WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Essen nicht salzen. Stilles Wasser statt Sprudelwasser. Ketchup meiden. Anna aus Seattle
12. August 2023. Ein vielversprechender Samstag entfaltete sich vor mir. In der vierten Etage der Bibliothek nahm ich Platz, und vor mir saß Anna, deren Namen ich noch nicht kannte, aber dies sollte sich bald ändern. Kurze Shorts betonten ihren wohlgeformten Po, und ich versuchte beharrlich, Augenkontakt mit ihr herzustellen. Doch sie schaute immer nur geradeaus.
Als ich mich aufmachte, zum Brunchen zu Mascha und Tobi nach Hildesheim zu fahren, erblickte ich sie auf der Wiese vor der Bibliothek, wohl in einer Pause verweilend. Vorsichtig näherte ich mich ihr von vorn, wie ein Jäger, der ein scheues Reh nicht erschrecken möchte. Ich wusste, dass das Erschrecken einer Frau beim Ansprechen zu Ängstlichkeit führen könnte und das Gespräch abrupt beenden würde.
»Hey, du warst gerade meine Sitznachbarin«, sagte ich mit ruhiger, tiefer Stimme, als ich mich vor sie setzte. »Ich habe die ganze Zeit versucht, Augenkontakt mit dir herzustellen. Aber du hast mich nicht angeguckt«, fuhr ich fort.
»Oh, sorry, das war nicht meine Absicht. Ich war nur in Gedanken vertieft. Wie heißt du?«, lächelte sie.
»Alexander, und du?«, reichte ich ihr meine Hand.
»Anna. Und was machst du so?«, schüttelte sie meine Hand, und wir kamen ins Gespräch.
Ich erzählte ihr von meiner aktuellen Lebensgeschichte und davon, dass ich nun zum Brunchen zu meiner Familie aufbrechen würde. Anna, eine Doktorandin in Linguistik aus Seattle, war nur für einige Monate zu Besuch bei ihrer Familie. Als ich ihr vorschlug, mit mir auf ein Date zu gehen, teilte sie mir mit, dass sie einen Freund hatte. Aber einem »Bib Buddy« stand sie offen gegenüber. Ich hinterließ ihr meine Handynummer und fuhr nach Hildesheim.
Nach einem köstlichen, komplett veganen Brunch bei Mascha und Tobi fuhr ich mit meiner Mutter nach Borsum und blieb dort, da am nächsten Tag Lauri Geburtstag hatte. In Borsum vertiefte ich mich bei einem Dinkelkaffee in das Thema »Salz«. Es amüsierte mich, dass Karl Lauterbach sein Essen nicht salzte. Ich recherchierte die Gründe und erkannte, dass unsere westliche Welt übermäßig viel Salz konsumierte. Fast jedes Supermarktprodukt enthielt Salz, besonders in Brot, Käse, Konserven, Fertiggerichten und Tiefkühlkost. Ich beschloss, wie Karl Lauterbach, mein Essen nicht mehr zu salzen, und suchte nach Wegen, den Genuss ohne Salz zu finden. Meine Recherche ergab, dass sich die Salzrezeptoren auf der Zunge an geringeren Salzkonsum anpassen würden, und ich im Laufe der Zeit kleine Salzmengen schmecken würde.
Auf dem Weg vom Salzthema kam ich zu Ketchup, Mayo und Senf. Ich recherchierte die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Produkte, da ich in der Mensa ab und zu einen veganen Burger mit American Wedges aß. Im Kühlschrank überprüfte ich den Zuckergehalt im Ketchup und stellte fest, dass er viel zu hoch war. Da ich Eiweiß nicht mit Zucker in Form von Ketchup kombinieren wollte, um AGEs zu vermeiden, entschied ich mich, das Ketchup zu meiden. Ich überprüfte auch den Zucker in Senf, der gering war. Auch der Meerrettich im Glas enthielt wenig Zucker. Als ich die Tube mit Tomatenmark überprüfte, entdeckte ich genauso viel Zucker wie im Ketchup. Daher nahm ich mir vor, Tomatenmark und Ketchup zu vermeiden und stets Senf oder Meerrettich zu bevorzugen. Mayo gab es nicht im Kühlschrank.
Ich erfuhr auch, dass Kohlensäure im Sprudelwasser eine Säure ist, die Sodbrennen und Unwohlsein im Magen verursachen kann. Da der Magen meine Schwachstelle war, entschied ich mich, ihm Gutes zu tun und von nun an stilles Wasser dem Sprudelwasser stets vorzuziehen.
Am nächsten Tag begann ich das Buch »MODELS« von Mark Manson zu lesen, um meine Fähigkeiten im Umgang mit Frauen zu verbessern. Bereits in den ersten Kapiteln gewann ich zahlreiche Erkenntnisse. Eine wichtige Lehre war, keine langen Textnachrichten mehr zu verfassen, sondern stattdessen die Person anzurufen. So würde ich Missverständnisse vermeiden, die bei schriftlicher Kommunikation ohne die Klangfarbe der Stimme entstehen können. Textnachrichten sollten fortan nur für die Verabredung genutzt werden.
Während eines Spaziergangs durch die Borsumer Felder beschloss ich, mich für einen Kletter-Schnupperkurs beim Hochschulsport anzumelden, um eine neue Sportart auszuprobieren und meinen sportlichen Horizont zu erweitern. Beim Klettern hoffte ich, meine Höhenangst zu überwinden, und beim Schwimmen wollte ich meine Angst vor tiefem Wasser bezwingen.
Gegen Abend löschte ich die Trade Republic App von meinem Smartphone, um nicht in Versuchung zu geraten, sie zu öffnen. Den Zugriff auf mein Wertpapierdepot hatte ich auch am Laptop im Browser. Um sicherzustellen, dass ich die Downtime-Funktion auf dem Handy nicht ausschalten konnte, bat ich meine Mutter, ein Passwort einzurichten. Nur wer dieses Passwort kannte, konnte die Downtime-Funktion deaktivieren. Sie kam meiner Bitte nach und verriet mir natürlich nicht das Passwort.
Schließlich wagte ich noch ein Waschexperiment. Mein stinkendes Karate-T-Shirt begleitete mich nach Borsum, um es bei vierzig Grad ohne Waschmittelpulver zu waschen. Zwar roch das T-Shirt nach dem Waschen nicht mehr unangenehm, aber bei genauerem Schnuppern im Achselbereich konnte ich noch leichte Schweißgerüche wahrnehmen. Es war schade, dass es nicht vollständig geruchsfrei wurde, denn so hätte ich auf Waschmittelpulver verzichten können.
Mikroveränderungen:
- Ich salze mein Essen nicht mehr, denn zu viel Salz ist ungesund und kann zu Bluthochdruck führen. Dadurch vermeide ich auch Müll in Form von Salzverpackungen.
- Ich verwende Senf und Meerrettich beim Essen und meide Ketchup sowie Tomatenmark.
- Ich bevorzuge stets stilles Wasser statt Sprudelwasser.
- Ich habe keine Trading-App mehr auf meinem Smartphone. Die Verwaltung meiner Wertpapiere erfolgt ausschließlich auf meinem Laptop.