2023: Psychokinese, das innere Feuer und mein Masterzeugnis

24. Oktober 2023. Als ich um 9.30 Uhr aufwachte, war niemand da, außer Laura. Ich hatte heute eine Art Albtraum: Ich schaute in den Spiegel und sah, wie die oberste Schicht meiner Zähne abfiel. Voller Angst habe ich angefangen, mir die Zähne zu putzen, aber dann wurde es noch schlimmer, die Zähne fielen aus.

Ich ging kurz ins Bad, um zu pinkeln, und fühlte meine Zähne mit der Zunge. Sie waren glatt. Dann habe ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen, um einen kleinen Energie- und Dopaminschub zu bekommen. Und dann schaute ich mir meine Zähne im Spiegel genauer an und zum Glück hatte sich nichts verändert, außer dass sie in letzter Zeit oft glänzten, wahrscheinlich weil sie mit Speichel bedeckt waren.

Aber dann streckte ich meine Zunge heraus und sie hatte überhaupt keinen weißen Belag. Ich glaube, so etwas hatte ich noch nie in meinem Leben erlebt, dass meine Zunge nach dem Aufwachen ganz normal aussah. Ich vermute, dass die weiße Zunge vom Weglassen der Zahnpasta kommt, aber auch von den glänzenden Zähnen. Die ständig glatten Zähne könnten daher rühren, dass ich mir morgens nicht die Zähne putze und generell beim Putzen weniger Druck auf die Zähne ausübe. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass ich weniger Kaffee trinke, denn jedes Mal, wenn ich Kaffee trinke, werden meine Vorderzähne rau.

Dann trank ich ein Glas Wasser mit einer Multivitamintablette und machte mir, wie es hier in Borsum üblich ist, ein Frühstücksbrot - nebenbei kochte das Wasser für meinen Lupinenkaffee, den ich inzwischen sehr lecker fand und den ich hier in Borsum gar nicht mehr vermisste, obwohl es ihn hier gab. Ein Toast und zwei Scheiben Mehrkornbrot mit Leinöl und veganem Brotaufstrich mit Gurkenscheiben und zwei kleinen Tomaten. Auf dem Toast und einer Hälfte des Mehrkornbrotes war veganer Schokoaufstrich.

Nach dem Essen überprüfte ich noch einmal mit der Zunge die Vorderzähne. Sie waren immer noch glatt. Aber ich hatte nur einen Schluck Lupinenkaffee getrunken. Also trank ich ihn weiter, während ich einen Artikel über das Lesen von Körpersprache und das Entlarven von Lügen las.

Die Pupillen weiten sich, die Augen werden weit aufgerissen, die Antwort verzögert sich, »MM«, »Ähm«, leichtes Schulterzucken. All das will ich gleich ausprobieren und mit Mama üben, sobald sie da ist. Dazu werde ich ihr einen Gegenstand in die Hand geben und ihn hinter ihrem Rücken verstecken lassen. Ich rate, in welcher Hand der Gegenstand ist, und sie sagt mir, ob es stimmt oder nicht. Sie kann dann entweder die Wahrheit sagen oder lügen. Wenn sie lügt, muss sie die entsprechenden Mikroausdrücke zeigen.

Beim Lesen bin ich auch über den Begriff »Psychokinese« gestolpert und habe gegoogelt, was das ist. Es ist die Fähigkeit, Gegenstände nur durch Gedanken zu bewegen. Verrückt, dachte ich. Zum Spaß habe ich versucht, einen Stift, der auf dem Esstisch lag, mit meinen Gedanken zu bewegen. Es hat leider nicht geklappt. Aber irgendwie hat das Thema mein Interesse geweckt, auch wenn ich noch nicht glauben kann, dass so etwas möglich ist. Trotz meiner Skepsis möchte ich offen dafür sein.

Als ich über diese übernatürliche Superkraft nachdachte, stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich ganz ohne Handy auskommen könnte, weil ich in der Lage wäre, meine Nachricht, z.B. »Ich habe mein Handy im Auto vergessen. Komm kurz zurück«, an die entsprechende Person zu senden. Diese Person würde dann den Gedanken empfangen und zurück zum Bahnhof kommen, um mir mein Handy zu geben.

Auf dem Balkon habe ich die Tummo-Technik ausprobiert. Tummo bedeutet übersetzt »inneres Feuer« und ist grob gesagt eine intensive Meditationstechnik. Die Technik stammt aus Tibet und sollte mir helfen, die Kälte auszuhalten. Es ist eine Atemtechnik, kombiniert mit der Vorstellung, dass sich im Bauch ein Feuerball befindet, der sich entzündet, sobald man durch den Mund ausatmet.

Es hat ein bisschen funktioniert, ich bin im T-Shirt auf den Balkon gegangen, es war leicht windig und 14 Grad. Aber leider konnte ich mir den Feuerball in meinem Inneren nicht so leicht vorstellen, weil meine Gedanken dazwischen kamen und ich plötzlich an etwas anderes dachte. Ich denke, bevor ich solche mentalen Fähigkeiten lerne, sollte ich mich mehr mit Essentialismus und Meditation beschäftigen.

Danach bin ich nur im T-Shirt und barfuß 2 km durchs Gelände gelaufen, wieder mit der Tummo-Methode. Mir war überhaupt nicht kalt, nur das Laufen auf dem Kies war etwas schmerzhaft.

Um 16:48 Uhr bin ich dann mit dem Zug nach Hannover gefahren. Die Straßenbahnen fuhren heute nicht, also beschloss ich, einen Spaziergang zum Kröpcke zu machen und von dort zur Kopernikusstraße zu gehen. Am Kröpcke bin ich kurz stehen geblieben, weil ein junger Mann »Patschka sigarett« von Viktor Coy auf der Gitarre spielte und genau wie er sang. Das Lied erinnerte mich an Onkel Sascha. Er hatte es immer gerne gehört. Ich blieb kurz stehen und genoss es bis zum Ende. Erst dann ging ich weiter. An der Christurkirche stieg ich aus und lief zur Kopernikusstraße, wo zur gleichen Zeit der Bus ankam. Mit dem bin ich nach Hause gefahren.

Zu Hause bekam ich mein Masterzeugnis. Die Abschlussnote 1,6. Ich bin zufrieden. Meine Prepaid-Karte ist auch angekommen.