Direkt zum Inhalt

Größenwahnsinn. Essen auf dem Boden. Meine erste Hanf-Unterhose. Holzbesen statt Plastikbesen. Zähne mit Fingern putzen? Fremde Menschen sind meine Kinder?

12. Oktober 2024.

Beim gestrigen Hören eines Podcasts über Traumdeutung habe ich erfahren, dass Carl Gustav Jung der beste Ansprechpartner ist, um Traumdeutung zu lernen. Er hat über 80.000 Träume analysiert. Wenn jemand etwas von Traumdeutung versteht, dann muss er das sein. Außerdem habe ich aus dem Podcast erfahren, dass man kurz vor dem Einschlafen eine Frage an das Universum stellen sollte, nämlich eine, auf die man eine Antwort braucht. Das habe ich um 22 Uhr, als die Downtime auf dem Handy angegangen ist, getan. Ich habe aus Neugier die Frage gestellt, was ich tun müsste, damit mein Tagebuch mich weltberühmt macht und ich ein Vorbild für Millionen von Menschen werde.

Ich versuche einzuschlafen…

Es kommt ein Gedanke auf: Das Schlafzimmer bei mir zu Hause in einen Raum der Spiritualität zu verwandeln. Den Gedanken spreche ich als Aufnahme auf das Handy.

Nächster Gedanke: Die Mikroveränderungen in meiner Vergangenheit (z.B. Zähne putzen ohne Zahnpasta) sichtbarer zu machen, indem ich sie auf die Tagebucheintragsliste setze, statt in die einzelnen Tagebucheinträge selbst.

Ich bin eingedöst…

Ich wache auf. Es ist 1:18 Uhr. Mein linkes Nasenloch ist verstopft, das kleine Kind der Nachbarin weint. Die Wände sind hier so durchlässig, dass man das perfekt hören kann.

Ich liege wach und denke an Sex mit Julia. Es törnt mich an. Der Sex mit Julia erfüllt alle meine sexuellen Fantasien, denke ich.

Es ist 1:20 Uhr. Ich lache über den kürzlich gemachten Kommentar von Julia: „Du riechst nach Knete“. Ich erinnere mich daran, wie ich unter meiner Achsel rieche, der Quelle des Knetgeruchs. Ich muss lachen.

Es ist 1:40 Uhr. Ich bin immer noch wach und bei mir kommt die Frage im Kopf auf: Wie schaffe ich es, alle Völker der Welt zu vereinen? Alle Kriege auf der Welt zu stoppen und die Spezies des Menschen vor der eigenen Selbstzerstörung zu retten?

“Alle Völker der Welt vereinen“, flüstere ich leise immer wieder diese Frage. Gänsehaut breitet sich über meinen gesamten Körper. Ich habe schon wieder fast das Gefühl, als würde ich eine Schlafparalyse bekommen. Aber nein, das passiert nicht. Ich bin noch wach.

Ich frage mich: Wie schaffe ich es, dass Putin meine Füße küsst und mich um Verzeihung bittet, als wäre ich Jesus und er die namenlose Prostituierte aus der Geschichte in der Bibel?

Diesen Gedanken darf ich auf keinen Fall in meinem Tagebuch schreiben, denke ich mir. Die Leute würden denken, ich bin größenwahnsinnig.

Es ist 2 Uhr. Ich bin immer noch wach.

„Mama, Mama“, schreit das Nachbarskind, als würde es vor etwas Angst haben.

Es hustet. Die Mama beruhigt das Kind.

Wieder breitet sich ein Schauer über meinen Körper aus. „Vereine die Götter“, blitzt ein Gedanke bei mir auf, als wäre das nicht mein Gedanke. „Ritual. Beschwöre deine Blitze. Zähme deine Kinder.“ Was sollen mir diese auftauchenden Gedanken sagen?

Ich denke daran, wie ich mit Julia im Arm lag und sie sagte: „Wenn du Frauen als Göttinnen bezeichnest, dann bist du ein Gott.“

Es ist 2:45 Uhr. Ich fühle mich wach und kann nicht wirklich einschlafen. „Besiege deine Angst.“, erscheint der nächste Gedanke.

Ein Piepen im Ohr. Es kribbelt im Kopf, ähnlich wie beim Poco Loco Festival, Tag zwei, beim Trance-Tanz am Abend.

„Vereine die Göttinnen. Besiege die Männer.“, Es kratzt am Hinterkopf, „Über Bewusstsein.“ Was soll mir all das sagen?

Ich bin aufgestanden und habe mich vor den Ganzkörperspiegel meiner Schwester gestellt. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich konnte die schwarze Silhouette meines Körpers erkennen.

„Die Spiegel sind die Zerstörer des Selbstwertgefühls“, habe ich gedacht.

Dann fiel mir der kürzlich geträumte Traum ein, in dem eine Frau hinter mir erscheint und meinen Kopf in den Spiegel drückt, sodass der Spiegel zerbricht.

Ich habe mich wieder ins Bett gelegt.

„Dune“, „al Gaib“ – was soll mir dieser Gedanke sagen? Soll ich mir etwa auch einen Spitznamen ausdenken?

Es ist 3:24 Uhr. Es ist einfach unmöglich einzuschlafen. Ich bin viel zu wach. Ich stehe auf, mache mir Ostfriesentee und Couscous, setze mich im Wohnzimmer an den Laptop und übertrage alles, was ich heute Nacht erlebt habe, in mein öffentliches Tagebuch.

Ich gehe ins Backend des Tagebuchs und ändere beim Steckbrief die Berufung vom „Schriftsteller“ zu „Prophet“.

Oh Mist, das fühlt sich nicht richtig an, denke ich mir. Wovor habe ich Angst? Egal, ich ziehe es jetzt durch.

Dann lösche ich das Sprechblasenbild aus dem Jahr 2023 von mir im Titel der Tagebucheinträge. Und ich ändere ein paar andere Kleinigkeiten.

Ich schaue auf das Handy. Eine SMS von Julia: „Ach ja, ich sollte dich noch daran erinnern: Hände weg vom Handy!“

Mist, daran habe ich mich nicht ganz gehalten, denn meine Gedankengänge heute Nacht habe ich auf das Handy gesprochen. Eigentlich sollte ich das nicht. Vielleicht deshalb konnte ich nicht richtig einschlafen?

Um 5:30 Uhr wurde ich doch müde und habe mich wieder ins Bett gelegt, während ich einen Podcast über gewaltfreie Kommunikation hörte und relativ schnell eingeschlafen bin.

Einige Stunden später…

„Hör auuuuf zu meckern“, höre ich von der Nachbarin, „Mein Gott, was schreist du so rum“, meckert die Mutter zu ihrem Kind.

Das ist wohl ein gutes Beispiel für keine gewaltfreie Kommunikation. Ich blicke auf die Uhr, es ist halb zehn, und stehe auf. Ostfriesentee trinken

Ich habe den Tag auf meinem sonnigen Balkon gestartet mit einem Ostfriesen Tee und Prechts Buch über Liebe:

  • “Richard Dawkins ist ein tief religiöser Atheist. Wie viele religiöse Menschen treibt in ein großes Bedürfnis nach Ordnung, nach Sinn und einer allumfassenden Erklärung“, schreibt Precht. Den Begriff „tiefreligiöser Atheist“ finde ich witzig.
  • Wirtschaftstheorie der Vererbung: Gene wollen sich erhalten. Da es in einem sterblichen Organismus nicht möglich, vererbt es sich an die Nachkommen. Nach Hamilton, Dawkins sind Menschen lediglich „Überlebensmaschinen“ für die Gene. 🧬
  • Was diese Wirtschaftstheorie der Vererbung nicht erklären kann, ist der freiwillige Verzicht auf Paarung, die es nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren gibt.
  • 1990er: Der komplizierte Prozess der Evolution lässt sich nicht allein durch die Gene erklären. Gene ist die Karosserie, aber nicht der Motor der Evolution.

Danach habe ich noch ein bisschen am Tagebuch getüftelt und ein Twig-File und einige CSS-Klassen entfernt. Einige Tagebucheinträge ins Englische übersetzt und die Vorteile des plastikfreien Lebens hinzugefügt.

Ich habe mich gefragt: Wenn das Zähneputzen mit einem feinen Baumwolltuch tatsächlich funktioniert, dann wäre die minimalistische Variante davon, das Baumwolltuch wegzulassen und stattdessen mit dem Finger auf die gleiche Weise die Zähne zu putzen. So entfallen Baumwolltücher, die ich regelmäßig waschen muss. Und ich bräuchte keine Zahnbürste mehr zu kaufen, weil ich eine Zahnbürste immer dabei haben werde.

Um diese Theorie zu überprüfen, muss ich Plaquetester besorgen und die verschiedenen Putzmethoden miteinander vergleichen. Sollte sich herausstellen, dass das Putzen mit dem Finger mindestens genauso gut ist wie mit einer Zahnbürste oder Baumwolltuch, dann werde ich meine Zahnbürste entsorgen und die Zähne nur mit den Fingern putzen. Die Zahnseide bleibt allerdings erhalten.

Ich habe eine neue AI entdeckt, nämlich Copilot von Microsoft. Das ist für mich eine gute Alternative zu ChatGPT, denn um diese zu nutzen, muss ich mich nicht wie bei ChatGPT registrieren. Ich bevorzuge Services, für die ich mich nicht registrieren muss. Daher probiere ich ein paar Tage Copilot aus. Sollte es mindestens genauso gut funktionieren wie ChatGPT, werde ich mein Konto bei ChatGPT löschen und auf Copilot umsteigen.

Um 12:00 Uhr bin ich zurück nach Hildesheim ins Wohnzimmer (Espresso House) gefahren. Bei einem Filterkaffee und einem belegten Brötchen habe ich die Fußgänger aus dem Fenster beobachtet.

„Kind, Kind“, sage ich und schaue jeden Menschen einzeln an und stelle mir vor, als wären sie meine Kinder – egal ob sie jünger oder älter sind als ich.

Es ist gar nicht so einfach, die Menschen als Kinder anzusehen, insbesondere, wenn es irgendwelche Draufgänger oder Männer in Adidas-Hose sind. Vielleicht sollte ich klein anfangen und erst mal nur die Obdachlosen als meine Kinder ansehen. Hat mich der Trance-Tanz vom 10. Oktober irgendwie verändert?

Ich habe bei Rossmann einen Holzbesen mit recyceltem Naturhaar gekauft. Dieser Holzbesen wird meinen Plastikbesen ersetzen. Das Coole ist: Ich kann den Kopf des Besens abschrauben und den Stock zum Kämpfen benutzen. 😄 Holzbesen mit Naturhaar

Jetzt sollte ich nur noch ein Kehrblech aus Naturmaterial finden, um meine Plastikschaufel zu ersetzen. Den Plastikbesen habe ich draußen zum Verschenken aufgestellt. Meine Sachen, die ich ersetze, werden schnell mitgenommen.

Die Plaquetabletten für den Prozess mit dem Zähneputzen mit dem Finger gab’s leider bei Rossmann nicht. Ich muss sie wohl woanders finden.

Ich bin dann noch zum Nazar Market gegangen, um das Paket mit dem Jutestoff abzuholen, auf dem ich dann am Boden statt am Tisch essen werde.

Auf dem Weg zum Nazar Market: Es sind 13° und es fühlt sich so warm an. An den Füßen sind 13° für mich mittlerweile wie Sommer.

Auf dem Weg zurück waren der Besen und der metallische Obstkorb, den ich ebenfalls zum Verschenken rausgestellt habe, bereits weg.

Ich habe die Küche mit dem neuen Besen gefegt und den Essplatz eingerichtet. Die große Pflanze aus dem Wohnzimmer, die zu viel Platz im Schlafzimmer braucht und weniger sinnvoll ist, habe ich in die Küche gestellt, um eine scharfe Ecke, die auf den Essplatz gerichtet ist, zu verdecken. Das Esszimmer befolgt jetzt, so weit es geht, die Lehre von Feng Shui. Minimalistische Küche mit Essplatz auf dem Boden

Ich habe das allererste Abendessen vorbereitet, dass ich um 18 Uhr auf dem Boden mit Julia essen werde. Auf dem Boden essen

Ich habe noch schnell die Wohnung geputzt und die neue Hanf-Unterhose angezogen. Ungefärbt und ohne Chemiebehandlung. Sie gefällt mir sehr. Bin gespannt, ob sie auch Julia gefällt. Naturfarbene Hanf-Unterhose


Heute bin ich dankbar:

  • Dafür, dass ich den Essplatz auf dem Boden eingerichtet habe. Ich liebe es, auf dem Boden zu essen!
  • Dafür, dass ich einen schönen Abend mit Julia verbracht habe.
  • Dafür, dass heute Morgen die Sonne da war und ich sie als Sonnenanbeter auf dem Balkon genießen konnte.