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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Barfuß, ohne Schuhe mitzunehmen. Diskussion meiner Ego-Stimme mit dem Außenbeobachter. Und meine Güde, eine schöne Medizinstudentin mit Affenlinie.

23. Mai 2024. Ich habe heute nicht so gut geschlafen, weil ich die ganze Zeit Kopfschmerzen vom Kaffeeentzug hatte. Gestern habe ich nämlich keinen Schluck Kaffee getrunken. Die Kopfschmerzen sind immer noch da, aber weniger. Wann genau ich aufgewacht bin, weiß ich nicht. Als ich nach dem Aufstehen auf die nun analoge Laptopuhr in der rechten oberen Ecke des Macbooks geschaut habe, war es so gegen 8 Uhr.

Im Bad bemerkte ich, dass meine Zunge viel mehr weißen Belag hatte als sonst. Auch der Urin war so gelb wie schon lange nicht mehr. Ich vermute, dass es mit der Entgiftung zu tun haben könnte, schließlich habe ich gestern nicht so viel gegessen, viel meditiert, geschlafen und keinen Kaffee getrunken.

Heute gehe ich noch einen Schritt weiter und nehme meine Schuhe gar nicht erst mit. Ich eliminiere die Sorge, dass etwas mit meiner Fußsohle passieren könnte und kann dann wenigstens die Schuhe anziehen. Ich frage mich, was wahrscheinlicher ist: sich beim Barfußgehen zu verletzen oder durch all die anderen Gefahren (denen man auch mit Schuhen im Alltag ausgesetzt ist)? Alexander Fufaev geht vom Jahnplatz zum Conti Campus barfuß

Ich bin nicht mit dem Bus gefahren, sondern den ganzen Weg zum Campus gelaufen, etwa drei Kilometer. Unterwegs bin ich sogar versehentlich auf eine kleine grüne Glasscherbe getreten. Ich habe mir meinen Fuß angeschaut. Es ist nichts passiert. Ich habe keinen Unterschied zu den anderen Steinchen gespürt. Ich trete noch einmal darauf, diesmal absichtlich. Nichts passiert. Ich ging weiter.

Weil ich mehr auf den Boden achte, als wenn ich mit Schuhen unterwegs bin, bin ich mehr im Hier und Jetzt. Ich schweife weniger in Gedanken ab. Perfekt, so übe ich gleichzeitig Achtsamkeit.

Trotzdem wurde ich unterwegs vom Verstand (Definition nach Eckhart Tolle) aus dem Jetzt in die Zukunft gerissen.

»Soll ich jetzt einen leckeren Kaffee trinken, damit ich mich glücklich fühle?«, fragt die Ego-Stimme.

»Das würdest du bestimmt gerne. Ich kenne deine Tricks. Nein, wir verfallen nicht in die gleichen Muster, wie du es gerne hättest«, antwortet eine andere innere Stimme, die des Außenbeobachters.

Ich spüre innerlich, wie mich die Ego-Stimme anfleht. Ich lache verschmitzt. »Nein, du bringst mich nicht in Versuchung.«

Im Supermarkt hat mich die Ego-Stimme zur Backabteilung geführt.

»Du listiger Fuchs«, denke ich aus der Perspektive des Außenbeobachters. »Ich will keine Brötchen.«

Ich schaue auf das leckere Walnussbrötchen.

»Nein, die kriegst du nicht, egal wie sehr du sie willst.«

Ich bin in die Obstabteilung gegangen. Heidelbeeren haben es mir angetan.

»Schau dir den Preis an: 3.49 Euro! Zu teuer im Vergleich zu den leckeren Walnussbrötchen«.

»Nein, du hältst mich nicht davon ab, die Heidelbeeren zu kaufen.«

Ich kaufte eine Packung mit 500 Gramm Heidelbeeren.

Als ich den Laden verließ, meldete sich die Stimme meines Egos wieder und weckte ein Verlangen in mir.

»Jetzt, wo du mich zweimal ignoriert hast, hol wenigstens einen Kaffee, damit die Kopfschmerzen weggehen.«

»Nein.«

»Bitte, ich verspreche dir, dass ich heute keinen weiteren Kaffee verlangen werde. Nur einen, damit die Kopfschmerzen aufhören.«

»Okay, mal sehen«, antwortete der gefühlskalte Außenbeobachter in mir als wäre er Nina.

Auf dem Campus habe ich die Blaubeeren gewaschen.

»Bitte, du bist doch direkt an der HanoMacke. Nur einen Kaffee und ich halte mein Versprechen. Ich werde dich heute nicht mehr mit Kaffee nerven.«

Ich gab der Stimme meines Egos nach und holte mir einen Kaffee. Dann setzte ich mich an einen schattigen Platz unter den Bäumen. Alexander Fufaev arbeitet barfuß am Conti Campus

Nachdem ich mich an den Tisch gesetzt hatte, ging ich in die Sonne, um Achtsamkeit zu üben. Ich beobachtete die Insekten auf der Wiese, die Bäume, die Menschen und die Wolken am Himmel. Ich nahm mein Handlesebuch mit in die Sonne und wiederholte, was ich gelernt hatte, indem ich mir meine Hände noch einmal genau ansah. Die Illusionslinie (Venusgürtel) ist bei mir auf jeden Fall auf der passiven Hand ausgeprägt. Ich bin wohl ein Mensch der exotischen Genüsse, jemand, der versucht, allem Weltlichen zu entfliehen. Und das ist völlig richtig.

Drei Studentinnen näherten sich den Tischen unter den Bäumen. Ich hatte einen kurzen Blickkontakt mit einer großen Blondine mit einem Piercing in der Mitte ihrer Unterlippe. Sie sah gut aus, dachte ich.

Sie kam auf meinen Tisch zu. »Können wir uns zu dir setzen?«, fragte meine Göttin der Begierde mit tiefer Stimme.

»Klar, gerne.«

Ein paar Minuten später. »Könnt ihr auf meine Sachen aufpassen?«, fragte ich sie.

»Klar«, sagt sie und ich gehe kurz auf die Toilette.

Ich komme zurück. »Namaste. Danke«, sagte ich, legte meine Handflächen wie zum Gebet zusammen und verbeugte mich.

»Kannst du aus der Hand lesen?«, fragte mich die Blondine.

»So ein bisschen. Aber ich bin noch ein Anfänger.«

»Wie bist du denn darauf gekommen?«, fragte sie mich.

Ich erzählte es ihr.

»Lass mich deine Hand sehen.«

Sie zeigte ihre linke Hand. Ihre Fingernägel waren lang und weiß lackiert.

»Man sieht an deinen schön gemachten Fingernägeln, dass du sehr auf dein Äußeres achtest.«

An ihrem Ringfinger steckte ein goldener Ring.

»Bist du verlobt?«

»Nein, das ist nur Schmuck.«

Ich schaute mir zuerst die Form ihrer Hand an und erklärte ihr, was ich gerade sah.

»Du hast eine Lufthand«, sagte ich.

»Und was bedeutet das?«, fragte sie neugierig.

»Du bist auf jeden Fall eher ein Kopfmensch.«

Ich habe mir auch die Handlinien und die Beschaffenheit der Haut angesehen. Die Herzlinie war gerade. Die Kopflinie war auch gerade. Eine Lebenslinie mit einer Basis. Während ich ihre Hand betrachtete, aßen ihre Freundinnen nebenan und hörten sich meine Analyse an. Sie sagte, dass meine Vorhersagen über ihre Persönlichkeit nicht ganz stimmten. Sie sei sehr impulsiv, sentimental und sehr gefühlsbetont. Auch meine Vorhersage, dass sie im geisteswissenschaftlichen Bereich studiert, stimmt nicht ganz. Sie studiert Theaterpädagogik. Auf Lehramt. Und sie war die erste Göttin, die linshändig war. Also habe ich eigentlich ihre aktive Hand analysiert.

Sie hat vergessen zu essen, als ihre Freundinnen schon fast fertig waren. Sie musste sich beeilen und ist vor ihren Freundinnen gegangen. Dann sind die beiden Freundinnen auch gegangen und wir haben uns verabschiedet.

Drei weitere Studentinnen haben sich an meinen Tisch gesetzt. Meine Güte, sehen die alle hübsch aus. Annika vom Karate kam an unseren Tisch und wir haben uns kurz unterhalten. Dann ging sie in die Bibliothek.

Die Zeit verging. Irgendwann sind die beiden Studentinnen, die vor mir saßen, gegangen. Nur die Medizinstudentin, mit der ich Augenkontakt hatte, blieb links von mir sitzen. Dass sie Medizinstudentin ist, habe ich aus ihren Gesprächen herausgehört. Ich schreibe mein Tagebuch, lese im Handlesebuch und sitze ab und zu in der Sonne.

Ich wollte mir etwas zu trinken holen. »Möchtest du auch etwas Kaltes trinken?«, frage ich sie.

Sie blickte von dem iPad auf: »Ja, warum nicht.«

»Ich habe Leute gesehen, die Kaffee holen. Die HanoMacke hat wieder geöffnet.«

»Ach so, dann hätte ich gerne einen Kaffee.«

»Was? Kaffee? Ist es nicht zu spät?«

»Nein, ich bin müde. Ich brauche einen Kaffee.«

Sie gab mir eine 2 Euro Münze und ich ging kurz zu HanoMacke.

Ich habe mir eine Fritz-Cola geholt und für Güde einen Kaffee mit Hafermilch.

Auf dem Rückweg hielt mich eine Studentin am Tisch kurz an.

»Ich kenne dich von irgendwoher«, sagte sie.

»Ich weiß nicht. Könnte sein«, antwortete ich etwas verwirrt.

»Aber vielleicht verwechsle ich dich auch.«

Ich ging zu dem Tisch, an dem ich saß.

»Ich habe etwas über dich geraten. Du hast mir gar nicht gesagt, ob du Milch willst. Ich habe dir Hafermilch reingetan.«

»Hafermilch ist perfekt. Danke!«

Wir kamen ins Gespräch. Ich analysierte ihre Hand aus dem Element »Wasser«. Sie hat etwas Spannendes auf der passiven Hand: die Affenlinie. Das habe ich noch nie gesehen und es hat nur 1% der Bevölkerung. So lernte ich Güde kennen.

Später kam noch eine Medizinstudentin von ihr und Güde versuchte ihre Hand zu analysieren. Sie hat mir erstmal die Relaxationsmethode erklärt, die in der Unfallchirurgie eingesetzt wird.

Gegen 18 Uhr hat sich Güde bei mir für die Handanalyse bedankt und ich habe mich bei ihr für das Üben bedankt und sie ist dann zum Hockey beim Hochschulsport gegangen. Ihre Freundin hat sich auch verabschiedet und sie sind gegangen.

Ich habe Güde nicht gefragt, ob wir uns connecten können. Das mache ich nicht mehr, ich lasse die Menschen selbst die Initiative ergreifen. So weiß ich, dass die Person mich wirklich tiefer kennenlernen möchte. Diese Menschen haben auch das Potential langfristig in meinem Leben zu bleiben.

Bevor ich wieder nach Hause gefahren, habe ich die SMS gecheckt. Eine SMS von Jasmin. Sie geht morgen um 11 Uhr Tauben retten los. Ich habe ihr geschrieben, dass ich dabei bin.

Zu Hause habe ich Linsen mit grünen Bohnen und geschroteten Leinsamen mit etwas Olivenöl gekocht. Ich aß in der Küche, wo auch Lara an ihrem Laptop arbeitete. Wir haben kaum geredet. Ich wollte sowieso nicht reden. Und ich finde es spannend, wie ich gar nicht reden muss, wenn ich in der Gegenwart bin und mir den Kopf nicht zerbreche, was Lara über mich denkt oder fühlt.

Nach dem Essen habe ich eines meiner drei Bankkonten gekündigt. Ich halte mich ohnehin nicht konsequent an das gut durchdachte Drei-Konten-Modell.

Ich bin heute dankbar für:

  • Die Begegnung mit Güde und ihrer seltenen passiven Hand.
  • Im Jetzt zu sein und nicht das unangenehme Gefühl zu haben, was Lara von mir denken könnte, nur weil ich keine Lust habe zu reden.
  • Dass der Außenbeobachter in mir meiner Ego-Stimme die Stirn bieten konnte.


Mikroveränderung: Ich habe jetzt zwei statt drei Bankkonten.
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