Eine Bratwurst nach über 6 Jahren probieren. 370 Gramm Isomatte für alle Jahreszeiten. Internationale statt gesetzliche Krankenversicherung? Auf der Straße leben?

29. November 2024.

Kurz vor 9 Uhr wurde ich von der Nachbarin geweckt, die laut ihr Kind angeschrienen hat. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand so laut schreit. Die alleinerziehende Frau ist wohl sehr überlastet. Und das arme Kind wird auch Traumata in das Erwachsenenleben mitnehmen. Wahrscheinlich wird das Kind - nach der Bindungstheorie - ein unsicher vermeidender Bindungstyp sein.

Ich schaue am morgen nach dem Frühstück (mit Lachs) in den Spiegel und staune, dass ich trotz Winter keine Hautprobleme bekomme. Keine Schuppen um die Nase herum, keine an den Augenbrauen, keine trockene Gesichtshaut. Irgendetwas habe ich gemacht, das diese Veränderung bewirkt hat. Doch, was war das? Liegt es am Vitamin-D-Supplement, das einzige Supplement, das ich noch einnehme? Oder dass ich seit dem 10. Oktober 2024 nicht mehr den Körper geduscht habe? Oder dass ich seit dem 23. Oktober, die Haare - trotz Schwitzens - nicht gewaschen habe? Oder liegt es an der kompletten Akzeptanz des Körpers? Jedenfalls ist die Vorhersage der Tarot-Karten tatsächlich eingetreten! Das finde ich krass!

Im Café habe ich mir Gedanken über die internationale Krankenversicherung gemacht. Sie würde mich um die 100 Euro im Monat kosten, im Vergleich zu der gesetzlichen Krankenversicherung, die über 200 Euro, in meinem Fall als Freiberufler, kostet. Das ist einfach crazy! Dabei liegt das Einkommen deutlich unter der Armutsgrenze und ich muss so einen hohen Krankenkassenbeitrag zahlen. Bin echt dankbar, dass ich mit Bürgergeld diesen Beitrag stemmen kann. Doch, was mache ich ab Januar? Dann läuft das Bürgergeld aus und ich werde es nicht weiter verlängern. Die gesetzliche Krankenkasse könnte ich mir allerdings ohne Arbeit nicht leisten. Internationale Krankenversicherung?

Die einzige Bedingung, die ich für die Abmeldung der gesetzlichen Krankenversicherung brauche, ist eine Abmeldung des Wohnsitzes in Deutschland. Bei der dauerhaften internationalen Krankenversicherung darf ich mich allerdings in Deutschland maximal ein halbes Jahr aufhalten.

Nach dem Café bin ich zum Polarluchs gegangen und habe mich bezüglich der Isomatten beraten lassen. Ich wollte eine Isomatte, die für alle Jahreszeiten geeignet ist, so leicht wie möglich und kompakt ist. Die Verkäuferin hat mir NEOAIR XLITE NXT von Therm-a-Rest vorgeschlagen. Sie nutzt sie auch selbst und das ist die leichteste und kompakteste Isomatte, die sie im Sortiment hatten. Sie wiegt nur 370 Gramm, ausgebreitet hat sie die Länge von 183 Zentimetern und 51 Zentimetern Breite und das mit einem R-Wert von 4.5. Das heißt: Sie ist für eine Temperatur bis -17 Grad Celsius geeignet. Ich kann sie also auch im Winter draußen nutzen. Leider gab es sie nur in Farbe Gelb (das war früher meine Lieblingsfarbe). Jetzt brauche ich nur noch einen guten Schlafsack, dann bin ich für das Straßenleben, und grundsätzlich das Leben draußen, gerüstet. Bin ich dann ein High-Tech-Obdachloser?

Dann zum Weihnachtsmarkt nebenan. Ich wollte Langos mit Knoblauch essen. Doch dann schielte ich in Richtung des Bratwurststandes. Und dann habe ich es tatsächlich getan...

Eine echte Bratwurst mit Senf in einem Baguette. Ich habe mich auf die Bank gesetzt und reingebissen.

Sie schmeckt gut. Aber irgendwie habe ich sie mir leckerer vorgestellt. Ich finde vegane Würste leckerer. Und ich habe ein leicht schlechtes Gewissen, weil das Fleisch sicherlich aus der Massentierhaltung stammt. Ich will auf keinen Fall mit dem Fleischkonsum Massentierhaltung unterstützen. Für mich ist Massentierhaltung weiterhin ein Konzentrationslager für Tiere. Ich hole mir auf jeden Fall nicht noch eine Bratwurst.

Auf dem zurück habe ich eine Zigarette von einer älteren Frau geschnorrt. Sie hat mir erstmal ihre Lebensgeschichte erzählt. Ich habe mich bedankt und bin dann bei einem Straßenmusik stehen geblieben, um sein wunderbares Gitarrenspiel anzuhören.

Dann noch schnell eine Fleece-Decke für das misslungene Fenster geholt und mit dem Bus zurück nach Borsum. Mutti kommt heute wieder, also habe ich ordentlich gekocht, aufgeräumt und das Auto von ihrem Parkplatz weggeparkt. Ich habe extra darauf geachtet, keinen Krümel auf dem Boden zu hinterlassen, denn sobald sie auf einen Krümel drauftritt, verwandelt sie sich sehr schnell in einen Godzilla.

Heute schlafe ich das erste Mal im Auto. Mal schauen wie es sein wird. Bis morgen!

Ich bin heute dankbar:

• Dafür, dass ich jetzt verstehe, wie die internationale Krankenversicherung funktioniert.
• Dafür, dass ich in eine richtig gute Isomatte investiert habe.
• Dafür, dass Mutti mit guter Laune gekommen ist.
• Dafür, dass ich mich getraut habe, eine Grenze zu ziehen und mit Julia Schluss gemacht habe. Sie ist trotzdem ein wunderbarer Mensch! Aber wir passen nicht auf Dauer zusammen.

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