Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

20. September 2023: Keine Besteckmesser besitzen. Und 15 statt 16 Kleiderbügel. Keine kleine Taschen mehr.

20. September 2023. Nach dem morgendlichen Kaffee in der HanoMacke habe ich Fotos von meinem knallgelben, auffälligen Fahrrad gemacht und es in Kleinanzeigen eingestellt.

In der Mensa habe ich gegen 11 Uhr zum ersten Mal ohne Messer gegessen. Auf dem Speiseplan standen vegane Hackfleisch-Tomaten-Rolle, Avocado-Dip, weißer Bohnensalat und gebackene Chili-Kartoffeln. Es klappte überraschend gut, die Hacktomatenrolle ließ sich mühelos mit der Gabel schneiden.

Gegen 13 Uhr suchte ich bei Amazon nach einer kompakteren Kleiderstange, die ohne Werkzeug demontiert werden kann. Ich fand ein sogenanntes Teleskopregal, das aus Klemmstangen besteht, die zwischen Boden und Decke befestigt werden. Ich kaufte es und beschloss, meinen alten Kleiderständer damit zu ersetzen.

Gegen 14 Uhr saß ich draußen auf einer Bank, trank Kaffee und beobachtete eine Studentin in engen schwarzen Leggings, die ebenfalls allein saß und einen Eiskaffee genoss. Als wir beide unsere Tassen zurückbrachten, lächelte sie mich an. Ich traf sie gleich darauf in der Bibliothek. Wir fuhren gemeinsam mit dem Aufzug, begleitet von einem Bauarbeiter, und stiegen beide im vierten Stock aus. Ich stieg zuerst aus. Als sie nach mir ausstieg, drehte ich mich um und fragte sie, ob sie mit mir ausgehen wolle. Sie hatte einen Freund. Wir gingen getrennte Wege.

Abends um 21 Uhr aktivierte sich die Downtime-App und ich geriet in eine Phase der Langeweile. Also habe ich den Kopfstand geübt. Dabei stellte ich fest, dass ich durch diese Übung meine verstopfte Nase befreien konnte.

Dann übte ich die Körperwahrnehmung, von der ich vor 21 Uhr gelesen hatte. Dazu legte ich mich einfach hin und nahm alles in meinem Körper wahr - mal einen Schmerz hier, mal ein Muskelzucken dort. Durch gezielte Entspannung gelang es mir, meinen eigenen Puls wahrzunehmen. Ich fragte mich, ob es möglich ist, die innere Wahrnehmung so zu schärfen, dass man zum Beispiel Fieber oder andere körperliche Probleme allein durch die innere Wahrnehmung einschätzen kann. Aber eines war sicher: Durch die Meditation und die Körperwahrnehmung konnte ich Signale wahrnehmen, die mir im Alltag nicht aufgefallen wären.

Dann langweilte ich mich wieder. Während dieser Langeweile stellte ich fest, dass ich trotz meiner Kurzsichtigkeit peripher scharf sehen konnte. Wenn ich direkt auf den Stern schaute, sah ich ihn nur sehr schwach und verschwommen. Beim peripheren Sehen, wenn ich nicht direkt auf den Stern schaute, sondern an die Decke, sah ich ihn klar und hell.

Beim Liegen und Nichtstun kamen mir weitere minimalistische Ideen. Ich knipste das Licht an und betrachtete meine kleine Tasche, in der sich Kondome, mein russischer Pass, Ersatzbürsten für die Zahnbürste, das Ladegerät für den Trimmer, meine Gesundheitskarte, mein Personalausweis, meine Bankkarte und mein USB-Stick befanden. Das Ladegerät und den Ersatzzahnbürstenkopf habe ich in meine Tasche im Badezimmer gelegt, die schon beim Einzug in die WG vorhanden war und der WG gehörte.

Als ich nun die Mütze, die ebenfalls in dem Täschchen verstaut war, an den Haken hängte, an dem vorher mein Täschchen hing, zählte ich noch einmal die Kleiderbügel und stellte fest, dass ich eigentlich noch einen Bügel loswerden könnte.

Dann beschloss ich, mich auch von den Birkenstock-Schuhen zu trennen. Wenn es sehr heiß sein sollte, würde ich versuchen, immer barfuß zu laufen, ansonsten würden mir die Kami Black Barfußschuhe im Sommer und Frühling völlig ausreichen.

Dann habe ich mir die Bankkarte angesehen. Ich beschloss, nicht mehr mit dem Handy zu bezahlen, sondern mit der Bankkarte. Meine Überlegung war: Eine physische Bankkarte ist zuverlässiger, weil sie auch ohne Strom funktioniert. Außerdem war sie leichter und kompakter. Ich musste nicht jedes Mal mein Handy einschalten, wenn es ausgeschaltet war und ich bezahlen wollte. Die blaue Bankkarte verknüpfte ich mit dem Konto »Essen«.

Das Rücklagenkonto nannte ich »Ersparnisse«. Ich beschloss, das »Konsum«-Konto zu löschen und stattdessen einfach das »Ersparnisse«-Konto zu verwenden. Dieses Konto verknüpfte ich mit meiner schwarzen Bankkarte. So ersparte ich mir das ständige Hin- und Herschieben von Geld, wenn ich größere Investitionen tätigen wollte. Normalerweise würde ich das nicht tun, wenn ich nicht sicher im Umgang mit Geld wäre. Aber damals war ich überzeugt, dass ich es inzwischen gut beherrschte.

Die Kondome, die Gesundheitskarte, den USB-Stick und was sich sonst noch in meiner Tüte befand, packte ich in das leere Schuhfach meines Rucksacks. So war die Tüte leer und ich konnte sie auch loswerden.


Learning: Durch Meditation habe ich die innere Wahrnehmung kennengelernt. Ich liege einfach da und nehme die verschiedenen Signale meines Körpers wahr, wie Herzschlag, Muskelzucken, Schmerzen, Temperatur und so weiter.

Mikroveränderungen:

  1. Ich benutze keine Besteckmesser, sondern nur Gabeln und Löffel als Esswerkzeuge. So reduziere ich den Abwasch.
  2. Ich habe die Anzahl meiner Kleiderbügel von 16 auf 15 reduziert.
  3. Ich habe meine kleine Tasche wegminimalisiert und besitze nur noch einen Rucksack und eine Stofftasche. Die Sachen, die früher in der kleinen Tasche waren, habe ich jetzt im Rucksack verstaut.
  4. Ich habe keine Birkenstock-Sommerschuhe mehr. Mir reichen meine Sommer-Barfußschuhe. Ich habe mir vorgenommen, im Sommer öfter barfuß zu gehen.