Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

2. Juli 2023: Das Leben bestraft mich nicht, es erzieht mich

2. Juli 2023. Gestern hatte ich mit Nicole, meinem Bumble-Match, geschrieben und wir hatten uns für heute verabredet. Sie hatte ein kleines Kind und wirkte selbst zierlich und süß. Ihr letztes Date hatte ihr vorgegaukelt, er wolle etwas Ernstes, doch in Wirklichkeit wollte er sie nur flachlegen. Das tat er auch und war dann weg.

Im Chat merkte ich, dass wir gut harmonierten. Geplant war ein Treffen in ihrem Lieblingscafé in Bad Oeynhausen, um uns persönlich kennenzulernen. Doch als ich heute Morgen aus der Dusche stieg und auf mein Handy schaute, traf mich ihre plötzliche Absage. Sie fühlte sich noch nicht bereit für eine Beziehung. Ich antwortete verständnisvoll und beende meine Sprachnachricht mit meinem Lieblingsspruch aus der Affirmation von Bodo Schäfer: »Ach ja, und Nicole? Denk dran: Das Leben bestraft dich nicht, es erzieht dich.« Danach löschte ich unseren Match, meinen einzigen Match.

Mit der Moldawierin Gaby hatte ich auch nichts mehr zu tun, da sie es nicht cool fand, dass ich noch auf Bumble aktiv war. Sie erwartete, dass ich die App vor unserem Date lösche. Ich versicherte ihr, dass ich das tun würde, sobald wir ein konkretes Date vereinbart hatten. Doch jeden Vorschlag von mir lehnte sie mit der Begründung »Zeitmangel« ab. Das Verhalten war verwirrend und ich fühlte mich etwas verarscht. »Seltsame, kryptische Frauen lauern auf Bumble herum«, dachte ich als ich gesehen hatte, dass sie unseren Match plötzlich aufgelöst hatte.

Heute änderte ich also meine Pläne. Ich entschied mich, meine Mama zu besuchen und einen längeren Spaziergang zu machen. Ich fuhr mit dem Zug bis Harsum und von dort aus ging ich dreieinhalb Kilometer zu Fuß entlang des Feldwegs bis Borsum. Es war windig, aber warm, und ich dachte über verschiedenste Dinge nach. Einer der verrückten Gedankenspielereien war:

»Der Bus bremst. Währenddessen sitze ich mittig ganz hinten in Fahrtrichtung. Es wirkt eine bremsende Kraft (actio) auf den Bus, die entgegen der Fahrtrichtung wirkt und die Geschwindigkeit des Busses verringert. Auf mich als Insassen wirkt eine Gegenkraft (reactio), die meine Geschwindigkeit in Fahrtrichtung erhöht und mich durch den Gang nach vorne schleudert. Das Gesetz der Geschwindigkeitserhaltung. Die abnehmende Geschwindigkeit des Busses resultiert in meiner zunehmenden Geschwindigkeit, sodass unsere Gesamtgeschwindigkeit konstant bleibt.«

In Borsum angekommen, war niemand da. Mama hatte wohl Frühdienst. Ich machte mir einen Kaffee mit viel Schaum, setzte mich auf den Balkon und reckte mein Gesicht der Sonne entgegen. Mit einem breiten Grinsen flüsterte ich: »Danke, dass du mich stets auf den richtigen Weg leitest.«