Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

17. April 2024: Entdeckung des Handlesens und Leonie die Bibliothekarin

Die rechte Hand von Alexander Fufaev

17. April 2024. Um 7:30 Uhr aufgewacht. Bin pinkeln gegangen. Der Urin war sehr, sehr gelb. Ich wusste genau warum. Es waren die Linsen und die zwei Löffel Leinsamen, die ich in mein Essen getan hatte. Sie haben dem Körper viel Wasser entzogen, um aufzuquellen. Deshalb sollte ich in einer Überlebenssituation, in der Wasser und Nahrung knapp sind, lieber nicht essen und durch die Verdauung, für die Wasser benötigt wird, einen Wassermangel erleiden.

Zu Fuß in die Bibliothek. Ich liebe meinen neuen Pullover aus Merinowolle. Es sind 5 Grad draußen und ich habe nur ein T-Shirt und diesen Pullover an und fühle mich warm. Nur gegen den Wind schützt er nicht, aber das ist kein Problem, solange der Wind nicht weht. Die Sonne kommt aus den grauen Wolken.

Unterwegs schaute ich mir die Pflanzen an. Sie hatten Tau auf den Blättern. »So viel Wasser darauf. Das könnte ich als Wasserquelle benutzen«, dachte ich. Ich habe auch gelesen, dass das gutes Wetter bringt. Ich schaute zum Himmel. Aber die graue Wolkendecke, die von Norden nach Süden zog, sagte etwas anderes. Widersprüchlich, aber genau deshalb darf man sich nicht auf eine einzige Beobachtung verlassen.

Unterwegs lächelte mich ein Mädchen an, das Luisas Schwester sein könnte. Sie sah ihr sehr ähnlich. Ich greife in meine Hosentasche. Kein Geld mehr für den Kaffee. Vielleicht besser so? Habe trotzdem 10 Euro abgehoben. Und das war gut so, denn als ich mir bei Lidl ein Vollkornbaguette kaufte, wollte ich mit Karte bezahlen, aber die Selbstbedienungsautomaten funktionierten nicht. Auch an der Kasse war es nicht möglich, mit Karte zu bezahlen. Man kann sich also nicht zu 100 Prozent auf Kartenzahlungen verlassen. Man sollte immer etwas Bargeld dabei haben. Ich bin froh, dass ich vorhin 10 Euro abgehoben habe.

An der Kasse habe ich eine Familie mit einem Großeinkauf gefragt, ob sie mich vorlassen können. Sie waren sehr nett und haben mich gerne vorgelassen. Da habe ich an Urban Survival gedacht. Wie kann ich in einer Notsituation so egoistisch sein und diesen netten Menschen nicht mit meinen Survival Skills helfen? Diesen Egoismus haben viele in der Urban Survival Szene. Ich will nicht so denken.

Ein Mann vor mir meinte, er hätte 1 Euro zu wenig Wechselgeld bekommen. Es gab eine kleine Diskussion an der Kasse. Die Kassiererin hat ihm den Euro gegeben. Man konnte an ihrem Gesicht sehen, dass ihr das die Laune verdorben hat. Als ich an der Reihe war, hat sie mit ihren langen, rosa lackierten Fingernägeln auf dem Kassenzettel des Mannes unterschrieben.

»Schöne Fingernägel mit praktischem Nutzen«, sagte ich.

»Danke«, antwortete sie und ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Da wurde mir klar, wozu man lange Fingernägel gebrauchen kann - als Kugelschreiber. Mit dieser Erkenntnis bin ich dann in die HanoMacke gegangen und habe mir einen Kaffee geholt. Wegen der frühen Stunde und der Kälte war der Campus draußen leer. Kaum bin ich aus dem HanoMacke raus, kommt auch schon wieder die Sonne aus den Wolken. Ein breites Grinsen im Gesicht. Habe mich im Schneidersitz auf die Bank gesetzt und die Sonne mit meinem Kaffee genossen.

Um 11:30 Uhr Essens- und Kaffeepause. In der Mensa Rebekka die Gothic-Studentin in der Schlange gesehen. Im HanoMacke Maxi hinter der Theke. Diesmal schien sie nett zu mir zu sein. Hat mich angelächelt. Auf dem Rückweg habe ich Anna die Lesbe getroffen. Sie hat mich deutlich gesehen und dann schnell weggeschaut. Keine Ahnung, was mit ihr los ist.

Um 14 Uhr aus der Bibliothek raus. Auf dem Campus war eine Demo gegen Rechts. Es hat geregnet. Habe mir einen Kaffee geholt und bin in der HanoMacke an der Tür gestanden und habe den Regen und die Demo beobachtet. Dann bin ich in den Buchladen gegangen. Im Schneidersitz habe ich heute »Das kleine Buch vom Handlesen« von Kitty Gulsborough gelesen. Ich weiß nicht, ob da was dran ist oder nicht, aber Fakt ist, dass es mir helfen wird, schneller Körperkontakt mit potentiellen Partnerinnen aufzunehmen.

Ich habe gelernt, dass man, bevor man mit esoterischen Deutungen beginnt, die Hautbeschaffenheit, den Muskeltonus, die Beweglichkeit der Hand und der Finger, Narben, Verletzungen und Tätowierungen anschauen sollte. Gibt es Auffälligkeiten? Denn diese Beobachtungen sagen schon viel über die Person aus. So sind zarte Hände bei einem Handwerker eher unwahrscheinlich.

Meine neue Narbe am Mittelfinger ist mir natürlich sofort aufgefallen. Mein Mittelfinger ist der längste. Da sind keine Schwielen dran. Meine Finger sind lang. Die Fingernägel sind gekürzt.

Nach diesen Beobachtungen kommt das Esoterische. Der Vergleich der Proportionalität der Handfläche zur Länge der Finger. Daraus lässt sich ablesen, ob meine Hand eine Feuer-, Wasser-, Luft- oder Erdhand ist. Diesen werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben:

  • Eine Feuerhand hat rechteckige Handfläche und kurze Finger. Das Sternzeichen könnte Widder, Löwe oder Schütze sein. Die assoziierten Eigenschaften sind extrovertiert, leidenschaftlich, impulsiv, abenteuerlustig, fürsorglich, bestimmend und aktiv.
  • Eine Wasserhand hat rechteckige Handfläche und lange Finger. Das Sternzeichen könnte Fische, Krebst oder Skorpion sein. Die assoziierten Eigenschaften sind introvertiert, idealistisch, einzelgängerisch, unentschieden, fantasievoll, mysteriös.
  • Eine Lufthand hat quadratische Handfläche und lange Finger. Das Sternzeichen könnte Wassermann, Zwillinge und Waage sein. Die assoziierten Eigenschaften sind ruhelos, neugierig, intelektuell, analytisch, kraftvoll, aufregend, instabil, widersprüchlich. Ich habe eine Lufthand.
  • Eine Erdhand hat quadratische Handfläche und kurze Finger. Das Sternzeichen könnte Stier, Jungfrau und Steinbock sein. Die assoziierten Eigenschaften sind realistisch, pragmatisch, geerdet, verlässlich, loyal, stur, schnell, stark.

Den Fingern sind astrologisch Planeten zugewiesen:

  • Der kleine Finger entspricht dem Merkur und steht für Kommunikation, Lebhaftigkeit, Rationalität, Bildung.
  • Der Ringfinger entspricht der Sonne und steht für Kreativität, Spontaneität, Ego, Bewusstsein, Vitalität.
  • Der Mittelfinger entspricht dem Saturn und steht für Intelligenz, Vernunft, Ausgewogenheit, Einsamkeit, Fokus, Ethik.
  • Der Zeigefinger entspricht dem Jupiter und steht für Führung, Ehrgeiz, Extravaganz, Erkundung, Stärke, Militär und Politik.
  • Der Daumen ist kein Planet zugewiesen.

Zu Hause habe ich die kleine Pillendose bekommen, die ich als Anhänger vorne am Rucksack befestigt habe. Da passt genau eine große Pille rein. Dann habe ich eine Talkshow über Liebe gesehen. Da war eine polyamore Gemeinschaft zu Gast, die eine offene Beziehung lebt. Irgendwie hat mich das wieder neugierig gemacht. Vielleicht wäre das etwas für mich?

Mama hat mich gebeten, heute noch zu kommen, weil morgen die alte Waschmaschine abgeholt wird. Also mache ich mich nach der Doku auf den Weg, so dass ich um 20 Uhr da bin. An der Straßenüberquerung zur Haltestelle am Vahrenwalder Platz lächelte mich eine Blondine an und begrüßte mich. Wir haben auf Grün gewartet.

»Du arbeitest doch in der Conti-Bibliothek, oder?«

»Ja, genau, und du bist der Sonnenanbeter auf dem Conticampus?«

»Genau, mit einer Tasse Kaffee in der Hand.«

Die Ampel sprang auf Grün.

»Wie heißt du denn?«

»Leonie.«

»Ich bin Alexander. Freut mich.« Wir schüttelten uns die Hände. Jetzt wusste ich, wer mich auf dem Campus immer angrinste. »Vielleicht trinken wir mal einen Kaffee zusammen, wenn wir uns auf dem Campus sehen.«

»Ja, warum nicht!«, sagte sie und ist direkt weitergegangen.

»Ciao«, rief ich ihr hinterher und dachte nur, okay, das wird nichts. Sie ging geradeaus weiter und ich bog zum Gleis ab.

Da ich am Hauptbahnhof noch eine halbe Stunde Zeit hatte, machte ich einen kleinen Spaziergang. Auf dem Rückweg blieb ich vor einer Pizzeria stehen, weil mir eine hübsche Blondine in der Schlange auffiel. Als sie die Pizza gekauft hat, habe ich sie angesprochen.

»Hey!«

»Hallo!«, sagte sie und biss in ihre Salamipizza. Da merkte ich, dass sie einen halben Kopf größer war als ich. Das gefiel mir.

»Ich war gerade auf dem Weg zum Zug, als ich dich gesehen habe. Mein Herz schlug ein bisschen schneller. Stört es dich, wenn wir...«

Ich bemerkte, wie für eine Mikrosekunde ihre Mundwinkel nach unten zuckten.

»Oh Scheiße, bist du vergeben?«

»Ja. Frisch vergeben. Woher weißt du das?«

»Deine Mundwinkel sind für einen kurzen Moment nach unten gegangen. Da wusste ich, dass es ein Korb wird.«

Sie lachte.

»Und wie heißt du?«

»Laura, und du?«

»Alexander.«

»Aber hey Alexander, ich freue mich, dass du auf mich zugekommen bist. Vielleicht sehen wir uns wieder.«

»Mal sehen, ob uns das Universum in die Karten spielt. Mach's gut!«

»Tschüss, Alexander.«

Sie ging weiter. Ich blieb kurz stehen und sah mich um. Dann ging ich auch zum Gleis. Ich sah, dass sie auch zum Gleis 13 ging.

»Ich glaube, wir fahren mit demselben Zug«, sagte ich, als ich sie an der Rolltreppe einholte.

»Mit welchem fährst du?«

»Mit der S3 nach Hildesheim.«

»Ich fahre nach Wolfsburg.«

»Hmm, so viel zum Universum, das uns in die Karten spielt...«, machte ich eine sarkastische Bemerkung.

»Gute Fahrt!«, sagte sie grinsend.

Der Zug war schon da. Ich stieg ein und notierte diese Begegnung in meinem Tagebuch.


Learnings: Ich habe die Grundlagen des Handlesens gelernt. Das wird mir helfen, schneller Körperkontakt mit potentiellen Partnerinnen aufzunehmen.