Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

19. Mai 2024: Post-Festival-Depression, CSD-Straßenfest, Andreas die Dax-Legende, Lena die exotische Tänzerin und Jasmin von der Taubenrettung

Vahrenwalder Park in Hannover

19. Mai 2024. Ich bin um 8 Uhr morgens aufgewacht. Ich hatte eine krasse Post-Festival-Depression nach dem gestrigen Tag. Ich bin in den Vahrenwalder Park gegangen und habe die Vögel und die Hunde beobachtet. Ich habe versucht Nina anzurufen. Ich habe auf die Mailbox gesprochen: »Hallo Nina. Warum ist die Mailbox an? Schlaft ihr noch? Ich bin heute aufgewacht und hatte Glitzer auf der Nase. Das kommt davon, wenn man Nina auf die Wange küsst. Kannst du mich zurückrufen? Ich will mehr hinter deine Schutzmauer schauen und deine wahre innere Schönheit sehen«.

Bevor ich in die Stadt fuhr, versuchte ich noch einmal, Nina anzurufen. Es hat geklingelt. Dann hat sie anscheinend aufgelegt.

Ich bin in die Stadt gefahren, habe mir einen Erdbeer-Frapino gekauft und bin dann durch die Stadt gelaufen. Am Opernplatz vorbei, um mir den Platz anzusehen, wo ich Nina und Desiree getroffen habe. Ich könnte heulen. Ich habe gestern zwei wunderbare Menschen kennen gelernt, Nina und Desiree, und ich hatte das Gefühl, dass sie länger als nur einen Tag in meinem Leben bleiben werden.

Ich bin um 12 Uhr nach Hause gegangen, um mich auszuweinen und dann zu meditieren, um mein inneres Gleichgewicht für das zweite CSD-Straßenfest wiederherzustellen.

Ich gebe zu, dass ich bei breiten Becken oder engen Leggings sehr schwanzgesteuert werde. Ich finde Nina verdammt sexuell anziehend. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mit Nina eine One-Night-Stand haben will. Das wäre schrecklich. One-Night-Stands würden mich nur emotional zerstören und mein eigentliches Bedürfnis nach tiefen Freundschaften (mit oder ohne +) überhaupt nicht befriedigen.

Ich mache Meditationsmusik an, schlafe ein und schlafe bis 14 Uhr. Als ich aufwache, fühle ich mich traurig. Ich sehne mich so nach Nina. Sie und Desiree sind mir innerhalb eines Abends mit ihnen gemeinsam, und all die schönen Erlebnisse, die wir hatten, sind am Herz (zwar nicht gewachsen) aber ganz doll kleben geblieben.

Nach dem Mittagsschlaf bin ich in die Stadt gefahren. In meinem Lieblingsdönerladen habe ich einen Falafeldöner gegessen.

Als ich aus dem Bahnhof kam, hat es geregnet und die Welt war grau. Auch meine innere Welt. Das Schöne am Regen war, dass ich weinen konnte, ohne dass die Passanten es merkten. Ich ließ es einfach raus. Unterdrückung ist anstrengend.

Ich versuchte Nina ein zweites Mal anzurufen. Niemand antwortete, und dann war nur noch die Mailbox dran. Wird Nina mich wirklich so eiskalt ignorieren wie all die anderen Göttinnen, denen ich begegnet bin? Die mir versprochen haben, mich zu kontaktieren, aber am Ende mich doch geghostet haben. Nicht mal eine kurze Absage hinterließen, wie Elisabeth, dass sie doch kein Interesse hätten. Das hat mich traurig gemacht. Ich habe immer ein offenes Herz, egal wie oft es verletzt wird. Ich verschließe es nicht vor neuen Begegnungen. Und ich gebe nicht auf.

Beim Einatmen hatte ich Bauchschmerzen. Das kam sicher von der Psyche. Ich hatte auch Kopfschmerzen am Hinterkopf wegen des fehlenden Koffeins. Also habe ich mir beim CSD-Straßenfest an einem mobilen Kaffeestand einen superleckeren Cappuccino mit Hafermilch gegönnt und den Opernsängern auf der Bühne zugehört. Irgendwie wurde der Gesang trauriger. Das hat mich berührt. Aber ich wollte nicht mehr weinen, weil es aufgehört hat zu regnen. Kaffee beim CSD 2024 in Hannover

Ich ging kurz zum Kröpcke und dort sprach mich ein etwa gleichaltriger Mann von »Anonymous for the voiceless« an. Er hatte, wie seine Kollegen, überall auf dem Platz Plakate, die die Grausamkeit der Massentierhaltung anprangerten. Wir sprachen über Veganismus. Wir haben uns gut verstanden. Leider konnte er bisher nur wenige Menschen davon überzeugen, 30 Tage lang ein veganes Leben auszuprobieren. Wir haben darüber gesprochen, wie man die Leute am besten überzeugen kann. Diejenigen, die noch nie von Veganismus gehört haben, kann man am besten mit guten Argumenten auf den Geschmack bringen. Diejenigen, die nichts vom Veganismus halten (wie ich damals), überzeugt man, indem man es vorlebt und zeigt, wie viel besser es gesundheitlich und moralisch ist, vegan zu leben. Er fand es gut, dass ich schon vegan lebe, aber er argumentierte, dass es nicht ausreicht, nichts mit den Grausamkeiten zu tun zu haben. Nach dem Motto: Solange ich es nicht tue, ist alles in Ordnung. Man muss aktiv werden und andere Menschen aufklären. Ich gab ihm völlig Recht. Er gab mir eine Webseite »cubeoftruth.com«. Ich habe sie mir notiert.

Ich habe mir mit ein paar Bierchen Mut angetrunken und meine Grübeleien mit Zigaretten betäubt. Jetzt konnte ich in Ruhe tanzen. Techno-Musik beim Hannover CSD 2024

Ich spürte wie der Tanz mich mit Freude überkommen ließ. Die Menschen sprachen mich an und machten mir Komplimente. Dabei habe ich das Gefühl, dass ich zu diesem Techno-Mischmasch überhaupt nicht tanzen kann. Die Sonne kam aus den Wolken heraus. Um 17 Uhr habe ich auf mein Handy geschaut. Endlich eine Nachricht von Nina. Sie hat sich gewundert, warum ich so oft angerufen habe. Desi ist weggefahren und Nina war bei ihrer Mutter grillen. Ich habe geantwortet, dass der Wladislav Desi und Nina vermisst hat und will euch wiedersehen.

Nach der SMS von Nina war ich wieder sehr fröhlich und habe noch mehr getanzt. Ich spürte: Ich bin nicht allein. Ich habe zwei tolle Freundinnen an meiner Seite, Nina und Desiree.

Ich tanzte mit meinen Händen und versuchte, die Wolken von der Sonne wegzubewegen. Ich wusste, dass sie gleich weiterziehen würden, aber ich tat so, als würde ich sie wegwischen. Ein schwuler Mann aus dem Iran, der mich vorher angesprochen hatte, half mir dabei, indem er es mir nachmachte.

»Bist du ein Prophet?«, fragte er mich dabei.

»Nein, nur ein Sonnenanbeter«, antwortete ich und tanzte weiter, um die Wolken zu vertreiben. Endlich kam die Sonne aus den Wolken.

Seine Frage, ob ich ein Prophet sei, brachte mich in der Pause kurz zum Nachdenken. In letzter Zeit mache ich immer mehr seltsame Dinge: Ich verbeuge mich vor Menschen, die ich kennenlerne. Ich versuche, die Natur (wie die Wolken) mit Händen zu kontrollieren. Ich schaue mehr in den Himmel und spreche mit Gott und dem Universum.

Während einer Tanzpause am Bierstand traf ich Andreas, die Dax-Legende. Wir haben zusammen geraucht, und er war hinter heißen Frauen in Leggings oder kurzen Röcken her. Typisch. So kenne ich ihn. Ich war dabei. Er hat einen Transsexuellen gesehen und gesagt, den nimmt er auch. Er hat sogar als Hetero einen Mann geküsst. Er hat gesagt, am Anfang fühlt es sich komisch an, aber sobald man anfängt zu küssen, vergisst man, dass es ein Mann ist. Das fand ich aufregend. Gestern hat er eine junge Obdachlose, die er schon länger kennt, ohne Kondom gevögelt und ihr angeboten, bei ihm zu duschen. Der Mann ist Mitte fünfzig, aber im Geiste erst 20. Er ist ein faszinierender Mensch aber ein ganz schöner versauter!

Auf der Tanzfläche traf ich Lena, die exotische Tänzerin, die ich letztes Jahr beim CSD kennengelernt hatte, weil sie mir mit ihrem exotischen Tanzstil aufgefallen war. Und ich liebe exotische Menschen. Sie inspirieren mich.

Wir unterhielten uns kurz und ich fand heraus, dass Lena überhaupt nichts von Spiritualität und Handlesen hält. Nicht einmal Meditation interessiert sie. Sie glaubt auch nicht, dass es mehr gibt als das Materielle. Sie mag nur harte Fakten und Mathematik. Das hat mich irgendwie total abgestoßen, dass sie sich so beschränkt. Jedenfalls habe ich in dem Moment gemerkt, dass wir überhaupt nicht zusammenpassen. Ich glaube nicht, dass ich von ihr etwas lernen kann. Ganz rational sein, das kann ich schon, wenn ich will.

Um 21 Uhr war dann Schluss am Techno-Stand. Ich habe mir eine große Pommes mit veganer Mayo und Ketchup geholt und die letzte Stunde an der großen Bühne ausklingen lassen. Trotz des holprigen Starts war es ein schöner Tag. CSD Straßenfest in Hannover 2024 am Abend

In der Straßenbahn sprach mich ein etwas angetrunkener Mann mit einem Hannover 96-T-Shirt an und stellte mir komische Fragen, zum Beispiel, wo ich hin fahre.

»Darf ich dir einen Witz erzählen?«, fragte ich ihn. Er nickte.

»Was ist die meistgehasste Straße von Hannover 96 Fans?«

Er überlegte. »Keine Ahnung.«

Ich deutete auf die Anzeige in der Straßenbahn. Nächste Haltestelle: Werderstraße. Der Mann lachte nicht.

Er wollte hier aussteigen. Aber er blieb in der Straßenbahn. »Ich fahre mit dir«, sagte er.

»Was? Willst du mich ausrauben?«, fragte ich mit völlig entspannter Stimme.

»Nein, du bist süß.«

»Ich will aber auch nicht vergewaltigt werden.«

Nächster Halt. »Komm, steig hier aus«, sagte ich lächelnd zu dem Mann.

Er stieg aus. Drehte sich zu mir um. Er winkte mir traurig zu, als die Tür zufiel.

Vielleicht ist er schwul, dachte ich. Als ich an der Dragonerstraße ausstieg, überprüfte ich die SMS. Keine SMS von Nina. Jasmin von der Taubenrettung hatte mir geschrieben. Ich sollte sie auf der Taubenrettungstour begleiten und von ihr lernen. Ich habe sie angerufen. Sie war gerade auf dem Weg nach Hause und sagte, sie würde mich in einer halben Stunde anrufen.

Als ich gegen 22.30 Uhr nach Hause kam, habe ich mir die Haare gewaschen, die Zähne geputzt, das Fenster geöffnet und mich auf die Fensterbank gesetzt, das Licht war aus. Dann rief mich Jasmin an.

Wir sprachen über die Taubenrettung. Sie war morgen ab 10 Uhr auf Rettungstour. Ich war aber schon mit meiner Familie zum Frühstück verabredet, also komme ich bei ihrer nächsten Tour mit.

»Willst du unten an der Leiter stehen und zuschauen oder willst du raufklettern?«

»Natürlich raufklettern. Ich tue so, als wäre ich schon ein erfahrener Taubenretter«, scherze ich.

Jasmin schlug mir auch vor, bei der Gruppe von Freiwilligen mitzumachen, die Attrappen in die Vogelnester legen, damit sich die Taubenpopulation nicht so schnell vermehrt.

Danach habe ich mich direkt schlafen gelegt. In meinem Zimmer.