Alexander Fufaev
Ich heiße Alexander FufaeV und hier schreibe ich über:

15. Januar 2024: Wochenarbeitsplan erstellen. Die lesbische Anna und Marie die Tierärztin

15. Januar 2024. Ich bin um 7.43 Uhr aufgewacht, weil jemand die Tür abgeschlossen hat. Ich fühle mich sehr motiviert. Will nicht mehr schlafen. Habe von Jule geträumt, wie sie mich nach Hude einlädt. Aber ich habe ihr gesagt, ich will nicht küssen, ich will nur Sex.

Bei meinem kurzen Morgensportprogramm (Situps, Liegestütze, Kniebeugen) habe ich mir nebenbei meine persönliche Affirmation angehört, die ich im nächsten Monat umsetzen muss.

Um 8.30 Uhr war ich in der Bibliothek. Mist. Ausgerechnet mein Schließfach war besetzt, obwohl alle anderen um mich herum offen waren. Ups, ein negativer Gedanke, schoss es mir durch den Kopf. Sofort wandte ich die Gedankenumkehrmethode an: »Ach wie gut, dass mein Fach besetzt ist, so kann ich mein Gedächtnis trainieren und meine Sachen in ein anderes Fach einschließen«.

Oben in der Bibliothek gab es nur einen Tisch, der von zwei Männern und einer Frau besetzt war, die auch am Wochenende immer am selben Tisch saßen und immer da waren, wenn ich da war.

Ich setzte mich an meinen Stammtisch und widmete mich der Erstellung meines Wochenarbeitsplans, den ich immer einhalten muss. Denn ich weiß bereits, dass man, um möglichst effizient zu sein, so wenig wie möglich von einer Aufgabe zur nächsten springen sollte. Also Multitasking vermeiden. Jedem Wochentag wird eine bestimmte Aufgabe zugewiesen.

Montag - bis 11.00 Uhr einen Physikartikel / ein Video erstellen. Bitte beachten: Zuerst lerne ich ein physikalisches Thema kennen (wenn ich es noch nicht gut kann). Dann schreibe ich einen Artikel darüber in einem Textprogramm (wird später ein eBook), dann übertrage ich ihn auf die Website, dann mache ich ein Video daraus. Nennen wir diesen Arbeitsablauf »Lektion erstellen«.

In der Pause bis max. 12:00 kann man z.B. essen, Affirmation hören, spazieren gehen oder einen Tee in der HanoMacke trinken. Danach geht es weiter mit »Lektion erstellen« bis 14:00. Danach folgt eine kleine Pause von maximal einer halben Stunde. Ab 14.30 Uhr wird bis 16.00 Uhr gearbeitet. Danach gibt es eine größere Pause bis 18 Uhr. In dieser Zeit wird gegessen. Ab 18 Uhr habe ich frei. Ich kann bis 21.00 Uhr weiter Lektion schreiben, aber ich kann auch ein Buch lesen oder Frauen ansprechen oder andere Dinge tun.

Draußen begann es heftig zu schneien.

Dienstag - Lektion erstellen (wie Montag)

Mittwoch - Lektion erstellen (wie Montag)

Donnerstag - Lektion erstellen (wie Montag)

Freitag - Der gleiche Ablauf wie bei »Lektion erstellen«, aber anstatt über Physik zu schreiben, schreibe ich über mein Leben, d.h. ich schreibe «Mein öffentliches Tagebuch« weiter oder erstelle persönliche Videos auf meinem Minimalismus-Kanal. Nennen wir diesen Aufgabentyp »Selbstmarketing«.

Samstag - Flexitag: Die nicht fertiggestellten Aufgaben erledigen (wie z.B. Buch zu Ende lesen) oder Selfcare-, Lesetag-, Spazier-, Reflexions-, Sex - , Ausflug-, Sport-, Familientag.

Sonntag - Pure Freizeit: Ein Selfcare-, Lesetag-, Spazier-, Sex - , Ausflug-, Sport-, Familientag.

Der Plan, den ich aufgestellt habe, ist nicht in Stein gemeißelt. Ich kann ihn an meine aktuellen Lebensumstände anpassen oder optimieren, wenn ich feststelle, dass ich durch eine Änderung noch effizienter arbeiten kann.

Außerdem habe ich mich beim Hochschulsport als Externer für einen Hatha-Yoga-Kurs angemeldet. Er findet samstags von 10:30 bis 11:30 Uhr statt. Ich habe mir extra einen Samstag ausgesucht, damit sich der Kurs nicht mit meinem Arbeitsplan überschneidet. Die 90 Euro sind es mir wert, etwas für meine Gesundheit zu tun und potentielle Freundinnen kennenzulernen.

Um 9.25 Uhr fängt mein Herz an zu rasen. Ein bisschen Angst. Ich habe die Brünette von damals gesehen, die sich ein paar Tische weiter gesetzt hat. Ich stehe auf und gehe zu ihr. Setzte mich neben sie auf einen Stuhl.

»Hey du! Du hast mich damals unten in der Bibliothek angelächelt.«

»Echt, ich kann mich nicht daran erinnern.«

»Es war auch im Sommer. Ich konnte dein Lächeln nicht vergessen.«

Sie lächelt.

»Wie heißt du?«

»Marie, und du?«

»Alexander.« Wir schütteln uns die Hände.

»Hast du Lust auf ein kurzes Kaffeedate um 11 Uhr in der HanoMacke?«

»Ja, warum nicht?«

»Perfekt. Ich hole dich um 11 Uhr ab.«

Dann ging ich an meinen Tisch zurück. An meinem Tisch saßen viele Frauen. Um 11 Uhr bin ich dann wieder zu Marie gegangen und wir sind zusammen in die HanoMacke gegangen. Wir haben Kaffee getrunken und auf dem Sofa ein Kennenlernspiel gespielt.

Sie studiert Tiermedizin und lernt gerade über die Fortpflanzung für das Staatsexamen. Sie wohnt mit zwei Typen zusammen. Mit einem ist sie sogar befreundet und sie netflixen zusammen auf ihrem Sofa. Als ich das hörte, dachte ich: Das würde ich auch gerne mit dir machen, Marie.

Unser Date dauerte etwa eine Stunde. Dann ist Marie wieder in die Bibliothek gegangen. Ich habe noch drei Bananen gegessen und bin dann auch wieder in die Bibliothek gegangen.

Im Aufzug begegnete ich einer blonden Studentin mit zwei Zöpfen, die enge, heiße Leggings und einen Pullover trug, der irgendwie fusselig war. Vielleicht hat sie ja ein haariges Haustier? Irgendwie traute ich mich nicht, sie anzusprechen, denn rechts von uns standen zwei riesige, bärtige Südländer mit Testosteron. Sie haben mich zwar nicht eingeschüchtert, aber meinen Mut ein wenig geschmälert.

Diese Feigheit meinerseits wird mich in den nächsten zwei Stunden konzentrierter Arbeit etwas belasten. Außerdem habe ich vergessen, ihr intensiv in die Augen zu blicken. Ich habe sie zwar angesehen, aber nicht so, dass sie merkt, dass ich sie begehre.

Es ist 13.06 Uhr. Ich merke, wie ich die Motivation zum Schreiben verliere. Aber bis 14 Uhr muss ich den Arbeitsplan durchziehen, koste es, was es wolle. Um 13:30 habe ich das Tensor-Kapitel über symmetrische und antisymmetrische Tensoren fertiggestellt. Aber bis zur Pause in einer halben Stunde quäle ich mich noch richtig.

Um 14.30 Uhr habe ich eine Pause im HanoMacke gemacht. Ich saß auf dem Sofa, trank Roiboos-Vanille-Tee und aß Brötchen. Vor mir saß auf dem Sofa nebenan eine Brünette mit schulterlangen Haaren, die sie immer wieder mit der Hand nach hinten strich. Sie schaute ab und zu auf ihr Handy und ab und zu in die Gegend. Ich überlegte, wo ich sie schon mal gesehen hatte. Während ich sie ansah, kaute ich an meinem Brötchen. Plötzlich trafen sich unsere Blicke. Für ein paar Sekunden sahen wir uns an. Sie war die Erste, die den Blickkontakt unterbrach. Sie lächelte mich nicht an.

Ich wusste nicht, wie ich ihr Verhalten deuten sollte. Ist sie interessiert oder nicht? Sie schien interessiert zu sein, aber auch nicht. Eine andere Studentin setzte sich auf das Sofa vor mir und versperrte mir die Sicht auf mein Objekt der Begierde.

Nachdem ich meine Brötchen aufgegessen hatte, nahm ich meinen bereits gezogenen Tee und ging auf sie zu, kniete mich vor die Sofalehne und zog ihre Aufmerksamkeit auf mich.

»Ich glaube, ich habe dich schon einmal in der Bibliothek gesehen«, sagte ich und sah ihr tief in die Augen.

»Das kann sein. Ich bin regelmäßig dort.«

»Wie heißt du?«

»Anna, und du?«

»Alexander«, wir schüttelten uns die Hände und ich wollte mich neben sie aufs Sofa setzen. Sie räumte ihre Sachen weg, so dass neben ihr noch Platz auf dem Sofa war.

Wir saßen ganz nah beieinander. Unsere Knie berührten sich. Keine Sekunde, außer wenn ich einen Schluck Tee trank, wandte ich meinen Blick von ihren funkelnden braunen Augen ab.

Während des Gesprächs berührte sie meine Schulter und lachte, als ich sagte: »Ich kann mir den Bart abrasieren, dann sehe ich wie eine Frau aus.«

»Ich bin superneidisch auf deinen Bart«, sagte sie und strich mir mit dem Finger über den Bart.

Anna war nämlich lesbisch. Sie erzählte mir, wie sie andere Lesben daran erkannte, wie sie gingen, sich benahmen und sich kleideten.

Ich, der Physiker, kam ihr gerade recht, denn sie suchte jemanden, der ihr einen Professor für ihre Masterarbeit empfehlen konnte, den sie über Physik und Philosophie befragen konnte. Ich empfahl ihr Prof. Frisch, meinen damaligen Philosophieprofessor, den ich im Wahlmodul hatte. Wir unterhielten uns etwa eine halbe Stunde.

»Ähm, ich kann nicht so lange Pause machen. Ich habe am Freitag eine große Präsentation für meine Masterarbeit. Und das Thema kenne ich noch nicht. Ich habe also noch viel zu tun«, lachte sie.

»Ich habe meine Pause auch überzogen«, antwortete ich und wir standen beide auf. Sie war etwas größer als ich, aber nur, weil sie schwarze Stiefel mit dicken Sohlen trug.

Sie breitete die Arme aus und kam auf mich zu. Wir umarmten uns ganz fest. Es war eine schöne, ehrliche Umarmung. Ich brachte meinen Becher zum Tresen zurück und winkte Anna noch einmal zu.

Um 15.11 Uhr war ich wieder im vierten Stock. Am Tisch vor mir stand eine Studentin, die mit dem Rücken zu mir saß, auf und ging weg. Eine andere Person nahm sofort ihren Platz ein. Ich schaute nach oben, um zu sehen, wer es war. Die Studentin drehte sich im selben Moment über die Schulter und nickte mir zu. Es war Anna von eben.

»Hey«, flüsterte ich ihr zu. Sie erwiderte mein Hey.

Wahrscheinlich hätte sie sich sogar zu mir gesetzt, wenn an meinem Tisch noch ein Platz frei gewesen wäre. Aber die Bibliothek war voll. Alle lernten für die anstehenden Prüfungen.

Der Mann, der vor mir saß, ging weg, um eine Pause zu machen. Jetzt konnte ich Annas Rücken sehen. Sie trug ein schwarzes Oberteil, das wie ein Hemd aussah, und eine interessante graue Leggings. Einen grauen Schal. Auf dem Fensterbrett stand ihre Plastikwasserflasche, ohne Etikett. Wahrscheinlich benutzte sie die Flasche regelmäßig. Auf dem Tisch lagen eine schwarze Maus und ein Kugelschreiber mit rotem Deckel und ein Stapel von drei Büchern, auf denen ein hellbraunes Etui lag.

Alles kommt mir vor wie in einem Traum. Es ist, als wäre ich von einem Tag auf den anderen ein völlig anderer Mensch geworden. Ich fühle mich wunderbar. Ich bin nicht überglücklich, aber ich fühle eine vollkommene Zufriedenheit.

Als die Uhr sich der 16 Uhr näherte, ab der ich Freizeit hatte, bemerkte ich, dass ich immer das Bedürfnis hatte, mich von den Menschen, die ich gerade kennengelernt hatte, zu entfernen.

»Was für eine schlechte Angewohnheit«, dachte ich. Das werde ich nicht tun. Ich bleibe sitzen. Die überzogene Pause muss ich sowieso ausgleichen. Also bleibe ich bis 17 Uhr. Erst dann bin ich in die Stadt gefahren, habe die restlichen 3 von 5 Frauen angesprochen und bei H&M eine perfekte Jogginghose entdeckt, die meine nervige, fuselnde ersetzen wird.

Um 9 Uhr ging mein Laptop aus. Vorher habe ich mir noch meine Affirmation angehört, um sie noch mehr zu verinnerlichen. Ich hatte heute alle Punkte erfüllt, die ich in der Affirmation erfüllen wollte. Ich bin stolz auf mich!


Gesundheitsanalyse:
  • Stuhlgang: 18 Uhr (fest, abends sehr stinkig und viele Püpse), 21 Uhr (fest, stinkig).
  • Essen: 11:50 (drei Bananen), 14:10 (Guave, Drachenfrucht-Smoothie), 14:15 (ein Kartoffelbrötchen, ein Dinkelbrötchen). 19:20 (Spinat mit Gurke, Leinsamen, Leinöl und Humus-überbackenen Erbsen von Rossman, danach ca. 300g Erdnussbutter). Körperliches Empfinden: Mmorgens ab und zu Bauchgeräusche. Augenringe. Abends etwas Übelkeit nach Erdnussbutter.
  • Stimmung: 9/10 morgens nach dem Aufstehen. 8/10 in der Bibliothek. 9/10 nach dem Date mit Marie. 10/10 nach dem Gespräch mit Anna.
  • Körperliche Veränderungen: Schuppen um die Augenbrauen.

Mikroveränderung: Jogginghose ersetzt. ENDLICH keine Fusseln mehr (leider doch), endlich kein Herausfallen von Gegenständen aus den Hosentaschen, endlich passt die Hose an der Taille.