WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Meinung nicht mit Identität verknüpfen und Kopf statt Festplatte zum Speichern nutzen
22. Oktober 2023. Meine Mutter öffnete die Wohnzimmertür um fünf Uhr morgens, bevor sie zur Frühschicht ging.
»Sascha, kannst du dein Handy einschalten? Laura ist nicht gut drauf, sie kann dich anrufen.«
Ich, noch im Halbschlaf, reagierte leicht gereizt: »Dann kann sie ja einen Krankenwagen rufen, wenn es ihr nicht gut geht. Oder dascha und tobi, die haben wenigstens ein auto. und außerdem ist elliah bei ihr.«
»Wie kannst du nur. Deine schwester ... ich muss zur arbeit.«
»Okay, bis dann.«
Ich bin kurz vor 9 aufgewacht. Ich hörte den Wind rauschen. Der Himmel war leicht bewölkt. Irgendwie war ich nach langer Zeit wieder ein bisschen traurig, als ich da im Bett lag und mich im Zimmer umsah. Warum ich traurig war, konnte ich nicht erklären. Warum ich diese innere Leere fühlte. Der Harry-Potter-Teil von gestern war zwar noch in meinem Kopf, aber deutlich verblasster. Das trug sicher zu meiner Traurigkeit bei, aber es war nicht alles. Vielleicht, weil ich alleine war und keine Menschenstimmen hörte oder sah. Oder weil ich gestern erst nach Mitternacht das letzte Licht ausmachte, um schlafen zu gehen. Oder weil es mir leid tat, dass ich heute so unsensibel auf Mamas Bitte reagiert hatte. Und das Ganze wurde noch verstärkt durch meinen Enneagramm-Typ. Wahrscheinlich waren es mehrere Faktoren.
Ich wusste genau, wie ich diese Art von diffuser Traurigkeit am Morgen schnell loswerden konnte. Ich brauchte mich nur unter eine eiskalte Dusche zu stellen und sie von meiner Seele zu waschen.
Als das eiskalte Wasser über mich floss, spürte ich, wie mich ein intensives Glücksgefühl überkam. Ich fühlte mich so gut, dass ich sogar lachte, um den eisigen Wasserstrahl auf meinem warmen Bauch zu ertragen. Danach war ich wie neugeboren.
Wenn ich in den Spiegel schaute, hatte ich das Gefühl, dass meine grauen Haare an den Seiten wieder zurückgegangen waren. Als wäre es wieder weniger geworden. Dann sah ich mir meine Geheimratsecken an, von denen Tobi neulich über seine gesprochen hatte. Und dachte: Was ist, wenn der Körper diesen Haarausfall absichtlich macht, damit er besser Vitamin D tanken kann? Der Körper lässt den Kopf kahl werden, damit die Sonnenstrahlen auf diesem Weg die Haut erreichen können. Denn anders ist es nicht möglich, weil ich zu viel Kleidung trage. Wenn ich an Dokumentationen über Naturvölker denke, sehe ich keine Menschen mit kreisrundem Haarausfall - es kommt mir sogar komisch vor, wenn so ein alter Indianer eine Glatze am Hinterkopf hat.
Dann dachte ich an die dunkelhäutigen Menschen, die aus den sonnigen Regionen nach Deutschland kommen, um hier zu leben. Hier scheint die Sonne viel weniger als in den Regionen um den Äquator. Die dunkle Haut hält die UV-Strahlen besser ab und hemmt so die Vitamin-D-Produktion. Bekommen sie dann nicht schnell einen Vitamin-D-Mangel?
Dann dachte ich an meine Gesichtsbehaarung und an den Po-Witz aus dem Buch »Genial vital«, in dem der Po mit dem Gesicht verglichen wird. Warum ist der Hintern im Alter so jung im Vergleich zum faltigen Gesicht? Der Po ist weniger der Sonne ausgesetzt und durch die Kleidung immer geschützt. Das hat mich dann zu dem Entschluss gebracht: Den Bart nie ganz abzurasieren, weil er mein Gesicht vor äußeren Einflüssen schützt und ich dadurch im Gesicht jünger bleibe.
Mein Gedanke über Haarausfall und Vitamin D schien mir plausibel, und so ging ich nach dem Frühstück (vier Toasts mit Gurke, Tomate und veganen Ersatzprodukten und zwei Toasts mit Schokoladenaufstrich, Dinkelkaffee) auf den Balkon, um meinen Kopf in die Sonne zu halten, die ab und zu durch die Wolken bricht, und las dabei das Buch »Think again«.
Ich las über selbstbewusste Demut, ein Optimum an Selbstvertrauen und Kompetenz. Mit anderen Worten: Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben (d.h., dass man fähig ist, seine Ziele zu erreichen), aber trotzdem seine Meinungen, sein Wissen und die Methoden, die man anwendet, um seine Ziele zu erreichen, in Frage zu stellen.
Diese Erkenntnis habe ich auf meine Website übertragen. Ich habe meine Beschreibung auf der Website überarbeitet, um sie etwas bescheidener und weniger prahlerisch zu gestalten.
Auch der Titel meiner Biographie “Jeden Tag 1% besser: Mein Weg aus dem Hamsterrad zum Übermenschen” erschien mir etwas arrogant. Vielleicht sollte ich ihn einfach umbenennen in “Alexander Fufaev und wie ich jeden Tag 1% besser wurde” oder so ähnlich?
Nach dem Apfelkuchenessen mit Mascha, Tobi (ja, die sind wirklich trotz Julien gekommen), Mama und mir (Laura lag krank im Bett) bin ich mit Julien, Laura und Mama ins Krankenhaus gefahren, weil es Laura sehr schlecht ging.
Ich wurde am Bahnhof in Hildesheim abgesetzt und als ich in den Bahnhof ging und mein Smartphone aus der Hose holen wollte, war es nicht mehr da. In meinem Rucksack war es auch nicht. Im Auto ist es mir wieder aus der Hosentasche gefallen... Ich wollte trotzdem nach Hannover fahren, aber dann habe ich gemerkt, dass die Fahrkarte auf dem Handy war. Dann habe ich mir überlegt, dass ich jemanden bitten könnte, mein Handy anzurufen, wenn es im Auto liegt, dann müssten die anderen es ja hören. Aber dann fiel mir ein, dass ich mein Handy ausgeschaltet hatte. Meine Mutter, Julien oder Laura konnte ich auch nicht anrufen, weil ich ihre Handynummern nicht auswendig wusste. Was sollte ich tun?
Zum Glück fiel mir ein, dass ich Bargeld dabei hatte und so konnte ich nach einer halben Stunde Wartezeit mit dem letzten Bus zurück nach Borsum fahren.
Während des Wartens und auch während der Busfahrt dachte ich über die krasse Abhängigkeit vom Smartphone nach, auf dem nicht nur meine Fahrkarte gespeichert war, sondern auch alle Nummern, die ich nicht im Kopf hatte. Was wäre, wenn ich dieses Smartphone nicht hätte? Dann würde ich wahrscheinlich den QR-Code des Bahntickets auf meinem Laptop speichern. Und wenn ich das Handy irgendwo draußen verloren hätte? Dann hätte ich viel Geld verloren, denn so ein Iphone ist sehr teuer. Und den Zugang zur Bank müsste ich auch auf einem neuen Smartphone einrichten.
Ich war auch sehr froh, dass ich den Hausschlüssel von Borsum dabei hatte. Hätte ich das Täschchen damals nicht mitgenommen, wäre der Schlüssel in Hannover geblieben. So habe ich ihn immer im Rucksack. Natürlich, wenn ich meinen Rucksack verliere, verliere ich alles, aber ich glaube, es ist wahrscheinlicher, dass ich etwas vergesse, als dass ich einen ganzen Rucksack verliere.
Als ich wieder zu Hause war, habe ich mir vorgenommen, sobald ich mein Handy gefunden habe, mir sofort die Nummer meiner Mutter zu merken, damit ich sie anrufen kann, wenn ich mein Handy verliere und andere Leute auf der Straße treffe.
Dann habe ich auch andere wichtige Nummern auf meinem Macbook gespeichert. Wenn das Handy weg ist, habe ich immer noch das Macbook. Und wenn auch das weg ist, habe ich immer noch meinen Kopf. Damit ich die Nummern nicht vergesse, habe ich sie in einige Passwörter integriert. Dadurch bin ich unabhängiger von Telefonbüchern geworden, weil die Telefonnummern in meinem Kopf gespeichert sind.
Außerdem habe ich gemerkt, dass es sinnvoll ist, wichtige Informationen wie Telefonnummern im Kopf zu speichern, denn der Kopf ist das Einzige, was man immer dabei hat und normalerweise nicht verlieren kann.
Learnings:
- Freude daran haben, eigene Fehler zu entdecken. Sich von der Vergangenheit lösen. Die eigene Meinung nicht mit der eigenen Identität verknüpfen!
- Verwendung des Kopfes (anstelle des digitalen Geräts) zur Speicherung wichtiger Informationen. Geringere Abhängigkeit vom digitalen Gerät.