WIEDERGEBURT .
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LEBEN:
Umstieg vom Laptop auf Tablet. Rucksack-Optimierungen. Lydia und der Besuch in der Psychiatrie.
1. Juli 2024. Heute konnte ich die ganze Nacht durchschlafen, ohne von Matildas Klopfen auf dem Balkon geweckt zu werden. Auch das Frühstück mit Mama war endlich mal ohne Streit und ganz harmonisch. Mascha und Tobi sind schon in Griechenland und schlürfen bei schönem Wetter Cocktails.
Ich habe eine SMS von Nico bekommen, meinem alten Freund. Er will im Juli mit mir Eis essen gehen. Darauf freue ich mich sehr. Nico ist einer der wenigen Männer, bei denen ich mich wohl fühle.
Morgen hat Lena die Energiegöttin eine mündliche Prüfung. Ich habe ihr eine Email geschrieben, den Bezug auf den gestrigen Glückskeks genommen und ihr viel Erfolg gewünscht. Ich freue mich schon darauf, mit Lena barfuß durch den Wald zu laufen.
Nach dem Frühstück klingelt der Postbote. Mein iPad ist da. Heute ist also der Tag, an dem ich vom Laptop (Macbook Air) zum Tablet (iPad Pro) wechsle. Damit wiegt mein neues Arbeitsgerät statt 1240 Gramm nur noch 466 Gramm. Das ist eine Gewichtsreduktion von 62 Prozent! Jetzt geht es nur darum, sich zu gewöhnen, auf dem Tablet zu arbeiten. Und ganz viel zu üben.
Ich habe das Tablet ausgepackt und angefangen es einzurichten:
- Alle Daten vom Laptop auf das Tablet übertragen.
- Apps, die ich auf dem Handy benutze (z.B. Banking-App) auf dem Tablet installiert und auf dem Handy gelöscht.
- Die meisten vorinstallierten Apps auf dem Tablet gelöscht.
- Darkmode eingeschaltet.
- Homescreen und Sperrbildschirm schwarz und von allen Widgets und App-Icons bereinigt.
- Ich bin alle Einstellungen durchgegangen und habe alles ausgeschaltet, was ich nicht brauche oder was den Akku schneller leer macht.
Das Ladekabel des Tablets ist ein USB-C-Anschluss. Damit kann ich auch das iPhone 12 mit einem kleinen Adapter laden. So brauche ich das kurze Ladekabel für das iPhone nicht mehr und das separate Ladekabel für das MacBook fällt auch weg, da ich das MacBook verkaufe. So habe ich nur noch ein (leider weißfarbene) Ladekabel für alle meine strombetriebene Geräte, also für das Tablet, für das iPhone, für den Rasierer und für das Plasma-Feuerzeug.
Ab und zu ruft mich Matilda an. Sie würde sich freuen, wenn ich sie heute in der Klinik besuchen würde. Ich habe ihr versprochen, nach der Wohnungsbesichtigung in der Psychiatrie vorbeizukommen.
Nach dem Mittagessen mit Mama bin ich dann nach Hildesheim gefahren. Als ich in Hildesheim ankam, hatte ich noch etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit bis zur Wohnungsbesichtigung. Also schlenderte ich langsam in die Innenstadt. Ich hatte meine neue schwarze Hose an und auf dem Rücken meinen neuen Rucksack, in dem statt des Laptops das Tablet drin war. Die Hose werde ich wohl behalten. Auf dem Weg zum Bus hat es nämlich geregnet und jetzt ist die Hose schon wieder trocken. Mit meiner Jeans von damals wäre das undenkbar gewesen. Außerdem fühle ich mich in der neuen Hose sexy. Ich bin auch sehr froh über das geringere Gewicht hinten. Der Rucksackwechsel und der Wechsel auf das Tablet erleichtern das Gehen sehr. Das wird sich noch mehr bemerkbar machen, wenn ich sehr lange Strecken gehe.
Ich habe mich bei Tschibo draußen hingesetzt, eine Zigarette bei zwei älteren Damen geschnorrt (um mein Plasmafeuerzeug wieder auszuprobieren) und mir einen entkoffeinierten Cappuccino mit Hafermilch gegönnt.
Als ich meine Zigarette zu Ende geraucht und meinen Kaffee fast ausgetrunken hatte, ging eine rothaarige Göttin an mir vorbei. Wie schön sie ist, dachte ich und schaute ihr lange hinterher, bis ich sie nicht mehr sah. Gut, dann trinke ich den Kaffee aus und gehe in dieselbe Richtung. Und wenn ich sie wieder sehe, spreche ich sie an.
Ich habe also meine Kaffeetasse zurückgebracht und bin in Richtung Schuhstraße gelaufen. Ich schaue nach links und nach rechts und halte Ausschau nach dieser schönen Göttin. Und dann sehe ich sie tatsächlich. Sie steht vor einem Schaufenster und macht ein Foto von dem, was sich hinter dem Schaufenster befindet.
„Hey“, spreche ich sie an „ich hab dich da bei Tchibo vorbeilaufen sehen. Da habe ich mir gedacht, ich spreche dich mal an, wenn ich hier meinen Kaffee ausgetrunken habe und dich nochmal wiedersehe.“
Sie lächelt mich an.
„Und jetzt sehe ich dich hier vor dem Schaufenster stehen“, fahre ich fort und schaue hinter das Schaufenster. „Was machst du so?“, frage ich und schaue auf die Bilder, die dort hängen.
So kam ich in ein kurzes Kennenlerngespräch mit Lydia. Sie studiert Public Health. Sie ist also später dafür verantwortlich, dass mein Krankenkassenbeitrag sinkt. Sie kommt aus Hildesheim und malt gerne.
Wir gingen zusammen weiter in Richtung Schuhstraße. An der Ampel ist mir aufgefallen, dass sie einen goldenen Ring am Ringfinger trägt. Sie ist verheiratet, scheint aber nichts gegen Freundschaften zu haben. Ich gebe ihr meine Kontaktdaten, sie geht weiter zur Bibliothek und ich zur Wohnungsbesichtigung.
Gerade noch rechtzeitig stehe ich vor der Haustür. Ich schaue mir die Adresse noch einmal an, um sicher zu gehen, dass ich hier richtig bin. Die Haustür ist zu, ich warte noch ein wenig. Dann schaue ich noch einmal auf mein Handy und sehe, dass die Wohnungsbesichtigung erst morgen und nicht heute ist. Wie dumm von mir, denke ich. Aber wenn ich heute nicht nach Hildesheim gekommen wäre, hätte ich Lydia nicht kennengelernt.
Dann nehme ich den Zug und fahre in die Klinik, um Matilda zu besuchen. Als ich dort ankomme und mich auf den Eingang der Klinik zubewege, entfaltet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht. Ein alter Mann tanzt am Eingang. Als ich durch den Eingang gehe, höre ich auch einen anderen Mann mit sich selbst sprechen. Das ist also die Welt von Matilda. In dieser Gesellschaft ist sie eher normal.
Ich schaue mich links und rechts in der Klinik um. Im Foyer sitzen nur zwei junge Menschen. Ich frage sie, wo ich die Station 10 finde. Sie helfen mir, den Weg zu finden. Vor der Station 10 betätige ich die Klingel und warte. Eine männliche Stimme ertönt und fragt mich, was ich hier möchte. Ich sage, dass ich Matilda besuchen möchte. Er schaut im System nach und sagt, dass hier keine Matilda stationiert ist. Aber er empfiehlt mir, am Empfang noch einmal nachzufragen.
Ich gehe also zum Empfang und klopfe an der Glastür. Ein älterer Mann am Computer bemerkt mich und kommt auf mich zu. Ich frage ihn, ob Matilda hier stationiert ist und, wenn ja, wo sie zu finden ist. Er geht noch einmal zum Computer und lässt mich draußen warten. Dann kommt er zurück und sagt, dass sie zwar hier eingeschrieben ist, aber zurzeit nicht im Hause ist. Wahrscheinlich ist sie abgehauen. In der geschlossenen Anstalt können Patienten zwecks Brandschutz auf einen roten Knopf drücken und aus der Klinik fliehen. Wahrscheinlich hat Matilda genau das getan. Ich verdrehe nur meine Augen, sage dem Mann an der Rezeption Tschüss und fahre wieder nach Hause.
Da ich wegen des Regens nicht zu Fuß laufen wollte, bin ich zurück nach Hildesheim gefahren. Dort habe ich noch Sekundenkleber und eine Limo geholt und bin dann mit dem Bus nach Hause gefahren.
Zu Hause habe ich die Limo getrunken, das EM-Spiel Portugal gegen Slowenien geschaut und nebenbei meinen Rucksack minimalisiert. Ich habe das Logo „GOT BAG“ abgeklebt.
Dann habe ich eine Schlaufe, die vorne am Rucksack hängt, gekürzt und meinen Minikompass dran gehängt.
Als Nächstes habe ich die Anpassungriemen abgeschnitten, nachdem ich den Rucksack an mich angepasst habe. Damit sich der Rucksack beim Gehen, nicht mehr verstellt, habe ich sie mit Sekundenkleber befestigt.
Anschließend habe ich den Tragegriff oben am Rucksack abgeschnitten.
Jetzt ist es nicht mehr möglich, zu erkennen, dass der Rucksack von GOT BAG ist.
Mikroveränderungen:
- Umstieg vom Laptop auf Tablet. Damit habe ich nur noch ein Ladekabel statt zwei Ladekabel.
- Den Rucksack weiter minimalisiert: Das Logo abgeklebt, die Anpassungsriemen des Rucksacks abgeschnitten, den inneren Klettverschluss zum Laptopfach abgeschnitten, den Rucksackgriff abgeschnitten, den vorne hängenden Riemen gekürzt und mit Kompass versehen.
- Aufbewahrungsorte für Gegenstände im Rucksack optimiert.