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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Vermessung meiner Augen für die Augenlaser-OP und Julia, die tätowierte Erzieherin

16. November 2023. Gegen 8 Uhr aufgestanden. Lina und Lara waren weg. Vanessa hatte mir gerade das Bad frei gemacht, als ich aus dem Zimmer kam. Ich habe noch meine Wasserflasche aufgefüllt und bin dann los. An der Bushaltestelle standen viele Leute, also wusste ich, dass der Bus gleich kommen musste. Den habe ich genommen.

Eigentlich wollte ich heute zur Kreipes Coffee Time, weil ich in der Nähe des Augenlaserzentrums sein wollte. Ich hatte nämlich heute einen Termin, bei dem meine Augen vermessen werden und festgestellt wird, ob ich für das Augenlasern geeignet bin. Aber ich habe mich schnell umentschieden, als ich eine interessante Blondine mit Ornament-Tattoos unter dem Ohr und auf der Stirn gesehen habe. Sie stand an der Tür des überfüllten Busses und unterhielt sich mit einer Freundin. Ich saß auf einem Sitz und schaute ab und zu zu ihr hinüber. Die Freundin stieg an der Haltestelle Kopernikusstraße aus, wo ich eigentlich auch aussteigen wollte, um mit der Linie 6 zum Kröpcke zu fahren.

Als ich aber sah, dass sich die junge Frau auf einen Sitz gesetzt und ihre Kopfhörer in die Ohren gesteckt hatte, wollte ich noch ein paar Haltestellen weiterfahren, maximal bis zur Königsworther, wo ich in die Bahn zum Kröpcke umsteigen wollte.

Als die nächste Haltestelle «Königsworther Platz« angesagt wurde, drückte die Frau rechts neben mir auf den Halteknopf. Ich stand ebenfalls auf und ging zur Tür. Ich blickte zurück und war etwas enttäuscht, dass die Blondine immer noch auf dem Sitz saß und aus dem Fenster schaute.

Doch als sich die Tür öffnete, sah ich mit einem Seitenblick, dass sie plötzlich neben mir stand. Ich stieg aus und ging geradeaus auf den Zug zu. Die interessante Frau ging nach links in die andere Richtung.

Doch als ich die Treppe zum Zug hinunterging, machte es klick. Ich ging zurück und sah sie über die Ampel gehen. Ich folgte ihr und wurde von der roten Ampel gestoppt. Auf der Straße waren viele Autos, so dass ich sie nicht schnell überqueren konnte. Die Straße, der sie folgte, war gerade und ich konnte sehen, wie sie immer kleiner und kleiner wurde. Sie lief auf die Sonne zu, die mich mit ihren hellen Strahlen blendete. Schnell zog ich ein Bonbon von Fishermen $\&$ Friends aus meiner Jackentasche.

Endlich wurde die Ampel grün. Ich rannte über die Straße, überholte Passanten und sogar einen Radfahrer. Ich überholte sie ein Stück, um sie nicht von hinten zu erschrecken, und drehte mich zu ihr um. Sie blieb nicht sofort stehen, also ging ich einen Schritt zurück. Sie bemerkte mich.

»Hey«, sagte ich etwas außer Atem, »ich habe dich gerade im Bus gesehen, aber ich habe mich nicht getraut, dich anzusprechen«, ich holte kurz Luft, »aber dann, als ich ausgestiegen bin, hat es Klick gemacht und ich wollte dich finden«.

»Oh, du bist den ganzen Weg hierher gelaufen?«

»Ja, ich fand deine Tattoos im Gesicht sehr einzigartig.«

»Oh danke, wie heißt du?«

»Alexander, und du?«

»Julia«, antwortete sie und ich schüttelte ihre warme Hand. Wir lächelten uns an. Sie hatte ein großes Muttermal direkt am Kinn, das sie noch unverwechselbarer machte.

»Ich muss mich beeilen, können wir weitergehen? Musst du auch in die Richtung?«

»Nein, eigentlich nicht. Aber ich bin hier regelmäßig in der Bibliothek«, sagte ich und zeigte auf das Hochhaus hinter uns. »Hättest du Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?«

»Wir können gern einen Kaffee trinken gehen, aber ich habe bis 16 Uhr Schule oder Ausbildung. Ist es okay, wenn ich mich bei dir melde?«

»Na klar, ich lasse dir meine Nummer da und du kannst es dir überlegen.«

»Super.« Sie zückte ihr Handy und tippte meinen Namen als Kontakteintrag ein.

»Ich habe nicht aufgepasst, wie du heißt ...«, sie unterbrach mich und sagte »Julia«.

»Ach, Julia. Leicht zu merken. Den Namen vergesse ich nicht.«

»Wie ist deine Nummer?«, fragte sie und tippte die Nummer ein.

»0152… moment mal, ich muss sie kurz auf Russisch durchgehen«, sagte ich als sie die Vorwahl eintippte.

Mir fiel meine Nummer wieder ein und ich diktierte sie.

»Ich klingel dich mal an, dann hast du direkt auch meine Nummer«

»Super. Ich habe wahrscheinlich mein Handy aus.« sagte ich und dachte an mein Handy im Rucksack, das ich nicht rausholte.

»Macht nichts, meine Nummer bekommst du sowieso.«

Ich grinste.

»Was für eine Ausbildung machst du?«, fragte ich sie.

»Erzieherin«, erklärte sie.

»Oh, cool«, antwortete ich und dachte: »Dann kannst du auf unsere Kinder aufpassen«, ohne es natürlich zu sagen.

»Es war schön, dich kennen zu lernen, Julia«, verabschiede ich mich und reiche ihr noch einmal die Hand.

»Ja, so etwas passiert mir selten. Hat mich auch sehr gefreut«, lächelte sie und gab mir ihre warme Hand.

Wir gingen ein paar Schritte weiter, ohne den Blick voneinander abzuwenden.

»Und genieß die Sonne!«, rief sie mir noch nach.

Ich schaute in die Morgensonne, die hinter ihr aufging, und sagte

»Stimmt, Vitamin D tanken!« grinste ich »Machs gut, Julia!«.

Wir winkten uns zu.

Ich freute mich über meinen Mut und lief in die entgegengesetzte Richtung zum Bahnhof. Am Kröpcke suchte ich das Laserzentrum, um später nicht in Stress zu geraten, falls es irgendwie versteckt sein sollte und ich es nicht finden würde.

Danach bin ich wieder mit der Bahn zur Bibliothek gefahren, habe mich in den dritten Stock zu den Juristen gesetzt, habe meine Begegnung mit Julia in mein Tagebuch geschrieben und bin dann wieder raus zur HanoMacke, um einen Kaffee zu trinken und die Sonne zu genießen.

Vor dem HanoMacke stand Maxi mit ihrer Freundin. Meine Güte, Maxi sah sexy aus in ihrem kurzen grünen Kleid und den dunklen Strumpfhosen. »Hey Maxi«, rief ich ihr zu, als ich an ihr vorbeiging.

»Hey«, rief sie zurück.

Die Hafermilch war heute leer und ich habe leider normale Milch genommen. Vielleicht war es gut so, denn als ich den Kaffee draußen trank, merkte ich, dass er mit richtiger Milch nicht so gut schmeckte wie mit Hafermilch.

Ich stellte mich an einen kleinen Platz, der von der Sonne beschienen wurde. Neben mir stand die Studentin mit der Kapuze und den Kopfhörern in den Ohren, die vor mir in der Schlange stand, um einen Cappuccino zu bekommen.

Als ich kurz auf den Boden schaute, entdeckte ich etwas Glitzerndes auf dem Boden. Ich ging näher heran und fand einen goldenen Ring. »Ein Ring, um sie zu versklaven, sie alle zu finden, sie in die Dunkelheit zu treiben und für immer zu binden«, dachte ich.

Ich sah es mir genauer an. Er war mit kleinen Diamanten besetzt und gehörte wahrscheinlich einer Frau. Ich probierte es an. Leider passte er mir nicht. Ich streckte meinen Arm mit dem Ring in der Hand in Richtung der Studentin aus. Sie bemerkte meine Hand und nahm einen Kopfhörer aus ihrem Ohr.

»Deiner? Den habe ich hier auf dem Boden gefunden«, erklärte ich.

Sie schaute auf den Ring.

»Nein. Aber du kannst ihn in der HanoMacke abgeben. Vielleicht sucht ihn ja jemand.«

Das tat ich dann auch, nachdem ich den Kaffee ausgetrunken hatte. Als ich in die Bibliothek zurückkam, war ich erstaunt, wie kommunikativ, selbstbewusst und offen ich wurde, wenn ich nicht gerade von einer hübschen Frau abgewiesen wurde. Das ist mein ideales Ich, wenn ich mit meinem Leben hundertprozentig zufrieden bin. So sollte ich im Normalzustand sein. Und ich glaube, ich werde diesen Zustand erreichen.

Um 13 Uhr habe ich noch einen Kaffee getrunken. Um 13.45 Uhr hatte ich eine Augenlaser-Sprechstunde. Ich bekam einen Fragebogen zum Ausfüllen. Danach wurden meine Augen vermessen. Ich hatte nicht nur Kurzsichtigkeit, sondern auch eine leichte Hornhautverkrümmung.

Die Beraterin empfahl mir die Relex Smile Lasermethode. Ich habe zugestimmt. Es wird 5050 Euro kosten. Im Dezember gibt es eine Voruntersuchung. Und eine Woche später ist der Lasertermin. Dann am nächsten Tag und eine Woche später eine Nachuntersuchung.

Als ich nach Hause kam, stand Venessa vor der Tür. Sie wollte ins Möbelhaus, um ein Sofa für ihre neue Wohnung auszusuchen. Lina kam gleich nach mir. Ich schaute auf mein Handy.

Anna hatte sich gemeldet. Sie sagte, dass Donnerstag für sie gut wäre. In der Küche fragte ich Lina, ob sie mir einen Ort für unser erstes Date empfehlen könne. Sie empfahl mir eine Bar, den Lindwurm.

Am Nachmittag gab es ein WG-Casting: Es kam Thomas, der eine Ausbildung zum Psychotherapeuten anfängt und danach ein Online-Casting mit Dorte, die gerade in Schweden lebt und hier in Hannover als Umweltberaterin anfängt. Mit Thomas, der Computerspiele spielt, habe ich über meine Vergangenheit als Spieler gesprochen. Bei Dorte, die sich für die Umwelt einsetzt, habe ich meine Beziehung zu Jule betont, von der ich viel über Nachhaltigkeit gelernt habe.

Nach dem WG-Casting bin ich wieder nach Borsum gefahren, Julien hat mich abgeholt. Mama und Julien sind dann zu Julien gefahren, weil es von dort aus einfacher ist, morgen nach Berlin zu fahren. Mama will ihren russischen Pass verlängern lassen. Ich habe noch ein paar Toasts und zwei Frühlingsrollen gegessen.

Ich konnte nicht einschlafen, wahrscheinlich weil ich zwei Tassen Kaffee getrunken habe. Entweder muss ich das Koffein ganz weglassen oder es jeden Tag trinken, um meinen Körper daran zu gewöhnen. An einem Tag nichts zu trinken und am nächsten zu trinken, hat bei mir wahrscheinlich zu Schlaflosigkeit geführt.

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