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WIEDERGEBURT .
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LEBEN:

Leben ohne WhatsApp und andere Messenger. Weniger Werbung und Gesa die Fromme

16. Februar 2024. Ich wachte um 9 Uhr auf. Ich fühlte eine innere Leere. Könnte am Kaffee der letzten Tage gelegen haben oder am Fappen. Fand es auch komisch, mein Profilbild und meinen Status bei Whatsapp zu löschen und zu denken, dass ich bald kein Whatsapp mehr habe. Die innere Leere und das Bedürfnis nach körperlicher Nähe kann man kurz mit Masturbieren überbrücken. Vielleicht sollte ich feiern gehen und jemanden aufreißen? Bin aufs Klo und hab mir einen runtergeholt und an Jule gedacht. Danach war die innere Leere und das Bedürfnis nach Menschen und Party weg. Mir ging es gleich danach wieder gut. Natürlich nur kurz.

Ich habe mein MacBook Pro bei Ebay zum Verkauf angeboten.

Beim Frühstück habe ich eine arte-Folge »Whatsapp | Süchtig nach Dopamin« geschaut, um dieses WhatsApp-Entzugsgefühl loszuwerden. WhatsApp tut alles, um Menschen zu enthemmen. All die Dinge tun und sagen, die man sich in der Realität nicht trauen würde. Instant Messenger nutzt folgende Tricks aus, um mich danach süchtig zu machen (oder wie Vanessa sagen würde: Ich kann nicht ohne WhatsApp, da ich in Kontakt mit anderen bleiben muss):

  1. Physische Unsichtbarkeit (ich stehe nicht vor der Person und sage es ihr ins Gesicht).
  2. Asynchronität (nach dem Senden einer feindseligen Nachricht weglaufen, z.B. die Person blockieren oder nicht mehr antworten, Ghosting).
  3. Soliptistische Introjektion (z.B. ich stelle mir beim Schreiben mit Jule eine schöne Zeit mit ihr vor, was am Ende unserer Beziehung nicht der Realität entsprach).
  4. Dissoziative Imagination (Whatsapp ist für das Gehirn nicht real, es ist wie ein Videospiel).
  5. Minimierung der Autorität (mit dem Chef schreibt man wie mit einem Kumpel).

Whatsapp-Nachrichten sind wie eine Belohnung für das Gehirn. Die »Lesebestätigung« verstärkt den Effekt, dass man mehr auf Whatsapp geht. Man macht sich mehr Gedanken darüber, warum die Person nicht antwortet, obwohl sie die Nachricht gelesen hat.

Entweder wird Unnützes geteilt (irgendwelche lustigen Videos oder Sprüche von Oma) oder Fake News (sie nutzen den Restroff-Effekt: Wenn etwas vom Gewohnten abweicht, erinnert man sich eher daran). Das Problem mit Fake News ist vor allem, dass sie sich sechsmal schneller verbreiten als echte Nachrichten. Sie werden öfter geteilt, ohne dass man sich fragt, ob die Information überhaupt stimmen kann.

Und dann sind da noch die Gruppen, die mich noch mehr bei Whatsapp halten sollen und dazu kommt noch der Gruppenpolarisierungseffekt (in Gruppen gerät man schnell in eine Filterblase, genau wie bei Social Media). WhatsApp erzeugt quasi einen Tunnelblick auf die Welt.

Ganz zu schweigen von der Datensammelei von WhatsApp. WhatsApp muss nicht wissen, was du schreibst, sondern meine Verbindungsdaten, die ich mit WhatsApp teile: Telefonnummer, wann und wie lange ich telefoniere, Smartphone-Modell, meine IP-Adresse, mein Betriebssystem und dessen Version, Webbrowser-Daten, mein Akkustand, meine Whatsapp-Version, mein Mobilfunknetz, meine Sprache, meine Zeitzone, meine Cookies, meine Zahlungsdaten, mein Standort und so weiter.

Mit all diesen Daten lassen sich gute Geschäfte machen. Will ich das unterstützen? Auf keinen Fall! Grundsätzlich sollte ich alles vermeiden, was von profitorientierten Unternehmen kostenlos angeboten wird und darauf abzielt, mit meinen Daten zu handeln. Denn um möglichst viele meiner Daten zu sammeln, muss das Unternehmen alles daran setzen, mich möglichst lange in der App zu halten.

Nach dem Video und einer kurzen Pause habe ich meinen WhatsApp-Account und die App gelöscht.

Mit dem Bus um 11.18 Uhr nach Hildesheim. Fahre nach Hannover, um mein Essen zu holen, damit es nicht verdirbt und um vielleicht noch ein bisschen in der HanoMacke zu chillen. Vielleicht auch ein paar Frauen ansprechen und diesmal meine Emailadresse statt meiner Handynummer geben.

Als ich an der Haltestelle auf den Bus warte, merke ich am Rücken, dass der Rucksack mit dem neuen Laptop und Ladegerät spürbar leichter geworden ist.

Um 14.19 Uhr mit der S4 nach Hildesheim gefahren. Kekse zum Kaffee gekauft. Dann im Bahnhofsbuchladen ein Buch über Minimalismus durchgeblättert und beim Kapitel »Werbung vermeiden« auf die Idee gekommen, einen Adblocker zu installieren.

Um 16 Uhr war ich wieder in Borsum. Julien war kurz da. Wir haben zusammen Kaffee getrunken. Es war langweilig und die Wirkung der Masturbation von heute Morgen war schon lange verflogen. Ich hatte Lust, feiern zu gehen und hoffentlich jemanden kennenzulernen. Um 19:47 Uhr bin ich mit dem Zug nach Hannover zum Dax gefahren.

Bei einem Spaziergang traf ich am Kröpcke eine brünette Gesa. Sie wirkte unschuldig und schüchtern, aber irgendwie auch fromm. Ich vermutete, dass sie irgendetwas mit Literatur machte (alle Literaturwissenschaft-Studentinnen, die ich traf, waren wie Gesa, schüchtern und zurückhaltend). Ich lag nicht ganz falsch, sie studiert Germanistik und Werte und Normen auf Lehramt. Ich schlug ihr vor, heute zusammen tanzen zu gehen. Aber sie konnte nicht, weil sie mit ihren Eltern verabredet war, die heute Gesa in Hannover besuchen.

Danach habe ich mir noch einen Falafel-Döner gegönnt und bin ins Dax gegangen. Leider habe ich viel geraucht, da mich die Atmosphäre im Dax und die rauchenden Gäste jedes Mal dazu verleiten. Außerdem hatte ich Stress mit zwei Schwestern und einem Typen, der sie begleitete.

»Warum zeigst du meiner Schwester ein Herz?«, hat sich die Frau aufgeregt, »sie will das nicht«.

Ich habe ihrer Schwester mit den Händen ein Herz geformt, weil sie mich beim Tanzen die ganze Zeit angeschaut und angelächelt hat. »Wenn sie das nicht will, dann kann sie es mir selbst sagen, oder?«

Die aggressive Schwester ließ nicht nach. Ich auch nicht: »Ist es verboten ein Herz zu zeigen? Ich forme ein Herz mit den Händen wann ich will. Und du kannst es mir nicht verbieten.«

Sie hat mich so auf die Palme gebracht. Ich habe nochmal ein Herz geformt und durch die Gegend gezeigt. Dann kam ihr muskulöser Begleiter und ließ sein Testosteron an mir aus, indem er mich schubste.

»Reiß dich zusammen, Alexander«, dachte ich und spürte, wie Adrenalin und Wut durch meinen Körper schossen. »Ich will keinen Stress«, sagte ich zu ihm und sah ihm wahrscheinlich böse in die Augen, weil ich so wütend auf ihn war. Ich hätte ihm am liebsten für den Schubser einen Kizami-Zuki in seine Fresse gegeben.

Ich bin von ihnen weggegangen. Meine Laune war im Keller. Habe einfach mit meinem Spiegelbild im Joy getanzt, wo große Spiegel an der Wand hingen.


Gesundheitsanalyse:
  • Nahrung: 10:20 [ein Toast, drei Zwiebelbrote mit veganen Ersatzprodukten, Paprikasticks und Gurkenscheiben, ein Toast mit Marmelade], 16:40 Uhr [Borschtsch mit zwei Scheiben Zwiebelbrot, drei vegane Kokosplätzchen, zwei Toasts mit Marmelade], 22:00 Uhr [Falafeldöner].
  • Stuhlgang: 9:15 [dickflüssig, viel].
  • Körper: 6.5/10 [Schuppen, fühle mich ausgeruht].
  • Stimmung: 7/10 [Morgens: Innere Leere, wahrscheinlich wegen des Fastens und Kaffeetrinkens in den letzten zwei Tagen].

Learning: Der Ort, an dem man schlechte Gewohnheiten entwickelt, hat einen starken Einfluss darauf, ob man rückfällig wird oder nicht. In meinem Fall ist der Dax-Club ein starker Auslöser für das Verlangen nach Zigaretten.

Mikroveränderungen:

  • Ich habe meinen Instant Messenger (WhatsApp-Account) gelöscht und damit meine täglichen billigen Dopamin-Kicks reduziert, Zeit gewonnen und meine Privatsphäre verbessert. Ich hoffe auch, die Qualität meiner Beziehungen zu verbessern, da ich nicht mehr schnell etwas schreiben kann, sondern telefonieren muss.
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