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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Der Anruf von Onkel Sascha. Im Winter ohne Mantel?

24. August 2023. Als ich in Borsum ankam, hörte ich, wie Mama mit Onkel Sascha im Esszimmer telefonierte. Das Telefon war auf Freisprechfunktion eingestellt, sodass ich Onkel durch die Wohnzimmertür hören konnte.

»Sie hat über mich bei fremden Menschen und Nachbarn gelästert. Sie hat nur Schlechtes über mich erzählt«, hörte ich Onkel, wie er sich über seine Mutter aufregte. Mama weinte und bat Onkel, nicht schlecht über ihre verstorbene Mutter zu reden.

Oma Lina war vor einiger Zeit in ihrem Haus verstorben. Als Onkel versuchte, sie zu erreichen, kam Oma nicht ans Telefon und öffnete auch nicht die Tür. Als er schließlich die Tür aufbrach, fand er sie tot auf dem Boden in der Küche. Sie hatte Diabetes und war wahrscheinlich an einem Herzinfarkt gestorben. Oma wurde neben Opa Yura in Kharkovskiy beerdigt.

Ich war nicht unbedingt traurig über Omas Tod. Vielmehr fühlte ich Traurigkeit wegen meiner Mutter, die wochenlang nur weinte, und ich konnte ihr nicht wirklich helfen. Nur mit den Worten, dass Oma nun im Himmel bei Opa Yura war, konnte ich sie ein wenig trösten. Doch kurz darauf begann sie erneut zu weinen und sich Vorwürfe zu machen, dass sie nicht für ihre Mama da sein konnte.

Jetzt, während ich Onkel durch die Tür lauschte, glaubte ich seinen Worten. In meiner Jugend hatte ich schließlich eine Weile in Kharkovskiy gelebt und kannte die Dynamik zwischen mir und meinem Onkel und Oma Lina. Trotzdem war ich leicht traurig, dass sie nun weg war. Schließlich hatte ich auch positive Momente mit ihr erlebt. Seitdem wir in Deutschland lebten, war sie immer nett zu mir gewesen und hatte mir stets zum Geburtstag gratuliert. Von einem Tag auf den anderen war sie nicht mehr da.


Mikroveränderung: Ich versuche im Winter ohne meinen Mantel auszukommen, nur mit meiner Regenjacke, meiner Wintermütze und Pullovern.
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