Alexander Fufaev
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19. August 2023: Warum ich nicht mehr an der Börse investieren will

19. August 2023. Ich lag in meinem Zimmer auf dem Bett und dachte über den Verlust meines Vermögens durch Knockout-Zertifikate nach und fragte mich, warum ich überhaupt Geld an der Börse investierte. Was bedeutete es für mich, reich zu sein? Reichtum bedeutete für mich definitiv nicht einen dicken Kontostand zu haben. Ein Lottogewinner war für mich nicht reich, wenn er nach ein paar Jahren das gesamte Geld ausgegeben hat und nun das gleiche Leben führt wie vor dem Lottogewinn. Reich sein bedeutete für mich, finanziell unabhängig von Arbeitgeber und Staat zu sein. Es bedeutete auch, meine Zeit nicht gegen Geld tauschen zu müssen.

Investieren war gerade im Trend, und ich war dabei, weil alle anderen es auch waren. Doch was gewinne ich, wenn ich mein Geld vermehre? Die meisten Menschen investieren für das Alter, weil sie dem deutschen Rentensystem nicht vertrauen und im Alter finanziell abgesichert sein wollen. Ich war jedoch bereits finanziell abgesichert. Ich hatte mir quasi ein passives Grundeinkommen erarbeitet, das mein Leben finanzierte, und ich hatte auch Notgeld, um schwierige Zeiten zu überstehen. Selbst wenn meine gesamten Ersparnisse auf einen Schlag verschwinden würden, könnte ich aufgrund meiner minimalistischen Lebensweise, mit kaum Ausgaben, schnell wieder auf die Beine kommen. Und wenn nicht, hätte ich immer noch meine Familie, die mich unterstützen würde. Ich fühlte mich finanziell gut aufgestellt und konnte mich daher Dingen widmen, die mein Herz begehrte, ohne mir Gedanken um Geld machen zu müssen. Finanzielle Absicherung war in meinem Fall also kein plausibler Grund, zu investieren.

Wenn das Wirtschaftswachstum mit dem Anstieg des Börsenkurses korreliert, und das scheint der Fall zu sein, stellt sich mir auch die Frage: Kann die Wirtschaft unendlich wachsen? Sie ist bis jetzt immer gewachsen, aber das ist keine Garantie für die Zukunft. Und wie steht es mit dem stetig steigenden Ressourcenverbrauch? Wenn ich investiere, erhoffe ich mir, dass mein Vermögen wächst. Das setzt ein Wirtschaftswachstum voraus, das mit dem zunehmenden Ressourcenverbrauch einhergeht. Möchte ich ein System unterstützen, das mir nur dann Vorteile bringt, wenn der Ressourcenverbrauch steigt? Natürlich nicht. Das widerspricht komplett meinem Streben nach mehr Nachhaltigkeit und weniger Ressourcenverbrauch.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass die Ressourcen in der Zukunft so effizient wiederverwertet und genutzt werden, dass das Wirtschaftswachstum (und hoffentlich auch das Wachstum meines Vermögens) teilweise vom Ressourcenverbrauch entkoppelt wird. In diesem Moment dachte ich an den dritten Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass ein hundertprozentiger Wirkungsgrad einer Maschine niemals erreicht werden kann, oder anders formuliert: Es gibt kein Perpetuum Mobile. Es wird also immer einen Energieverlust in den Maschinen geben, die effizienter werden und das Wirtschaftswachstum vorantreiben. Dieser Energieverlust muss irgendwie durch zusätzliche Ressourcen kompensiert werden. Laut der Thermodynamik ist es also unmöglich, das Wirtschaftswachstum zu hundert Prozent vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.

Das waren meine Überlegungen, die mich dazu brachten, nicht mehr an der Börse zu investieren und mich von der Hoffnung auf stetiges Wirtschaftswachstum ohne steigenden Ressourcenverbrauch zu verabschieden. Ich verkaufte meine verbliebenen Apple-Knockout-Zertifikate und überwies das Geld auf mein Konto. Dann kündigte ich mein Konto und löschte die Trade Republic App. Erleichtert lag ich im Bett und starrte an die Decke. »Nie wieder die Kurse anschauen und meine Stimmung vom Kurs beeinflussen lassen«, dachte ich. Meine Stimmung sank, wenn ich im Minus war, und sie stieg, wenn ich im Plus war. Meine gute Laune schien auch vom Wirtschaftswachstum abzuhängen. Ab heute koppelte ich sie davon ab.


Mikroveränderung: Ich investiere nicht mehr an der Börse. Ich hoffe, dass ich dadurch weniger Stress habe.